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— Das dem Bundesrath vorgelegte Gesetz, be treffend die Einführung einer neuen Maß- und Ge ro ich tSordnung für das Gebiet deö Norddeutschen Bundes, schließt sich genau dem französischen System an. Demnach erhalten wir als Längenmaß den Nieter mit seinen decimalen Unterabtheilungen, als Flüssigkeits maß den Liter und als Flächenmaß das Ar (1 Hektar — 100 Ar). Als Gewichtseinheit bleibt das Pfund, welches bekanntlich genau soviel ist wie ein halbes französisches Kilogramm. Das neue Gesetz wird mit dem 1. Januar 1872 in Kraft treten; wo die Bethei ligten sich darüber einigen, soll es jedoch gestattet sein, dasselbe auch schon vom 1. Januar 1870 ab zur An wendung zu bringen. — Der §. 1 deö Gesetzentwurfs über die Be steuerung des Tabacks, welcher dem Zollbundes rath vorgelegt worden ist, bestimmt: Der im Lande erzeugte Taback unterliegt einer Steuer nach Maßgabe der Größe der jährlich mit Taback bepflanzten Grund stücke. Die Steuer beträgt von je drei Ouadtratruthen (preußisch) mit Taback bepflanzten Bodens 6 Sgr. (21 Kr.) jährlich (macht 12 Thlr. vom Morgen und etwa 1 Thlr. 20 Sgr. vom Ctr.). — Die Wahlen zum Zollparlament sind in Süddeutschland nunmehr beendigt; die deutsche Partei hat besonders in Würtemberg eine scharfe Niederlage erlitten. Der eigentliche Zweck der Wahlen wurde ge flissentlich verdreht, und selbst würtembergische Minister scheuten sich nicht, die Wahlagitation zu einer Demon stration gegen den Norddeutschen Bund und gegen die preußische Regierung zu verwerthen. — Vor einigen Tagen ist von den Waffenfabri kanten Christophe u. Montigny eine von der preußischen Regierung angekauste Kugelspritze nach Berlin ge sandt worden. Die Spritze hat 37 Rohre, wodurch es ermöglicht wird, 370 Schüsse innerhalb einer Mi nute abzufeuern. Oesterreich. Der Jubel über die Annahme des Ehegesetzes dauert in Wien und in den Provinzen fort.- Es ist damit ein Stück des ultramontanen Boll werks, des ConcordatS, zum Wanken gebracht, und in der Ueberzeugung, das alles Andere nachstürzen muß, überläßt man sich ohne weiteres Bedenken der vollsten Freude. Und in der That wird mit diesem Gesetze das Concordat in seinen wesentlichsten Bestimmungen gestrichen. Die Klerikalen kämpften mit aller Zähig keit, mit finstern Worten und versteckten Drohungen gegen die Regierung, mit ihrem ganzen Haß und In grimm gegen Alles, was nach Aufklärung und Freiheit strebt, — aber das Mühen der Junker und geistlichen Herren gegen den Geist der Zeit war vergeblich: der deutsche Geist läßt sich auf die Länge doch nicht bear beiten und niederhalten. In Rotn wird freilich Wehe ruf und Zetergeschrei ertönen über das „abtrünnige" Oesterreich! Frankreich. Der Kaiser hat kürzlich eine Bro schüre herauSgegeben, betitelt: „Die Ansprüche der Na poleonischen Dynastie." Er hat aber damit wenig Glück gehabt; sie soll sich durch gänzlichen Mangel eines geistigen Inhaltes auszeichnen und hat überhaupt einen schlechten Eindruck gemacht. Der Mann wird krank und schwach. Unter den Documenten, welche seine Schrift enthält, fehlt nur das Schriftstück, welches der Nachwelt den feierlichen Eidschwur aufbewahrt, durch den sich der „Präsident" Prinz Napoleon ver pflichtete, die Verfassung und die Gesetze der Repub lik hoch zu halten. — Mehr Aufsehen macht dagegen eine andere Broschüre, welche gleichsam die Kehrseite zu jener bildet, indem sie nachweist, waS das Kaiserreich dem französischen Volke gekostet. Sie ist von dem volkswirthschaftlichen Schriftsteller Horn verfaßt und betitelt: „Berechnung der Schulden und Forderungen des Kaiserreichs," sie beweist, daß Frankreich bis über die Ohren verschuldet und der Staat am Rande des Bankerottes sei. Wir führen hier einige Zahlen, — stumme, aber furchtbare Gegner — an. Die Gesammt- auSgabenFrankreichs betrugen 1852—56: 9643,778793 Frcs.; 1857- 61: 10,213,760772 FrcS.; 1862—66: 11134,809436 Frcs., in 15 Jahren also 31 Milliar den, oder jährlich etwa 2 Milliarden und 66 Mill. Frcs. Frankreich hat nach der letzten Volkszählung etwa 9,327000 Familien. Vertheilt man auf diese die Ziffer von circa 2227,000,000 Frcs. jährliche Ausgaben, so kommt auf eine Familie die Summe von 240 FrcS.! Die neuesten Schätzungen geben die durch schnittliche JahreSeinnahme einer Familie in Frankreich auf 1000 Frcö. an; folglich kommt die Belastung einer Familie von 240 Frcs. beinahe gleich einer Vierteljahreseinnahme derselben! Aber das ist nicht Alles. In Paris kommen zu diesen 240 Frcs. Jahres abgabe an den Staat weitere 400 FrcS. für jede Familie als Beitrag zur Bestreitung des kolossalen Gemeindebudgets, welches für 1868 nicht weniger als 245 Mill. Frcs. beträgt. Und was haben die Fran zosen für diese enormen Lasten? Ueber 10 Milliarden, — ein volles Drittel der Gesammtausgaben — sind in diesen 15 Jahren nur allein für Heer und Marine verwendet worden! Und was hat man damit erreicht? DaS Endresultat von Allem ist: „Es geht nicht mehr ; nur umfassende, gründliche Reformen vermögen — wenn es noch Zeit ist — das Land vor dem Ruin und den Staatsschatz vor dem Bankerott zu be wahren!" Bericht der Productenhandelsvörse zu DreSde», vom 27. März. Weizen weiß loco 94—91, brau» loco 88—94. Weizenmehl Kaiscrauszug 7'/» Thlr., griesler Auszug 7 Thlr. Nr. 0 6V» Thlr., Nr. 1 6'/- Thlr., Nr. 2 5-/s Thlr. Roggen loco 70 —74, pr. dies. Monat —. Nogqcnmchl pr. Ctr. Nr. 0 6 Thlr., Nr. 1 5-/- Thlr., Nr. 0 und 1 5-/-Thlr. Gerste loco 49—53. Haferfloco 31-34. Erbsen 62—70. Wicken —. Kukurutz 54 — 59. Oelsaaten: Raps, Avvl 84 G. Kleesaat -. Ocl rass. 11 B. Oelkuchen 2'/« B. Spiritus ohne Geschäft. Wochen Repertoir des königl. Hoftheaters zu Dresden. Dienstag: Ella, die Nymphe. Mittwoch: Der Masken ball. Donnerstag: Nathan der Weise. Freitag: Die Zau berflöte. Sonnabend: Generalprobe zum Concert. Sonn tag: Conccrt zum Besten des Unterstützungsfonds für Wittwen uno Waisen der k. musik. Kapelle. Kirchliche Nachrichten. Altenberg. Künftigen Sonntag (Palmarum) feierliche Confirmation und Einsegnung der diesjährigen Catechumenen durch Hrn. Diac. Kleiupaul. Eommunion bleibt ausgesetzt.