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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißeritz-Zeitung.H Amts- uud Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und Frauensteiu. Derantmorllicher Nedacteur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. Lagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 25. Oetober. Heilte ist die linkselbige Leipzig-Dresdner Eisenbahn zum ersten Male bis zu ihrem äußersten Südostpnnkte, Nossen, von Leipzig aus befahren worden. Hier in Nossen wird dieser streng südöstlichen Linie, Leip zig-Grim ma-Leisnig-Döbeln-Roßwein-Nos sen, plötzlich ein Halt geboten; sie macht eine Achtel wendung nach links, nach Nordost, nm nach Meißen geführt zu werden, von wo aus sie ihren Forrgang nach Dresden bereits seit Jahren gefunden hat. So lange es sich hierbei blos nm eine zweite Leipzig-Dresdner Bahn handelt, mag diese Rich tung immerhin in der Ordnung sein, wie arg auch der Haken ist, den mau von Nossen aus geschlagen hat. Hören wir aber, daß sich ganz neuerdings eine Gesellschaft gebildet hat, in der Absicht, eine Bahn von Nossen nach Freiberg zu bauen, bei welcher die vorhin genannte Südostlinie eben so schnell ver lassen wird, wie auf der entgegengesetzten Meißner- Seite, nur umgekehrt, nach rechts, d. i. südlich, da möchte mau billig fragen: Ist denn für Den, der von Leipzig aus nach Nossen gelangte, die Welt hinter Nossen mit Bretern verschlagen? Giebt's in dieser Richtung hinter Nosseil kein Wilsdruff, kein Tharand sammt Plauenschen! Grund, kein Dippoldiswalde sammt dem Schmiedeberger Thal? kein Glashütte sammt dem Müglitzthal? kein Liebstadt und Gottleuba, allwo die Leipziger Südostbahn in die projectirte Pirna-Duxer Bahn münden würde? Sind die genannten Striche so arm, so verwahrlost, so bedeutungslos, daß sie nicht verdienten, in's große vaterländische Eisenbahn netz gezogen zu werden? Wenn das Gesagte für Tharand und den Planeri schen Grund nur zu einem Theile zutreffend ist, in sofern diese bereits die Albertsbahn haben, so gilt es für die übrigen Orte und deren Umgegend doch in seiner ganzen Bedeutung, und wollen wir es Jedem derselben anheimgeben, diese Frage zu würdigen. Fände sie allgemeinen Airklang, dann wäre vielleicht die Leip zig-Dresdner Eisenbahngesellschast zu ersuchen, ihre Linie von Nossen aus in südöstlicher Rich tung bis zur Einmündung in die Bahn Pir na-Dux zu verlängern. Wir aber sprechen jetzt blos von Dippoldiswalde. Uns Dippoldiswaldaern ist zunächst an eurer Bahn verbindung mit Dresden gelegen. Mag nun eine solche der Weißeritz entlang, über Malter, Seifersdorf, Spechtritz, Rabenau, Cosnrannsdorf irr den Plauenschen Grund, oder über Höckendorf nach der Edlen Krone gelegt werden, — gleichviel, wir erreichen dann Dresden in Zeit von 1 >/s Stunde, ivährend wir auf der andern Seite die Bahnverbindung mit Freiberg, Chemnitz und dem Gebirge haben. Wird die vorgeschlagene Bahn aber über das wilde Weißeritzthal hinüber nach Wilsdruff, Nossen geführt, dann steht uns der Weg in das Herz des Landes offen, in Gegenden, wo Bahnen nach allen Richtungen sich bereits kreuzen oder demnächst kreuzen werden. Anlehnen an uns würde sich eine Bahn von hier über Schmiedeberg nach Altenberg und, wenn Alles so geht, wie oben erwähnt ist, eine Bahn nach dem Müglitzthale, Glashütte und weiter. Der Einwand, daß unüberwindliche Schwierig keiten solche Ausführungen unmöglich machen würden, kann der Unterzeichnete nicht gelten lassen, und macht er darauf aufmerksam, daß es an Schwierigkeiten zwi schen Leipzig und Nossen auch nicht gefehlt hat. Sie sind glücklich überwunden worden. Im klebrigen hat uns seiner Zeit das erste Gutachten des 0r. Fritzsche belehrt, daß eine Bahn zwischen Dippoldiswalde und dem Plauenschen Grunde, der rothen Weißeritz entlang, nicht blos ausführbar, sondern auch weniger kostspielig sein würde, als es Vielen auf den ersten Augenblick scheint. Vorausgesetzt aber, daß eine Linie nach der Edlen Krone zweckmäßiger und billiger wäre, nun so wird man diese wählen. Kurz, wenn unserm Dippol diswalde, wie der letzte Landtag beschloß, obgleich an unterster Stelle, eine Bahn zugedacht ist, dann wüche die genannte Linie vor jeder andern den Vorzug ver dienen, denn 1) verbindet sie uns gleichzeitig mit Dresden und Freiberg; 2) ist sie, wenn auch erst für sich allein dastehend, im Voraus schon als ein Glied der gro ßen Leipziger Südoststrecke anzusehen, die gegenwärtig in Nossen ihren Halt gefun den, dort aber für die Zukunft nicht aufhören wird, nicht aufhören kann. I. O. Wohlfarth. Dippoldiswalde. Seit Sonntag Mittag haben wir Regen, nach einer überaus stürmischen Nacht; hoffentlich hält derselbe recht lange an und füllt Fluß und Bach mit dem so nöthigen Wasser. — Nächsten Sonntag wird der hiesige Damen- Gesang-Verein ein Concert veranstalten (s. d. Inse rate), das unter Mitwirkung anderer Kräfte, und da eS zum Besten des hiesigen Frauenvereins (Kleinkin derbewahranstalt) gegeben wird, sich gewiß zahlreichen Besuches erfreuen wird. — Freitag sollen auf hiesigem Gerichtsamte „Schriften und Gegenstände" vom ehemaligen