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„Endhaltestelle Leningrad" ..... s. Sept. (st-PK.) Jeder hat schon einmal im Film, oder in einem illustrierten Blatt, jene Leningrader Straßenbahnwagen gesehen, die irgendwo in einem Dorort stehen blieben, als seinerzeit die deutschen Truppen anrückten. Seitdem ist schon mancher Granatsplitter durch die Wagen« scheihen gefahren und manche Maschinengewehrgarbe auf die Wagenwand geballert. Aber immer noch stehen Wagen dort, wie zum Umrangieren. ES ist. als warteten sie auf unsere Landser, als müsse eines Tages jemand ruf«,: „Bitte einstei gen nach Leningrad!" Noch ist es nicht so weit. Die Sowjets scheinen nun alle Granaten, die sie m den letzten Monaten in den halbzerstör ten Leningrader Fabriken noch Herstellen konnten, von der Stadt und von der Jnselfestung Kronstadt her auf einmal zu verpulvern. Sie trommeln, was aus den Rohren herauSgeht, in ble Umgegend jener Straßenbahnhaltestelle hinein, und unsere Gefechtsvorposten müssen in diesen Stunden schon eine Nervenprobe über sich ergehen lassen. Da dir Muschiks glauben, daß sich in der deutschen Linie nun nichts mehr rühre, kommen sie heran. Mit einer kleinen Zahl von Panzern kommen sie angerollt, und die Männer in den deutschen Gräben rufen: „Die Leningrader Straßenbahn kommt — bitte einsteigen". Dann stehen sie wieder auf aus ihren Gräben und Bunkern und leuchten den Sowjets heim, wie sie- es in den großen Abwehrschlachten der Wintermonate so oft getan. Es kommt zu Nahkämpfen, die an Heftigkeit durch nichts zu überbieten sind. Die Handgranate und die ge ballte Ladung tun ihre Schuldigkeit. So tragen unsere Soldaten in diesen Tagen vor Leningrad einen heldenhaften Kampf aus, gegen einen zahlenmäßig über legenen, mit wahrer Verzweiflung kämpfenden Feind. Und sie bestehen ihn. Die sowjetischen Panzerkolosse werden vernichtet. Die anderen müssen sich durch nächtliches Eingraben und Tar nen dem Beschuß unserer Artillerie und den Bomben unserer Stukas zn entziehen suchen. Stalin scheint es aber nun einmal befohlen -u haben. So trommeln sie von drüben und rennen immer wieder gegen unsere Linien an. So tverden sw immer wieder hingcmäht. Und was sie, unter ungeheuren Opfern an Blut und Material, erkaufen, sind bestenfalls vorübergehend ein Paar hundert Meter Boden. So kommt ihre „Offensive" über örtliche Bedeutung nicht hinaus. ff-Kriegsberichter G. Dorner-Geodor Erfolgreiche deutsche Luftangriffe an der Aegypten-Front Berlin, 9. Sept. Nach Mitteilungen des Oberkommandos der Wehrmacht griffen deutsche Kampfflugzeuge erneut den südlich Kairo gelegenen britischen Flugplatz Helua sowie den Flugstützpunkt Shallufa am Suez-Kanal mit Bomben schwe ren Kalibers an. Heftige Detonationen in den Flugzeughallen und starke Brände innerhalb der Flugzeugabstellplähe wurden beobachtet. Leichte Kampf- und Sturzkampfflugzeuge belegten wiederum britische Battcriestellunaen sowie Kraftfahrzeugan- sammlungen im mittleren und südlichen Abschnitt der El-Ala- mein-Front mit Bomben. Durch Volltreffer wurden schwere Geschütze des Feindes und Munitionsstavel in der Nähe der Battsriestcllungen vernichtet. Große Brände entstanden inner halb der aSgestellten Kraftfahrzeuge der Briten. Englands Kriegskosten täglich 12' . Millionen Pfund Stockholm, 9. Sept. Der britische Schatzkanzler Kingsley Wood legte dem Unterhaus, wie Reuter aus London meldet, einen Antrag auf Eröffnung eines neuen KrMtes von einer Milliarde Pfund Sterling vor und sagte, daß durch diese neue Forderung die Gesamtschuld mit Kriegsbeginn auf 11 Milli arden 80 Millionen Pfund Sterling steigen werde. In den letzten Wochen beliefen sich die täglichen Kriegsausgaben Eng lands auf durchschnittlich 12 1/4 Millionen Pfund Sterling, was im Vergleich zum Juni eine Erhöhung um eine halbe Million täglich bedeutet. „Wenn ihr wüßtet" Ein Stoßseufzer des britischen Ernährung-Ministers Genf, 10. Sept. „Wenn ihr wüßtet, was ich Tag für Tag über die Versenkung von Schiffen erfahre, und wenn ihr genügend Phantasie hättet, euch die Menschen vorzustellen, ble durch die Versenkungen persönlich betroffen werden, würdet chr mit dem täglichen Brot viel sparsamer umgehen." Das ist nach einem Bericht der „Times" eine der jüngsten Aeußerungen des englischen Ernährungsministers Lord Wool- tön. Eine gute Illustration für den Erfolg der deujschen U- Boote. USA.-Generalftabschef für England Stockholm, 10. Sept. Wie Reuter meldet, gab das „Hauptquartier ver amerikanischen Armee für den europäischen Kriegsschauplatz" am Mittwoch die Ernennung General Walter Bedell Smiths zum General stabschef General Cisenhowers, des Oberbefehlshabers für dke Opera tionen der amerikanischen Armee an der europäischen Front, bekannt. Wagen vernh Südlich sorgungSlager von Astrachan. Nachtangriffe richteten sich gegen Flugplätze ostwärts der Wolga. Im Sian« von Rschew «ah« der Feint feine ««griffe mit starken Infanterie- «nd PanzerkrSften wieder auf. Sie lrrsawmenwirken «it der Luftwaffe in harten Wagen und dabei 77 feindliche Panzerkampf. » S Ladogasees und an der Einschließung-, front von Leningrad brache« mehrfach Angriffe der Bol schewisten zusammen. Bet vergeblichen versuchen des Feinde-, den Rewa-Uevergang zu erzwingen, wurden »a feindliche Boote vernichtet. In der vergangenen Nacht führten die Sowjets Störflüge über ostdeutschem Gebiet durch. Die sowjetische Luftwaffe verlor gestern 128 Flugzeuge, außerdem wurde ei« Fesselballon durch Jagdflieger abgeschossen. Acht eigene Flugzeuge lehrten vom Flug gegen de« Feind nicht znrück. In de« Mittags- und Abendstunden des ». September über- flogen einzelne brttische Flugzeuge Westdeutschland. Durch de« Abwurf einiger Sprengbomben entstanden geringfügige Schäden. vorpostenboote schossen im «anal -Wei britische Flugzeu- ge ab, < Der heutige WehrmachtveriM Erbittertes Liugen lm ZeftuussgelSnve vov Stalingrad SS Sowjetpanzer bei EnttMmgmmgriffen abgeichofien — Am Terek mattierte Aeindkrijste geworfen — Harte Abwehrrämpfe bei Rschew —, Vel vergeblichen sowjetischen llebersehverfuchen über den Newa ZS seiadtiche Voote verniHet — 12S Lowsetflügzenge abgeschossen Aus dem Aührerhauptguartler, 10. Schtt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Südostwärts Noworossijsk wurden in dem mit Bun- kern au-gebauten «ampfgelänte weitere Höhen genommen. Schwere Artillerie des Heeres versenkte an der Küste de- Schwarze« Meere- fünf Transporter. , Am Terek warf eine dentsche Kampfgruppe einer Panzer^ division den mit massierte« Kräften angreifenden Feind zurück, braä^in die feindlichen Artilleriestellungen ein und zerstörte Kn FestungS-ebiet von Stalingrad wurde« mit Un terstützung der Luftwaffe weitere stark ausgebaute und zäh ver- teidigte Befestigungsanlagen genommen. Bei der Abwehr Smith war vom Oktober 1932 bis zvm 1. Febr. 1942 erster Sekre tär des Generalstabes beim Kriegsministdrium und vom 1. Febr. bisj zum 3. Sept. 1942 beim Ehefamt der kombinierten Generalstäbe in Washington. Großer USA -Transporter in Klammen Stockholm, 10. Sept. Der frühere 24000 BRT. große nordamerikänische Passaaierdampser „Manhattan", der vor dem Kriege zwischen Neuhork und Hamburg verkehrte, ist, wie das nordamerikänische Marmeministerürm nach einer Reutermel dung mitteilt, auf hoher See durch einen Brand schwer beschä digt worden. Das Schiff, daS jetzt als amerikanischer Transporter unter dem Namen „Wakefield" fährt, soll noch einen Hafen erreicht haben. Neue GemeheH Indien Stockholm, 10. Sept. Die indischen Freihettskundgebuuaen in Bombay hielten auch am Mittwochabend trotz des vritischek Schießterrors Wetter an. Wie Reuter meldet, versuchte am Abend eine große Menschenmenge, eine Versammlung in Chaupati abzuhalten. Die Polizei eröffnete das Feuer, In anderen Orten versuchte die Menge, Umzüge zu veranstal ten. Die Polizei war „gezwungen", an drei verschiedenen Orten das Feuer zu eröffnen. Im Zusammenhang mit den „Ausschreitungen" vom Mittwochabend erfolgten vorher schon 350 Verhaftungen. Wie die „Limes" meldet, sei es auch in der Provinz Assam zu Unruhen gekommen. Australier auf Neu-Guinea zurüÄgelvorferr Berlin, 9. Sept. Die japanischen Truppen auf Neu-Guinea konn ten neue Erfolge erzielen. Nach tagelangen Kämpfen um den Besitz eines Passes im Owen - Stanley - Gebirge wurden die australischen Truppen zurückgeworfen und mußten zahlreiche Gefangene in den rlSSl.-Zuchlhäusler als »Verteidiger des Vaterlandes" So unglaubhaft es klingt, beruht es doch auf Wahrheit, Paß im Ohio-Staatsgefängnis in den USA. das erste Sträslings-Soldatenkorps zusammengestellt wurde. Den Zuchthäuslern werden die Pforten der Gefängnisse geöffnet, wenn sie sich bereit erklärten, sich für die Geld sackinteressen des Weißen Hauses zu schlagen. Die Ausbildung erfalgt innerhalb des Zuchthauses und der Sicherheit halber zunächst mit Holz- gewehren. (Scherl, Zander-Multiplex-K.) Händen der Japaner zurücklassen. Der umkämpfte Paß ist nunmehr fest in japanischer Hand. An verschiedenen Stellen im Kampfabschnitt von Kokoda wurden die australischen Stellungen durchbrochen. Die Jiwäner gewannen in de« beiden letzttn Tagen über 20 Kilometer an Boden. Der Vormarsch auf Port Moresba wird trotz zähen feind lichen Widerstandes fortgesetzt. Die japanische Luftwaffe unternahm am Montag und Dienstag wieder wirkungsvolle Angriffe auf nordaustralische Häfen und Stütz punkte. U. a. wurden die Städte Townsville, Cairns, Port Darwin, Broom und Derby mit Bomben schweren Kalibers belegt. Zahlreiche Brände in den Docks und Hasenanlagen zeugten von der guten Trefferlage. Sn Kürze Zwei Ritterkreuzträger gefallen. Bek den Kämpfen in Afrika fiel als- Kommandeur einer Panzerdivision der Ritterkreuzträger General major Georg von Bismarck. Er entstammte einer alten Forstmanns familie. — Bei den harten Kämpfen im Raum von Stalingrad fiel der Batatllonskommandeur in einem Infanterie - Regiment Ritterkreuz träger Major Adolf Jordan. Aas ualtenische Torpedoboot „Ors" versenkte ein feindliches Un- terseeboyt. König «ad Kaiser Victor Emanuel besuchte die Provinz Aquila, wo er in Begleitung des Ministers für öffentliche Arbeiten, Gorla, und führender Persönlichkeiten der Provinz bedeutspme Arbeiten besichtigte. Mädchenhandel blüht in London Stockholm, 9. Sept. In ekner United-Preßmeldung aus London heißt es:. Der Mädchenhandel blühe in der britischen Hauptstadt jetzt mehr als jemals zuvor. Das habe so weit geführt, daß die Polizei nunmehr eine große Razzia in Londons Unterwelt durchführen mußte. Die Mädchen seien meist junge Dinger und kamen aus größeren Städten und der Provinz nach der Hauptstadt. Es habe sich heraus gestellt, daß das „Handwerk der leichten Garde" in den meisten Fällen von einer großen Zahl von Zuhältern organisiert werde, die einen nicht geringen Profit aus dem „Geschäft" ziehen. Die Einnahmen machten ost Tausende von Pfund Sterling in der Woche aus, eine Summe, die in den schlimmsten Gangsterzeiten Lhikagos nicht erreicht worden sei. ' - Diese Zustände, so heißt es in der United-Preßmeldung, feien darauf zurückzuführen, daß die Londoner Polizei „in diesen Zeiten" zu wenig Personal und Zeit für die Üeberwachung der Moral zur Ver fügung habe. — Zehn llahre unter falschem Namen. Einer Verhandlung der Bielefelder Strafkammer gegen den aus Braunschweig gebürtigen 50 Jahre asten Karl Pabst und die aus Groß-Ottersleben (Bez. Magde burgs geborene Olga Meng lag ein nicht alltäglicher Tatbestand zu grunde. Die beiden Angeklagten hatten von 1931 his 1941 unter dem Namen „Ehepaar Weidemann" in wilder Gemeinschaft gelebt. Die Tarnung hatte den Zweck, sich den Nachforschungen der.rechtmäßigen Ehestau des Pabst, die der Angeklagte verlassen hatte, zu entziehen. Möglich war der Schwindel, weil Pabst die Papiere des verstorbenen ersten Mannes seiner Gattin, eines Vizefeldwebels Weidemann, an sich genommen und bei den Behörden usw. vorgelegt hatte. Nach zehn Jahren aber war Pabst auch der Mitangeklagten Frau Meng über drüssig, und als er sich nun von,, Weidemann" in „Pabst" zurückver- wändeln wollte, kam der Schwindel heraus . Es gab zwei Jahre Ge fängnis für Pabst, und für Frau Meng, die nur die drei Kinder unter falschem Namen zur Schule angemeldet hatte, zwei Monate Gefängnis. — Vier jüdische Warenschieber in der Türkei perhastek. In Han- bul wurden vier jüdische Großkaufleute wegen Warenschiebungen ver haftet, während gegen zahlreiche andere das Verfahren eingeleitet würde. Die jüdischen Kaufleute Naphtalin JacqUe und Coledo, die mit Baumaterialien handeln, wurden von der Polizei auf der Stelle verhaftet, weil sie unrechtmäßig Waren zurückhielten. Zur Liebsten fährt . . . Zur Liebsten fährt, zur Liebsteil fährt. . . mein Zug, der sich an gar nichts kehrt! Die Bäume Winken grün und gut. Ein Pirol singt in meinem Blut. Ist Tod und Krieg'? Ich weiß es kaum. Die Welt ist mir nur Glück und Traum. Ich bin ein Kind, das heimwärts fährt mit einem Lächeln, unbeschwert. Was war, das war. Was kommt, ist recht. Mein Haar trägt Blumen im Geflecht! Fühlst du mich kommen, Liebste mein'? Ich bin bei dir im Abendschein. Und hättest du nur Salz und Brot: Was tut's? Dein Mund ist süß und rot! O Leben! Herrlichstes Gedicht! Ich tauche tief in lauter Licht . . . Feldwebel Walter Rispe ter Maler aus Leidenschaft Anekdote von Richard Drews Die Gräfin von Ligne ist mit ihrem Pagen nicht zufrieden, und es wäre unbillig, zu sagen, daß sie unrecht habe. Gewiß, er ist willig, tut, was ihm aufgetragen, aber auch nicht mehr. ES ist nichts als eine gewisse Nachlässigkeit, eine Unaufmerk samkeit, die sie ihm vorzuwerfen hat. Er ist kein liebenswür diger Page; er eilt nicht, übersteht Kleinigkeiten, die eine Dame von feinem Anstand und vornehmer Geburt nicht übersehen wissen will. Oft, wenn sie ihn rufen läßt, starrt er sie sekunden lang gedankenlos an, als verstände er nicht, als sei er mit ganz anderem beschäftigt. Er heißt Peter Pauk mit seinen wohlklin genden Vornamen und ist erstkürzlich in ihren Dienst getreten. Und er ist wirklich mit- ganz anderem beschäftigt. Wenn man nur wüßte, womit! Die Unzufriedenheit seiner Herrin steigert sich zum Unmut, als sie es endlich erfährt. Was sie er fahren hat, nicht ungewandt in den Künsten des Aushorchens, was ihr zugetragen wurde von willigen Lauschern und Flüste rern und Zwischenträgern des Hofes, ist aber dies: der Page malt. Der Page malt! Ist das so schlimm? Schlimm wäre es doch nur, wenn er unbegabt wäre und dennoch nicht vom Malen lassen könnte. Auch die Gräfin hat keine handgreiflichen Beweise. Sie legt Schlingen und Fallen, um die Beweise zu haben. Sorglicher läßt sie den Ahnungslosen überwachen. Indirekte Beweise gäbe es genug, von den Aussagen schwatzhaftet Hofdamen und ränkcschmiedenden Personals ganz abgesehen. Denn ist es nicht Beweis genug, daß der Page seit einiger Zeit seinen Dienst völlig vernachlässigt? Daß er über nächtig aussieht? Daß sein Auge, das Äuge eines Malers, die Gräfin spürt es jetzt ganz deutlich, sie groß und glühend an sieht. Sie erhält Gewißheit. Sie legt neue Fallen, die den Fuchs zur Strecke bringen sollen. Und eines Tages packt sie zu. Sie ist gewiß, daß er an seiner Staffelei steht, oder wenn das nicht, daß sie ihn tief über seine Skizzenbogcn gebeugt finden wird. Sie tritt abends bei ihm ein, ohne Umstände; plötzlich steht sie groß im Türrahmen. Keine Staffelei, keine Zeichenbogen, nichts, was auf einen Malenden deutet. Er sitzt lesend am Tisch. Aber sie bleibt hartnäckig, und da sie ihn mit Fragen be stürmt, ob er ein Maler sei, und da er stolz zur Antwort gibt, daß er es sei, und da sic seinen Stolz mit schmähenden Worten demütigt, des Sinnes, daß er wohl doch nur ein Page sei, ein pflichtvergessener noch dazu und kein Maler, höchstens ein arm seliger Dilettant.... Da greift er sich einen Teller, einen Weißen Teller von fein stem Porzellan, schwärzt ihn über der Flamme des Kamins, bis der Teller mit einer dichten Schicht von Ruß überzogen ist und beginnt sogleich, mit dem Finger, zeichengewandt wie ein Kunstfertiger, den Teller zu bemalen. Da sie, von Neugier ge peinigt, näher tritt und sich über den Teller beugt, erkennt sic, und ihre Lider heben sich staunend, ihr wohlgelungenes Kon terfei. Unnötig zu sagen, daß sie hochherzig genug ist, ihn in Gna den aus ihrem Dienst zu entlassen; ja, sie rat seiner Mutter, seiner neuen Laufbahn nichts in den Weg zu legen. So be gann der Weg des Malers -Peter Paul Rubens. Da staunt Napoleon .. . Als Napoleon 1808 in Mainz im Hauptquartier lag, ließ er den Oberst Jomini, einen Schweizer in französischen Diensten, kommen, um mit ihm über dessen Abhandlung „Trottes des operations" zu sprechen. Der Kaiser unterhielt sich eingehend über mehrere Abschnitts des Werkes mit seinem Besucher und lud ihn schließlich für dauernd in sein Hauptquartier ein. Jomini nahm strahlend vor Glück an. Da er aber noch einige Sachen besorgen mußte, bat er um Urlaub und sagte: „Ich komme in vier Tagen zurück und werde dann Euer Majestät in Bamberg treffen." Napoleon war verblüfft: „Woher wissen Sie, daß ich nach Bam berg gehe? Ney hat offiziell den Beseht, nach Nürnberg zu gehen, von Bamberg steht in dem Befehl doch kein Wort." „Und doch werden Euer Majestät dorthin gehen und haben das auch schon bek sich beschlossen." Und dann bewies Jomini, daß der Kaiser beabsichtige, Preußen mit Krieg zu überziehen, und wenn er das täte, müsse er über Bamberg gehen, in vier Tagen dort sein und von dort nach Gera marschiere». Napoleon schwieg eine Weile, dann sagte §r: „Nun güt, seien Sie in vier Tagen in Bamberg, aber schweigen Sie jedem gegenüber! Selbst Berthker (damals Chef des Stabes) darf es nicht erfahren." Und Jomini versprach es. Wohl zum erstenmal sah sich der Kaiser in seinen Plänen durch schaut. , v. C. Friedrich Wilhelm nnd die Schlächlerstochler Friedrich Wilhelm IV. unterhielt sich als Kronprinz gerne mit der Tochter des Hosschlächtermeisters Kühne, deren urberliner Humor ihm viel Vergnügen bereitete. Eines Tages zeigte sie ihm einen so eben angekauften Ochsen und rief begeistert: „Na, königliche Hoheit, is det nu »ich een majestätischer Ochse?" „Jawohl", gab Friedrich gut gelaunt zur Antwort, „Ihre Familie hat sich schon immer durch große Rindoiecher ausgezeichnet".