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allseitigen Pressung dennoch existiren kann und nicht in sich selbst zusammen sinkt, hat seinen Grund darin, daß in unserem ganzen Körper auch nicht ein Fleckchen leerer Raum sich befindet, sondern allenthalben Luft, Flüssigkeiten oder feste Bestandtheile darin sich vorfinden, und so das Gleichgewicht zwischen dem Menschen und der ihn umgebenden Luft wieder hergestellt wird. Dieser Druck äußert sich namentlich dann, wenn man die Luft aus einem in Wasser getauchten Rohre auösaugt. Der auf der ganzen Wasserfläche lastende Luftdruck treibt das Wasser in die luftleere Röhre hinauf, wie die« auch bei der Einrichtung unserer Brunnen ganz besonders zu bemerken ist; dies geschieht jedoch nur bis zur Höhe von 32 Fuß nach folgendem Gesetze: Die Luft drückt auf jeder Stelle der Erde auf die Gegenstände, mit denen sie in Berührung kommt, gerade so stark, wie eine eben so große Säule von 32 Fuß Wasser. Auf diese Erscheinung gründet sich das Barometer, bei welchem jedoch, des bedeutenden Gewichts des Queck silbers wegen, die Säule nur 28 Zoll hoch steht. Einen sichtbaren Beweis für die Wirkung des Luftdruckes liefert Redner durch das bekannte Experiment, indem auf ein mit Wasser gefülltes Glas ein Blättchen starkes Papier gelegt und aus dem aus der Hand vorsichtig umgekehrten Glase das Wasser doch nicht herausfließt. Durch Aufführung anderer Beispiele wird nachgewiesen, daß eine Flüssigkeit nie aus einem Gefäße fließt, wenn nicht gleichzeitig Luft in dasselbe steigen kann. Dies ist nun bei der Schiebelampe der Fall. So lange nämlich das Oel im Oelkasten bis an den Hals des Oelgefäßes reicht, kann keine Luft in dasselbe steigen, folglich auch kein Oel aus demselben ausfließen. Fällt das Oel aber, wenn auch noch so wenig, so wird der Hals des Gefäßes offen, und es treten einige Tropfen Oel aus, für welche die gleiche Raummenge Luft durch das kleine Loch im äußeren Oelkasten in das Gefäß tritt, dessen Hals durch das ausgetretene Oel wieder so lange geschlossen wird, bis durch Verbrennung des Oels das Niveau wieder etwas gesunken ist; es findet hier demnach eine regelmäßige Regulirung deS OelstandeS statt, wie man sie durch das sorgsamste Nachgießen nicht erreichen würde. Redner kommt nun auf den Verbrennuugs-Proceß und sagt, daß alle Arten von Verbrennungen nichts anderes als chemische Vorgänge sind, wobei ein Hauptbestandtheil der Sauerstoff der Luft ist. Reichlicher Luftzugang ist eine Hauptbedingung für ein Helles Licht und eine rußfreie Flamme. Diese wird in der Schiebelampe dadurch hergestellt, daß die durch die Wärme ausgedehnte, leichtere Luft, über die Flamme fortwährend in dem Chlinder nach oben steigt. Dafür treibt der Luftdruck durch das Lustrohr, welches sich innerhalb des röhrenförmigen Dochtes befindet, fortwährend frische Luft zu der Stelle der Verbrennung. Der Chlinderhalter ist unten von der Seite durchbrochen, um der Flamme auch vou außen frische Luft zuzuführen. Höhe und Weite beeinflussen diese Vorgänge wesentlich. — Der Vortragende erntete Beifall, und folgte ihm der Dank der Versammlung. Dresden. Mit dem nächsten Jahre tritt inner halb des Norddeutschen Bundes die vorgeschriebene Geburtslisten- Führung betreffs der männlichen Bevölkerung in Kraft. Die Geburtslisten, eventuell die Geburtsregister, geben die Grundlage zu allen anderen Listen. Auf Grund jener, beziehentlich infolge persönlicher Anmeldung der Militärpflichtigen und in folge der von Amtswegen anzusteüenden Nachforschungen der Ortsbehörden werden die Stammrollen angelegt. Aus den letzteren entstehen die alphabetischen Listen, aus diesen die LoosungS- und Vorstellungslisten, in welch letztere die Departements- oder Marine-Ersatz- Kommissionen die Entscheidung über die Militärpflich tigen einzutragen haben. Die Streichung der einmal eingetragenen Personen darf nur auf Grund einer Ent scheidung der eben erwähnten Ersatzkommissionen erfol gen, oder wenn besondere genau angegebene Atteste und Belege dafür beigebracht werden, eventuell wenn be sondere, von der Kreisersatzkommission genügend fest gestellte Verhältnisse diese Streichung rechtfertigen. — Jnskünftige wird in der sächsischen Armee der Ausdruck „Schwadron" in „Escadron" nmge- ändert werden. Zittau. Der kürzlich hier verstorbene Senator Just hat seine Vaterstadt Zittau zur Universalerbin eingesetzt. Nicht 150,000 Thlr., wie es erst hieß, sondern 200,000 bis 250,000 Thlr. soll die Hinterlassenschaft betragen. Das Ereigniß bildet den Gegenstand der täglichen Unterhaltung in Zittau, um so mehr, als der Erblasser ziemlich nahe Verwandte (z. B. den Bezirksarzt vr. Just in Zittau, einen Neffen) hinter lassen habe. Im Testament seien Bestimmungen ge troffen, welche die Verschönerung der Stadt zum Gegenstände haben. Berlin. Im Abgeordnetenhause ist in der Sitzung am 1. Decbr. wieder ein Conflict entstanden, der heftiger denn die früheren zu werden verspricht. Der neue Justizminister vr. Leonhardt war es, der bei der Budgetberathung und beim Verlangen von Geldern für HülfSarbeiter beim Obertribunal den Fehdehand schuh in einer wohl zu derben Weise dem Abgeordneten hause hinwarf. Seine Worte erregten auf Seiten der Opposition einen Sturm der Entrüstung. Der Abg. Twesten sprach eö geradezu aus, daß mau an diesem Hannoveraner keine besonders werthvolle Erorbernng gemacht habe. Unter Anderm sagte vr. Leonhardt: „Das Geld zu sparen, ist weniger Ihre Absicht, Sie wollen nur verhindern, daß Hilfsarbeiter angestellt werden. DaS aber, ich sage es offen, wird Ihnen nicht ge lingen. Se. Majestät hat mich auf meinen jetzigen Platz berufen, und ich werde meine Aufgabe erfüllen mit der Energie des Willens, welche nichts zu wünschen übrig lassen soll. Täuschen Sie sich doch nicht über meine Person und meine Verwaltungsprincipien und lassen Sie sich nicht täuschen durch falsche Zeitungsnachrichten. Ich habe gar keine liberale Neigung und ich liebe es noch weniger, mit politischen Parteien zu liebäugeln. Wenn es sein muß, werde ich Hilfs arbeiter beim Obertribunal mit Diäten anstellen und Ihnen diese Diäten über den Etat in Rechnung setzen. Ein Conflict wird von der Regierung nicht gesucht; aber wenn die Regie rung nicht anders kann, muß sie den Conflicl annehmen. Ich werde nöthigenfalls mit voller Schärfe und Schroff heit vorgehen und zu den höheren Stellen künftig nur solche Leute Vorschlägen, von denen ich weiß, daß sie zum Abgeord netenhaus kein Mandat annehmen. (!) Ich weiß, daß ich Ihnen ein Aergerniß gebe, aber ich habe es Ihnen voraus gesagt u. s. w." Ob das Gesammtministerium sich stark genug fühlt, um schon jetzt eine solche Sprache zu führen, oder ob Graf Bismarck, der an dem nämlichen Tage wieder nach Berlin zurückkehrte, das Ereigniß wieder ausgleichen wird, ist abzuwarten. Jedenfalls wird der Eindruck, den die Erklärungen des Justizministers machten, in