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Freitag. Nr. 85. 30. October 1868. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und /raucufleio. Verantwortlicher Redakteur: Tart Fehnr in Dippoldiswalde. Weißeritz-Zeitung.M TageSgefchichte. Dippoldiswalde. Die Generalversammlung des Hänichener LteiukohlenbauvereinS findet am 7. Novbr. in Dresden statt. Ans dein so eben auS- gegebenen Rechenschaftsbericht auf das verflossene Jahr »verden wir in einer der nächsten Rrn. d. Bl. einen Auszug bringen. Altenberg. Diejenigen Arbeiterinnen, welche nun 4 Wochen hindurch in der Cigarrenfabrik gear beitet und auf die ersten 3 Wochen wöchentlich JO Rgr. Lohn erhalten hatten, bekamen vor wenig Tagen auf die 4. Woche 1 Thlr. auögezahlt. Da gab es freund liche Gesichter, und unverkennbar hatte der harte Preuße in der Hand eine recht zufriedene Stimmung unter dem gesammten Arbeiterpersonal, welches nun aus mehr denn 60 Köpfen besteht, hervorgebracht, denn einmal vermag selbst die fleißigste und geschickteste Flechten« wöchentlich einen Verdienst von 1 Tlstr. bei gleicher Arbeitszeit wohl schwerlich zu erzielen, weil sie ja auch den Ankauf des Waizenslrohes zu bestreiten hat, und dann gelangen Diejenigen, welche noch nicht 3 Wochen in der Fabrik gearbeitet haben, zur Gewißheit, daß der wöchentliche Verdienst steigt. Und so ist es auch, denn je mehr die Arbeiterin durch Uebung und Fleiß sich ausbildet und demnach eine größere Anzahl Cigarren fertig bringt, desto mehr wird auch verdient, so daß ein wöchentlicher Verdienst bis 1 Thlr. JO Ngr. er reicht werden kann. Dazu kommt noch, daß in Krank heitsfällen wöchentlich bis zu 18 Ngr. und mindestens 10 Ngr. Krankengeld gezahlt wird und deshalb hier durch die Arbeiterin eine sehr reichliche Unterstützung genießt, endlich den Hinterlassenen im Todesfälle 5 Thlr. und beziehendlich 8 Thlr. Begräbnißgeld gezahlt wird. Wir haben deshalb alle Ursache, diesen neuen Erwerbs zweig mit Freuden und dem Wunsche zu begrüßen, daß die Fabrik kräftig gedeihen und noch recht viele Arbeiterinnen, an welchen eö ja bei uns nicht fehlt, in ihr Arbeit und lohnende Beschäftigung finden mögen. Altenberg. Wenn von hier aus kürzlich zu lesen war, daß der Winter hier eingezogen sei und es ziemlich stark geschneit habe, so wissen wir davon nichts. Bis jetzt bestellt der Oeconom noch ungehindert seine Herbstäcker; noch weiden unsere Heerden auf den Fluren, welche noch völlig frei von Schnee sind; denn der am 22. October in der Luft sichtbare erste Schnee er reichte in dieser Gestalt kaum die Erde. — Wollen wir doch unsere Gebirgsgegend, welche ohnehin von dem Niederländer als Sächsisch-Sibirien bezeichnet wird, durch solche verfrühte wahrheitslose Berichte nicht noch mehr in Übeln Ruf bringen. Dresden. In dem neuesten Stück des Gesetz und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen- wird das revidirte Strafgesetzbuch publizirt. — Sowohl die Schwur-, als die Schöffen gerichte sollen mit Beginn des neuen Jahres in Wirksamkeit treten. — Der Circus Renz, dann Meißners Winterpark (mit Schlittschuhlauf), soll jetzt in einen Hippodrom umgewandelt werden, in dem die von der Vogelwiese her bekannten Schweizer-Ponh's in Thätigkeit sein werden. — Am 27. Octbr. starb der verdienstvolle Rector der Annen-Reaeschule, Prof. Köhler, der seit 1850 die Leitung dieser Schule hatte. Leipzig. Die Staatsanwaltschaft hat eine Be lohnung von 100 Thalern Demjenigen versprochen welcher zuerst Mittheilungen macht, die zur Ermittelung des Mörders Kindlers führen. Bis jetzt haben also die Nachforschungen noch kein Resultat gehabt. Spanien. Die Dinge nehmen einen weit ruhi geren Verlauf, als Vielen in Rom und Paris lieb ist. Von einer Anarchie, die einen Vorwand zum Dreinschlagen und zu grausamer Reaction geben würde, zeigt sich nichts. Serrano scheint wirklich ein gemäßigter, von sträflichem Ergeiz freier Mann. Er erklärte, die höchste Gewalt je eher je lieber derjenigen Regierung übergeben zu wollen, für welche sich das spanische Volk entscheiden würde. Die Wahlen zu den Cortes (Ständen), welche die Verfassung feststellen sollen, werden im November erfolgen. — Die provisorische Regierung hat am 26. Oct. ein weiteres Manifest an die Nation gerichtet. Dasselbe fordert die Bürger auf, sich über die wahren Ziele der Revolution und über die bestimmten Bedürf nisse, für die zunächst Abhülfe geschafft werden müsse, klar zu werden. Es stellt die vollzogene Vertreibung der Dynastie als die Grundlage einer neuen Aera hin, die mit der Revolution beginne. Die künftige Staats ordnung müsse auf der Grundlage der umfassendsten Freiheit auferbaut werden; denn bei den neuen Verhält nissen, in die der Staat eiuzutreten, seien Religions freiheit, Unterrichtsfreiheit, Preßfreiheit und Vereins freiheit die wichtigsten Erfordernisse geworden. Dann heißt es: „Die provisorische Regierung stimmt aus den angeführten Gründen für die Errichtung einer starken Monarchie, aber sie wird den Volkswillen respectiren." Am Schlüsse bittet die provisorische Regierung um die Fortdauer des Vertrauens des Volkes und um seine Beihilfe zur Aufrechterhaltung der Ordnung.
