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Der Festplatz selbst war ungemein besucht; im Prater und allen Gasthäusern ist schreckliche Ueberfüllung. Die besten Geschäfte machen die Wirthe, die sich schlechte Speisen und Getränke mit hohem Aufschlag bezahlen lassen. Der nur unzulänglich mit Wasser besprengte Prater bietet mehr das Aussehen einer Staubwüste, als eines Lusthaines. — Am 29. Juli war große Kellner-Revolte, die fast sämmtlich, namentlich die Sachsen, austreten wollten. Die meisten mußte» unter freiem Humiiel schlafen, bekamen fast nichts zu essen und täglich nur 1 Gulven; sie verlangten 3 Gulden und besseres Essen. Für einen Tag wurde ihnen dies gewährt, deshalb traten an 200 aus. Doch hat diese Kellner-Strike auch ihre Kehrseite: das Verschleppen an Wein und Eßwaaren durch Kellner soll geradezu erschreckend gewesen sein; von dem kolossalen Jnven- tarium, das vom Comilee angekauft war, ist mehr als ein Drittheil verschwunden. In verborgenen Winkeln der Festhalle, auf der Gallerie rc. fand man große Sammlungen von Gläsern, Flaschen rc., und Löffel, Messer und Gabeln waren von der Bedienung in ganzen Packeten entwendet. Die Festwirthe haben es zu ver antworten, da die Mehrzahl der Kellner als „von der Straße aufgerafft" bezeichnet zu werden verdient. Die sächsischen Kellner sind abgereist. — Bei dem Besuche des Kaisers auf dem Festplatze trank derselbe aus einem mit Wein gefüllten Becher „auf das Wohl der hier versammelten Schützen;" besichtigte dann den Gaben tempel und die Jndustriehalle und schoß mehrere Male. Der Zieler zeigte beim ersten Schuß „hart an Schwarz," beim zweiten „links hoch," beim dritten „links seitab," worauf der Kaiser lachend zu seinem Begleiter sagte: „Lassen wir's gehen, sonst wird's immer schlechter!" Der König des Wiener Schützenfestes ist bereits bekannt, es ist dies der Bauer Michael Feßler aus Bregrenz in Vorarlberg. Derselbe schoß in 3 Schüssen 60 Punkte auf der Feldindustriescheibe; dies ist das Höchste, was zu treffen ist, somit erhält dieser den ersten Preis. Derselbe ist gewillt, sich das Klavier, welches Steinwah in New-Jork geschenkt hat, zu nehmen und wurden ihm bereits 1800 Fl. für selbes geboten. Aufforderung an die Versender, von der undeclarirten Verpackung von Geld in Briefe rc. Abstand zu nehmen. Zur Uebermittelung von Geld durch die Post, unter Ga rantie, bietet sich die Versendung des declarirten Werthbetrages in Briefen und Packeten, oder die Anwendung des Verfahrens der Post-Anweisung dar. Bei der Versendung von Geld in Briefen oder Packeten, unter Angabe des Werthbetrages, wird, außer dem tarifmäßigen Minimal- oder Gewichts-Porto, eine Astecuranz- Gebühr für den declarirten Werth erhoben. Dieselbe beträgt bei Sendungen, welche nach Orten des Norddeutschen Post bezirks, sowie nach Süddeutschland oder Oesterreich gerichtet sind, unter».bis 80 Thlr. über bO bis IMTHlr. für Entfernungen bis 1 ü Meilen >/s Sgr. 1 Sgr., für Entfernungen über 15 bis 50 Meilen.... 1 Sgr. 2 Sgr. für größere Entfernungen . . 2 Sgr. 3 Sgr. Zum Zwecke der Uebermittelung der zahlreichen kleinen Zahlungen ist das Verfahren der Post-Anweisung welches sowohl innerhalb des Gesammtgebiets des Norddeutschen Postbezirks, als auch im Verkehre mit Baiern, Wür- temberg, Baden und Luxemburg zulässig ist, wegen der größeren Einfachheit vorzugsweise zu empfehlen. Die Gebühr für die Vermittelung der Zahlung mittelst Post - Anweisung bertägt: bis 25 Thlr. überhaupt 2 Sgr., über 25 bis 50 Thlr. überhaupt 4 Sgr. Beim Gebrauche einer Post-Anweisung wird das zeit raubende und mühsame Verpacken des Geldes, die Anwen dung eines Couverts und die fünfmalige Versiegelung völlig erspart. Auch bietet das Verfahren der Post-Anweisung den Vortheil, daß zwischen dem Absender und Empfänger Diffe renzen über den Befund an Geld niemals erwachsen können. Um so mehr darf die Postbehörde an die Versender die erneuete Aufforderung richten, sich einer undeclarirten Ver packung von Geld in Briefe oder Packete zu enthalten, viel mehr von der Versendung unter Werthsangabe oder von dem Verfahren der Post-Anweisung Gebrauch zu machen. Vermischtes. Mittel gegen bittere Gurken. Der allgemeine Mangel dieses Jahres an guten Gurken, da sie fast alle bitter sind, veranlaßte eine biedere Hausfrau zu mehrfachen Unter suchungen und theilt uns das Gefundene mit: Man schneide die Gurken wie gewöhnlich ein und salze sie etwas scharf, laste selbe 4 — 5 Stunden stehen, drücke sie dann aus und behandle sie wie srischgeschnittene durch Salz, Pfeffer, Oel und Essig. Alle Bitterkeit ist vorüber. Eine Maschine, welche zweihundert Schachteln per Minute aus weichem Holz liefert, ist kürzlich in Amerika er funden worden. Der Preis der Schachteln ist ein äußerst billiger, nämlich nur 12 Kreuzer per Dutzend. Ferner be richtet man aus Amerika von der Entdeckung eines Pulvers, welches den Borax für Löthungszwecke vollständig ersetzt, verbrannten Stahlabfall wieder in völlig guten Stahl von härtester Qualität verwandelt und dabei nur ein Drittel des Borax kostet. Das Königliche Polizei-Präsidium in Berlin macht in einer Bekanntmachung darauf aufmerksam, daß, sollten Kinder in den Sommermonaten an Durchfällen erkranken, es dringend nothwendig ist, einen Arzt zu Rathe zu ziehen. „Wer in solchen Erkrankungen auf Hausmittel sich verläßt, oder sich damit tröstet, „die Krankheit komme von den Zähnen", und Nichts thut, der versäumt die Zeit, in der die Rettung seines Kindes noch möglich war, und wird später auch durch die beste ärztliche Behandlung den Tod des Kindes nicht mehr abwenden können. Bericht der ProductenhandelSbörse zu Dresden, vom 31. Juli. Weizen weiß loco 90—94, braun loco 76—92, Weizenmehl Kaiserauszug pr. Ctr. 7'/» Thlr., griesler Auszug 6'/» Thlr., BLckermundmehl 5'/- Thlr., Griesler Mundmehl 5 Thlr., Pohlmehl 4V- Thlr., Nr. 0 6> Thlr., Nr. 1 5°/» Thlr., Nr. 2 5 Thlr. Roggen loco 55—60. Roggenmeyl pr. Ctr. Nr. 0 4'/- Thlr., Nr. 1 4-/- Thlr., Nr. 0 und 1 4'/» Thlr. Gerste loco 46 — 50. Hafer sloco 31—33. Erbsen —. Wicken—. Kukuruh —. Oelfaaten: Raps, Avel 72-75. G. Klecsaat-. Oel rast. 10'/-B. Oelkuchen 1'/., B. Spiritus 18'/- G.