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58 — republikanischen oder monarchischen Kleinstaaten gebil deten Deutschland, vr. Petermann, der Leiter unseres trefflichen königl. statistischen Bureaus, kann als eines der befähigtsten Mitglieder der Partei gelten. — Die Verlegung der kgl. Direktion der west lichen Staatsbahnen von Leipzig nach Dresden wird mit dem 1. Juli in's Werk zu setzen beabsichtigt. — Es soll betreffenden Ortes im Plane liegen, alle Lotterien im norddeutschen Bunde, auch die preußische, in eine „norddeutsche BundeS-Lotterie" um zuwandeln. — Auch der Stadtrath in Chemnitz wird be züglich der Ordre wegen Befreiung der activen und nicht activen Militärpersonen von Communalabgaben einen Bericht an die Regierungsbehörde abgehen lassen. Man meint, auch der sächsische Gemeindetag solle die Sache in die Hand nehmen. — Der Böttcher Leusching, der seinen Vater in Veroni. Eine Walddors-Geschichte, erzählt von C. W. (Fortsetzung.) Um diese Zeit trat bei Veroni ein bisher noch nie gekanntes und gefühltes Sehnen und Dehnen des Herzens ein ohne ein bestimmtes Ziel. Sie hätte mit den Wolken ziehen, mit den Vögeln des Waldes fliegen, mit den Wellen des klaren Baches durch das Wiesen grün hinrauschen und über das blaue Himmelszelt hinaufschweben mögen. Es war ihr weh' bei diesem ziellosen Sehnen und auch wieder so wohl, daß sie ihm gerne nachhing und am liebsten die Einsamkeit und die Orte aufsuchte, wo es am meisten aufgeregt wurde. Dazu sind Plätze am geeignetsten, wo die Natur am wenigsten Ueppigkeit und Schmuck zeigt. Reichthum der Flur an Blüthen und Blumen, an Früchten der Felder und Belebtheit der Gegend durch viele Dörfer und Städte, durch Arbeiter auf Aeckern und Wiesen, durch Wanderer und Fuhrwerke auf Straßen zerstreuen Sinn und Gedanken und ziehen sie auf sich. — Da findet das stille, unbekannte und unbenannte Sehnen des jugendlichen Herzens keine Zeit und keinen Raum. Aber in der Dorfmarkunq von Wendenreuth sah man den ganzen Tag über keinen Menschen, wenn einmal die Sommerfrucht gesäet war. Und ein fremdes Fuhrwerk oder gar eine Kutsche ward im ganzen Jahre nicht sichtbar. Denn hierher führte keine „Länder ver bindende Straße." — Selbst die Mädchen des Dorfes, welche frisches Gras zwischen den Feldern und an den Wäldern aufsuchten für das Vieh im Stalle, mußten vereinzelt ihrem Geschäfte nachgehe», weil kein Plätz- lein mit solchem Ueberflusse zu finden war, daß daselbst zwei ihren Bedarf sammeln konnten. Die breiten Raine zwischen den Feldern waren überdieß meist mit Haselnuß- oder Weißdornstaude überwachsen, welche den Grasboden ebenso beengten, wie sie das Gefühl der Vereinsamung recht lebhaft erweckten. Dasselbe fand auch Statt auf den ausgedehnten Hügeln, auf denen nur niedrige Föhren- und Wachholderbüsche standen, zwischen welchen man mühsam das magere Gras her vorsuchen mußte. Auf weite Strecken hin hörte man keinen Ton, als das Gezirpe der Feldgrille oder das schwermüthig gezogene Ziriziriziriziriden des Emmerlings. Saftiger Schneeberg ermordet, ist bei Eibenstock ergriffen worden. Er giebt an, daß er (von einer 6jährigen Arbeitshausstrafe nach Haus gekommen) von seinem Vater Geld verlangt habe, das ihm dieser verweigert. — Der Sohn ist 30, der Vater war 74 Jahr alt. Berlin. Der Staatsanzeiger meldet: Se. Maj. dee König haben, nach stattgesuudener Wahl der Ritter des Ordens pour Io märite für Wissenschaften und Künste, des Königs Johann von Sachsen Maje stät unter die stimmfähigen Ritter dieses Ordens aus genommen. — Der Landtag wird Ende Februar ge schlossen und der Reichstag für den Monat März einberufen werden. Wien. Aus Athen wird hierher telegraphirt, daß eine versöhnliche Antwort des griechischen Cabinets ans die Note der Confcrenz, sowie eine Ministerkrisis in sicherer Aussicht stehe. und üppiger war schon das Gras an den Rändern der Waldwiesen, aber nur was innerhalb der niedrigen Ge sträuche und zwischen Steingerölle am Beginn des Waldes wuchs, durfte weggenommen werden. Todten- stille herrscht auch hier, die nur durch das Geschnärr eines Hähers oder durch den unheimlichen Ton einer Waldtaube unterbrochen wird. In dieser Oede, Stille und Einsamkeit des Feldes und Waldes gefiel es der Veroni, und wenn ihr auch das Herz sich dehnte in Sehnsucht, daß ihr dar über ganz wehe wurde, so ward ihr doch gleich wieder so wohl, daß sie laut hätte aufjauchzen können. Wie konnte es anders kommen, als daß sie ihren Gefühlen Luft machte durch den Gesang? Und sie hatte nicht blos das Lvriö, Leiwäiotus und Dona nodis paeoni einer Messe singen gelernt, sondern wußte auch Lieder der Liebe mit ihrer Lust und ihrem Leid zu singen, obwohl ihr diese Flamme bisher noch unbekannt war. Ihre Seele spannte ihre Flügel aus und flatterte, wie eine Lerche, unter lautem Sang dem blauen Himmel zu, so oft sie draußen war, um Gras zu sammeln. Und dieß that sie täglich. Hatte sie in aller Unbefangenheit, blos uin ihrem inneren Drange nachzugeben, gesungen: Drei schneeweiße Tändle fliegen über den See, Mei' Liebschaft geht nnter, kommt nimmer in d' Höh', so fiel sie auch gleich darauf in die ernstere Weise ein: Ein Herz ohne Milde, Ein Hans ohne Licht, Und Böses im Schilde Gefallen mir nicht. Ein Herz ohne Treue Und fulsches Gewicht, Und Buß ohne Neue, Die dauern nicht. Aber am Waldesrande sollte ihr in den ersten Tagen des Monats Juni ihr Gesang recht zu einer Schlinge werden, wie einer Drossel die Leimruthe. Und der Leim ist aus der Beere des Mistelstrauches, den sie selbst auf die Waldbäume verpflanzt. — Sie hatte soeben halblaut vor sich hin gesungen: Ach herzig schön Schätzchen, Du bist tausendmal mein; Du hast nur versprochen, Mein eigen zu sein — ; da war es ihr, als hätte sie in dem nahen Gebüsche ein Rauschen vernommen, wie wenn ein Mensch sich durch dasselbe hervordrängen wolle. Erschrocken horchte