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Ur 16. Weißerih-Ieitung Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. 25. Februar 1868. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die ' Spalten-Zeile 8Pfg- Ms- und Anzeigk-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Iladträthe zu Dippoldiswalde und /raucnstein. NerMwortlicher M.icteur: Carl Zehne in Aippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 24. Febr. Am vergangenen Freitag war die Versammlung unseres Gewerbe- Vereins eine äußerst zahlreich besuchte, und hatten wir die Freude, außer einer Anzahl Damen auch mehrere Gäste aus Glashütte in unserer Mitte zu sehen. Herr Zimmermeister Weinhold gab zunächst an Zeichnungen und eigenhändig gefertigten netten Modellen einige Mittheilungen über die Construction gothischer Kreuzgewölbe; sodann sprach Herr Lehrer Lucas, anknüpfend an einen schon früher in demselben Kreise gehaltenen Vortrag, über sekundäre elektrische Strömungen, erläuterte einen von ihm selbst gefertigten Induktionsapparat, zeigte die Zersetzung des Wassers und einiger Alkalien durch den galvanischen Strom und beleuchtete sodann schließlich durch elektrisches Licht den von zahlreichen Neugierigen besetzten Marktplatz. Wohl wegen vorgerückter Zeit ließ der Vortrage dieses letztere Experiment unerläutert, was vielleicht bei einigen Zuhörern zu der irrigen Meinung Veranlassung ge wesen ist, das elektrische mit dem vor einigen Jahren Mode gewordenen Magnesiumlichte zu verwechseln. Sich an den Wirkungen des Jnductionsstromes noch längere Zeit belustigend, trennte sich die Versammlung ziemlich spät. — Das sehr gewählte Programm des gestrigen ConcerteS der hier bestehenden Gesangvereine und der gute Zweck, zu dem es gegeben ward, hatten ein außerordentlich zahlreiches Publikum von hier und aus wärts in den Saal des Schießhauses geführt. Und es wird Niemand unbefriedigt heimgegangen sein. Die gemischten Chorgesänge, wie die Soli's, Duetten, Ter zette und Quartette fanden sämmtlich reichen und wohlverdienten Beifall; nur hörte man von sehr vielen Seiten den Wunsch, daß künftig, wie sonst immer ge schehen, die Texte der vorgetragenen Gesangsstücke dem Programm beigedruckt sein möchten. Für Johannge orgenstadt werden wohl über 30 Thlr. durch dies Concert eingekommen sein. — Gestützt auf die Erfahrung, daß die Abnahme der Vögel eine feststehende Thatsache ist, daß diese aber in dem Haushalte der Natur vorwaltend bestimmt sind, das der Land- und Forstwirthschaft verderbliche und immer mehr zunehmende Ungeziefer aller Art zu ver tilgen, hat vor Kurzem der Landes-Kulturrath für das Königreich Sachsen an das Ministerium des Innern den Antrag gebracht: „dasselbe wolle die Erlassung eines Gesetzes für die Länder des Norddeutsche Bundes zum Schutz der für die Land- und Forstwirthschaft nützlichen Vögel bei dem Bundesrathe in Anregung bringen und zugleich dahin wirken, daß mit den süd deutschen Staaten, Oesterreich, Frankreich, der Schweiz, Italien und Spanien internationale Verträge zum Schutz der bezeichneten Vögel abgeschlossen werden." Oberforstrath v. Berg sucht durch einen Aufsatz in der wissenschaftlichen Beilage der „Leipziger Ztg." die öffent liche Meinung für diesen Antrag zu gewinnen. o Nassau. Am 17. Februar feierte der hiesige landwirthschaftliche Verein in Gemeinschaft mit dem Bienenzüchterverein sein jährliches Stiftungs fest, welches auch durch eine ziemliche Anzahl fremder Gäste frequentirt wurde. Dasselbe begann mit gemein schaftlicher Tafel, bei welcher ernste und heitere Toaste miteinander wechselten ; nach Beendigung derselben folgte Ball, der in dem, mit landwirthschaftlichen und bienen- wirthschaftlichen Emblemen ausgeschmückten Saale bis gegen 3 Uhr dauerte. Ist im Ganzen auch nichts Be sonderes darüber mitzutheilen, so war doch an der fest lichen und sehr heitern Stimmung zu erkennen, daß das Fest an und für sich sehr befriedigte; denn nach eines Jahres ernster Arbeit, wie sie beide Vereine treiben, ist so ein vergnügter, harmloser Festtag wohl an seinem Platze, und trotz aller Opposition gegen dieses Fest geht doch immer wieder aus dem Verlause desselben hervor, daß es zur Einigung des Ganzen wesentlich beiträgt und ein mächtiger Hebel zu erneuter frischer Thätigkeit ist. Gebe Gott seinen Segen sür's kommende Jahr zum Betriebe der Landwirthschaft, und wolle er uns in Gnaden vor solchen Naturereignissen bewahren, wie sie voriges Jahr unfern Ort heimsuchten. Glückauf für ein heiteres gemüthliches Wiederfinden beim nächsten Stiftungsfeste! Chemnitz. Am Abend des 20. Febr. brach in einem der feuergefährlichsten Punkte Feuer aus. Trotz des augenblicklich zur Stelle thätigen Feuerlöschcorps standen in kurzer Zeit 5 Hauptgebäude und 2 Hinter häuser in Flammen. Unter den zerstörten Häusern be findet sich eins der ältesten von Chemnitz, das „alte Kloster," welches zu einer Tunnelwirthschaft eingerichtet war. Wien. Der Toast auf die „Wiederherstellung des Welfenreiches," den König Georg bei dem Feste seiner silbernen Hochzeit und bei der Anwesenheit der Hannoveraner ausbrachte, hat in den höchsten Kreisen Wiens besonders deshalb eine peinliche Sensation her vorgerufen, weil dem Hietzinger Hofe wiederholt und angelegentlich von derartigen Kundgebungen abgerathen worden war. Dennoch hat der König fich nicht veran laßt gesehen, sein Programm abzuändern. Der Auf enthalt des letzteren in Hietzing ist deshalb sehr fraglich