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Dienstag. Nr 102. 29. December 1868. Erscheint Preis MWeißerch-Zeckmg.L Postanstalten. ' 8 Pfg. Amts- und Auzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und /ranevsteiu. Verantwortlicher Nedscteur: Tart Zehne in Dippoldiswalde. Mit der heutigen Nummer schließt wieder ein Jahrgang unseres Blattes, der 34ste seit dem Bestehen des selben. Indem wir für die bisher geschenkte Theilnahme unseren geehrten Abonnenten herzlich danken, wollen wir nicht unterlassen, die erneute Versicherung auszusprechen, daß es jederzeit unser Bestreben ist und sein wird, den billigen Wünschen unseres geehrten Leserkreises nach Möglichkeit zu entsprechen, das Belehrende mit dem Unterhaltenden thunlichst zu verbinden und auf allen Gebieten, namentlich auch der Politik, der Fahne des Fort schrittes treu zu folgen. — Bei der immer steigenden Abonnentenzahl bietet unser Blatt dem Gewerbsmanne die beste Gelegenheit, die Erzeugnisse seines Fleißes oder die Borräthe seines Lagers in weiteren Kreisen bekannt zu machen, und werden wir fortfahren, unfern beständigen Inserenten auch ferner Erleichterungen zu gewähren. Mit dem Wunsche, daß das neue Jahr für Haus und Welt, für Gewerbe und Handel, für Kunst und Wissenschaft ein gesegnetes sein und daß namentlich der edle goldene Frieden in unserem deutschen Vaterlande seine Fahne wehen lassen möge, grüßt alle ihre Leser und Mitbürger «il« Tagesgeschichte. * Glashütte. Herr Mühlenbesitzer Blende sprach in der letzten Sitzung unseres Gewerbe-Vereins über die Sächsische Altersrentenbank. Redner gedachte zunächst der längst überwundenen Vorurtheile, als seien Versicherungen Eingriffe in das göttliche Re giment. Im Gegensätze hierzu hebt er das Versiche rungswesen in seiner jetzigen Gestalt hervor, erwähnt dabei, daß die GeschäftSgebahrung der Versicherungs- Anstalten früherer Zeiten allerdings nicht immer eine streng rechtliche gewesen sei, weshalb unsere Staatsre gierung sich veranlaßt gesehen habe, einige Zweige der Versicherung selbst in die Hand zu nehmen. So vor etwa 30 Jahren die Jmmobiliar-Brandversicherung und vor 8 Jahren die Altersrentcnbank. Die Vortheile, welche namentlich bei zeitigem Eintritte in die letztere Versicherung erzielt werden, legt der Vortragende durch verschiedene Zahlenbeispiele dar und giebt einen Auszug des Statuts der Versicherungsanstalt. Die Versamm lung dankte dem Redner. — Hierauf gab Herr M. Großmann einen kurzen Bericht über das in dieser Zeitung bereits gedruckte Statut der uu Müglitzthale und Umgegend zu gründenden Feuerversicherung auf Gegenseitigkeit. Dresden. Vom 1. Januar 1869 an wird die zeitherige Station „Albertsbahnhof" aufhören und nach dem böhmischen Bahnhof verlegt werden. Auch wird es Viele unangenehm berühren, daß von da an die 4. Wagenclasse caffirt ist. Den Geschäftsleuten, Grund stücksbesitzern, Wirthen rc. des Freiberger Platzes bis zur Tharandter Straße entstehen dadurch namhafte Verluste. — Von Neujahr an werden die sächsischen Mili tärpersonen ihren preußischen Kameraden in Bezug auf die Verabreichung der Brodportionen gleichgestellt werden und daher statt 14/s Pfd. täglich nur 1 Pfd. 12 Lth. empfangen. Diese an nnd für sich gering scheinende Ersparniß trägt im Laufe eines Jahres bei einer Prä senz von 24,000 Mann dennoch das nette Sümmchen von 26,280 Thalern ein, 1 Pfd. Brod zu 9 Pfg. ge rechnet. — Wie man sich in militärischen Kreisen erzählt, wird der herannahende Jahreswechsel als der Zeitpunkt bezeichnet, von welchem an beim sächsischen ArmeecorpS diejenigen Einrichtungen zur Anwendung kommen, welche durch dessen Gleichstellung mit den übrigen norddeutschen Armeecorps bedingt sind, und welche auch gegen jetzt namhafte Ersparnisse im Militäretat in Aussicht stellen. — In Ungarn und Galizieu herrscht die Rinder pest in ausgedehnter Weise. (S. die Ministerial-Ber- ordnung in dieser Nummer.) Berlin. Das jpreußische Abgeordnetenhaus be willigte die von der Regierung beantragten 50,000 Thlr. als „erste Nate" für ein auf dem Berliner Königsplatze zu errichtendes großes Sieges-Denkmal. Es werden später noch acht solche Bewilligungen folgen müssen, da das ganze Denkmal auf 450,000 Thlr. veranschlagt ist! So viel Geld aufzuwenden in einem Staate, der ein 40 Mal größeres Deficik zu verdauen hat, dessen Schullehrer in schlechten Verhältnissen leben, dessen Einwohner in Ostpreußen wieder einer Hungersnoth entgegengehen! Und 450,000 Thlr. für ein Denkmal, das bestimmt ist, einen Bruderkrieg der deutschen Nachwelt in stetem Gedächtniß zu erhalten? — Die preußische Staatsschuld, die verzins liche, betrug Ende 1867: 270,661,194 Thlr.; die un verzinsliche 15,842,347 Thlr. Die gesammte Staats schuld betrug 286,503,541 Thlr., d. i. 21,807,585 Thlr. mehr, als 1866. Nach Abrechnung der vom Staate nicht zu tilgenden Eisenbahnschulden rc. blieben noch 184,208,629 Thlr. Schulden, macht pro Kopf 7,7 Thlr. Türkei. Die brennende Tagesfrage, der griechisch türkische Conflict, ist auf demselben Punkte, wie vor den Festtagen. Wenn dieselbe einen Fortschritt gemacht hat, so ist es »ach der Seite friedlicher Beilegung hin