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Freitag. Nr. 79. 9. Oktober 1868. KWeißerih-Zettung.M stostanstalten. b Pfg. Amts- und Anztigt-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und /rauensteiu. Derantworilicher Nrducteur: Lari Lehne in Dippoldiswalde. TageSgeschichte. Dippoldiswalde. Wie in hiesigen geschlossenen Gesellschaften die Wintervergnügungen begonnen haben, resp. in nächsten Tagen beginnen, so kommen auch öf fentliche Vergnügen an die Reihe, und diese werden durch ein Concert, das Hr. Stabstrompeter Wagner aus Dresden mit seinem Musikchor am nächsten Dienstag, 13. Octbr., im hiesigen Schießhaussaale geben wird, eröffnet werden. Wir machen heute schon — also zeitig genug — darauf besonders aufmerksam. * Vom Gebirge. Die heurige Kartoffel ernte ist sowohl in Bezug auf ihre Quantität wie Qualität der Frucht eine ausgezeichnete zu nennen, und sie befriedigt auch die gehegten Erwartungen allgemein, wenn sie solche nicht übersteigt. Durch die lange anhal tende Trockenheit des diesjährigen Sommers ist die Kartoffel sehr mehlreich, außerdem aber auch noch ziem lich groß geworden, denn wir sahen Kartoffeln, welche über ein Pfund Gewicht hatten. Vom Schwarzwerden der Kartoffeln hat man Heuer nichts gehört; es scheint daher, als wenn dasselbe von der Nässe hervorgerufen würde. -j- Glashütte. In diesem Jahre fällt unser Her bst markt mit dem Dresdner zusammen, — ein Uebelstand, der auch Seiten unsrer Behörde nicht zu beseitigen war, denn 8 Tage früher wird der Alten berger, 8 Tage später der Lauensteiner Markt gehalten, und das trifft aller sieben Jahre. Wir möchten dies anregen, um hinkünftig Abhülfe zu erlangen. Sachsen. Die preußischen Provinzialstände, welche sich bisher dem Verlangen nach der Oeffentlichkeit ihrer Sitzungen gegenüber ziemlich spröde verhielten, sind neuer dings vollständig darauf eiugegangen. Unsere Lausitzer Stände, die noch einen ziemlich mittelalterlichen Cha rakter tragen, sollten sich beeilen, in gleicher Weise dem Zeitgeiste zu huldigen. — Für die Abgebrannten in Klotzsche werden öffentliche Sammlungen veranstaltet. (Den betr. Hilfe ruf durch die Amtöhauptmannschaft und das Gerichts amt Dresden drucken wir in nächster Nr. d. Bl. ab.) — Es heißt, der ehem. Kurfürst von Hessen werde künftig sein dauerndes Domicil in Dresden nehmen. — Von den bei dem Altenburger Feuer Verun- unglückten sind wieder mehrere gestorben, so daß die Zahl der Tobten nun II beträgt. — Der Städtische Verein in Freiberg hat eine Petition an das Direktorium der Leipzig-Dresdner Eisenbahn gerichtet wegen Erbauung einer Bahn von Nossen nach Freiberg. — Von Meißen aus ist am 6. October die erste Locomotive auf der neuen Bahn (ein Bauzug) über Roitzschen bis Miltitz abgelassen worden. — Die am 1. October 1798 erfolgte Gründung des Seminars zu Freiberg (dasselbe wurde am 1. Octbr. 1855 nach Nossen verlegt) gab ca. 200 säch sischen Lehrern Veranlassung, diesen Tag festlich zu begehen. Preußen. Die Bundestelegr aphen-Ver- waltung hat sich neuerlich bereit erklärt, Linien von Gemeinden und Privaten, wenn diese es wünschen, auf deren Kosten anzulegen und das nöthige Personal zum Telegraphendienst dazu zu stellen. Die Verwaltung ge stattet auch den Bau solcher Telegraphenlinien nach eigenem Ermessen der Betreffenden; nur muß deren Anlage mit der der allgemeinen Linien übereinstimmen. Binnen 5 Jahren verpflichtet sich die Bundestelegraphen« Verwaltung, den Ankauf der Linien zur Hälfte des Kostenpreises zu bewerkstelligen und in jährlichen Raten eine Abzahlung zu leisten. Bis dahin verbleiben die Erbauer im Besitze der Linie und des aus der Beför derung der telegraphischen Depeschen bezogenen Gewinnes. Prag. Bedauerliche Excesse der Böhmen gegen die Deutschen haben hier stattgefunden, ohne daß die Behörden sie zu verhindern suchten. An 5000 Personen waren am 4. October dazu versammelt; Militär schritt ein, ward aber mit Steinwürfen empfangen. Bei Wiederholung der Excesse soll der Belagerungszustand proclamirt werden. Spanien. Die Ruhe ist nirgends gestört worden; das Volk schaart sich mit Vertrauen und Enthusiasmus um die bekannte» Führer, die nur das eine Ziel im Auge haben: das Wohl Spaniens und die Ehre der von ihnen angestifteten Revolution vor den Gefahren der Zwietracht und des Bürgerkrieges zu bewahren. Die gemäßigte Partei hat das große Uebergewicht vor der democratischen, was schon die Bestellung des Mar schalls Sorrano zum Inhaber der höchsten Regierungs gewalt andeutet. Die Regierungs-Junta hat sich be reits definitiv constituirt, u. A. auch bereits beschlossen, daß in Erwartung der vollständigen Abschaffung der Sclaverei in den Colonien vorerst die Kinder der Neger für frei erklärt werden sollen. — Die Ex-Königin Isa bella, welcher der Papst ein Asyl in Rom angeboten, hat ein Manifest erlassen, in dem sie gegen alles Ge schehene protestirt. Die amtliche Madrider Zeitung sagt über dasselbe: „Isabella hat ein Manifest an die Spanier erlassen. Die Junta enthält sich jedes Urtheils über dasselbe. Die Nation hat die Handlungen der Königin in souveräner Weise gerichtet; sie wird auch die Worte derselben richten."