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Nr. 18. Weißerih-Zeitung Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Amts- md Meige-Mall der Dinglichen Gerichts-Acmlce md Stadlräthe ,» PipDldisvalde md /raaeastcia. 3. M-irg 1868. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg- Verantwortlicher Nedacteur: Carl Fehne in Dippoldiswalde. Monats Bericht. Der Februar ist vergangen, ohne daß sich in der allgemeinen Lage etwas wesentlich geändert hätte. Es ist keinem Einsichtigen zweifelhaft, daß wir uns m einem ungewöhnlichen Gährungsprocesse befinden, welcher sowohl das religiöse, wie das politische und sociale Gebiet ergriffen hat, und dessen Ende und Re sultate in keiner Weise abzusehen sind. Das Bewußt sein dessen erzeugt jenes fortdauernde Mißbehagen, jene Unruhe der Gemüther, welche so lähmend auf den Geschäftsgang und die Speculation wirkt. Man traut der nächsten Zukunft nicht. Wir hatten Ge legenheit, in diesen Tagen von zwei Privat-Briefen Kenntniß zu nehmen, dem einen vom Rhein, dem anderen aus Savoyen. In beiden spricht sich Kriegs- besorgniß aus, ohne Angabe von Gründen. Man sieht daraus, wie weit verbreitet das Mißtrauen in die Sicherheit des nächsten Tages ist. Trotzdem fehlt es augenblicklich an bestimmten Thatsachen, welche irgendwo auf einen bevorstehenden Friedensbruch schließen ließen; im Gegentheil sprechen gerade viele Gründe für die Dauer des Friedens, wenigstens in diesem Jahre, und wir wiederholen, daß wenn nicht noch im Laufe des Monat Mürz eine drohendere Complication irgendwo auftreten sollte, eine Störung des Weltfriedens für nächste Znkunft nicht zu besorgen ist. Jenes Kriegsfieber scheint uns wie gesagt, mehr dem allgemeinen Gährungsprocesse zu entstammen, der das drückende Gefühl der Gegenwart erzeugt. Der Geist der Kritik ist in der Verfechtung mancher all gemeinen Grundsätze siegreich gewesen, aber wenig glücklich in der Erfindung der lebensvollen Formen, in denen diese Grundsätze eine befriedigende Durch führung in der Wirklichkeit finden können. Organi satorische Talente sind unter den Menschen so selten, wie große Dichter, Künstler und Musiker, darum nehmen alle neuen organischen Gestaltungen, verbunden mit der Abwerfung vieler geschichtlich entstandenen Schranken, die ohne unbedingtes Recht die gesellige Bewegung hemmen, einen so überaus langsamen Verlauf, und darum wird es dem lebenden Geschlechte kaum be- schieden sein, zu einem befriedigenden Abschlüsse zu kommen, soweit sich bei der ununterbrochen fortschrei tenden Geschichte der Menschheit und bei der Unvoll- kommenheit des Daseins überhaupt von einem Ab schlüsse reden läßt. —r. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. In der am Freitag abgehaltenen Versammlung des Gewerbe-Vereins lag so viel Geschäftliches vor, daß der angekündigte Vortrag deS Hrn. Oberlehrer Engelmann für Freitag dieser Woche aufgehoben werden mußte. Bei der stattfindenden Neuwahl des Vorstandes trat als neues Mitglied Hr. Klempnermstr. Teicher (für den ausscheidenden Herrn Registr. Gruhle) ein. Das Stiftungsfest wurde auf den 15. März bestimmt. Altenberg. Unsere, früher in dies. Bl. ausge sprochene Hoffnung, die Lehrer an hiesiger Stadtschule mit Beginn dieses Jahres wieder vollzählig zu finden, hat sich leider als eine bittere Täuschung erwiesen. Der erwartete Hilfslehrer hat abgelehnt, Gesundheitsrück sichten sollen ihn hierzu veranlaßt haben, und so stehen wir heute genau auf derselben Stelle, auf der wir uns vor fünf Monaten befanden; wir wissen nicht, wann die erledigte Stelle endlich wieder zur Besetzung kom men wird. Schon seit längerer Zeit hält man die bal dige Gründung einer fünften Lehrerstelle für geboten und dennoch sollen jetzt drei Lehrer zur Unterrichtung der schulpflichtigen Kinder auöreichen. Zu diesem Nebel« stände kommt ein zweiter, der nämlich, daß in Folge von Krankheit die Zahl der dienstthuenden Lehrer gegen wärtig bis auf zwei herabgegangen ist. Daß jene lang dauernde -Vacanz und und dieser unglückliche Umstand für die Schule und deren Zöglinge von dem empfind lichsten Nachtheile sein muß, bedarf wohl keines Be weises. Durch die hierdurch bedingte Verkürzung der hier für die Kinder ohnehin nur auf das gesetzliche Mi nimum beschränkten Unterrichtsstunden müssen nothwen- diger Weise ganze Unterrichtszweige ausfallen, während bei der fortwährenden Steigerung der Ansprüche, die — wir betrachten nur das Gewerbsleben — an den Hand werker und an den Geschäftsmann gemacht werden, das Ziel einer gewöhnlichen Volksschule kaum mehr aus reichend erscheint. Schleunige Abhülfe erweist sich hier als dringendes Bedürfniß. Mögen diese Zeilen ein Mahnruf an Diejenigen sein, die vermöge ihrer Stellung für das Wohl der Schule zu sorgen haben oder doch dafür sorgen sollten. ° Lauenstein. Seit einiger Zeit hat man in dem Dorfe Fürstenwalde öfters Brandbriefe gefunden. Am 23. Febr. Abends brach in dem Hause des Seiler- mstrs. Richter daselbst Feuer aus, legte solches in Asche, ohne jedoch Nachbargebäude zu ergreifen. Brandstif tung wird nicht vermuthet; immerhin sind aber die Bewohner Fürstenwalde'S in steter Angst und Furcht. ° Frauenstein. Seit einiger Zeir schon wurde hier viel von Gründung einer freiwilligen Feuer wehr gesprochen und insbesondere bei Gelegenheit eines vor Kurzem hier abgehaltenen Turnerballes Unter-