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Dienstag. Nr 31 21. April 1868. K WePentz-Zeitung. M Postanstalten. 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Kölligticheu Gerichts-Aemter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und /raueusteiu. Vermtworllichrr Ledalteur: Lari Irhne m Aippotdirwaldr. TageSgesehichte. Dippoldiswalde. Der Mörder Hamann aus PaulSdorf ist zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden und bereits nach Waldheim abgeführt worden. * Altenberg, 19. April. Während des heutigen Vormittagsgottesdienstes wurde die hiesige Einwohner schaft durch Feuerlärm alarmirt. Es brannte das Hauptgebäude des an der alten Dresdner Straße gele genen, r/L Stunde von der hiesigen Stadt entfernten, zu letzterer gehörigen Köllner'schen Vorwerks. Bei Ankunft der beiden hiesigen Spritzen (der communlichen und der zwitterstockögewerkschaftlichen) stand das Haus bereits in vollen Flammen, so daß an eine Rettung desselben nicht mehr zu denken war. Die Thätigkeit der Lösch mannschaft konnte sich daher nur auf die Erhaltung der Seitengebäude beschränken, die bei der Windstille und dem ausreichenden Wasser auch vollständig gelungen ist. DaS Vieh ist vollständig und das Mobiliar größten- theils gerettet worden; dagegen soll dem Besitzer eine größere Summe Papiergeldes verloren gegangen sein. Die Entstehungsursache ist zur Zeit noch unbekannt. Dresden. Bei Eröffnung des in Braun's Hotel tagenden Norddeutschen Handwerkertages am 16. April waren 217 Abgeordnetegegenwärtig. Berlin, Dresden, Köln, Königsberg, Magdeburg, Zittau rc. waren reich vertreten. Zum Vorsitzenden wurde Korb macher Zeidler aus Dresden gewählt, zu Stellvertretern Neuhaus aus Berlin und Todt aus Minden. Bei Erörterung des ersten Punktes der Tagesordnung: „Austausch der Erfahrungen über die Wirkung der Ge werbefreiheit in den verschiedenen Ländern," sprachen fast nur Gegner der Gewerbefreiheit, theils über Nach theile derselben in einzelnen Ländern, theils im Allge meinen. Peifer aus Köln führte unter großem Beifall der Versammlung aus, daß die Gewerbefreiheit das Jahr 1848 veranlaßt habe und daß sie den Arbeiter stand in die große sociale Revolution hineinstoße, v. Wagner aus Bautzen begrüßt zwar die Gewerbefreiheit mit Freuden, bedauert aber, daß man das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, daß man das Handwerk mit der Fabrik gleichgestellt habe, obwohl ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden obwalte. Die Großindustrie habe durch die Gewerbefreiheit gewonnen, das Hand werk verloren. Die Folgen zeigten sich schon in der zunehmenden Anzahl des wegen Schwindels Angeklagten und in dem spottschlechten Verhältniß der Arbeitnehmer zu Arbeitgebern. Der Lassalleaner Schumann aus Berlin sagt, daß der Handwerkerstand in Folge der Gewerbe freiheit im Todeskampfe liege; die Handwerker müßten sich mit den Arbeitern verbinden. Stadtrath Riedel aus Berlin verliest die Motive zum Gesetzentwurf vom 7. April d. Js. in Betreff der Gewerbefreiheit und fordert die anwesenden sächsischen Handwerker auf, sich darüber auszusprechen, ob die Voraussetzung der Bundes regierung: die Handwerker hätten sich sehr bald mit dem gewerbefreiheitlichen Zustande befreundet, begründet sei. Steher und Zeidler aus Dresden antworteten, daß diese Annahme keine richtige sei; das Gutachten sei nicht das der Handwerker, sondern der Handels- u. Gewerbekammern, die der modernen VolkSwirthschaft huldigen. — Ferner beschäftigte sich der Handwerkertag mit Besprechung der Grundzüge eines norddeutschen Gewerbegesetzeö im Sinne des obligatorischen Be stehens der Handwerker-Innungen und der Freiheit der Arbeit innerhalb der Innungen, sowie einer darauf zu begründenden Petition an die norddeutsche Gesetzge bung. Die Zünfte und Gilden in Hannover haben dem Reichstage bereits eine darauf bezügliche Petition über reicht, der man sich anschließt: dieselbe erstrebt: Auf rechterhaltung einer geregelten Lehrzeit, einer Gesellen- und Meisterprüfung und die Verbindlichkeit des Ein trittes in eine Zunft als Bedingung zur Ausübung eines selbstständigen Gewerbebetriebes; Vereinigung ver wandter Gewerbe zu einer großen Zunft; Errichtung von Gewerbekammern und Gewerbegerichten. — Weiter wurde der Hausirhandel besprochen. Der Hand werkertag beschloß, beim Reichstage zu beantragen, daß der Hausirhandel gänzlich aufgehoben oder wenigstens möglichst beschränkt, die Benutzung von Kindern für den Hausirhandel aber strengstens untersagt werde. — Am 17. April Mittags fand in Dresden die Grundsteinlegung zur neuen englischen Kirche statt, welche an die Ecke der Wiener- und Beust-Straße zu stehen kommt. — Das Wasser der Elbe ist in Folge des an haltenden Regens im Wachsen begriffen; bedeutende Schneemassen sind in den Gebirgen noch vorhanden. — In Dresden hat sich ein Comitee zur Begrün dung einer Actienbierbrauerei zu Reisewitz ge bildet. Das Grundcapital soll 250,000 Thlr. betragen, wozu 2500 Actien ü 100 Thlr. ausgegeben werden sollen. — Die Erhöhung des Eintrittgeldes im Zoolo gischen Garten auf 8 Ngr. für Erwachsene und 4 Ngr. für Kinder hat in Dresden wie überall Mißstim mung erregt und wird dem Besuche nicht förderlich sein, sondern sehr schaden. Leipzig. Eine für das Becker'sche Zaubertheater bestimmte, auf dem Roßplatze im Aufbauen begriffene große Schaubude, die der Vollendung nahe war, ist