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Freitag. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Ur 13 14. Februar 1868. Weißerih-ZeitunA Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile SPfg- Amts- »ab Anzcigc-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Itadträthe zu Dippoldiswalde und Fraueustei». Verantwottlicher Nrdarteur: Carl Zehar in Sippoldiswalde. TageSgesehichte. Dippoldiswalde. Zum Besten der Abgebrannten in Johanngeorgenstadt, die noch sehr der Unter stützung bedürfen, wird der hiesige Männergesang verein, der stets bereit ist, durch seine Vorträge die Noth und das Elend Anderer lindern zu helfen, am 23. Februar (Sonntags) und zwar diesmal in Ver bindung mit dem hier bestehenden Dame «-Gesang verein, ein größeres Concert veranstalten, das im Schießhaus-Saale gegeben werden wird. Wir machen im Voraus darauf aufmerksam. Lauenstein. Am 10. d. Mon. begrub man hier den „alten Reinhardt", welcher in einem großen Umkreise durch seine Salben gegen offene Schäden eine ziemliche Berühmtheit erlangt hatte. Seine Vorfahren schon übten das Cavillereigewerbe seit Jahrhunderten hier aus. Er ist der Letzte seines Stammes. Dresden. Das „Dresdn. Journ." publicirt das Gesetz über die neue 4procentige Anleihe von 8 Mill. Thlrn. und bestätigt, daß 6 Millionen von der vorjäh rigen bprocentigen Anleihe unbegeben geblieben sind, sowie daß die 6procentigen Handdarlehne damit einge löst und sonstige nothwendige Ausgaben damit bestritten werden sollen. — Bei den täglich sich wiederholenden Klagen über das Darniederliegen des Handels und vieler Ge werbe macht es wirklich besondere Freude, wenn man dann auch einmal von einem recht lebhaften Geschäfts gänge in einem Industriezweige hört. — Es ist dies mit dem Kohlenbergbau der Fall, der überall einen nie geahnten Aufschwung nimmt und der trotzdem nicht im Stande ist, die an ihn herantretende Nachfrage nach Kohlen vollständig zu befriedigen. Namentlich im ge genwärtigen Winter hat oft ein wahrer Kohlenmangel geherrscht, obwohl überall die Production von Kohlen stetig zugenommen hat. Auch die uns benachbarten Werke des Plauenschen Grundes haben sich fortwährend eines sehr lebhaften Kohlenabsatzes zu erfreuen gehabt, eine Thatsache, von der namentlich die Theilhaber der verschiedenen Actienunternehmungen besonders gern Kenntniß nehmen werden. Unter diesen Umständen wird es volle Berechtigung erfahren, wenn wir an dieser Stelle auf eine Kohlenbergbau-Aktiengesellschaft Hin weisen, welche allerdings schon länger als 20 Jahre besteht, die aber besonders in der jüngsten Zeit unter erfahrener, sachkundiger und rühriger Leitung einen neuen Impuls in Bezug auf die Leistungsfähigkeit ihrer Kohlenwerke und die Ausdehnung ihres Geschäfts er halten hat. Wir meinen den Hänichener Stein kohlenbau-Verein, dessen Unternehmen, nachdem es manche kritische Periode durchgemacht und überwunden hat, einer gewiß guten Zukunft entgegen geht und dessen Directorium es gelungen ist, trotz aller Nachwehen des Krieges, trotz der allgemeinen Geldnoth und der Aversion, welche viele Kapitalisten gegen Jndustriepa- piere haben, von der 6procentigen Prioritätsanleihe, die es im vorigen Sommer im Betrage von 180,000 Thlr. zur Emission brachte, bis jetzt schon über zwei Drittheile dieser Summe fest zu begeben. Bei der steigenden Kohlenproduction der Hänichener Werke, welche drei unterirdisch mehrfach in Verbindung stehende Schächte und einen Kohlenreichthum besitzen, der min destens noch auf 70 Jahre eine ausgiebige Förderung gestattet, wird es auch gewiß nicht schwer fallen, den Rest jener Anleihe von circa 50,000 Thlr. unterzu bringen, zumal da die Besitzer der demnächst zur Kün digung gelangenden 6procentigen sächsischen Handdar- lehnsscheine gewiß vielfach vorziehen werden, ihre Ob ligationen jetzt noch zu einem Course von circa 101*/» Procent zu verwerthen und sich dafür ein ebenfalls 6 Procent Zinsen tragendes, sicheres Papier einer sächsi schen Gesellschaft zu kaufen, welches, wie die sechspro- centige Hänichener Anleihe, zum Course von 98 Pro cent zu erhalten und der Rückzahlung im Wege der Auslcosung innerhalb 24 Jahren unterworfen ist. Berlin. Die zwischen dem Grafen Bismarck und der konservativen Partei entstandene Spannung, hervorgerufen durch ziemlich heftige Debatten im Ab geordnetenhause bei Besprechung über den hannöverschen Provinzialfonds, ist Ursache, daß v. Bismarck einen Urlaub auf unbestimmte Zeit genommen; doch ist durch aus nicht anzunehmen, daß ein Wechsel im Ministerium eintreten werde. Die conservative Partei wird nach geben, wozu bereits mehre Anzeichen vorliegen. — Der Schluß des preuß. Landtags wird wohl Mitte März erfolgen. — Am 10. Febr. ist die Kronprinzessin von Preußen von einem gesunden Prinzen entbunden worden. — In Berlin hat ein Strike (Arbeitseinstellung) der Cigarrenarbeiter begonnen, der ziemlichen Umfang bereits gewonnen hat. Die gegenwärtige ge schäftslose Zeit hielten die Fabrikanten für geeignet zur Einführung einer strengen Fabrikordnung, die Kündi gungsfrist ward aufgehoben und weiterer Anlaß war eine ehreverletzende Anordnung, daß jeder Arbeiter sich einer Visitation, daß er nichts gestohlen habe, unter werfen müsse. Es mag wohl sein, daß häufig Verun treuungen vorkommen; hiergegen aber wird der Fab rikant geschützt durch den Gebrauch, daß den Arbeitern der Taback zugewogen wird, mit der Verpflichtung für