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Nr. 1. Weißerih-Zeitung Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. 3. Januar 1868. Preis ». pw Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg- Amts- and Mrigc-Mt der Königlichen Gerichts-Ämter nnd Itadträthe zu Dippoldiswalde und /raucnfleiu. Vrr.uiilvortiicher «rdactrur: Lari Zehne in Dippoldismalde. Ium neuen Zum neuen Jahr das alte Lied! Das Lied vom Kommen und vom Gehen, Deß' Hauch frisch durch die Seele zieht, Wenn Neujahrslüfte unS umwehen. Und Hoffnung und Erinnerung — Mit Menschen- und mit Engelzungen Hat's oft schon voll Begeisterung Die holden Genien besungen. Zum neuen Jahr den alten Gruß! Den Gruß der Liebe, die da bleibet, Wenn nach des Schicksals hartem Schluß WaS irdisch ist, die Zeit zerstäubet. Und was, vom Haß getrennt, sich flieht, - Nah' jeht vereint dem Hochaltäre, Auf dem ihr heil'geS Feuer glüht, Daß sie nur walt' im neuen Jahre. L» Neujahrsgedanken. Die Zeit — die Wiege und das Grab aller menschlichen Dinge — hat uns wieder einmal den Tag gebracht, an welchem wir Alle, Alt und Jung, so gern die Hoffnungsbäume aufpflanzen. Die Rech nung des alten Jahres mit Ueberschuß und Deficit, mit manchem Erreichten, mit vielen Täuschungen, ist geschloffen. Ein neues Conto wird angelegt; was wird darauf zu bringen sein, so fragt sich jeder Ein zelne. Wird das neue Jahr die Sonne des Friedens oder die Brandfackel des Krieges bringen, so fragen die Völker. Es riecht nach Pulver, meinte neulich ein Zeitungsschreiber bei Besprechung der Debatte über das Armeegesetz im französischen Gesetzgebenden Körper. Noch verspüren wir nichts von diesem Ge rüche. Der Friede ist ein zu großes Bedürfniß für Regierende und Regierte, als daß dessen Störung so ohne Weiteres zu erwarten wäre. Die Gereiztheit unsrer westlichen Nachbarn scheint sich doch etwas gelegt zu haben und daher von dieser bedenklichsten Seite unsrer Grenze nichts zu fürchten zu sein, zumal wir in Deutsch land jetzt so dastehen, daß man uns leichtfertiger Weise nicht anzugreifen wagt. Daher können auch wir die Hoffnungsbäume aufpflanzen und uns ruhig dem weiteren Ausbaue unsres stattlichen Bundeshauses überlassen. Indem die Redaction beim Jahreswechsel ihren Lesern zunächst ein herzliches „Glückauf" zuruft, giebt sie sich der Hoffnung hin, daß ihr in dem neuen Zeit Jahr 1868. " Zum neuen Jahr daS alte Herz! Das Herz, bewährt in frommer Treue, Daß sich bei Erdenlust und Schmerz Des Höchsten Bild in ihm erneue. Und wo der Jubel laut erschallt, Und wo der Jammer leise wimmert — Da bleibe es nicht fern und kalt, Nein, jub le mit, sei mit bekümmert. Zum neuen Jahr den alten Gott! Den Gott, den'S Herz verehrt, daS reine, Ob Allah, Brahma, Zebaoth — ES ist und bleibt doch nur der Eine. In seinem Schutz, an seiner Hand, Dem sichersten, der ewig starken, Bangt uns nicht vor dem fremden Land. Getrost denn über seine Marken! «'M. abschnitte Gelegenheit geboten sein werde, mehr von den Ereignissen und Segnungen des Friedens, von einem edlen, ersprießlichen Wettstreite in Wissenschaft, Kunst und Industrie, in Kirche und Schule, als von dem blutigen Kampfe mit kriegerischer Waffe zu be richten; daß es ihr namentlich nie an Stoff fehlen werde, Kunde zu bringen von immer neuen und segens reichen Fortschritten im Ausbaue der staatlichen Ver einigung, der mir angehören und die hoffentlich bald alle deutschen Brüder umfassen wird. Die Redaction wird wie bisher stets bereit sein, der vorurtheilsfreien, freisinnigen und offenen Be sprechung staatlicher und gemeindlicher Angelegenheiten ihre Spalten zu öffnen; sie wird es sich endlich auch angelegen sein lassen, der Unterhaltung ihrer Leser nur wahrhaft Gutes darzubieten. Beizutragen zu einer frischen, freien Gestaltung des bürgerlichen und staatlichen Lebens, Nahrung zu bieten für Geist und Herz: das wird das Ziel sein, auf dessen Erreichung wir auch im neuen Jahre mit aller Kraft lossteuern werden. Tagesgeschieh te. Dippoldiswalde, den 1. Januar 1868. Gestern, am Shlvesterabend, wurde von der hiesigen Harmonie- Gesellschaft 6 armen und würdigen Confirmanden noch eine nachträgliche Weihnachtsbescherung zu Theil, wie auch schon am 22. December der Bürgerverein einer Anzahl armer Kinder eine solche bereitet hatte.