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Freitag. «r. 25 27. Miir, 1868. UWeißerih-Zettung-M. Postanstalten. ' b Pfg. Ms- und Anzeige-Matt der Königlicht» Gerichts-Ämter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und /ranenstein. Verantwortlicher «edacteur: Lari Feh ne in Dippoldiswalde. TageSgefehi^te. /X Glashütte. Seit einiger Zeit pflegen die Ver treter der fünf Nachbarstädte, Altenberg, Geising, Lauenstein, Bärenstein, Glashütte, zu zwang losen Versammlungen in dem hierzu am passendsten gele genen Bärenstein sich einzufinden, um die Interessen ihrer Orte und die besten Mittel, dieselben zu fördern, in gemeinsamer Berathung durchzusprechen. Es war eine glückliche und danlenswerthe Idee, diese Städtetage in bescheidenem Maaßstabe inS Leben zu rufen ; sind doch die genannten Städte in so vielen ihrer Verhältnisse einander ähnlich, und haben sie doch auch hinsichtlich ihrer Verkehrswege und anderer Dinge mehr so viele und wichtige Interessen mit einander gemein! So konnte es denn nicht fehlen, daß diese kleinen Städte tage mit regem Interesse besucht werden, und bereits jetzt darf man es sagen, daß sie für die Theilnehmer nicht unfruchtbar waren. Hier darf der in Verwal- tungs- und Rechtsfragen minder erfahrene städtische Beamte Nutzen aus dem Rathe eines, in dieser Be ziehung ihm überlegenen Collegen ziehen, während der Andere wiederum frischere Ansichten und neue Gedanken in den Kreis der Berathung hineinträgt. Während der Eine durch genaue Kenntniß Dessen, was bereits besteht, nutzbringende Auskunft geben kann, weiß der Andere durch Vorschläge über das, was ins Leben gerufen oder umgestaltet werden könnte, die Verhandlung anzuregen. Stets aber sanden wir in diesen Versamm lungen einen collegialischen und freundschaftlichen Geist, wie ihn die aufrichtigste gegenseitige Hochachtung der Theilnehmer in der Regel hervorbringt. Damit aber auch nach außenhin unsere Städtetage und sein Streben nicht unbekannt bleiben mögen, wird beabsichtigt, von Zeit zu Zeit über solche BerathungS- gegenstände, die über den Kreis der städtischen Ver waltung hinaussallen, in den Lokalblättern Bericht zu erstatten. Ganz besonders erscheint dies aber geboten mit Bezug auf den neulich berathenen Vorschlag zu Begründung eines MobiUar-Bersicherungs-Verbandes dieser Städte unter sich, beziehendlich mit anderen Städten. Wer jemals an einer rauchenden Brandstätte gestanden, wer je mit fühlendem Herzen den Jammer Derer angesehen hat, die mit dem schützenden Obdach zugleich die liebgewon nene Habe und die Mittel zu lohnendem Erwerbe ver loren haben, der wird das tröstende Gefühl auch kennen, das uns erfüllt, wenn die Frage: „hatten denn die Leute versichert?" bejaht werden konnte. Ja, in der That, es ist eine der erhebendsten Aeußerungen der Menschlichkeit unseres Zeitalters, daß es uns drängt, all das Elend, das Menschenmacht und Vorsicht nicht abwenden können, dadurch für die Betroffenen zu mindern, daß der Verlust des Einzelnen sich auf eine große Zahl vertheilt, in welcher er fast verschwindet. Auch in unserem rührigen gebildeten Volksstamme ist diese große Idee bereits tief eingedrungen, und mit vollem Recht zählt der vorsorgliche Geschäftsmann und Familienvater die Ausgaben für Versicherung zu den allerwichtigsten. Leider aber giebt es noch so Biele, die bei dem redlichsten Willen auf die Wohlthat der Mobiliar-Versicherung verzichten müssen; verzichten aus dem Grunde, weil die Feuer-VersicherungS-Gesellschaften so viel als möglich vermeiden, irgend welche Versiche rung in einem Hause von nicht massiver Bauart zu übernehmen! Nicht wenige dieser Gesellschaften lehnen nicht nur neue Anträge in Häusern mit weicher Dachung unbedingt ab, sondern sie verweigern sogar die Ver längerung bereits früher eingegangener Versicherungen! Diejenigen Gesellschaften aber, die sich überhaupt noch mit Risiko's dieser Art befassen, lassen sich dafür 12—15 und noch mehr auf's Tausend bezahlen. Unter so bewandten Umständen muß es freilich für Biele, namentlich in unserer Gegend, wo das harte Dach leider zu den Ausnahmen gehört, bei dem frommen Wunsche, ihr Mobiliar zu versichern, verbleiben. So manche Stimme ist schon über diesen Gegen stand laut geworden, aber meist beantragte man, daß die Staatsregierung einen Zwang auf die Feuer-Ver sicherungs-Gesellschaften ausüben und dieselben anhalten solle, auch solche Versicherungen anzunehmen, die durch die nicht massive Bauart der betreffenden Gebäude als vorzugsweise gefahrbringend von denselben betrachtet werden. Natürlich kann und wird die Staatsregierung nicht auf solche Wünsche eingehen, die gegen den Sinn und Geist der neuen Gewerbegesetzgebung verstoßen, und wenn sie sich auch dazu herbeiließe, so wäre es ja jenen Gesellschaften noch immer unbenommen, den Prämiensatz so hoch zu bestimmen, daß Jedem die Lust zu versichern vergehen müßte. Oder sollte die Regierung vielleicht auch noch den Prämiensatz vorschreiben? Ans diesem Wege kommen wir zu nichts; denn Handel, Gewerbe und Verkehr lassen sich ihre Wege und ihre Formen nicht nach Belieben dictiren. Wir müssen also auf andere Mittel zu unserem Ziele bedacht sein. Und wie sollten wir dabei uns nicht alsbald erinnern, daß es ganz dem Geiste unserer Zeit entsprich», erlaubte Selbsthülfe zu üben? Sehen wir, es nicht täglich, daß wenn irgendwo ein berechtigtes Bedürfniß seine Befriedigung nicht findet, sich die dabei Bethei ligten enger an einander schließen, um mit vereinter