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Freitag. «r 29. 10. April 1868. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis Weißerch-Zeitung. M Amts- UN- Anzeige-Alatt -er KSnigticheu Gerichts-Aemter UN- Stadträthe zu Dippotdiswalde uud /rauensteiu. Verantwortlicher Nrdaeteur: Carl Äehnr in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Ob der, am 16., 17. und 18. April zu Dresden stattfindende Norddeutsche Hand werkertag, auf dem viele wichtige Interessen des ganzen Standes berathen werden sollen, von Selten der Innungen unserer Stadt und der umliegenden Städte und Dörfer beschickt werden wird, haben wir bis jetzt noch nicht erfahren. Wir wollen aus diese Versammlung hiermit nochmals aufmerksam machen. — Zu möglichster Verhütung von Schachtbrüchen bei dem Steinkohlenbergbaue hat das Ober-Bergamt nachstehende Vorschriften ertheilt: Die Besitzer von Steinkohlengruben haben jeden zur Grube gehörigen Schacht allwöchentlich wenigstens einmal genau unter suchen zu lassen. Sie haben diese Untersuchung der Schächte durch dazu geeignete Aufsichtsbeamte oder durch Zimmerlinge ausführen zu lassen. Die Unter suchung hat sich über alle Abteilungen des Schachtes und zwar sowohl auf die Beschaffenheit des gesammten, zur Verwahrung der Schachtstöße, wie zur FahrungS-, Förderungs-, Wetterloosungs- und sonstigen Zwecken dienenden Aus- und Einbaues jeder Art, als auch auf die Beschaffenheit der etwa unverbauten Gebirgsstöße zu erstrecken. Ueber diese Schachtuntersuchungen ist ein Journal zu halten, welches dem Kohlenwerksinspek tor auf Verlangen jederzeit vorzulegen ist. — Die allgemeine friedliche Stimmung ist Ursache, daß der Gewerbsbetrieb, über dessen Stockung und Mattigkeit seit vorigem Jahre so vielfach geklagt wurde, überall in unserm Vaterlande wieder einen gedeihlichen Aufschwung nimmt. Auch aus Chem nitz, Crimmitzschau rc. wird mitgetheilt, daß dort jetzt das Geschäft sehr flott gehe und die Spinnereien und Webereien vollauf zu thun hätten, ja, daß man sogar die halbe Nacht hindurch arbeite. Obercunnersdorf. Der bei Hrn. Gemeindevor stand Kleber hier dienende Knecht Börner wurde vor circa 8—10 Tagen bei Gelegenheit des Durchgehens seiner Pferde so gefährlich am Kopfe verletzt, daß er einige Tage darauf verstarb. Er hatte beim Fahren und vor dem Unglück die Unvorsichtigkeit begangen, die Ackerleine sich um den einen Arm zu schlingen und war bei dem Sturze außer Stande gewesen, sich schnell zu lösen. Möchte man sich hierdurch warnen lassen! Dresden. Die erste Kammer hat in ihrer Sitzung am 7. April bei Berathung über die Novelle wegen Aufhebung der Todesstrafe den Antrag der Majorität für Aufhebung derselben mit 42 gegen 23 Stimmen angenommen. — Die Verlegung des Schlachthofes aus dem Innern der Stadt geht jetzt ihrer Verwirklichung ent gegen. Die Fleischerinnung hat in der Nähe des Leipziger Bahnhofes ein Areal von 130,000 LUEllen erworben, um dort ein Schlachthaus nebst ausgedehnten, zugleich dem Viehhandel dienenden Stallungen zu er richten. Die Gesammtkosten werden auf 250,000 Thlr. berechnet. Leipzig. Während der diesjährigen Ostermesse wird eine Wiener Vorstadttheatergesellschaft im allen Theater Vorstellungen geben. Berlin. Für dieSession des Zollparlaments, das am 27. April zusammentreten soll, ist die Zeit von mindestens 4 Wochen in Aussicht genommen. Man rechnet für die Abwickelung der Reichstagsarbeiten nach dem Schluffe des Zollparlaments noch 3 Wochen, so daß die Beendigung der gesammten parlamentarischen Thätigkeit nicht vor Ende Juni zu erwarten ist. — In dem, gegen ehem. hannöversche Offiziere und Hofbeamte eingeleiteten Hoch»errathSprocesse hat der Staatsgerichtshof die Haupt-Angeklagten zu lOjähriger Zuchthausstrafe und zum Verlust der Ehren rechte in ooutmuuoiLm verurtheilt, da sie sich außer halb des Bereiches der richterlichen Gewall befinden. — Der Kronprinz von Preußen wird am 17. April zu den Vermählungsfeierlichkeiten des Kron prinzen Humbert von Italien nach Florenz reisen. — Die Frage des Eintritts der südlichen Provinzen des GroßherzogthumS Hessen in den Norddeutschen Bund wird ohne Zweifel in naher Zeit lebhaft erörtert werden. Zwar werden die Gegner des Bundes auch jetzt, nach dem Ausfälle der Zollparlamentswahlen, nicht müde, die hessische Fortschritts- (Deutsche) Partei als lebensunfähige Partei zu bezeichnen; dennoch aber hat diese letztere bei den jüngsten Wahlen die große Mehr heit der Stimmen im Lande auf sich vereinigt. Magdeburg. Der Ausschuß der Actionäre der Magdeburg-Leipziger Eifenbahngesellschast hat in seiner Sitzung vom 7. April die vom Direkto rium vorgeschlagene Dividende von 18 Thlrn. pro Actie genehmigt. Mexico. Lopez, der Verrätber des Kaisers Maxi milian, befindet sich zu Mexico im Gefängniß. DaS Gesetz, unter welchem Maximilian hingerichtet wurde, ist von Gerichtswegen für verfassungswidrig erklärt worden.