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Nr. 65. Weißerilz-Aeitung Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadlräthc zu Aippotdiswatde und /raucnsteiu. 21. August 1868. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg. VrrMwortlicher Redakteur: Lari Lehne in Dippoldiswalde. Taftesgeschichte. Dippoldiswalde. Wenn wir schon in voriger Nr. den Besuch der Theater-Vorstellungen mit vollem Rechte anempfahlen, so können wir dies um so mehr, als jedes der fernerweit gegebenen Stücke nach Wahl und gutem Inhalt ebenso zum Lobe auffordert, als das excellente Spiel sämmtlicher in denselben Be theiligten. Die Darstellung des „Vicomte von Lcko- rieres" am Dienstag war eine so gelungene, durch gutes Spiel der Einzelnen, wie prächtiges Zusammenspiel sich gleich auszeichnende, daß reicher Beifall und öfterer Hervorruf nicht fehlen konnten. Namentlich war es Frl. Matthes, welche die schwierige Titelrolle in wirk lich feinem, wohlstudirten Spiele und in ergötzlichster Weise gab. Frl. Schleinitz, Hr. Harder, Hr. Matthes leisteten ebenfalls das Beste, in diesem Stücke sowohl, wie in allen früher gegebenen, und ist da besonders Frau Thieme zu nennen, deren gediegenes Spiel stets reichen und wohlverdienten Beifall findet. Durch diese Nennung einzelner Mitglieder wollen wir aber die Lei stungen der übrigen nicht verkleinern; — man sehe und urtheile nur selbst, und deshalb fordern wir wiederholt zu zahlreichem Besuche des Theaters auf. — 20. August. Gestern Abend gegen 9 Uhr wurden die sämmtlichen Gebäude der Gartennahrung Heinrich Bellmann's in Kautzsch durch eine Feuersbrunst zerstört. Die Entstehungsursache des Brandes, welcher sich von der Scheune aus den übrigen Gebäuden mittheilte, ist zur Zeit noch uner mittelt; doch wird Brandstiftung vermuthet. — Da die Rinderpest in Ungarn und Galizien zwar erloschen, aber in der Bukowina und Nieder- Oesterreich wieder ausgebrochen ist, so dürfen Rinder, Ziegen und Schafe, welche aus letzteren Ländern kommen, oder Niederösterreich berührt haben, in Sachsen nicht eingelassen werden. (Die betr. Ministerialverordnung folgt in nächster Nr.) * Frauenstein, 19. August. Erst vor wenig Wochen hatten wir von einem Einbruchsdiebstahl in unserm Städtchen zu berichten, und leider müssen wir abermals dies thun. In der Nacht von gestern zu heute ist bei dem hiesigen Kaufmann Ehrhard am Markt ein Einbruchsdiebstahl geschehen. Die smd, nachdem sie das an dem Fensterladen be- findllche Band des durch den Fensterladen gehenden Riegels losgesprengt und eine Fensterscheibe eingedrückt, von der Freiberger Staße aus in das Verkaufsgewölbe emgestiegen und haben hier verschiedene Ballen Stoffe und Flanell, sowie einiges Geld und Materialwaaren, gestohlen. Der Betroffene hat sich mit mehreren Leuten, nachdem der Diebstahl entdeckt war, sofort auf gemacht, um die Spißbuben zu suchen, ist aber bis jetzt, wo wir dies schreiben, noch nicht wieder zurück. Der Schaden soll sich auf mehrere Hundert Thaler belaufen. — Es dürfte wohl nach den gemachten Er fahrungen an der Zeit sein, das Blasen der Nacht wächter einzustellen und zu deren Controle lieber eine andere Maßregel zu ergreifen, denn beim Blasen wissen die Spitzbuben genau, wo der Nachtwächter ist; sie können sich also darnach richten. Die Nachtwächter sollten sich des Hornes nur als Nothsignal bedienen dürfen. * Nassau. Ein verabscheuungswürdiges Ver brechen ist am letzten Sonntag Vormittag in unserem Nachbarorte Clausnitz verübt worden. Während im Gotteshause die versammelte Gemeinde Herzen und Hände andächtig zu Gott erhob, erhob ein Sohn die Hand gegen seine eigene Mutter, und wurde zum Mörder an ihr. Der noch jugendliche Bergarbeiter M. in Clausnitz, welcher den Vater bereits verlor, soll zu Zeiten an Geistesstörung gelitten haben, übrigens aber in gesunden Tagen ein sehr brauchbarer Mensch ge wesen sein. Derselbe bewohnte mit seiner Mutter das von dem Vater ererbte Haus. Am Sonnabend Abend mochten zwischen Mutter und Sohn wegen eines an wesenden Besuches Zwistigkeiten entstanden sein, die sich am Sonntag Morgen weiter sortspannen. M. hackte Reißig, doch nachdem der Gottesdienst begonnen, im Orte Ruhe und Einsamkeit herrschten, ging er ins Haus, versetzte seiner nichts ahnenden Mutter einen Beilhieb, der den Schädel vollständig spaltete, ließ diesem noch einige in's Gesicht folgen, und brachte ihr außer dem noch einen Stich in den Hals bei. In diesem Zustande ließ er sie liegen, ging in's obere Gestock, zog seine sonntägigen Kleider an, steckte das Haus in Brand und schloß alle Thüren sorgfältig zu, wahrscheinlich um seine Mutter mit verbrennen zu lassen, damit das Ver brechen verborgen blieb. Doch bei Ausbruch des Feuers wurde die Mutter noch rechtzeitig gefunden, heraus geschafft und so das Verbrechen entdeckt. Eine Kuh und eine Ziege wurden nur mit Mühe gerettet, sonst Nichts. Der Verbrecher hat sich entfernt und soll an demselben Vormittag noch in Frauenstein gewesen sein; zur Stunde weiß man seinen Aufenthalt noch nicht. Ob bei dieser so raffinirten Ausführung des erwähnten Verbrechens geistige Unzurechnungsfähigkeit anzunehmen ist, wird die eingeleitete Untersuchung an's Licht bringen. Dresden. Der GewerbevereinStag hat seine Sitzungen am 17. und 18.August hier in der „Tonhalle"