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sich bei llstündiger Arbeit täglich auf 24 Ngr. 2 Pf. Wohlverstanden ist dies aber nur der niedrigste Lohn satz, während es jedem Meister freisteht, geschicktem oder fleißigeren Leuten mehr zu gewähren, was ja schon im eigenen Interesse der Meister liegt, um sich tüchtige und zuverlässige Arbeiter zu erhalten. Auf die erwähnten Zugeständnisse hin hat denn auch schon ein großer Theil der Zimmergesellen die Arbeit wieder aus genommen, und man darf annehmen, daß in der nächsten Zeit auch die übrigen wiederkommen werden, um so mehr, als in der Gesellschaftskasse kein Geld ist und die anderweiten Quellen spärlich fließen. Der Strike wird demnach binnen Kurzem als beendet angesehen werden dürfen. — Das Leipziger Tageblatt berichtet aus Leipzig über eine Versammlung von Bäckermeistern, die am 2. Juni daselbst im Schützenhause slatlfand und in welcher namentlich Leipzig, Halle, Berlin, Eisleben und Waldheim vertreten waren. Herr Liebe aus Dresden berichtet über das neue Backverfahren von Horsford- Liebig. Gleichzeitig waren mehrere als wohlgelungen und äußerst schmackhaft bezeichnete Proben solchen Brodes ausgelegt. Besonder« Beifalls erfreute sich Bäckermeister Kochhann aus Berlin, welcher unter stürmisch beistim mendem Zurufe der Versammlung auösprach, daß es ihm eine wahre Befriedigung gewähre, sich im Kreise seiner Berufsgenossen einmal aussprechen zu können, daß er leider bekennen müsse, daß das Bäckergewerbe dasjenige sei, das noch auf dem Standpunkte vergan gener Jahrhunderte stehe, daß man nicht blos mangel hafte Methode, nein, daß man auch alte Einrichtungen habe, daß es an der Zeit sei, sich zu regen, um mehr dahin zu kommen, daß dieses Gewerbe nicht zurückbleibe. Man müsse den Gelehrten, die da Verbesserungen schaffen, nicht die Thür weisen: nein, man müsse ihnen die Hand reichen, Praxis und Theorie müßten zusammen stehen und auf dem fortbaue», was da bis jetzt geschaffen sei. Er verkenne nicht, daß die neue Methode noch ihre Mängel habe; aber warum solle man das Bad mit dem Kinde auöschütten und sie ganz verwerfen? Nach dieser mit allseitigem Beifall aufgenommenen Rede ging aus der Mitte der Versammlung der Antrag auf Bil dung eines Bäckervereins hervor, der es sich zunächst zur Aufgabe mache, mit Gelehrten in Vernehmen zu treten, um mit diesen auf Grund des vorhandenen Materials zur Vervollkommnung des Bäckergewerbeö weiter zu bauen. — Zur Landes-Jmmobiliar-Brandversicherungs- Anstalt Hal die Stadt Leipzig in den letzten 10 Jahren 683,000 Thlr. an Beiträgen zahlen müssen, wogegen die für Brandschäden empfangenen Entschädigungen sich nur auf 42,411 Thlr., mithin 6^/4 °/o des Gezahlten, belaufen. Berlin. Das Zollparlament ist nun auch eröffnet worden. Die zur Eröffnung vom Präsidenten Delbrück gehaltene Rede ist fast noch geschäftsmäßiger, wie die letzten Thronreden zur Eröffnung und Schließung der preußischen und Norddeutschen Parlamente. Ohne jeden rhetorischen Aufschwung wird aufgezählt, was seit dem Schluß des letzten Zollparlaments für die Zoll vereins-Gesetzgebung geschehen und was noch in dieser Beziehung zu thun ist, und wenn zum Schluß gesagt wird, die Aufgaben der beginnenden Session seien mannig faltig, so ist dies wohl nur eine wider Willen mit unterlaufene Floskel, da als Gegenstände der Berathung nur die Revision der Zollgesetzgebung, des Zollvereins tarifs und ein neues Zuckersteuergesetz bezeichnet werden. Bei Erwähnung der letzten Vorlage wird auch zart auf die vielberufene Steuerfrage hingewiesen, ohne daß bestimmte Verheißungen gemacht werden. Ebenso trocken geschäftsmäßig wie die Eröffnungsrede wird voraussichtlich auch die Session selber verfließen, deren Dauer man, auf höchstens drei Wochen schätzt. — Zum Präsidenten wurde Simson, znm 1. Vicepräsidenten Hohenlohe, zum 2. Vicepräsidenten Ujest wiedergewählt. Vermischtes. Lor einiger Zeit wurde ein Barbier vor das Polizei gericht in Paris citirt unter der Anklage, lärmende Gäste nach Mitternacht beherbergt zu haben. Der Barbier replicirte: „Dieser Hr. Merlon, welcher dort als Zeuge sitzt, trägt allein die Schuld; er behauptet, keine andere Zeit zu haben, um sich rasiren zu lassen." Präsident: „Das ist aber kein Grund, um die öffentliche Ruhe zu stören; es ist in Ihrer Barbier stube nach der Zeugenaussage so geschrien worden, daß Alle, die es hörten, einen Mord befürchteten." Zeuge Merlon: „Er rasirte gerade, und das ist ziemlich dasselbe." Präsident: „Haben Sie denn selbst, Zeuge Merlon, so furchtbaren Lärm gemacht?" Merlon: „Natürlich! der Mensch hat miä> fürchter lich geschnitten. Sehen Sie hier!" (Er zeigt aus eine be deutende Schmarre in seinem Gesicht.) Barbier: Tas ist wahr, ich that es aus Versehen." Merlon: Wollen Sie etwa damit sagen, daß Sie gar nicht die Absicht hatten, mich zu schneiden?" Barbier: „Das will ich nicht behaupten; so tief aber wollte ich nicht schneiden, gewiß nicht!" Präsident: „Aber Sic wollten ihn doch verletzen?" Barbier: „Selbst verständlich, Herr Präsident! Ich muß doch aus den Vortheil des Geschäfts sehen." Präsident: „Sprechen Sie deutlicher!" Barbier: „Die Geschichte liegt so: Hr. Merlon ist, was wir so zu sagen pflegen, ein fauler Kunde. Pardon, Hr. Merlon, wenn ich hier offen sprechen muß! Mehr als einmal ist es vorgekommen, daß er mich, wenn er endlich zahlte, über's Ohr gehauen hat. Hatte ich ipn zwölfmal barbirt, so meinte er, es wären nur sechsmal, und ich halte den Verlust an Zeit, Rasirmesser rind Seife. Was thun? Die Sache war ziemlich einfach! Jedesmal, wo ich ihn wieder rasirte, schnitt ich ihn einmal leicht in die Backe. Auf diese Art zählte ich ihm einfach die Schrammen vor, wenn er zahlen wollte. Das letzte Mal aber — nun, Herr Präsident, es kommt ja mal vor, daß man etwas getrunken hat — machte ich meinen Kerbstrich zu derb, und da brüllte er denn, daß die ganze Nachbarschaft zusammenkam!" Unter allgemeinem Gelächter wird der Verklagte zu Geldstrafe verurtheilt und vom Präsi denten mit der Mahnung entlassen, künftig sich ein anderes Kerbholz zu erfinden. Getreide-Preise. Name» der Orte. Dalum. Preis. Weizen llogge» Gerste H-ser Lrdsen D Dresden. ZI.Mai von bis b 5 15 4 4 5 10 3 4 5 2 3 13 10 — Bautzen. A.Mai von bis 5 5 1b 4 4 2 7 3 3 20 22 2 2 17 22 4 b 20 20 Pirna . . 29 .Mai (von bis 4 4 2 7 3 1b 2 2 26 28 4 12 Roßwein. I.Jun. von bis b b 4 4 5 7 3 3 17 20 2 2 1b 17 — — Chemnitz. 2.Jun. von bis 4 5 20 20 4 4 7 20 3 3 10 20 2 2 17 2b 4 5 25 10 Radeburg 2.Jun. von bis 5 5 10 4 4 8 10 3 3 20 24 2 2 20 26 — —.