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250 am 17. April unter furchtbarem Getöse mit allen darauf beschäftigten Werkleuten zusammen gestürzt, so daß sie nur eil,en großen Holztrümmerhaufen bildete. 10 Zimmerleute Wasen dabet beschäftigt; davon wurden 6 mit pur geringen Contusionen hervorgezogen, die andern 4 waxen sehr schwer verletzt, und einer derselben, Müller auS Großzschocher, verheirathet und Vater mehrer Kinder, ist andern TagS im Spital gestorben. Das Unglück soll durch frühzeitige Hinweanahme eines Stützbalkens herbergeführt worden sein. Die strengste Untersuchung Ist im Gange. — Die Entscheidung des Ministeriums über die Anleihe der Stadt Leipzig ist nunmehr einge- tryffen. Sie bewilligt zwar die Anleihe im Betrage von 1 Million Thaler, fordert aber, daß die Amorti sation mit 1870 beginne und in 50 Jahren vollendet sei. Berlin. Die Arbeiten des am 16. April wieder zusammengetretenen Reichstages erleiden am 25. wegen des für den 27. April bevorstehenden Zusammen trittes des Zollparlaments eine Unterbrechung, welche wohl bis ^ur letzten Woche des Mai dauern dürfte. Dieser Zeitraum wird voraussichtlich für die Lösung der Aufgaben des Zollparlamenis genügen. — DerEntwurf der Gewerbeordnung liegt jetzt gedruckt vor. Als Vorzüge schon des von Preußen vorgelegten Entwurfs sind hervorzuheben: 1) Beschrän kungen eines Theiles des Concessionswesens, namentlich des Erfordernisses der Bedürfnißfrage; 2) Abschaffung des Verbietungsrechtes der Zunft; 3) Beseitigungen der Prüfungen (auch für Bauhandwerke); 4) Herbeiführung der Nothwendigkeit der Ablösung der Privilegien, Mo nopole und Bannrechte durch die Gesetzgebung der Einzelstaaten, Verbot der Errichtung neuer; 5) Freige« bung der ärztlichen PraciS mit einfacher, einheitlicher Prüfung für das ganze Bundesgebiet; 6) große Erleich terung und theilweise Befreiung des Hausirhandels (wobei eS freilich komisch ist, unter den nicht hausir- baren Artikeln, neben Gift und Schießpulver, auch Druck sachen figuriren zu sehen); 7) Abschaffung der Polizei taxen; 8) Einführung der vollen Freiheit in Anstellung von Lehrlingen, Gehülfen, Gesellen und Arbeitern aller Art; 9) Beseitigungen des bisherigen Unterschiedes zwischen Stadt und Land; 10) Zulassung der Frauen zu jedem Gewerbebetrieb; 11) Befreiung der Jahr- und Wochenmärkte; 12) Befreiung der Versicherungs agenten von der Conzessionspflicht; 13) Beseitigung Vielfacher Verwaltungswillkür durch feste gesetzliche Normen; endlich 14) Coalitionssreiheit. Freilich wäre noch immer dem polizeilichen Conzessionswesen ein über mäßiges Gebiet eingeräumt. Der Entwurf ließ u. A. bestehen: alle beschräMpden Bestimmungen der Landes gesetze über das Bergwesen, den Gewerbebetrieb der AuSwanderungS- und Versicherungsagenten und Handels mäkler, der Unternehmer von ErziehungS- und Unter richtsanstalten, der Privatlehrer, der Stein- und Buch drucker, Buch- und Kunsthändler, Antiquare, Leihbiblio theken rc, Verkäufer von Druckschriften, Zeitungen rc., über die Errichtung von Apotheken, den Verkauf von Arzneien u. s. w. Der BundeSrath hat an dem Ent würfe nicht besonders durchgreifende Verbesserungen vorgenommen; der Reichsrath wird seine ganze Kraft in dieser Richtung wirken lassen müssen. Vermischtes. Als neue belletristische Erscheinungen, die allen Freunden einer spannenden, aber auch einen gehaltvollen Kern bietenden Lectüre hiermit angelegentlich empfohlen sein mögen, sind zu bezeichnen erstens ein neuer Roman von Luise Mühlbach, „Kaiserin Claudia, Prinzessin von Tyrol," (Verlag von H. Matthes in Leipzig) welcher auf umfängliche Memoiren- Studien gestützt, ein grelles Streiflicht auf die Jesuiten-Herr- schaft am Kaiserhof in Wien wirst und das Dunkel, welches über dem Morde der beiden letzten Herzöge von Tyrol schwebt, zu durchdringen sucht. Zweitens ein Tendenz-Roman von Ludwig Würkert: „Marlene oder Magd und Gräfin," der den Unterschied zwischen lebendigem und Buchstaben-Christen- thum schildernd, uns in einer Reihe spannender Begebenheiten verwickelt, die das Interesse nicht erkalten läßt und dabei Schilderungen von tief ergreifender Wirkung enthält, die ebenso gut ein Jmmermann oder andere unserer berühmten Dorfgeschichtsschreiber entworfen haben könnten. Drittens „Tod und Leben" von Ang. Schrader. Giebt es schärfere Gegensätze, als Tod und Leben, giebt es einen Menschen, der nicht das volle Bewußtsein dieser Gegensätze hätte? Der vorliegende Roman wird auf alle Leser den gleichen Einruck macken, und wer das erste Kapitel gelesen, wird sich keine Ruhe gönnen, bis er nicht das Ende weiß. Viertens kommen wir zu Novellen von E. Merx, „Nicht nach der Schablone." Dieser Titel ist selbstbewußt. Die Novellen sind aber auch eine rare Gabe, sie zeugen von einem bedeutenden wohlge schulten Talente, das seine Leser andere Wege als die ge wöhnlichen Novellenschreiber führt. Nach der Heirath, mit dem die meisten schließen, entfaltet sich hier erst das Drama und führt uns zu dem erschütternden, wenn auch psychologisch richtigen Schluss«. Bericht der ProducteuhandelSVörse zu Dresden, vom 17. April. Weizen weiß loco 91—96, braun loco 88—94. Weizenmehl Kaiserauszng 7'/» Thlr., griesler Auszug 7 Tdlr. Nr. 0 6-/- Thlr., Nr. 1 6'/° Thlr., Nr. 2 5'/° Thlr. Roggen loco 70—74, pr. dies. Monat —. Roggcnniehl pr. Ctr. Nr. 0 6 Thlr., Nr. 1 5'/- Thlr., Nr. 0 und 1 5'/-Tblr. Gerste loco 49—53. Hafer loco 31—34. Erbsen 62—70. Wicken —. Kukurutz 54—58. Oelsaaten: Raps, Avel 84 G. Kleesaat—. Oel raff. 10°/° B. Oelkuchen 2'/. B. Spiritus 18'/» G. ' "" - Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung. Zufolge Anzeige vom 2. d. Mts. ist heutigen Tages auf dem, die Firma M Oehwe zu Naundorf betreffenden Folium 43 des hiesigen Handelsregisters das Erlöschen der dem Herrn Carl Friedrich Riedel er- Mllten Pxpcura versautbqrt worden. Dippoldiswalde, qm 6 April 1868. Königliches Gerichtsamt. Drewitz.