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Nr 40. Weißerih-Zeitung Freitag. Erscheint Dienstags nnd Freitags. Zn beziehen durch alle Postanstalten. 22. Mai 1868. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg. Amts- an- Anztigt-Dlatt -er Königlichen Gerichts-Ämter und Itadträthe zu Dippotdiswalde und /raueusteiu. verantworllicher Ledacteur: Tart Lehne in DippatdiswalLe. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Am 19. ds. Mts., Uhr früh, ist das dem Mühlen- und Gartennahrungsbesitzer Carl Gottlieb Göhler zu Kreischa gehörige Wohn-, Holz- und Wagenschuppengebäude daselbst fast total eingeäschert worden. Die fraglichen Gebäude waren zur Zeit unbewohnt, und wird Brandstiftung vermuthet. o Altenberg. Wenn Helden, Potentaten und andere Mächtige das irdische Jammerthal quittiren, um die ür sie reservirten „Pieren" im Himmel zu beziehen, o stößt Fama in ihre große Posaune; wenn aber gewöhn- iche Menschenkinder zu ihren Vätern versammelt werden, )a kräht in der Regel kein Hahn darnach. So hat vor ürzer Zeit ein Mann das Zeitliche gesegnet, ein wahrer Priester in den heiligen Hallen des Gambrinus, — Herr Joseph Dietze, vormals Gastwirth in Böhmisch- Zinnwald, ohne daß man auch nur ein Sterbenswörtchen darüber gelesen hätte. Er war ein Original, unser „Dietzenseph," in der guten Bedeutung des Wortes, ein guter Kern in rauher Schale; bekannt gar manchem Philister von Nah und Fern, weit hinaus über die Grenzen Nord- und Süddeutschlands, bekannt aber be sonders Euch, Ihr lieben Musensöhne Leipzigs und Freibergs, denen er „es eingetränkt" in gutem Biliner für Geld und gute Worte mit „richtigen Kreidestrichen" an das verhängnißvolle schwarze Bret. Sein blaues Krügel im Schänkhäusel ist nun verwaist, und nimmer wird ihm wieder das Wort entfahren: „Där Tihsch bleibt stihn." — Sei ihm die Erde leicht! Dresden. Die 1. Kammer debattirte am 19. März über die Regierungsvorlage wegen Abschaffung der Todesstrafe. Bei der namentlichen Abstim mung ergab sich, daß 22 Stimmen für Beibehaltung und nur 15 Stimmen für Abschaffung der Todes strafe waren. Es würde dieselbe also, wenn in dem Vereinigungsverfahren zwischen der 1. und 2. Kammer nicht ein anderes Resultat noch erzielt wird, bestehen bleiben. — In Dresden hat eine Abtheilung der Pioniere und Artillerie mit der Aushebung der Pallisaden an der Feldschlößchen - Schanze begonnen. Dasselbe wird später bei den andern Schanzen geschehen. Dies Zeichen des Friedens wird wohl auch der Baulust neue Nah rung geben. — Die Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrts- Gesellschaft hat jetzt 16 eiserne Dampschiffe, eine Dampffähre, 4 hölzerne Zillen rc. Sie gewährt ihren Aktionären für das verflossene Jahr 11 pro Cent Di vidende. Dresden. Am Mittwoch fand hier die Beerdi gung des am 16. Mai verstorbenen Geh. Regierungs raches Martin Oberländer unter zahlreicher Bethei ligung der Staats- und andern Behörden statt. Vor 1848 mit Braun, Georgi, Todt, Schaffrath, Joseph, Klinger u. A. an der Spitze der Kammeropposition stehend, wurde er im gedachten Jahre mit den zwei zuerst Genannten (von denen Braun ebenfalls gestorben) zur Bildung des sogenannten Märzministeriums berufen, in welchem er das Ministerium des Innern verwaltete, bis es nach einem Jahre zunächst vr. Weinlig, später Hr. v. Friesen übernahm. Oberländer selbst nahm eine Stellung als Geheimrath und Chef der Brand- versicherungScommission an, bewahrte sich aber bis zu seinem Tode ein für jeden Fortschritt und insbesondere für sein deutsches Vaterland warm und treu empfin dendes Herz, das selbst schwere Schicksalsschläge nicht ganz zu erschüttern vermochten. — Die Sächsische Bank wird nächstens ein Filiale in Reichenbach i. V. errichten und hat dort bereits ein Hausgrundstück erworben. — In Leisnig wird vom 5. bis mit 19. Juli eine Gewerbe- und Industrie-Ausstellung für Leisnig und Umgegend gehalten, dieselbe auch mit einer Verloosung verbunden sein. — Die von den Herren Cantor Fischer in Döhlen und Director Lansky hier veranstaltete Pfennigsamm lung für den Wiederaufbau des Schulhauses in Johanngeorgenstadt hat bis jetzt die unerwartet hohe Summe von 4170 Thlr. ergeben, und diese Summe ist zum allergrößten Theile aus den Gaben der Schulkinder Sachsens zusammengekommen. Doch befinden sich auch Gaben darunter von Schulkindern aus Polen, Oesterreich, Ungarn, Schlesien, England und Nordamerika. Zu obiger Summe kommt übrigens noch ein Legat von 500 Thlrn. — In Leipzig finden am 23. und 24. Mai große Pferderennen vom dortigen Rennverein statt. Die Preise sind 600 , 500 und 400 Thlr. rc. Berlin. Das Zollparlament hat am 16. Mai über die Tab als st euer die entscheidende Ab stimmung vorgenommen. Die Regierungsvorlage ist abgeworfen, der Antrag des Abg. Twesten (der in vor. Nr. d. Bl. bereits mitgetheilt ist) aber angenommen worden. Der Bundesrath wird nun jedenfalls mit den gewonnenen Resultaten sich begnügen und später wohl andere Vorlagen machen. Am 18. Mai wurde der deutsch-österreichische Handelsvertrag angenommen. Die sämmtlichen wichtigeren Vorlagen sind somit oder werden bis Ende der Woche noch er-