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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. WePerih-Zeitimg. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg- Amts- and Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemtcr und Stadträthe zu Dippoldiswalde und /rauenltein. verantwortlicher Ue-acteur: Lari Lehne in Dippoldiswalde. Monats-Bericht. Die allgemeine Lage hat im Monat April einen vorwiegend friedlichen Charakter angenommen, und wenn nicht hie und da in Frankreich mit dem Säbel gerasselt worden wäre, so könnte man sogar sagen, daß eine länger dauernde Friedensepoche in Aussicht stehe. Zu diesen! Vertrauen vermögen wir uns indeß nicht eher aufzuschwingen, bis durch größere Beurlaubungen rc. thatsächliche Beweise für garantirte Friedensaussichten vorliegen werden. Nach einer weit verbreiteten Ansicht wird der Ausfall der im künftigen Monat stattfindenden Wahlen in Frankreich maßgebend für die Haltung des französischen Cabinets in den auswärtigen Angelegenheiten sein; es wird sich daher sehr bald zeigen, ob die gegenwärtige, den: Frieden offenbar günstige Strömung auf Bestand zu rechnen hat oder nicht. Was unsere vaterländischen Angelegenheiten betrifft, so bieten die Verhandlungen des Reichstages mehrfach Momente von allgemeinem Interesse. In sonderheit gab der Antrag auf Einrichtung von Bun desministerien, den! Bundeskanzler Grafen Bismarck Anlaß zu einer bedeutsamen Aussprache über die weitere Entwickelung der deutschen Verfassungsfrage. Zugleich fanden hierbei die Parteien Gelegenheit, ihre Kräfte zu messen, und zeigte sich hierbei ein wenn auch kleines, numerisches Uebergewicht der nationalen Partei. Die Berathungen über das Bundes-Gewerbegesetz sind im Laufe des Monats ziemlich zu Ende gediehen, und cs steht zn hoffen, daß eine Vereinbarung mit den Bundesregierungen erfolgen und dieses wirtschaftlich bedeutsame Gesetz bald Eigentlmm des gesummten norddeutschen Bundes sein wird. Für unser Heimathland sind am Schluffe des Monats noch die Landtagswahlen und zwar für den 4. Juni ausgeschrieben worden. Der Mai wird uns daher jedenfalls eine lebhafte Wahlagitation bringen. Obwohl das Bezirksbannrecht weggefallen ist, so werden doch die meisten Candidaten aus den Wahlbezirken selbst hervorgehen. Unter gegenwärtigen Verhältnissen, wo es an politischer Erregung fehlt, werden voraussichtlich die localen und Bezirksinteressen, vorwiegend die Eisenbahnfragen, bei der Auswahl und Aufstellung der Candidaten eine Rolle spielen, und es läßt sich nicht leugnen, daß sich für Vertretung der artiger Interessen vorzugsweise Leute eignen, welche mit den einschlagenden localen Verhältnissen hinreichend bekannt und mit den Wünschen und Strebzielen ihres Bezirks verwachsen oder doch dafür erwärmt und be geistert sind. Freilich wird man die diversen Wünsche nach Eisenbahnban aus Staatsmitteln für eine längere Reihe von Jahren quittiren müssen, während das Privat capital sich in der Regel nur großen Linien znwendet, deren Rentabilität jeder Laie u priori einsieht. Zu diesen Linien gehören die Projecte Pirna- Dux, — Müglitzthal-Dux, — Frauenstein-Dux jeden falls nicht, zumal die oberen Partien des großen böh mischen Kohlenbeckens durch die Annaberger und Olbern hauer Linie, die unteren durch Elbe und Bodenbach- Dresdner Bahn bereits Abzugscanäle haben, resp. in nächster Zeit erhalten. Unter diesen Umständen wäre es recht erwünscht, wenn wenigstens die genannten drei Projecte unsres Bezirks sich nicht gegenseitig Concurrenz machten. —r. Tages geschieh te. Dippoldiswalde, den 3. Mai. Nach §. 31 der KirchenvorstaudS-Ordnung haben sich Abgeordnete der einzelnen Kirchenvorstände und die Geistlichen (auch die nicht Mitglieder der Kirchenvorstände sind) alljährlich zu einer sogenannten Diöcesan-Versammlung zu vereinigen. Nach einer Verordnung des kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, welche dasselbe an die Kreis-Directionen erlassen hat, soll die heurige Diöcesan-Versammlung wo möglich in der ersten Hälfte des Jahres in jeder Ephorie abgehalten werden. Diese Diöcesan-Versammlung soll den einzelnen Kirchenvor ständen eine Anregung zu lebendigem Wirken innerhalb ihrer localen Verhältnisse sein; sie soll überhaupt die Theilnahme an den allgemeinen kirchlichen Angelegen heiten wecken und die künftige Landesshnode vorbereiten. Dieser Verordnung nachzukommen, regt man sich denn jetzt in allen Ephorieen, und haben bereits in einigen derartige Versammlungen stattgefunden, in anderen sind sie in der Vorbereitung begriffen. Von den Ephoren sind Aufforderungen an die Kirchenvor stände, oder an geistliche Specialconferenzen, wohl auch an bloße Vertrauensmänner zu Vorberathungen und Formulirung von Anträgen, die jenen Diöcesanversamm- lungen zur weiteren Berathung vorgelegt werden sollen, ergangen, und hat man derartige Vorberathungen hier und da abgehalten. Ob die dabei als Vorlage für die Diöcesanversammlung gestellten Anträge geeignet sind, ein regeres Gemeindeleben zu befördern, werden die Versammlungen selbst zeigen; bis jetzt haben wir von irgend bedeutenden Anträgen Nichts gehört. Nur in einigen Diöcesan-Bersammlungen beabsichtigt man, die wichtige Frage wegen Abschaffung der Patronate auf die Tagesordnung zu bringen, welche Frage namentlich durch den Uebertritt des Fürsten von Schönburg zur