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Dienstag. Ur 14. 18. Februar 1868. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. WeißeritZ-Zeitung Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die ! Spalten-Zeilr 8Pfg. Aal,- mid I»Mc-Mt »er Mi,licht» Gknchl,-Ikmlkr »,» SWlrälht -ixpoldi,a,l»t mi» /r»,t»-ei». Vermckvorllicher vkdacteur: Larl Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. " Glashütte. Der hiesige Stadtrath ist einem längst gehegten und allseitig ausgesprochenen Wunsche unserer Bürgerschaft nachgekommen, indem er beschlossen, die Protokolle der Gemeinderaths-Sitzungen durch dieses Blatt zu veröffentlichen, was auch für die erste Sitzung bereits erfolgt ist. Man hat hier diesen Fortschritt freudig begrüßt. Immer vorwärts! -- Daß der Wohlthätigkeitssinn in unserm Städtchen immer rege ist und bemüht, eine Noth zu lindern, beweist auf'S Neue die von der hiesigen Gesellschaft „Harmo nie" veranstaltete theatralische Aufführung, die für nächsten Freitag, 21. Febr., festgesetzt ist. Der Ertrag derselben ist zur Unterstützung hiesiger Armer und armer Confirmanden bestimmt. Wir wünschen der Gesellschaft Harmonie in Anbetracht dieses edeln Zweckes ein recht volles Haus und reiche Einnahme. * Dresden, 16. Febr. Wie unglückliche Folgen der Besuch eines Maskenballes haben kann, das hat vor wenig Tagen der erwachsene Sohn einer hiesigen angesehenen Bürgersfamilie zum großen Leide seiner Eltern erfahren müssen. Dieser junge allgemein gern gesehene Mann läßt sich nämlich beifallen, einer „Dame" dort den Hof zu machen und ihr nahe zu treten. Dies mag einer andern männlichen Maske als ungehörig er schienen sein und letztere schlägt ohne Weiteres der andern dermaßen mit geballter Faust in's Gesicht, daß der junge Mann zu Boden fällt, während ihm aus Mund und Nase das Blut entströmt. Nach Hause ge bracht, ist er zwar wieder auf kurze Zeit zur Besin nung gekommen, so daß Hoffnung war, es werde ohne schwerere Folgen abgehen; leider war dies nicht der Fall. Nach wenig Tagen befallen ihn Blutstürze und heute ist er in der Blüthe seiner Jahre eine Leiche. Seine Eltern sind untröstlich, da der Verstorbene die Stütze seines Vaters im Geschäft gewesen. Sein Gegner soll ein Student aus Rußland oder Amerika sein. — Die sächsisch-böhm. Dampfschifffahrt hat den Fahrplan ihrer Schiffe von dieser Woche an dahin ausgedehnt, daß von Dresden aus täglich ein Schiff früh 6 Uhr bis Leitmeritz, Borm. 10 Uhr bis Pirna, Nachm. 2 Uhr bis Schandau und Abends 5 Uhr noch bis Pirna, stromabwärts aber Bonn. 10 Uhr und Abends 5 Uhr ein Schiff nach Meißen uud Nachmit tags 3 Uhr ein solches nach Riesa abgeht. — Seiten der Oberbehörden wird bekannt gemacht, daß die den Inländern ertheilte Haufirerlaubniß jetzt auch den übrigen Angehörigen des Nordbundes nicht verweigert werden könne. — Vom 1. April an wird von jedem sächsischen Regiment ein Unteroffizier zu einem dreimonatlichen Kursus an der Central-Turnanstalt in Berlin befehligt. Diese Unteroffiziere sollen nach Beendigung ihrer Aus bildung als Lehrer für die gymnastischen Uebungen in der sächsischen Armee verwendet werden.' Berlin. Ueber den Not Hst and wird aus dem Reg.-Bezirk Gumbinnen berichtet: Die allgemeine Nothstandslage ist insofern in ein Stadium getreten, als die Noth nunmehr auch bei den kleinen Besitzern und Handwerkern deutlich zu Tage tritt. Bei den er steren schwinden die geringen Vorräthe mehr und mehr, und es dürfte die Zeit, in welcher auch sie der öffent lichen Armenpflege zum großen Theil zur Last fallen werden, nahe bevorstehen. — Es liegt in der Absicht, eine gesetzliche Orga nisation der Auswanderungen durch den Reichstag des Norddeutschen Bundes herbeizuführen. Wien. Die für den 18. Februar bevorstehende Feier der silbernen Hochzeit des in Hietzing bei Wien wohnhaften ehem. Königs von Hannover ist Anlaß, daß demselben eine Massengratulation seiner Anhänger dargebracht werden soll. Man erwartet mehrere Extra züge mit Hannoveranern. (Dieselben, an 1000 Mann, sind Sonntag mit der Bahn durch Dresden gereist.) Der Wiener Hof hat nach Hietzing vertrauliche Mah nungen ergehen lassen, öffentliche Demonstrationen zu vermeiden. Ueber Tollwuth. Wiederholt hat man Gelegenheit, in den Zeitungen Be kanntmachungen zu lesen, worin dem Publikum kundgegeben wird, daß ein der Tollwuth verdächtiger Hund getödtet wor den sei und dessen Sektion die vollständige Aus bildung dieser Krankheit bei demselben ergeben habe. Es klingt dies insofern auffallend, da es hinreichend bekannt ist und von den größten Autoritäten behauptet wird, daß bei einem tobten Hunde niemals nachgewiesen werden kann, ob derselbe im Leben wuthkrank war oder nicht. Es dürste deshalb nicht ohne Jnterfse sein, hier mitzu- theilen, was ein für die Menschheit sich hoch verdient ge machter Arzt, Prof. vr. Bock in Leipzig, darüber schreibt: „Die Untersuchung des tobten Hundes kann niemals darthun, daß derselbe im Leben wuth krank war. Denn die meisten der krankhaften Veränderungen, wenn überhaupt welche gefunden werben, kommen auch bei anderen Krankheiten vor. Ganz besonders ist auf unverdau liche Dinge, die öfters im Magen gefunden werden, gar nichts zu geben. — Daß die sogenannten Marocchetti'schen Wuth- bläschen unter der Zunge des Hundes gar nichts mit der