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Freitag. «r. 32. 23. April 1869. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalteu. WeZßerih-Ieitung Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg- Amts- und Artige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträlhe zu Dippoldiswalde und Frauenstein. Vergntworllichcr ürd.ictciir: Carl Ich ne in Dippol di sw aide. Tagesgefchichte. Dresden. Unser König reiste in dieser Woche nach Prag, zum Geburtstag des Kaisers Ferdinand, später nach Brandeis. Prinz Georg begab sich nach Karlsbad, seine Gemahlin auf ihre Villa bei Hosterwitz. — Einem Artikel in der Zeitschrift des Statistischen Bureau zufolge haben in den Jahren 1864—1867 38 Städte eine absolute Verminderung in ihrer Civil- einwohnerschaft erlitten (darunter Johanngeorgenstadt infolge des Brandes eine solche von 1340 Seelen oder 35,8i Proc.); eine Stadt ist auf der früheren Ziffer stehen geblieben, 66 Städte sind um 9, 33 um 5—10 Proc., 5 um m-hr als 10 Proc. gewachsen. — Der Uebertritt des Grafen v. Schönburg zur katholischen Religion hat den Kirchenvorstand zu Glauchau zu einem ganz entschiedenen Proteste gegen die Fortdauer des gräflichen Patronats über evangelische Kirchen veranlaßt. Der Protest ist in einer besondern Denkschrift enthalten, welche von dem Superintendenten vr. Otto, dem Archidiakonus Engelmann, Stadtver ordnetenvorsteher Adv. Clauß, Stadtrath Stauß, Weber meister Lippold rc. unterzeichnet ist. — In gegenwärtiger Lotterie ist das große Loos von 150,000 Thlrn. auf Nr. 39488 in die Hauptcollecte von Nitzsche in Schneeberg gefallen, der alle 4 Viertel davon besitzt. Freiberg. Die auf der neuen Bahn Dresden- Freiberg-Chemnitz aufgegebenen Güter sind mit den jetzt vorgeschriebenen Zügen auf dem einen Gleise nicht zu bewältigen. Man erwartet sehnsüchtig die Vollen dung des zweite» Gleises und die Einführung des neuen Fahrplans, nach welchem täglich 35 Züge die Strecke passiven werden. Chemnitz. Am 17. wurden auf dem Wochen markte an 40 Stück eingefangene und zum Verkauf feilgebotene Singvögel polizeilich mit Beschlag belegt, weil das Einfangen derselben innerhalb der gesetzlichen Schon- und Hegezeit verboten ist. Die Vögel wurden in einem Garten wieder freigelassen. Leipzig. Hier feierte am 20. April die bekannte Firma Ferdinand Fli lisch (Papierhandlung rc.) das Jubelfest ihres 50jährigen Bestehens. — Die Messe nimmt noch den erfreulichsten Fortgang. Berlin. Die Rede des Herrn Slaatsministers v. Friesen bei Gelegenheit der Verhandlungen über die Errichtung der Bun des Ministerien hat hier einen außerordentlich günstigen Eindruck gemacht. In der Uebereinstimmung desselben mit den Ansichten des Grafen Bismarck, der auch erst die gegebene Verfassung ausgebaut und befestigt sehen will, erblickt man die sicherste Gewähr für das Gedeihen des Bundes. Man darf im Uebrigen annehmen, daß viele Abgeordnete, welche sich für die Bundesministerien aussprachen, nur im Ausdruck eine Abweichung von den Gesinnungen des Herrn Ministers abweichen und daß sie gleich ihm der sächsischen Regierung nicht unnöthig Rechte entziehen wollen. — Der Bundesrath des deutschen Zoll vereins ist zum 28. April nach Berlin einberufen. — Der Reichstag erledigte in den letzten Tagen wieder ein gutes Stück der Gewerbeordnung. — Die Berliner Zimmergesellen haben eine iheilweise Arbeitseinstellung begonnen, weil dis Meister ihnen den geforderten höhern Lohn (von täglich 1 Thlr.) nicht gewährten. Bei einer Versammlung am 19. kam eine Einigung nicht zu Stande, und hofft man dies in einer solchen der nächsten Tage. Wien. In der Ernennung des Grafen Taaffe zum Ministerpräsidenten, welche eben so gut schon vor 6 Monaten hätte erfolgen können, liegt das Ge- ständniß der Rathlosigkeit der jetzigen Regierung aus gesprochen. Die Ansprüche der Czechen und Polen auf eine Föderativregierung bleiben vorläufig unberücksichtigt. Graf Beust wird nach dem Muster Frankreichs nunmehr auch eine Friedenspolitik verfolgen. — Das Ministerium soll nicht geneigt sein, das vom confessionellen Ausschüsse ausgearbeitete Gesetz über die Einführung der Civile he anzunehmen. — Man will statt der bisherigen Gold-Kronen und halben Kronen künftig Golemünzen zu 8 Gulden (—20 FrcS.) und 4 Gulden (—10 FrcS.) ausprägen lassen. Paris. Die Politik des Friedens, welche die Regierung einzuhalten erklärt Hal, indem sie u. A. versprochen, die deutschen Angelegenheiten ihre Wege gehen zu lassen, wird von der friedliebenden Masse des französischen Volkes allgemein gebilligt und bei den be vorstehenden Wahlen für die Landesvertretung der Re gierung sicher viele Stimmen zuführen. Italien. Im Staatshaushaltetat für 1870 sind die Einnahmen mit 914, die Ausgaben mit 1024 Mill. Lire aufgeführl; das jährliche Deficit beträgt also 110 Millionen. — König Victor Emanuel und Prinz Napoleon werden in diesen Tagen in Neapel zusammen treffen. Von der Begegnung des Königs mit dem Kaiser von Oesterreich verlautet jetzt nicht« Näheres.