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neugebildet hat, eine Gelegenheit, thätig zu sein, die allerdings etwas über den üblichen Bezirk von 1 Stunde im Umkreis hinausfiel. In der 3. Nachmittagsstunde wurden Rauchwolken im Nordosten bemerkt, und es wurde mit Bestimmtheit behauptet, es brenne in Rücken hain oder Neudörfel. Das Alarmsignal ward geblasen, und da in den benannten Orten mit Gewißheit Wasser mangel anzunehmen war, die Spritze nicht mitgenommen. Es ging im Trabe, mit Schnellschritt abwechselnd, fort, aber nachdem der zweite steile Hang bei Neudörfel er klommen, war kein Zweifel mehr, daß das Feuer in Liebstadt sei. Nachdem die Mehrheit der ausgerückten Mannschaft sich für den Weitermarsch erklärt hatte, wurde derselbe sofort angetreten und in kürzester Frist zurückgelegt. Wer den Weg mit den drei Bergzügen, die er überschreitet, kennt, wird wissen, was es heißt, ihn mit Helm und Ausrüstung in reichlich 2/4 Stunden zurückzulegen. Die Brandstätte bot einen betrübenden Anblick. II Scheunen, die ganze Ernte des Ortes enthaltend, darunter die eines Bäckers mit bedeutenden Holzvorräthen, waren bereits niedergebrannt, und ihre Grundfläche mit dem brennenden Holze und Getreide glich einem Feuermeer. Daö nahestehende massive Haus des Briefträgers, dessen angebauter Schuppen mit Schindeln gedeckt gewesen, war mit in Brand ge- rathen. Leider war es unfern braven Feuerwehrleuten wegen Wassermangels noch nicht möglich, in dem Dache des brennenden Hauses vorzudringen, und da gleichzeitig auch der dahinter gelegene Busch in Brand gerathen war, stiegen sie den steilen Berg hinaus und bewirkten dessen Löschung. Inzwischen war die Gluth auf dem Dache einigermaßen bewältiget und mehrere Steiger drangen sofort nach ihrer Rückkunft in den Dachraum, rissen das brennende Sparrwerk herunter und beseitigten den Schutt, so weit dies thunlich war. Zahlreiche Spritzen der Nachbarschaft waren eingetroffen; es konnten aber nur vier davon direct wirken, während die anderen Wasser zusührten, und trotzdem traten lange Pausen, durch Wassermangel herbeigeführt, ein. Weßhalb Niemand auf den Gedanken gerieth, von den abwärts gelegenen Strecken des Baches Wasser in Jauchenfässern zuzufahren, ist schwer zu verstehen. Jedenfalls müssen doch auf dem Rittergute Pferde und Gefäße zur Ver fügung gestanden haben. Gegen 8 Uhr war das Schlimmste gethan, und es trat die Feuerwehr ihren Rückzug an, nicht ohne Mitgefühl des armen Nach barortes gedenkend, der seine ganze Ernte verloren hatte. Die Feuerwehr von Glashütte ist stets bereit, auf den ersten Ruf den Nachbargemeinden zu Hülfe zu eilen; doch möchten wir die Ortsvorstände derselben hierdurch bitten, uns immer möglichst schnell einen Feuerboten senden zu wollen, da wir, im Thale liegend, selten auf eine Stunde genau beurtheilen können, wie weit eine Brandstelle entfernt ist, von der wir den Rauch aufsteigen sehen, und die Dienstbereitheit der betheiligten Mannschaften durch wiederholtes vergeb liches Alarmiren und Ausrücken nicht eben erhöht wird. Possendorf. Am vergangenen Sonntage fand in unserer Kirche die feierliche Einführung des neuen Kirchenvorstandes in sein wichtiges Amt statt. Selbige hätte schon früher geschehen können, wenn nicht die Wahl des Vertreters für die eingepfarrten Ritter güter mit besondern Umständen und Schwierigkeiten verbunden gewesen, welche erst beseitigt werden mußten, ehe die Verpflichtung statlsinden konnte. Gewählt sind für die genannten Rittergüter Freiherr von Capherr Bärenklause; für Possendorf Gutsbesitzer Creutz und Musikdidector Sommerschuh; für Babisnau und Bärenklause Gutsbesitzer Porschberg; fürBrösgen, Kleba und Theisewitz Gutsbesitzer Hartmann; für Börnchen Gde.-Borst, und Gutsbesitzer Reichel; für Hänichen Kaufmann Liesack; für Kleinkarsdorf Gde.-Vorst. Büttner; für Quohren Gde.-Vorst. und Gutsbesitzer Horn; für Rippien Gemeindeältester Gutsbesitzer Voigt; für Welsch Hufe Gde.-Vorst. Kauf mann Bender; für Wendischcarsdorf Gde.-Vorst. und Gutsbesitzer Göbel; für Wilmsdorf Stuhl- machermstr. und Hausbesitzer Loruiz. Genannte Herren versammelten sich an oben erwähntem Sonntage bei Beginn des Vormittagsgottesdienstes auf dem Altar platze, wo Stühle für sie bereit standen, und nach dem Hauptliede vollzog Herr Pastor Nadler nach auf Grund von I. Tim. I, 5 gehaltener Ansprache die feierliche Verpflichtung der Gewählten unter zahl reicher Theilnahnie der Gemeindeglieder. Ein kurzer Gesang und Segenswunsch beendete diese Feier. Schließ lich sei noch bemerkt, daß die Kirchengemeinde alle Ursache hat, mit dem Ausfälle ihrer Kirchenvorstands wahl zufrieden zu sein. * Dresden. Der Bundesfeldherr König Wil helm von Preußen traf am Montag Abend 7 Uhr hier ein. Sr. Maj. König Johann, die königlichen Prinzen, die Gesandten und Spitzen des Militärs warteten seiner auf dem Bahnhofe, von dessen Mittelgebäude die schwarz-weiß-rothe Bundesflagge wehte, während die Flaggen auf den andern Gebäuden die sächsischen Farben trugen. Eine große Menschenmenge vor dem Bahnhofe und längs des ganzen Weges empfing die alsbald nach dem Schlosse fahrenden Könige mit lauten Hochs, und bis in die Nacht hinein sah man Gruppen vor dem Schlosse stehen und sich über den königlichen Besuch und dessen Bedeutung unterhalten. — Dienstag fanden die großen Paraden und Manöver statt und am Mittwoch reiste König Wilhelm nach Berlin zurück, nachdem er zuvor in Moritzburg gewesen. — Es heißt, unser König werde nach Beendi gung der großen militärischen Hebungen eine Reise nach Ungarn antreten, um daselbst das k. k. österr. Kü rassier-Regiment, dessen Chef unser König ist, in der dem Regiment neu verliehenen Uniform zu inspiciren. — Der hiesige Gärtnerverein hat im Orangerie gebäude eine Frucht-, Gemüse- und Blumenaus stellung veranstaltet, die äußerst gelungen ist und deren Besuch Jedermann anznrathen ist. * Königstein. Am 6. Sept, herrschte hier ein ungemein reges Treiben. Die Eisenbahnzüge brachten Schaaren von Gästen, zum Theil aus weiter Ferne, welche zumeist nach kurzer Rast zur Festung hinauf wanderten. Es war das zweite Mal, daß der Com- mandant, der kgl. preuß. General v. Rohrscheidt, die freie Besichtigung der Festung gestattete. Gleichzeitig fand cin Concert der Musikcapelle des 2. Bat. 4. preuß. Jnf.-Regts. Nr 72 statt, von welchem eine Compagnie in Gemeinschaft mit sächsischer Artillerie die Festungsbe satzung bildet, dessen Ertrag dem unter der Protection der Frau Kronprinzessin Carola stehenden Albert- Verein zu gute kam. Sonderbarer Weise soll einigen Königsteinern die freigestellte Besichtigung der Festung wie eine Entweihung derselben vorkommen. Leipzig. Gegenwärtig ist vr. H. Laube hier, um die Verhandlungen wegen Uebernahme des Theaters zum Abschluß zu bringen.