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henden Heeres und also alle Soldaten entlassen, welche nicht absolut nothwendig zur Erhaltung der Cadres sind. — Der Eintritt Mecklenburgs und Lübecks in den Zollverein ist erfolgt. Wien. Das Schützenfest ist kaum beendet, so kommen auch (wie beim Dresdner Sängerfeste) die hinkenden Boten bald nach. Das Deficit beträgt das nette Sümmchen von 100—102,000 Gulden. Die Commun und die großen Bankinstitute haben auf ihre Vorschüsse („Antheilscheine") verzichtet ; es bleiben aber dann immer noch 36,000 Gulden zu decken. Durch wen, ist noch ein ungelöstes Räthsel. Spanien. Hier ist eine Revolution der ärgsten Art jeden Tag zu erwarten. Allgemein ist man überzeugt, daß es so nicht mehr fortgehen kann: die Finanzen Spaniens sind zerrüttet, und die Bank schießt der Regierung das Geld für die Gehalte der Beamten nur noch gegen Wucherzinsen vor; das Volk ist von der allmächtigen Pfaffen- und Jesuitenwirth- schaft in Unterjochung gehalten; Handel und Industrie sind in jammervollem Zustande! Der Minister des Innern hat an die Gouverneure der Provinzen ein Rundschreiben erlassen, worin er empfiehlt, den Stütz punkt in der Bürgergarde zu suchen, da die Haltung der Armee wenig Zutrauen einflöße. Der Carlisten chef Cabrera wird ein Manifest erlassen, worin er den ältesten Sohn Don Juan's als Throncandidaten auf stellt. Die Verhandlungen der spanischen Regierung mit Frankreich werden auf das Eifrigste von der Königin- Mutter Christine unterstützt, die in einem Bündnisse mit dem Napoleoniden die einzige Rettung für die auf dem spanischen Throne sitzenden Bourbonen erblickt. Ans Frauenstein. Die Tage des 4. und 5. August, des schönen Festes, das der Dresdner Hauptverein der Gustav- Adolph-Stiftung in unserer Stadt feierte, sind vorüber; es ist wieder still geworden bei uns, und die Ehrenpforten sind abgebrochen, den Häusern ihr Schmuck genommen. Allen an diesem Feste Betheiligten wird es stets in freudiger Erinnerung bleiben, und wir selbst haben durch dasselbe eine bleibende erhalten, einen Schmuck unserer Stadt, wie er von wenigen aufzuweisen ist: es ist dies unser schöner Park, der zu obigem Feste unter der Anleitung unseres Herrn Bürgermeister vr. Reinhard so geschmackvoll, so sinnreich und schön hergestellt worden ist, daß wir unsere herzliche Freude darüberund volle Anerkennung auch hier aussprechen wollen. Die Anlagen in demselben und die Aussichten nach allen Seiten hin erfreuen Hiesige und Auswärtige und lassen den Wunsch laut werden: daß Alles ja hinkünftig in gutem Stande erhalten werden möge, daß die ganze Bürgerschaft darüber wache, in ihrem eigenen Interesse, wie in dem der unsere Stadt besuchenden Fremden! Der erste Dank, dies Alles mit vielen Mühen, Zeitopfern und Kosten hergestellt und geleitet zu haben, gebührt unserm Herrn Bürgermeister vr. Reinhard, der unermüdlich in Anordnungen und steter Aufsicht ge wesen. Allen Denen aber, die durch freiwillige Fuhren und Handreichungen u. s. w. die Sache fördern halfen, danken wir nicht minder herzlich! Wir und wohl jeder Fremde, der unfern Park besucht und besuchen wird, muß gestehen, daß nicht leicht eine Stadt derartige reizende Promenaden mit so schönen Fernsichten aufzuweisen haben wird, wie sie uns durch das in voriger Woche gefeierte schöne Fest neu erstanden sind. Wir wollen bei dieser Gelegenheit aber auch er wähnen, wie wir in der Stadt noch Garten-Restau rationen haben, in denen bei billiger und zuvor kommender Bedienung der Aufenthalt ein so ange nehmer ist, als die dort gebotenen Genüsse allen An forderungen entsprechen. Unter schattigen Bäumen oder im Glas-Salon bietet uns HerrGaslwirth Börner seinen stets guten Stoff, und eben so angelegentlich als diese, ist die Garten-Restauralion des Herrn Rohland zu empfehlen, die in neuerer Zeit neu hergestellt und stets wohl besucht ist. Die während des Festes in unserm Park errichteten 3 Restaurationen leisteten übrigens Alles, was zu ver langen war. Sollten hinkünstig bei Verpachtung der selben unsere Herren Wirthe sich nicht betheiligen, so möchten wir die Uebertragung an Hrn. Küchenmeister aus Hartmannsdorf bevorwortcn, dessen Talente dazu anerkannt sind. Wie die 5000—6000 Fremde, die in der letzten Woche unser Frauenstein besuchten, mit dem besten Eindrücke und großer Zufriedenheit dasselbe verließen, so möchten und werden es Alle, die künftig hierher kommen, und es wird ihnen hinreichender Genuß ge boten werden. Louise. Line Erzählung uns den Erinnerungen meiner Großmutter. Von Paul Stein. (Fortsetzung.) Charles wurde jetzt wieder liebenswürdiger gegen sie, als wolle er den unangenehmen Eindruck der letzten Stunde bei ihr verwischen. Er scherzte über ihre ländliche Angst und Unerfahrenheit, bestellte ein splen dides Mahl auf's Zimmer, ordnete dann seine Rech nung mit dem Wirth und sagte, daß sie diesen Abend noch abreisen würden. Es wurde Louise wieder etwas leichter um's Herz. Sie fragte hastig, ob er den Wagen schon be stellt und um welche Stunde er kommen werde. „Gegen Mitternacht an dem Theater, in das ich Dich erst noch führen will, wird er uns abholen," gab er zur Antwort und setzte rasch hinzu: er walle ihr noch eine heitere Unterhaltung bereiten, damit sie mit einem guten Eindruck Paris, die Stadt der Freude, verlasse. Louise äußerte nichts gegen diese Anordnung, ob gleich sie dieselbe im Innersten verletzte. — Angegriffen, zum Sterben müde, ließ sie sich von ihm fortführen durch endlos lange Straßen. Stunden schienen ihr darüber hinzugehen, bis sie endlich vor dem hellerleuchteten Theatergebäude standen. — Sie traten ein, doch sie sah, sie hörte nicht mehr recht. Es war ihr so dumpf im Kopfe und das Herz drohte ihr zu brechen unter den bangen, schweren Schlägen. Sie wollte sich sammeln, sich aufraffen, — umsonst, — ihre Augen schlossen sich unwillkührlich. Als sie