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Ur. 21. 12. M«r_; 18«9. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis pro Quartal WHerih-Zeckmg. ZG. Amls- Md MMk-Ml dir FSmubchk« Grnchls-Imler Md Stadlräldk M Kippoldiswaldr Md /raucnsiri«. vtruniworllichkr tirductrur: Earl Lehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Für die am nächste» Montag ftatlfiudende engere Wahl eines Abgeordneten, die zwischen den Herren Hosrath Ackermann und Advocat Siegel stattzufinden hat, ist die Agitation keine ge ringere, als bei der Wahl ain 1. März. Jede Partei scheint siegesgewiß zu sein. Die national-liberale Partei hat einen Aufruf erlassen für die Candivatur Siegelns (s die Inserate in heutiger Nr. dieses Blattes); die Arbeiter für ihren Fritz Mende; Seiten der Conserva- tiven erläßt Herr Rittergutsbesitzer Friedensrichter Otto auf Naundorf, der bei der Wahl am 1. März, was wir hiermit ergänzend Nachträgen, die ansehnliche Zahl von 1141 Stimmen erhielt, einen Aufruf für Herrn Hofrath Ackermann, der ebenfalls in dieser dir. unseres Blattes abgedruckt ist. ' ° Dresden. Man ist natürlich hier äußerst ge spannt auf de» Ausgang der Reichstagswahl im 6. Wahlbezirk; aber auch anderwärts ist die Theilnahme dafür lebendig. So liest man im Meeraner Tageblatt: „Advocat Ehsoldt, einer unserer angesehensten Männer im Lande, und Gutsbesitzer Fahnauer auf Boblitz, das wackere Oppositionsmitglied in unserer Zweiten Kammer, können schon in den nächsten Tagen ihre Vertreterpflicht in Berlin erfüllen; ob die Herren Siegel und Ackermann zu Dresden ihnen folgen werden, kann man heute noch nicht wissen. Hofrath Ackermann wird bei der Nach wahl Unterstützung finden; aber auch dem Advocat Siegel wird sie nicht fehlen; und es ist besondes vom Adv. Schaffrath, dem abgetretenen Reichstagsabgeord neten im 6. Wahlkreise, zu erwarten, daß er seinem Freund Siegel, der ihm viele und ersprießliche Dienste geleistet und ihn als Lolksmaun gepriesen, nicht im Stiche lassen, sondern mit allem Eifer seine Wahl unterstützen wird." * Frauenstein. Die Ergänzungswahl für unfern Wahlkreis, der außer Stadt und Gerichtsamtsbezirk Freiberg die GerichlSamtsbezirke und Städte Brand, Frauenstein, Oederan und Hainichen umfaßt, ist eben falls, wie im 6. Wahlkreise, die engere Wahl auf den 15. März ausgeschrieben. Ein von Freiberg aus auch hier verbreitetes Flugblatt, überschrieben „Zur Reichs- tagöwahl," spricht für die Candidatur des Stadtrath Krüger in Freiberg*), und sagt u. A.: „der Abgeordnete müsse, mit gründlichen Kenntnissen ansgc- rüstet, ein warmes Herz für die Wohlfahrt des Volkes, für die *) Das auch hierher gelangte Blatt (ohne jede Unterschrift) spricht nicht so an, als der von zahlreichen Autoritäten Freibergs und derUmgegend unterschriebene, ebenfalls fürStadtrath Krüger wirkende und in heutiger Nr. d. Bl. abgcdrncktc Aufruf. D.Rcd. freiheitliche Entwickelung der bundesstaatlichen Einrichtungen, festen Misten und Ausdauer, eine fleißige und geschickte Hand, sowie Takt im Verkehre mit Gesinnungsgenossen wie gegen Andersdenkende als Werkzeuge zur Ausübung der mühevollen Pflichten des Volksvertreters mitbringen, ohne Haß, Gunst, Menschenfnrcht und Ansehen der Person lediglich nach wohlbe- gründctcr Ueberzeugung handeln, das gegenseitige Vertrauen und die Einigkeit der im Bunde zusammcngeschaarten deutschen Stämme fördern helfen, eingedenk, daß dies das Gefühl der Zusammen gehörigkeit erhöht und die Kraft und Würde des Bundes, in welchem ja unserm Vaterlandc Sachsen eine besonders geachtete Stellung angewiesen ist, ebenso stärkt, als damit zugleich die so dringend nöthige Erhaltung des Friedens verbürgt wird." — Von conservativer Seite wird derZ durch seine Sachsentreue und biederen Gesinnungen auch in weiteren Kreisen bekannte Kreisdirector in Leipzig, Herr von Burgsdorfs, als Candidat aufgestellt und vor geschlagen. DerCandidat, welchen dieArbeiterpartei mit ihrem vielversprechenden und überspannten, aber auch desto weniger durchzubringenden Progamin durch Wort und Schrift hier und in der Umgegend den Wäh lern aufzudringen sucht, ist der dermalige Präsident des allgemeinen deutschen Arbeitervereins nach Lassalle, Hr. Fritz Mende, seines Zeichens und Handwerks ein Cigarrenarbeiter. — Erwäge jeder Wähler, ehe er zur Wahl schreitet, genau, wen er erwählt, und lasse sich Niemand durch die vielversprechenden, so süß und lockend klingenden Vorspiegelungen der Agitatoren erwähnter Partei bethören! — Bereits für die Reichstagswahl im 8. Bezirke war der Präsident der Lassalleaner, Fritz Mende, von seiner Partei als Candidat aufgestellt. Da er dort nicht gewählt ward, tritt er jetzt als Candidat der Arbeiter für den 9. Wahlkreis auf. Wir haben die Scandalscenen nicht veröffentlicht, die bei den in Sebnitz und andern Orten veranstalteten Versammlungen stattfanden, wo Jedem, der in anderm als Lassalleanischen Sinne sprechen wollte, unter gemeinen Schimpfreden das Wort versagt wurde; wir erwähnen nur, daß eine Landesversammlung der sächsischen Volkspartei, die am 6. März zu Hohenthal im Erzgebirge stattfinden sollte, von dem Lassalleanern gestürmt und gestört wurde, daß der dortige Bürgermeister gemißhandelt wurde, die Ver sammlung aufheben, das Local säubern, die Feuerwehr alarmiren und Militär requiriren mußte; dabei wurde der Schuhmacher Vahlteich aus Dresden, der im Frei berger Bezirke aufgestellte Candidat der Volkspartei, (jetzt Beamter im Kalkwerke zu Maxen), welcher die ihn bedrohenden Angriffe mit einem Stockvegen abwehrte, verhaftet, andern Tages jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt; der Gerichtsamtmanu und Andere, die nur ein Wort gegen die Eindringliche fallen ließen, entgingen nur schwer gröblichen Mißhandlungen. Wir erwähnen