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Freiberg. Die hiesige Bergakademie zählt in diesem Jahre 87 Eleven, von denen 14 nur teil weise zu den Vorlesungen zugelassen worden sind. Unter den 73 inscribirten Studirenden befinden sich 19 Inländer und unter diesen wieder nur 2, die auf eigene Kosten studiren; die übrigen genießen Staatsbeihülfe. Die Ausländer vertheilen sich nach den einzelnen Ländern Frankreich 1, Schweiz, Mexico, Chile je 2, England, Holland, Californien je 3, Rußland, Skandinavien je 4, Verein. Staaten von Nordamerika 37. Diese letztere Zahl mit denen der Mexikaner und Californier reprä- sentirt gerade die Hälfte der akademischen Jugend. Leipzig. Die Enthüllung des Zöllner-Denk mals wird nun am 24. Mai Vormittags bestimmt stattfiuden. Berlin. Dem Norddeutschen Bundesrath ist der Gesetzentwurf für den Haushaltsetat auf 1869 vorgelegt worden. Derselbe schließt in der Einnahme und Ausgabe mit 72,734601 Thlrn. ab (gegen 72,158243 Thlr. im Jahre 1868). Die auf 68,683817 Thlr. veranschlagten fortdauernden Ausgaben (317367 Thlr. weniger als 1868) vertheilen sich mit 198913 Thlrn. auf das Bundeskanzleramt, den Bundesrath und den Reichstags, mit 275650 Thlrn. aus die Consulate, mit 66,340275 Thlrn. auf das Bundesheer und mit 1,868979 Thlrn. auf die Bundesmarine. Von den auf 7,050784 Thlrn. angenommenen außerordentlichen Ausgaben (893735 Thlr mehr als 1868) sind 150000 Thlr. für das Bundeskanzleramt und den Bundesrath, 27999 Thlr. für die Postverwaltung, 322780 Thlr. für die Telegraphenverwaltung und 3,550000 Thlr. für die Bundesmarine bestimmt. Die Ausgaben sollen gedeckt werden durch die dem Bunde verfassungsmäßig überwiesenen eigenen Einnahmen mit 50,477743 Thlrn. (1,842933 Thlr. weniger als 1868). Es werden also durch Matricularbeiträge aufzubringen sein 22,256858 Thlr. (2,419291 Thlr. mehr als 1868). — Es heißt, Graf Bismarck werde, sobald es die parlamentarischen Arbeiten erlauben, einen mehr wöchentlichen Urlaub zur Erholung antreten. Die Friedensaussichten, die daran geknüpft werden, sind sicherlich wohlbegründet. — Am 15. Mai erfolgte in Berlin die Unter zeichnung des Vertrages über den Eintritt Lübeck'S in den Zollverein. — Das Zollparlament hat am 15. Mai über die Tabakssteuervorlage berathen. Es hatten sich nur 6 Redner für und 35 Redner gegen dieselbe zum Wort gemeldet. Daraus war schon zu entnehmen, daß der Gesetzentwurf in seiner jetzigen Gestalt keine Aussicht auf Annahme habe. Ein vom Abg. Twesten gestellter Antrag wurde mit 167 gegen 131 Stimmen angenommen; derselbe lautet dahin: die Bodensteuer von 6 auf 3 Sgr. herabzusetzen und Flächen unter 6 Ouadratruthen (statt 3) steuerfrei zu lassen, wenn sie in der Nähe bewohnter Gebäude liegen; ferner die Vergütungsätze (tz. 7) auf 15, resp. 20, eventuell auf 20 und 25 Sgr. herabzusetzen; endlich die 12 und 13 zu streichen, also die Erhöhung des Eingangszolles von ausländischem Tabak nebst der entsprechenden Ver gütung fallen zu lassen. — Die Annahme der ganzen Vorlage auf dieser Basis gewinnt hierdurch an Wahr scheinlichkeit. Thüringen. Die Gerüchte von der Absicht des Herzogs von Koburg-Gotha, zu resigniren und das Land an Preußen zu übertragen, erneuern sich so unablässig, daß unmöglich anzunehmen ist, dieselben können auf bloßer Combination beruhen. Es wird versichert, es fänden bereits seit Jahr und Tag Ver handlungen mit der Königin Victoria statt, um sich der Zustimmung der Agnaten zur Abtretung des Landes zu vergewissern, und soll die Königin von England ihrerseits sich bereits günstig für einen solchen Plan ausgesprochen haben. Für einen englischen Prinzen mag auch wohl die eventuelle Erbschaft nach den in Deutschland eingetretenen Veränderungen nicht mehr den früher» Reiz haben. Der Herzog von Koburg selbst soll je eher je lieber sich seiner Souveränetät entschlagen wollen. Worms. Die Vorbereitungen zur Enthüllung des Luther-Denkmals nehmen erfreulichsten Fort gang. Außer Schaubühnen für Festgäste und das Publikum wird eine Festhalle errichtet, die 2000 Per sonen fassen kann nnd zu verschiedenen Zwecken beim Feste dienen soll. Es wird die Enthüllungsfeier (am 24., 25. u. 26. Juni) eine großartige und der großen Sache würdige werden. Stettin. Durch Explosion eines Behälters ist am 15. Mai eine große Spiritusbrennerei in Brand gerathell. Es sind durch denselben 13 Grundstücke vernichtet worden, darunter ein Schulhaus und noch drei Spiritusbrcnnereien. Mehrere Menschenleben sind dabei zu beklagen, und der Schaden wird über 1/2 Million veranschlagt. Militär und Feuerwehr suchten durch Niederreißen dem Brande zu wehren. Wien. Das Abgeordnetenhaus hat am 15. Mai den deutsch-österreichischen Handelsvertrag genehmigt. Der Reichörath wird Ende Juni seine Sitzungen schließen. Vermischtes. Am 18. August d. Js. (Dienstags) tritt eine Sonnen finstern iß ein, welche zwar bei uns nicht sichtbar sein, aber durch glückliches Zusammentreffen der Umstände zu der wichtigsten wird, die jemals die historischen Zeiten gesehen. Sie verspricht die ergiebigste für die Wissenschaft zu werden, wenn es nicht verabsäumt wird, ein Natur-Phänomen in rechter Weise zu benutzen, das sich jedenfalls im Laufe der nächsten Jahrhunderte in so glänzendem Grade nicht wiederholen wird. Wegen ihrer großen Erdferne am 18. August erscheint der Durchmesser der Sonne verhältnißmäßig klein; dagegen ist der Mond in größter Erdnähe und sein scheinbarer Durch messer daher bedeutend groß. Außerdem ist der Mond im aussteigenden Knoten seiner Bahn, so daß der Schattenkegel über den Aequator der Erde läuft und somit die Zeitdauer der Finsterniß wesentlich verlängert wird. Dieses Zusammen treffen günstiger Umstände bewirkt, daß die totale Verfinste rung eine Zone von 2000 Meilen Länge und 30 Meilen Breite einnimmt; ihre Dauer steigt bis aus 6 Min. 50 Sek., eine Zeitdauer, wie sie gleich groß in geschichtlichen Jahrtau senden nicht vorgekommen ist und in allen berechneten Finster nissen nächster Jahrhunoerte nicht Statt haben wird. Die totale Verfinsterung tritt kurz nach Sonnenaufgang auf der Insel Perim und Aden ein, durchzieht im Laufe des Vor mittags Vorder-Indien, erreicht Mittags Tenasserim, wird Nachmittags in Anam, dann ans Borneo, Celebes und vielen Inseln aus der Gruppe der Molukken sichtbar, und gelangt endlich gegen Abend nach Neu-Guinea. Wenn in methodi-