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Freitag. Ar. 67. 28. August 1868. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißerih-Zeitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg- Ms- und Meige-Matt -er Königlichen Gerichts-Ämter NN- Stadtrülhe zu Dippoldiswalde und /raueusteiu. vrrantwortlicher «edacteur: Lsrl Frhne in Dippoldiswalde. Monats-Bericht. Der Monat August hat, wie wir erwarteten, kein thatsächliches Material geliefert, aus dem sich sichere Schlüsse für den weiteren Gang der Dinge am politischen Himmel ziehen ließen. Wir müssen uns daher darauf beschränken, einige kleine Zeichen der Zeit zu notiren und diese mit unseren Gedanken zu begleiten. Aus Deutschland zunächst ist nichts Erwähnens- werthes zu berichten. Wenn nach altem Sprichworts die besten Frauen die sind, von denen Niemand spricht, und man diesen Spruch hier anwenden kann, so wäre es ein gutes Zeichen, daß nichts zu berichten ist. Die deutsche Presse beschäftigt sich mit der Kriegsfrage gar nicht mehr; man fühlt sich sicher und zum Empfange jedes Feindes, dem es einfallen sollte, die Gränzen zu überschreiten, gerüstet. Desto lebhafter discutirt die französische Presse die Frage: ob Krieg, ob Frieden. Regierungsseitig wird den Franzosen fortwährend ver sichert, daß man nicht an Krieg denke und den Frieden wolle. Die Oppositionspresse glaubt aber nicht an diese Versicherung und schiebt der Regierung fortwährend kriegerische Absichten unter. Daß mehrere französische Offiziere kürzlich mit Terrainaufnahmen aus deutschem Boden sich beschäftigten und deshalb ausgewiesen werden mußten, spricht nicht gerade für sehr friedliche Absichten. Trotzdem der Kosmopolitismus durch Vollendung der Eisenbahnen außerordentlich an Boden gewonnen, und die Ueberzeugung, daß alle Menschen derselben Familie angehören, sich sehr verallgemeinert hat, behauptet dennoch die nationale Bestimmtheit ihr Recht und die Begriffe der nationalen Ehre und des nationalen Haffes spitzen sich auch heutzutage dermaßen zu, daß sie den Ausbruch eines Kampfes aus innerer Nothwendig- keit bedingen. Wir stehen daher auf Seite Derer, die einen Kämpf der germanischen und romanischen Race für eine Nothwendigkeit halten, wenn wir mit unserer Consolidation vorwärts wollen. Aus Oesterreich ist das Bemerkenswertheste die Rede, welche der Reichskanzler v. Beust am Schluffe des Schützenfestes hielt. Wir freuen uns besonders, daraus erwähnen zu können, daß er „die Fühlung Oesterreichs mit D eutschland" als eine der Auf gaben der österreichischen Politik bezeichnete. Wir haben wiederholt in unseren politischen Skizzen auf diese Auf gabe hingewiesen, und sind der Meinung, daß die Interessen beider Staaten auf eine Allianz mit Noth wendigkeit hinführen werden, so unwahrscheinlich auch eine solche Allianz unter den gegenwärtigen Verhältnissen sein mag. Beide im Bunde könnten und würden die Herren in Europa spielen und jeden Krieg unmöglich machen. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Am 23. d. Mts. wurde auf einem am oberen Ende des Rabenauer Grundes ge legenen Waldabhange der schon in Verwesung überge gangene Leichnam des Tischlers Paul Mantel aus Freiberg, welcher zuletzt in Rabenau gearbeitet hatte, aufgefunden. Die stattgefundenen gerichtlichen Erörte rungen ergaben, daß Mantel vor 3 Wochen den Tod freiwillig durch Erhängen herbeigeführt hatte und daß als Motiv dieser Handlung ehelicher Zwist anzusehen ist. -s- Frauenstein, 24. August. Nachdem unser Kirchenvorstand bereits gestern vor vier Wochen, durch öffentliche Verpflichtung und Einweisung vor versammelter Gemeinde im Gotteshause, vom Superin tendenten lüo. vr. Hasse in seiner Eigenschaft als Orts pfarrer, in's Leben getreten — bestehend aus dem ge nannten Vorsitzenden und Herrn Diac. Weichert nebst den von zahlreicher Stimmenmehrheit gewählten Kirchen vorstehern, den Herren: Handelsmann Ehrhardt, Kauf und Rathmann W. E. Richter, Lohgerbermeister Karl Straßberger, Rathmann Rohland, Gerichtsamtsassefsor Göhler, Rathmann Börner, Posthalter Wenzel, Stadt- cassirer Schellhorn von hier, Geweindevorstand Reichelt, Erbrichter, Richter, Gemeinde-Aeltesten Zimmermann, Schullehrer Fischer von Reichenau, Gerichtsschöppen Pretzsch aus Neubau, Gutsbesitzer Göhler und Gutsbe sitzer Zimmermann in Kleinbobritzsch — hat er zufolge kirchlicher Einladung sich schon zweimal versammelt und in seinen beiden ersten Sitzungen folgende Beschlüsse gefaßt. In der ersten am 26. Juli wurde 1) Herr Diac. Weichert zum Stellvertreter des Vorsitzenden auf dessen Antrag für alle vorkommende Fälle, 2) Herr Gerichtsamts-Assessor Göhler zum ständigen Protocol- lanten gewählt und die Wahl von beiden Herren an genommen; 3) beschlossen, die zeitherigen Rechnungs führer der Stadt- und der HoSpitalkirche, Herren Bäcker meister Schade und Amtsrichter Käsemodel, Ersteren mit dem Titel Kirchencassirer, Letzteren als HoSpital- verwalter, in ihren zeitherigen Diensten und Bezügen zu belassen; 4) die vorjährige Stadtkirchrechnung einer aus dem Mittel des Kirchenvorstands erwählten Com mission: Diac. Weichert, Kaufmann Richter und Ge meindevorstand Reichelt, zur Prüfung übergeben. Arbeitsvoller war die dreistündige zweite Sitzung am gestrigen Sonntag, Nachmittags 2 bis nach 5 Uhr. Darin wurde 1) ein am 26. Juli entschuldigt abwesend gewesenes Mitglied nachverpflichtet; 2) in Gemäsheit 8. 3 des Publicationsgesetzes zur K.-B.-O. beschlossen bei Kirchenanlagen die betreffenden Verzeichnisse zum