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Wienstag. 46. 16. Juni 1868. K Weißerih-Zeikmg. sR Postanstalten. ' M- Ms- «nd Anzeige-Mt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrüthe zv Dippoldiswalde «nd /raueusteiu. Verantwortlicher Vedacteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgesehichte. Dippoldiswalde, den 15. Juni. Am 11. d. Mts. empfahl sich unser neuer Rathskellerpachter, Hr. Zetzsche, durch eine erste Veranstaltung als vorzüglicher Wirth. Dekoration und Beleuchtung des Saales und der Nebenräume, Speisen und Getränke, Bedienung waren vortrefflich. Der Besuch entsprach, trotz der in den Abendstunden eingetretenen Regengüsse, den gebotenen Genüssen, und wird Hr. Zetzsche wohl mit dem Erfolge seiner Antrittsveranstaltung zufrieden gewesen sein. Auch das von unserem Stadtmusikchor ausgeführte Concert erfreute sich eines reichlichen Beifalls, und glauben wir uns durch diese Leistung zu dem Wunsche berechtigt, daß uns auch künftig derartige, mit Fleiß ausgeführte Pro duktionen geboten werden möchten. — Der hiesige Gewerbeverein beschloß in seiner letzten Sitzung eine Exkursion nach Tharandt zur Besichtigung der dortigen Anstalten, sehr interessanten Sammlungen rc. Als Zeit derselben wurde die erste Woche im August vorgeschlagen; in einer späteren Sitzung soll definitiv darüber beschlossen werden. Glashütte. Ein am Sonnabend in der 9. Abend stunde in unserer Nähe geschehener Selbstmord be schäftigt die Gemüther unserer Einwohner deshalb leb haft, weil ein junger Mann die Hand an sein Leben gelegt, der sich des besten Rufes erfreute und als tüchtiger und fleißiger Arbeiter bekannt war. Der in der Uhrenfabrik des Hrn. Moritz Großmann hier beschäftigte 28jährige Uhrmachergehülfe Gäbler von hier hat in einem, jedenfalls nicht zurechnungsfähigen Zustande, durch körperliches Leiden hervorgerufen, nach einem, in Begleitung zweier Mädchen unter nommenen Spaziergange nach einer zwischen hier und Cunnersdorf gelegenen Anhöhe, und nachdem er seine Begleiterinnen von sich weg und nach Hause ge schickt, mit einem Pistol sich in Brust und Herz ge schossen, so daß sein Tod augenblicklich erfolgt sein muß. Die gerichtliche Aufhebung fand am Sonntag Vormittag statt. Frauenstein. In den ersten Tagen des Monats August wird dem Vernehmen nach der Dresdener Hauptverein der Gustav-Adolf-Stiftung seine diesjährige Jahresversammlung hier in Frauenstein ab halten. Dresden. Dem städtischen Antrag gewiß, daß das Offenlassen der Schlagbäume an den Chausseegelder- Einnahmen bei Nacht versuchsweise augeordnet werden möge, um zu ermitteln, welchen Einfluß diese Maßregel aus das Chausseegeld-Einkommen äußern werde, hat das Finanzministerium angeordnet, vom 1. Juli an die Schlagbäume an den Chaussee- und Brückengeld-Ein nahmen bei Nacht vorläufig nicht mehr zu verschließen. — Der am 12. und 13. abgehaltene Woll markt war verhältnißmäßig stark befahren. Der Verkauf war anfangs schleppend, entwickelte sich jedoch rasch und ging flott, nachdem die Producenten die niedriger« Angebote der Käufer zu acceptiren sich entschlossen, so daß bald die Anfuhr so ziemlich verkauft war. Die Wäsche war im Allgemeinen gut. Die Preise sind, je nach der Wäsche, 1 Thlr. bis 2 Thlr. pro Stein hinter den vorjährigen zurückgeblieben. — Wie man hört, ist von Sr. Maj. dem König die Errichtung eines Theaters in Neustadt (also eines dritten Theaters für Dresden) genehmigt worden. Freiberg. Seit einigen Jahren hat sich hier auf Anregung des Frauenvereins die Stroh flechterei als Industriezweig sehr eingebürgert. Im Sommer sind 25 —30, im Winter gegen 100 Kinder in der Flecht schule, und die an Schüler und Schülerinnen im ganzen Jahre gezahlten Löhne betragen an 275 — 300 Thlr. Es giebt gegenwärtig hier an 500 Stohslechterinnen, die wöchentlich 1 Thlr. und darüber verdienen. Auch die Strohhutnäherei beschäftigt in zwei Etablisse ments an 30 Mädchen und Frauen. — Die jetzt überall verbreitete Cigarrenfabrikation beschäftigt jetzt hier 6 größere und 9 kleinere Fabriken. Berlin. Der König wird in dieser Woche nach Hannover reisen und sich 3 Tage in dieser Stadt aufhalten. Ueber den in diesem Sommer zu nehmenden Badeaufenthalt verlautet, daß der König nach Karlsbad gehen werde, da auch der Kaiser von Oesterreich ihm zu erkennen gegeben hat, wie es ihm freuen würde, wenn derselbe auf österreichischem Boden verweilen möchte. — Der Einweihung des Lutherdenkmals in WormS am 25. Juni wird der König ebenfalls beiwohnen Wien. Prinz Napoleon hat sich hier während seines Aufenthaltes mit seltener Offenheit über die schwebenden europäischen Fragen ausgesprochen. Er macht nicht einmal Anspruch auf Diskretion und wenn nicht Alles, was man von ihm hört, in die Oeffentlich- keit dringt, so ist dies nicht ihm, sondern dem Anstands gefühl seiner Besucher zuzuschreiben. Was vorerst die deutsche Frage anbelangt, so verhehlt sich der Prinz keineswegs, daß an ein Aufhalten der Consolidirung Deutschlands nicht zu denken ist. Mit Achtung spricht er zwar von der Kraft Deutschlands, von besonderer Sympathie zeugen seine Aeußerungen jedoch nicht, wenn auch kein eigentliches Uebelwollen ihnen zu Grunde