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/reitag. Nr. 91. 20. November 1868. Erschein! Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißerih-Ieitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Meige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Frauensteiu. VerMtwortlichkr Nedacteur: Lari Fehnr in Vippotdiswalde. Zum Todten-Sonntage. Die Erde ist das Thal der Gräber, Ein großes, weites Leichenfeld: Ein Acker, wo der Todcsengel Als Schnitter reiche Ernte hält. Und jeder Tag und jede Stunde Mehrt tausendfach der Garben Zahl. Kein Menschenherz ist ohne Wunde, In jedes grub der Tod sein Maat. Wer zählt der Hügel lange Reihen, Die großen und die kleinen all'? Wer zählt die Thränen, die sie weihen? Die Seufzer ohne Wiederhall? Ja, Alle, die die Schollen decken, Sind still und stumm, fühllos und kalt. Kein Jammerruf kann je sie wecken, Ob er auch noch so laut erschallt. So gönnt den Todten ihre Ruhe, Die Ruhe nach des Lebens Streit! Ward ihnen doch die schwarze Truhe Zur Wiege für die Ewigkeit. Im Vatcrarm ruh'» sie geborgen, Ruh'n sanft, wie s Kind im Mutterschoos, In Hoffnung ans den Ostermorgen. O, welch' beneidenswerthes Loos! L Hört ihr der Glocken Ruf erschallen Am Todtensabbath ernst und hehr? Wohlan, laßt uns zum Friedhof wallen, Solch' eine Wallfahrt giebt's kaum mehr! Zieht Euch nicht hin des Herzens Sehne» Zum Altar, den man dort erbaut Von grünem Rasen, und wo Thränen Die Opfer sind, dem Äug' entthaut? Wehrt ihnen nicht! — Das Herz wird freier, Wenn man sich recht hat ausgeweint! Jst's doch, als ob mit theuern Todten Uns enger jede Thräne eint'; Jst's doch, als sei man besser worden. So oft man fort vom Friedhof geht, Als stünde naher man den Pforten, Wo hoch die Siegesfahne weht! — Sei mir gesegnet, Tag der Todten, Du hehrer Allerseelentag! — Einmal, vielleicht wohl schon am nächsten, Kränzt man auch meinen Sarkophag! O Herr, so höre meine Bitte: Entsinkt mir einst der Pilgerstab, Dann gieb mir in des Friedhof s Mitte Ein stilles, unvergeßnes Grab! LV Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 19. Novbr. Heute ist es 1 Jahr, daß unser städtisches Wasserwerk, das als so segens reich und in jeder Beziehung zufriedenstellend sich be währt, feierlich ei »geweiht wurde. Dippoldiswalde. Der Besuch in den Vorstel lungen des Zaubertheaters des Hrn. P. Schöpl mehrt sich, jemehr bekannt wird, wie unterhaltend, in teressant und neu das Gebotene ist. Sonntag wird die letzte Vorstellung gegeben werden, und verweisen wir bezüglich des reichen Inhaltes derselben auf das betr. Inserat in dieser Nummer, indem wir nochmals den Besuch der Vorstellung anempfehlen. * Glashütte. Von hiesigen Handel- und Ge werbetreibenden wird auch in diesem Jahre wieder ein Weihnachts-Bazar eröffnet werden, derselbe auch früher, als voriges Jahr, seinen Anfang nehmen. Nähe res durch die zu erlassenden Bekanntmachungen. — Die hier heftig, doch bis jetzt noch ohne Todesfall, auftretenden Masern halten an 200 Kinder von der Schule fern. Dresden. Ihre Maj. derKönig und dieKönigin haben die Winterresidenz hier wieder bezogen. — Se. kgl. Hoheit Kronprinz Albert ist als Gast des Königs von Preußen, bei seinem Aufenthalt in Berlin, bei den Jagden in Letzingen besonders ausgezeichnet worden. — Eine Lehrerversammlung, welche kürzlich in Döbeln tagte, hat eine Bittschrift dem Cultus- Ministerium gegen das neue Lehrerpensionsgesetz einge reicht. Da das dem preußischen Abgeordnetenhause vorgelegtc Lehrerpensionsgesetz in vielen Stücken besser als das unserige ist, hofft man, daß das Ministerium auf die Wünsche des Lehrerstandes eingehen wird. Leipzig. Die diesjährigen Stadtverordneten wahlen fanden die Freisinnigen unter sich uneins. Seit dem I)r. Joseph vom Stadtverordneten - Vorsteher-Amt zurückgetreten, sucht er sich im „Städtischen Verein" einen neuen Anhang zu verschaffen. Dieser und die Partei Lorenz-Georgi-Schreh standen getrennt dem con- serrativen „Patriotischen Verein" gegenüber. Der Aus fall der Wahlen ist noch nicht bekannt.