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Ur. 2tz Weißmh-Ieitmig St MSr; 1868 Preis, pro Quartal io Ngr. „ Inserate die. Spalten-Zeile SM- W'e»st«g. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Amts- «ad Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Iladtrülhe zu Dippoldiswalde und Frauensteiu. Verantwortlicher Ne-acteur: Carl Lehne in Dippoldiswalde. TageSgesctziehte. Dippoldiswalde, den 30. März. Das an voriger Mittwoch i» hiesigem «chießhaussaale abgehaltene Prüfungsturnen schulpflichtiger Kinder verlief zur größten Befriedigung der zahlreichen, aus den Aeltern der betreffenden Schüler, aber auch aus andern Turn- und Kinverfreunden bestehenden Versammlung. Die exact ausgeführten Uebungen, besonders aber die Reigen, von denen besonders ein nach dem bekannten Müllerliede: „DaS Wandern ist des Müllers Lust" zusammenge- stellter, sich auszeichnete, ernteten wohlverdienten Beifall, der iv erster Reihe den vorzüglichen Bemühungen unsers Turnlehrers, Hrn. Thurm, gebührt. Möchte die statt gehabte Production dazu dienen, der Turnsache unter der Jugend mehr Eingang, als bisher, zu verschaffen, und sich dadurch der rege Eifer Herrn Thurms für dieses Feld der Erziehung belohnen. — Unsere freiwillige Feuerwehr beging am vergangenen Sonnabend in einfacher, gemüthlicher Weise den Tag ihres dreijährigen Bestehens durch ein von Lied und Wort vielfach gewürztes Abendessen, bei welchem derselben die Freude zu Theil wurde, auch mehrere werthe Gäste in ihrer Mitte zu sehen. Eine ganz besondere Anerkennung, die ihr bei dieser Gelegen heit durch ein Schreiben, verbunden mit einem ansehn lichen Geldgeschenke, Seiten eines bei dem letzten Brande Mitbetroffenen zu Theil wurde, gab der ohnehin festlich erregten Stimmung noch einen höheren Schwung, und die auf gestellten Antrag eines Mitgliedes geschehene sofortige Verwendung der freundlichen Gabe zur Unter stützung eines vom Brande mit betroffenen Feuerwehr manns die wahre Weihe. Sicher wird diese Verwen dung im Sinne des geehrten Gebers gewesen sein. — Möchte der, auf Aufopferung und uneigennütziges, gemeinnütziges Wirken gegründeten Vereinigung that- kräftiger Männer und Jünglinge bei ihrem Wirken vergönnt sein, noch recht oft derartige frohe Feste zu feiern. Glashütte. Der hiesige Spar- und Vorschuß verein machte im vorigen 8. Geschäfts-Jahre einen Umsatz von 527,485 Thlr. und die Mitgliederzahl stieg auf 354. Es wurden im Jahre 1867 242,937 Thlr. Vorschüsse und Prolongationen bewilligt und 236,547 Thlr. auf Vorschüsse zurückgezahlt. Der Zinsfuß für dieselben betrug 6V---8V» °/o und ergab eine Zinsen einnahme von 2704 Thlr. An Spareinlagen flössen dem Vereine 19,955 Thlr. zu, wogegen 16,937 Thlr. zurückgezahlt wurden. Die Spareinlagen wurden mit 4"/o verzinst und erforderten eine ZinSausgabe von 919 Thlr. Die Summe der eingezahlten Stammeinlagen belief sich auf 2,417 Thlr., während die der zurückge- zahlten Stammantheile 485 Thlr. betrug. Die Ver waltung kostete 845 Thlr. und an Dividende nach Höhe von 7°/o wurden 77t Thlr. vertheilt, bez. gut geschrieben. Der Reservefond vermehrte sich um 219 Thlr. Am Schlüße des Jahres 1867 standen 38,799 Thlr. Vorschüsse auS; die Höhe der dem Vereine an- vertrauten Spareinlagen war auf 24,510 Thlr. ge stiegen. Diesem fremden Gelde stand ein Stammver mögen von 13,259 Thlr. und ein Reservefond von von 2159 Thlr. gegenüber. In allen diesen Zahlen legt sich ein erfreuliches Gedeihen des Vereins an den Tag. Möge er immer dar in seiner Entwickelung fortschreiten! Leipzig. In der am 26. März hier abgehältenen Generalversammlung der Aktionäre der Leipzig-Dres dener-Eisenbahn nahm man den Vorschlag: die diesjährige Dividende auf 21 Proc. (ausschließlich 4 Proc. Zinsen) festzusetzen, an und gewährte einen Zu schuß zur Unterstützungscasse in der Höhe von. 10,000 Thlrn. Der vom Direktorium gemachte Vorschlag, sich an der Erbauung einer Eisenbahn von Großenhain nach Kottbus mit einer Summe von 500,000 Thlrn. zu betheiligen, sand einstimmige Annahmen Berlin. Im Norddeutschen Reichstage wurden bisher die geschäftlichen Vorarbeiten abgewickelt; die Wahlen fanden statt, wobei das alte Präsidium wieder einstimmig gewählt wurde. — In der Sitzung vom 28. März brachte die Fortschrittspartei einen Antrag ein auf Aenderung der Verfassung des Norddeutschen Bundes betreffs der Ge währung von Diäten. — Dem Reichstage sind bis jetzt schon einige 40 Petitionen zugegangen. Vie meisten derselben beziehen sich auf das Bundes-Gewerbe- Gesetz, über welches im Ausschüsse des Bundesraths täglich vielstündige Sitzungen stattfinden. Was hierüber in die Oefsentlichkeit dringt, zeigt die außerordentliche Schwierigkeit dieser Gesetzgebungsmaterie. Es sind na mentlich Mecklenburg und Reuß, welche sich am wenig sten mit dem Principe der Gewerbefreiheit zu befreun den vermögen; doch ist die Hoffnung vor der Hand nicht aufgegeben, daß nicht diejenigen Länder, welche in der Gewerbegesetzgebnng über die preußischen Zustände bereits sich weiter hinaus entwickelt haben, wie Sachsen und die Mehrzahl der thüringschen Staaten, durch die Bundesgesetzgebung zu Rückschritten veranlaßt werden. Jedenfalls wird aber der Reichstag, nach Dem zu schlie ßen, was in Abgeordnetenkreisen verlautet, das Princip der Gewerbefreiheit in größerm Maße zur Geltung zu bringen suchen, als es jetzt gewahrt zu sein scheint.