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— Man weiß, daß der entthronte blinde König von Hannover sich's noch immer viel kosten läßt, um Frankreich zum Krieg gegen Deutschland zu Hetzen, sei es nur durch theuer bezahlte Zeitungen, sei es durch die Legion, welche er auf französischen Boden unterhält. Daß der Mann damit immer mehr in der Achtung aller vaterlandsliebenden Deutschen sinken muß, ist natürlich. Für das deutsche Volk ist es übrigens gut, wenn man es zeitweilig daran erinnert, welche Wirtschaft vordem in Hannover geherrscht. Wir lesen da z. B. in einem Buche: „Hannover bildete, nachdem seine Fürsten den englischen Thron bestiegen, 123 Jahre lang ein An hängsel zu England und wurde in Abwesenheit des Kurfürsten eine Bersorgungsanstalt für einen hochmü tigen Adel. Die Hofhaltung dauerte fort, und jeden Sonntag sammelte sich der hochfähige Adel im Schloß zusammen, verbeugte sich vor dem im Saal aufgestellten Bildniß des Königs-Kurfürsten, besprach sich voll Ehr furcht ganz leise eine Stunde lang, und setzte sich schließlich zur Tafel, wo auf Kosten der Hofkasse vor trefflich gespeist und noch besser getrunken wurde." Später unter König Georg wurde das anders; höfisch blieb der stolze Adel aber dennoch, denn Unterwürfigkeit und Schmeichelei verlangte der König. Wien. Im Reichstage legte der Finanzmi nister einen Gesetzentwurf vor, betreffend die Reduk tion des Capitals der Nationalbank um 20 Millionen. Der Stellvertreter des Ministerpräsidenten, Graf Der Vexir-Cotillon. Erzählung aus dem wirklichen Leben von Eduard Gottwald. (Fortsetzung.) Staunend folgten nach Augustens Entfernung die Blicke des Lehrburschen dem sonst so stillen, emsig arbeitenden Gesellen, welcher, nun allein, in den selt samsten Capriolen sich versuchte, dabei sich vergnügt die Hände rieb und in fröhliches Gekicher ausbrach. „Daß Du vonwegen der Frau Professorin ihren Stiefeln dem Meister heute nichts sagst!" redete der Wittchenauer dem Lehrburschen an. „Morgen Abend soll ein neues Paar fertig sein und dann wird er es von mir selbst erfahren!" „Kein Wort soll der Meister erfahren", betheuerte der Lehrbursche, und bald darauf arbeiteten Geselle und Bursche schweigend fort, der Wittchenauer inner lich vergnügt, der Geliebten einen Verdruß erspart und einen Verlust ersetzt zu haben, der Lehrbursche darüber kopfschüttelnd nachdenkend, warum der Geselle so mir nichts dir nichts die Stiefelchen der Professorin an Müller's Gustel gegeben habe. Nicht lange darauf saß Daniel Blembel eines Nachmittags allein in der Werkstätte. Der Meister war mit Frau und Kindern auf ein der Stadt nahe gelegenes Dors zu Biere gegangen; der Lehrbursche hatte Erlaubniß erhalten, seine kranke Mutter zu be suchen, und dem still verliebten Wittchenauer paßte es daher ganz herrlich, ungestört seinen Träumen und Hoffnungen nachzuhängen, und während aus den offen stehenden Fenstern der ersten Etage des Nachbarhauses eine kräftige Tenorstimme den ersten Vers des hüb schen Geibel'schen Liedes sang: „Fern im Süd', das schöne Spanien, Spanien ist mein Heimathsland, Taaffe, legte Gesetzentwürfe vor, betreffend die Wehr kraft der Landwehr und des Landsturmes. Graf Taaffe erklärte, daß diese Gesetzentwürfe auf freiheitlicher Grundlage beruhen. Die Dienstzeit in der Linie ist eine 3jährige, die Dienstzeit in der Reserve eine 7jährige. Die Kriegsstärke des Heeres und der Ma rine beträgt 800,000 Mann, und wird durch diese Gesetzentwürfe die Zusammengehörigkeit beider Reichs hälften offenkundig manifestirt. — Es ist nun entschieden, daß die böhmische Nordwestbahn in der Richtung auf Annaberg und nicht auf Olbernhau gebaut wird; denn die „Wiener Zeitung" veröffentlicht in ihrem amtlichen Theile die Concessionsurknnde der Buschtiehrader Eisen- bahngesellschaft für den Bau der Eisenbahn von Prag nach Weipert (Bärenstein) im Anschluß an die Chem nitz - Annaberg er Eisenbahn. Es wird sich dadurch ein großer Theil des Personen- und Güterverkehres zwi schen Hamburg und Wien der Leipzig-Dresdner Bahn zuwenden und der Bau einer selbstständigen und mög lichst direkten Linie zwischen Leipzig und Chemnitz ist daher um so nothwendiger. Reichenberg (in Böhmen). Am 21. Octbr. ist die neue evangelische Kirche eingeweiht worden. Der k. k. Reichskanzler Herr v. Beust, welcher der Feier beiwohnen wollte, schrieb noch in den letzten Tagen ab. Wo die rosigen Kastanien Blühen an des Ebro Strand!" da dachte auch der Wittchenauer an seine Heimath, wo allerdings keine rosigen Kastanien, keine Orangen und Mandelbäume blüheteu, und kein Ebro seine Fluchen durch Olivenwaldungen und mit Weinpflanzungen und Lorbeergebüschen bedeckte Ebenen schlängelte, sondern an jene stillen Sandflächen der Lausitz, wo von Früh bis Abends im Fusel schwelgende Roßkämme und Haide bauern ihre magern Pferde nach der scharzen Elster in die Schwemme reiten. — Da in Wittchenau, wo auf der Hoyerswerdaer Gasse das elterliche Haus stand, von dessen grauem Giebeldache an kurzem Drahtseile ein riesig großer ver witterter hölzerner Stiefel herabhing, dort, wo in der väterlichen Werkstatt ein alter Geselle der verwiltweten Mutter zur Seite stand, um für den Sohn das Ge schäft fortzusetzen, bis dieser zurückkehre und sich dort einsetze als Bürger und Meister, dort sah er sich als den geschicktesten Schuhmacher zehn Meilen in der Runde von Gesellen und Lehrburschen umgeben, für die Noblesse des Städtchens und dessen Umgebung ar beitend und neben ihm im kleinen Familienzimmer dicht bei der Werkstatt, da sah er Augusten sitzen, als sein herziges Weibchen, wie sie so zierlich die Schuhe einzufassen verstand und die Hauswirthschaft versorgte, während die alte Mutter iu Haus und Hof umher trippelte und die brave Schwiegertochter lieb gewann, wie ihr eignes Kind, und diese sie pflegte und wartete mit treuer Sorgfalt und Geduld. — „Ja, wenn's erst so weit wäre, dann wär' alle Qual zu Ende!" seufzte der Wittchenauer, stand von seinem Schemel auf und trat an das offene Fenster, um frische Luft zu schöpfen, denn es war ihm bei seinem träumerischen Sinnen zu beklommen um's Herz geworden und so eng in der Werkstatt, daß es ihn antrieb, hinauszueilen in's Freie, und dennoch war's