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286 heraus- und der reformatorischen VerfafsungSidee in Wirklichkeit näher zu kommen, liegt nach den Anregungen dazu, welche im Jahre 1831 gleichzeitig mit unsrer gegenwärtigen Landesverfassung vom sel. Superinten denten vr. Großmann in Leipzig und seinen Diöcesanen in einer besonder« Denkschrift an den damaligen Kirchen rath in Dresden ausgingen, nun in der oben erwähnten „Ordnung" vom 30. März 1868 vor. Sie ist als Frucht reiflicher und mehrmaliger Berathung unser« dermaligen Kirchenregimentö um den Ständer beider Kammern, also recht eigentlich aus der Krone des zu keiner Zeit unfruchtbaren Baumes unsrer Landeskirche, unS in den Schooß gefallen. Möge sie als solche, als Ergebniß treufleißiger Fürsorge für ihr ferneres Gedeihen und für ihre erhöhte Fruchtbarkeit bei freierer Bewegung und Selbstthätigkeit als bisher, allerseits gebührend gewürdigt und so treu wie dankbar und um sichtig von den Betheiligten, d. i. von den Gemeinden mSgesammt benutzt werden! Den ersten Schritt dazu im Frauenstein-Saydaer Kirchsprengel hat pflichtmäßig die hiesige Superintendur gethan und die Königlichen Gerichtsämter zu Frauenstein und Sayda (wegen Rehe- feld-Zaunhaus das zu Altenberg) als Coinspectionen aufgefordert: Jnspectionswegen im Verein mit ihr, wie jene Ordnung und die zugehörige Ausführungsverord nung vorschreibt, den Gemeinderäthen nach Maßgabe der Bevölkerung und Beitragspflicht die Zahlen der danach allenthalben zu wählenden Kirchenvorstandsmit glieder vorzuschlayen und ihre Erklärungen darüber einzufordern. Gleichzeitig sind von ihr an sämmtliche Pfarrämter der Ephorie, denen der Vorsitz im Kirchen vorstand jedes Kirchspiels und mithin die Veranstaltung aller weiteren Einleitungen zur Wahl und Bildung der Kirchenvorstände obliegt, die bezüglichen Weisungen bereits ergangen. Sehr Wünschenswerth wäre eS nun, daß alle Localblätter den Text der so allgemein wichtigen Ordnung aus dem genannten Stück des Gesetzblattes wörtlich und vollständig ihren Leserkreisen mittheilten. Die Leser werden daraus am besten selbst entnehmen, was sie ihrerseits zur Einführung der neuen Ordnung zuerst zu thun haben, nämlich auf ergangenen Aufruf von den Pfarrämtern durch die Gemeindevorstände sich, wenn sie die darin festgestellten Eigenschaften Stimm berechtigter zur Wahl besitzen, als solche mündlich oder schriftlich an den Sammelstellen anzumelden. H. Dreöden. Seit mehreren Wochen sind die hiesigen städtischen Bolksschullehrer in sehr üble Laune versetzt worden, und zwar — so merkwürdig dies klingen mag — durch die neueste Gehaltsaufbesserung. Je nach dem Dienstalter sind ihnen 25 — 50 Thlr. jährlich zugelegt worden, aber was der Stadtrath mit der einen Hand gegeben, hat er ihnen doppelt und dreifach mit der andern Hand genommen, so daß die Gehaltsaufbesserung thatsächlich einer Verringerung des Einkommens gleich zu erachten ist. Vom 1. April an wird nämlich keinem städtischen Elementarschullehrer mehr gestattet, an Privatanstalten Unterricht zu ertheilen. Würde diese Maßregel sich nur auf neu anzustellende Lehrer erstrecken, so ließe sich dagegen nichts sagen; daß aber der Stadtrath dieselbe ausnahmslos auch über diejenigen Lehrer verhängt, denen er bei der Anstellung vor 10, 15 oder 20 Jahren die tröstliche Versicherung gab: „der Gehalt ist zwar niedrig, aber Sie können durch Unterricht an Privatinstituten sich eine hübsche Nebeneinnahme schaffen," das ist es, was große Miß stimmung hervorruft. Und gesteigert wird dieselbe noch dadurch, daß man Gymnasial- und Realschullehrer von dieser Maßregel ausschließt. Die gesammte Lehrerschaft Dresdens hat bereits beim Stadtrath, wenn auch ver geblich, um Rücknahme der erwähnten Verfügung peti- tionirt; jetzt will man sich an das Stadtverordneten collegium mit einer Eingabe wenden. Ob dieselbe von bessern! Erfolge fein wird, ist abzuwarten. — Gewisse Dispositionen begründen die Vermu- thung, daß ein Theil des 12. norddeutschen ArmeecorpS (Königreich Sachsen) zu den großen Herbstmanövern der norddeutschen Bundesarmee im August herangezogen werden wird. Die Manöver finden in Thüringen statt. ES ist das Terrain zwischen Saalfeld und Neustadt an der Orla dazu auSersehen. Preußische Stabsoffiziere haben sich in voriger Woche die Verhältnisse der Gegend genau betrachtet und sich günstig darüber geäußert. — Aus einem Bericht über den Bergwerks- Betrieb deö Zollvereins ersehen wir, daß das König reich Sachsen mit seinen Gruben verhältnißmäßig die bedeutendste Stelle einnimmt. — In den Jahren 1857 bis 1867 sind in der k. sächs. Münze in Dresden im Ganzen 58,612,606 Thlr. 24 Ngr. 4 Pf. Silber- und Kupfergeld geprägt worden. Die Ausprägung an Goldmünzen war ver hältnißmäßig unbedeutend. — Auf der königlich westlichen Staatseisenbahn ist schon wieder ein Unfall vorgekommen. Am 30. April Morgens gegen 8 Uhr sind auf dem Bahnhofe zu Altenburg zwei Züge zusammengestoßen. Ein Personenzug, der von Chemnitz nach Leipzig ging und ein Güterzug, der auf dem Bahnhofe wechselte, fuhren in einer Schienenkreuzung so an einander, daß die zwei Maschinen, die, glücklicherweise allein nur, sich in den Flanken faßten, sofort entgleisten und sehr arg zuge richtet wurden. — In glänzender Weise hat die Schlußvorstellung Emil DevrientS am 1. Mai im hiesigen Hoftheater stattgefunden. Von den Regisseuren in feierlicher Weise aus seiner Wohnung zur Vorstellung abgeholt und in seine festlich geschmückte und bekränzte Garde robe geführt, hielten nach dem Schluffe des Drama'S an den noch als Tasso auf der Bühne zurückgebliebenen Herrn E. Devrient die Schauspieler Winger und Porth feierlich bewegte Ansprachen, in welchen mit warmen Worten im Namen der Kunstgenossen des Scheidenden lauteres Streben, seine Verdienste als Künstler, als College und als Mensch anerkannt wurden, wobei ihm als Angedenken eine goldene Ehrenmedaille mit Por- trait des Hrn. Devrient vom Personal des Theaters überreicht wurde. Die Bühne war mit Kränzen rc. überschüttet; eine unübersehbare Menschenmasse umwogte das Theater und wohnte der Serenade bei, die dem großen Künstler vor seiner Wohnung in der Ostraallee gebracht wurde. Vermischtes. Dreizehn Gebote für die Industriellen. Kause für dein Fabrikat gutes Material. Fabricire nur solide Waare. Arbeite nicht über deine Kräfte. Suche dir nur zahlungsfähige Kundschaft aus. Bezahle deine Schulden auf's Pünktlichste. Halte auf deinen Ruf. Laß dich von deiner Kundschaft nicht treten.