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Du-nstag. Ur. 74 22. Irptrinbrr 1868. Erscheint . Preis M Wecherch-Zeünng. ZZ Postanstalten. > 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadtrathe zu Dippoldiswalde und /rauensteiu. VemckvolMcher Nr-acteur: Carl Zehne in Vippoldiswrrldr. Tagesgefchichte. o Altenberg. Am Sonnabend, den 19. Septbr., Ware» die Borstands-Mitglieder der Zwitterstocks gewerkschaft hier anwesend, nahmen u. A. den großen sog. Galgenteich in Augenschein, an dem seit längerer Zeit hnnderte von feirigen Bergarbeitern be schäftigt sind; dann wnrden noch einige Pochmühlen und die in Gang gesetzte Maschine besichtigt. — An demselben Tage hielt der neue Grubenvorstand von „Bereinigt Zwitterfeld Fdgr." zu Zinnwald, unter dem Vorsitze des Hrn. G.-A.-Assessors Wetzlich, dort seine erste Sitzung. I Altenberg, den 20. Septbr. Anr verflossenen Freitage Abends in der 9. Stunde brannten in dem, I.1/2 Stunde entfernten Dorfe Schellxrhau die zu dem Gute Wilhelm Liebscher's gehörigen Gebäude, sowie das Wohnhaus des Butterhändlers Richter, bis bis auf die Umfassungsmauern der Erdgeschosse nieder. Das Feuer ist in dem Liebscher'schen Gute ausgebrochen, und eö wird umsomehr böswillige Brandstiftung ver- muthet, als dieses Gut, wegen dessen Ankaufs für den Staatsfiskus man mit dem in Börnersdorf wohnenden Besitzer in Kaufsnnterhandlungen steht, bereits seit einiger Zeit unbewohnt ist. Ein nicht unbedeutender Theil der Ernte, sowie 3 Stück Hühner, sind in dem Feuer mit umgekommen. Die Thätigkeit der herbeige- brachten Spritzen mußte eine sehr beschränkte bleiben, da Schellerhau für derartige Vorkommnisse stets an Wassermangel leidet. * Schönfeld bei Frauenstein. Wer, wie der Einsender dieser Zeilen, Zeuge gewesen ist von der außerordentlichen Umsicht und Energie, mit welcher bei dem am 18. Sept, in Schellerhau ausgebrochenen Feuer der Herr Schornsteinsegermstr. Scheinpflug und dessen Pflegesohn Herr Horn aus Frauenstein zur Bewältigung des Feuers und Rettung der Mobi lien vorangingen, der wird diesen braven Männern die vollste Anerkennung und wohlverdienten Dank zollen; denn sie eilten von hier aus, wo sie zu einer Revision waren, sofort nach eingetroffener Nachricht hin nach Schellerhau und waren dort so thätig, daß ihnen die Anerkennung des Herrn Feuercommissars zu Theil wurde. Nicht minder thätig bewies sich übrigens Hr. Horn bei dem Brande der Biedermann'schen Mühle in Herms dorf am 4. Mai. d. Js. * Schmiedeberg, den 20. Sept. Im Laufe der letzten vier Wochen ist unsere Orgel, an der seit 35 Jahren fast nichts geschehen war, einer Reparatur unterworfen gewesen. Dieselbe ist von dem Orgelbauer Hrn. Stöckel aus Dippoldiswalde und dessen Gehülfen vorgenommen und nach Umständen zur Zufriedenheit ausgeführt worden. — Als zweiter Gastprediger hielt heute Herr Candidat Paul aus Leipzig hier die Predigt. Leipzig. Das hiesige Polizeiamt hat die Auf lösung des (Schweitzerschen) Allgemeinen deutschen Arbeitervereins, dessen Sitz und Vorort Leipzig ist, angeordnet. Der andere Zweig der Lassalleaner, dessen Präsident Fritz Mende ist, ist von der Auflösung nicht berührt. Berlin. Der Kaiser von Rußland wird nächsten Sonnabend, 26. September, hier antreffen. — Der Kurfürst von Hessen und der König von Hannover haben bei der preußischen Regierung ihre Wiedereinsetzung (?) gegen eine Abfindungssumme beantragt. — Der Empfang des Königs in Apenrade war ein außerordentlich enthusiastischer; kein Haus in der ganzen Stadt war ohne Fahnen und Laubschmuck; die Illumination war äußerst glänzend, und überall, wo sich der König zeigte, wurde er mit unendlichem Jubel begrüßt. Baiern. Die Vermählung der Herzogin Sophie in Baiern (Schwester der Kaiserin von Oesterreich und ehemals Braut des reg. Königs von Baiern) ist wegen des Gesundheitszustandes ihres Bräutigams, des Her zogs von Nemours, vom 21. auf den 26. Sept, ver schoben worden. Belgien. Es tritt jetzt eine sehr ernste Frage in diesem Lande auf. Bekanntlich ist der Kronprinz so krank, daß man keine Hoffnung mehr für sein Leben hat. Außer diesem Erben besitzt Leopold II. aber nur noch zwei Töchter, die nicht erbfolgefähig sind. Es müßte also, falls der Kronprinz sterben sollte, der jüngere Bruder des jetzigen Königs, Graf von Flandern, folgen, der jedoch der Uebernahme der Regierung abgeneigt sein soll. Um die Erbfolge zu sichern, würde also nach dem Tode des Kronprinzen verfassungsmäßig ein neuer Nachfolger erwählt werden müssen; - sicherlich ein weites Feld für Jntriguen, namentlich bei der gar zu intimen Nachbarschaft Louis Napoleons. Frankreich. Die in Paris erscheinende „France" sagt in einem Artikel, „die Lage der Dinge in Frank reich": „zwischen Paris und Berlin sei w"der eine schwebende Frage, noch ein Meinungszwiespalt, noch sei irgend ein Grund erhoben, woraus gegenwärtig ein Con- flict sich entwickeln könnte." — Der Kaiser Napoleon hat sich am 18. Sept, nach San Sebastian zuM Besuch