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Freitag. . N 47. 18 Juni 1869. Preis KWePerih-Zeiümg.M Postanstalten. ' Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zv Dippoldiswalde und /raucnstcin. verantwortlicher vedacteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 17. Juni. Wird es wohl für Jeden, der die Entwickelung des gewerblichen Lebens überhaupt, und insbesondere seiner Gegend, mit Inter esse beobachtet, nur erfreulich sein, wenn dasselbe in irgend einer Art einen neuen Aufschwung nimmt, wenn neue Etablissements entstehen, neue Verkehrswege ge schaffen werden u. s. w., so ist das Gegentheil davon gewiß ebenso schmerzlich. Wir müssen heute unfern Lesern von einem solchen Ereignisse berichten, das, wenn es unsere Stadt auch nicht unmittelbar berührt, doch immer unser Interesse erweckt, da es offenbar nicht ein getreten sein würde, wenn das auch von uns warm be fürwortete und unterstützte Eisenbahnproject durch das Weißeritzthal hätte zur Ausführung kommen können. Wir meinen die Einstellung der Arbeiten in dem Freiherrlich von Burgk'schen Walzwerke in Ober carsdorf. Die Kostspieligkeit der Achsenfuhren, so wie allerdings die zum Betriebe oft nicht ausreichende Wasserkraft, mögen wohl die Gründe gewesen sein, welche den Besitzer veranlaßt haben, dieses Filial seines größeren Hüttenbetriebes einzuziehen. Bereits seit längerer Zeit ist man mit dem Abtragen der Oessen beschäftigt, die Oefen sind bereits verschwunden, und bis spätestens Ende dieses Jahres werden sämmtliche Arbeitsmaschinen nach Burgk übergeführt sein. Die Gebäude, die zum Verkauf kommen dürften, würden zwar zur Einrichtung einer anderen Fabrik sich eignen und voraussichtlich dazu verwendet werden; aber immerhin ist es zu bedauern, daß durch diese Aenderung ein Beweis gegeben wird, wie die Hoffnung auf Erbauung einer Weißeritzthalbahn in noch nebelgrauere Ferne gerückt erscheint, als nach der bekannten Kammerverhandlung, wo unsere Petition der Regierung „zur Kenntnißnahme" empfohlen wurde. Doch darf uns das nicht verzagt machen; im Gegentheil müssen wir uns nun erst recht rühren; denn Rom ist nicht in Einem Tage gebaut worden, und bei der Eisenbahn nach Freiberg hat der alte Stadtrichter Sachse immer und immer wieder anbohren müssen, bis endlich Wille wurde! — Das von dem Turngau der sächs. Mittelelbe in diesem Jahre bei uns in Dippoldiswalde abzu haltende Gauturnfest wird nicht am 22. August, sondern bereits am 8. August (Sonntags) stattfinden. An ersterem Tage ist in Freiberg ein großes Gesangsfest. * Dresden. Mit dem nächsten Sonntag sollen die vom Musikchor des königl. preuß. Inf.-Regiment« Nr- 72 aus Thüringen veranstalteten Concerte auf dem Königstein wieder ihren Anfang nehmen. Das erste Concert ist zum Besten des Albertvereins bestimmt. Es ist nicht zu bezweifeln, daß der Königstein wie im vorigen Jahre seine Anziehungskraft üben, zumal auch diesmal die RegimentSkapelle von 40 Mann, nicht nur eine Bataillonsmusik von 9 Mann, concertiren wird. Pirna. Ein am 14. (Montag) aufgetroffenes Gewitter mit Schloßenwetter, das an »/i Stunden andauerte, verheerte die Fluren zwischen Königstein und Schandau, uud ist namentlich das Rittergut Prossen bei Schandau hart davon betroffen worden. Leipzig. Die „Sächsische Zeitung" unterhält ihre Leser wieder einmal mit der Nachricht, daß eben so, wie Preußen bei den Unruhen in Rumänien, Ungarn, Böhmen, Spanien, Italien, Griechenland rc. Haufen weis Geld ausgetheilt, es auch die Pariser Unruhen durch Geldspenden anzuzetteln gewußt habe! Ja, der „Sächsischen Zeitung" muß man es Dank wissen, daß sie eS herauSgebracht hat, weswegen im preußischen Staatssäckel eine solche Ebbe herrscht! Chemnitz. An dem vom 12.—14. Juni hier abgehaltenen dritten sächsischen Feuerwehrtag haben 86 bevollmächtigte Vertreter von 82 Vereinen theilgenommen. Altenburg. Zu dem am 27. Juni hier begin nenden 5. sächsischen Schützenfest haben die meisten Eisenbahnen bedeutende Fahrpreis-Ermäßigungen ein treten lassen. Berlin. Graf Bismarck, welcher den König auf seiner Reise nach Hannover und Bremen begleitet, wird am 18. oder 19. wieder hierher zurückkehren, um noch einigen Sitzungen des Zollparlamentes beizuwohnen. Der Schluß desselben wird in künftiger Woche erfolgen. Baden. Wie ernst die badische Regierung ihre deutsche Aufgabe erfaßt, ergiebt sich aus einer Rede, welche der Ministerpräsident Jolly kürzlich gehalten hat. Er sagte: „Wir wollen unser liebes badisches Land in die Gemeinschaft des werdenden deutschen Nationalstaate« einführen." Und er deutet unzweifelhaft auf den Nord deutschen Bund und Preußen hin. Mexiko. Der Generalconsul des norddeutschen Bundes, Herr von Schlözer, ist in Mexico feierlich empfangen worden. Präsident Juarez ertheilte dem selben am 7. Mai Audienz, und die freundschaftlichen Versicherungen, welche dabei ausgetauscht wurden, lassen für den deutschen Handel nur Gutes hoffen. Die vor« urtheilsfreie Art, mit welcher das Bundespräsidium diese diplomatische Verbindung wieder angeknüpft hat, verdient alle Anerkennung.