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Der sächsische Erzähler : 27.08.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-194108274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19410827
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19410827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-08
- Tag 1941-08-27
-
Monat
1941-08
-
Jahr
1941
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 27.08.1941
- Autor
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M-Wri tms-n ti kn SM-«Mr Nur ckriech« und Deuvnziavlev wer-«» befördert Berst», 2ö. Lug. Der bei Uman kriegsgefangen« Kommandeur de» VM. sowjettschen Schützen-Korps, Generalmajor Sne-o«. gab eine erschütternd« Schilderung von dem Bespitzelung,- und Kontroll system innerhalb der Sowjetarmee. Jeder Offizier, so berichtete er, vom Zugführer bi, zum Armee- befehühaber, stich« unter ständiger Ueberwachung durch di« Organ« der BPU. Ich« Kleinigkeit in und außer Dienst, jede, Gespräch und Zusammentressen, jeder kameradschaftNch« Besuch der Offizier« unter- einander «erd« genauesten, überwacht und registriert. Ueber jede, noch so unbedeutend« Eretaui» mutz der Offizier «inen schriftlichen Be- richt abaeben. Di« Entscheidung über dl« Ernennung zum Offizier, über Versetzungen, Kommandierungen und Beförderungen liege allein in Künden der GPU. und ihrer Organe. Wer auf feiner Kanet-Kart« bet der GPU. «inen negativen Bennert hab«, «erd« trotz noch so gu ter Leistungen nicht befördert. Dieses System hab« der Unkamerad- lchastlichkeit, der Kriecherei und dem Denunziantentum innerhalb de, sowjetischen Oftizters-Korp, in ungeheurem Matz« Vorschub geleistet. Wer befördert werden wolle, stell« sich zunächst mit dem zustän digen politischen Kommissar gut, damit dieser dem GPU.-B«auftrag- ten ein günstig«, Urteil über den betreffenden Offizier abgeben könne. Diese, System mach« die Offizier« in der Lueübung ihr» militärischen Dienst«, Sicherst unsicher und behindere sie sehr. Für «wen soldatisch denkenden Menschen sei di« Offizierslaufbahn sehr schwer. Wer aber einmal sowjetischer Offizier geworden sei. könne nicht mehr au, der Sowjet-Arme« austreten. Ein Lu,schelden aus der Oftiziers-Lauf- b<chn lei gleichbedeutend mit dem Verzicht auf jede ander« Arbeits möglichkeit in der Sowjettmlon. Der heutig» Lvehrmachtberlcht 22. Sowjet-Armee vernichtet ptauartier, «. Lug. Da» indes i u «auf Wohnvier" Flakartillerie brachte Zwischen Ilmensee und Finnischem Meerbusen sowie vor Reval «ad an der finnischen Front verlaufen die Operationen weiterhin erfolgreich. Die Lnfswaffe führte schwere Schlüge gegen Truppen- ansammlungen ostwärts Kiew «ndzerstörte mit «achhalttger Wirkung das Eisenbahnnetz westlich Moskau und im Raume um Leningrad. I« Finnischen Meerbusen versenkten Kampfflieger- Oberkommando »er Wehrmacht gibt bekannt: „ Wie bereits burch Sondermelduug bekanutgegebe«. haben verbände de- Panzerarmee des Generalobersten von «leist am «ugust ««» sWem« Kampf den Vrü«kruk-Pf von Dnjrpro- «Mir7L Ostwärts v^lttije - Luki wurde die Masse ter «. Sowjet- Armee nach mehrtägige« hartnäckigen Kämpfen eingeschloffe« «ad vernichtet. Neber iwooo Gefangene und«« Geschütz« fielen Ueber SO OOO Gefangene — Ungewöhnlich blutige Verluste -er Sowjets Der Sie- bet Dttseprovelrorvsk — Schwere Schl-ae -er deutschen Luftwaffe — Hafenanlagen an -er eugltfchen Oft- küße bombardiert — 23 brlttfche Flugzeuge abgefchofien — Vombeutrefter auf Alexandria verbände vier Sowjettransporter mit zusammen «wo BRT., beschädigte» vier weitere Truppentransporter schwer und er- zielten Bombentreffer auf einen Zerstörer und einen Flottille«, führer. Zwei weitere Zerstörer wurde« vor der Ftscherhalbinsel schwer getroffen. I« Kampf gegen Großbritannien bombardierte die Luftwaffe in der vergangenen Nacht Hafenanlagen an der englischen Ostküste und Flugplätze auf der Insel. Bei versuchen, am «estrige« Tage Re Deutsche Bucht und die Kanalküste anzugreifen, verlor die britische Luftwafse Sii Flugzeuge, von den,« 11 in Luftkämpsen, 4 durch Vorposten, voo«, je » durch Flak und Minensuchboote und 2 durch Ma- rineartillerie abäeschossen wurden. Bei einem Angriff deutscher Kampfflugzeuge in der Nacht zum sa. August auf den Flottenstützpunkt Alexandria rich- tete« Bombentreffer in Hafen- und Bahnanlagen große Zer- störunge« an. Britische Flugzeuge warfen in der letzte« Nacht an einigen Orte« West, «ad Südwestbeutschlands und «. a. auf Wohnmer- tel in «An Spreng- und Brandbomben. Flakartillerie brachte zwei der ««greifenden Bomber zum Absturz. Entlarvte Weltbeherrschungspläne Es «härt zum Rüstzeug der USL.-Krt«g»tr«iber, dem Führer zu unterstellen, al» ob er danach trachte, die Wett und vor allem auch di« USA. zu beherrschen. Ein alte« Sprichwort sagt, daß man keinen hinter dem Ofen such«, wenn man nicht selbst hmter ihm gesessen sei. Dieses Sprichwort > bewahrheitet sich jetzt wteder einmal bet Herrn Roosevelt und seinen Einpeitschern. Dl« Wochenschrift „Estampa" in LiMa tonnt« dieser Lag« «ine Weltkarte veröffentlichen, auf der «in gezeichnet «ar. wie sich die USL. in der Zukunft ihren Etnflutz vor stellen. Rach dieser. Kart« sollen zum „amerikanischen Imperium" ge hören die beiden amerikanischen Kontinente, England, Irland, Austra lien und große Telle Asiens und Afrika». Im Zusammenhang mit dieser Kart« «Menllicht die gleiche Wochenschrift au, der Mat- Rümmer der USA-Zeitschrift „Fortuse" «inen Artikel, nach dem es Aufgabe der UM. sei, sich in da» gesamt« Leben Südamerika» einzu batten, alle Mächte mit Einschluß Englands vom südamerikanischen Wirtschastsmarkt zu verdrängen, rücksichtslos di« USA.-Inter«si«n zu wahren, gleichgültig, ob die sogenannte USA.-HUfe in Südamerika er wünscht sei oper nuht, und schueßlich «inen evtl. Widerstand unter Ge waltanwendung zu brechen. Run weiß die ganz« Welt, wer in Wirk lichkeit Absichten hat, sich zum Weltdtktator aufzuwerfen und di« LSI- ter zu vergewalligen. Herr Roosevelt wird in Zukunft kein Glück mehr damit haben, Deutschland solcher Pläne zu beschuldigen. Inzwischen hat es sich schon herumgesprochen, daß teln anderer al» der Präsident der USA. selbst derjenige ist, oer die Welt beherrschen will. Luftpostverkehr England—Nordirland Der Seeweg ist zu unsicher Genf, 27. Aug. Der englische Generalpostmetster verfügte nach einem Bericht der .Limes" die Einrichtung eine» Luftpostverkehrs zwischen England und Nordtrland wegen der Unmöglichkeit, angesichts der deutschen Angriffe zur See eine regelmäßige Schiffsverbindung zwischen England und Rordkrland aufrechtzuerhalten. England ist also nicht einmal mehr in der Lage, selbst im Seege biet der britischen Inseln die Seeherrschast in einem Grade auszu- üben, der dem englischen Generalpostmeister genügend Sicherheit für die Abwicklung des Hostverkehrs auf dem üblichen Schiffswege bietet. Ed» Blitzsteg auf dem Ozean / »M-" Bon Kriegsberichter RudolfHartmann ' , . . (PK,). Es war einer jener AugusttE, in denen schon der stumpfe Schatt de» nahenden Herbste» klingt. Lin Himmel braust« die wilde Jagd, und die Wellen de» Atlantik rollten mit großen, weißen Schaumröpsen an die Küste. Eine Nacht vdcher war an Besatzung und Maschine die höchste Anforderung gestellt worden, als wir auf der Rückkehr vom Feindslug nach England ein Wetter antrasen, bei deyi selbst ein erfahrener Steuermann aus großer Fahrt die Stirn gerunzelt hätte. Rach dem Stnftck gsgen v«n Feind kam der Kampf gegen die Elemente. So warzeder froh, als die Maschine dann eiwllch aus dem Platz aus- rollte. Mensch und Flugzeug haben wahrhaftig die Ruh« verdient. Da kam d«r Älarmruf. Gelektzug 1000 Kilometer weit im Ozean. Es gatt blitzschnell zu handeln. Kaum war der Einsatzbefehl durchge kommen, da waten die Bodenmannschaften auch schon mit den Bom benkarren heran. Die Last hing unter den Tragflächen der Sturz- kampfbomber, die sich in früher Nachmittaasstunoe dem Meer ent- aegenhoben- Dann waren sie Stunde um Stunde mit sich und der Wassenoüfte allein. Die beiden Maschinen, die von zweien unserer Oberfeldwebel al» erfahrenen Flugzeugführern geflogen wurden, blieben dicht beiein ander. Ueber drei Stunden waren sie über dem Ozean, ohne daß sich etwa» Besonderes ereignet hätte. Nur wer diese Tagesetnsätze über den Wellentälern selbst erlebt hat, kann ermessen, welche Belastung die Nerven der Besatzung dabei ertragen. Und unter den Tragflächen wußte die Besatzung noch immer die Last der Bomben, die den Feind vernichten sollten. In den Gedanken jedes einzelnen, der an diesem Et-sätz beteiligt war, schien sich die Weite de» Ozeans in die Unend- lichkett verlieren zu «ollen. Al» der Beobachter „Geleitzug voraus" meldete, waren im Augenblick alle Anstrengungen de, bisherigen Flugverlaufes, die scheuch are Nutzlosigkeit der Ereignisse, vergessen. Am Ziel, endlich vmLiel. Nun erschien für die auf den Schiffen am bislang leeren Himmel das Verderben. Die Entfernungsmesser der englischen Schiffsflak- Artillerie faßten den anstürmenden deutschen Gegner in über 1S00 Meter auf, al, sich die Kampfflugzeuge zum Angriff neigten. Dann rasten sie hinunter, und die Bomben fielen. Einmal, zweimal, drei mal, viermal, Feuer, Tod und Berderben. Der zweite Angrift. Granaten jagten der stürzenden Maschine entgegen, Wölkchen, mattrosa und schwarz gefärbt, standen sekunden lang in der Lust. Verwirrung im Konvoi. Befehle, Schlffsglocken schlagen an. Sirenen gellen. Die beiden Oberfeldwebel am Steuer ihrer Iu- 88 sehen auf einen schönen Erfolg herab. Ein Fünfzehntausendtonner hat Schlagseite, «in Fünftausendtonner neigt seine Bordwand ebenfalls allmählich dem Meere zu. Es brennt auf beiden Schiffen. Das geschah 1000 Kilometer weit im Ozean. Und während dieser Bericht abgeschlossen wird, jagt unsere Kampfgruppe mit allen Maschinen schon wieder auf den Atlantik hinaus. Es gilt dem Geleitzug den Rest zu geben. Im Osten oder bei uns im Westen: Die deutsche Luftwaffe schlägt zu. Ritterkreuz für besonders erfolgreiche Jagdflieger Berlin, 2V. Aug. Der Auhrer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht verlieh auf Vorschlag de» Oberbefehlshaber» der Lustwaffe, R«ich»marschall Göring, da» Ritterkreuz de» Eisernen Kreuzes: Hauptmann wtlcke, Sruppeukommandeur in einem Jagdge schwader; Oberleutnant Mülherlch, Staffelkapitän in einem Jagdge schwader; Leutnant poeh», Flugzeugführer la einem Jagdgeschwader; Leutnant Schramm, Flugzeugführer in einem Jagdgeschwader. Sechs Sowjetflugzeuge abgeschossen Berlin, 26. Aug. Deutsche HeereSverbänbeschossen am 25.8. im finnischen Frontabschnitt sechs sowjetische Flugzeuge ab, die den Versuch machten, deutsche Stellungen und Kolonnen anzu greifen. Die sowjetischen Flugzeuge zerschellten im freien Feld und brannten vollständig aus. In Kürze Goethe-Medaille für Professor Dr. Tacke. Der Führer hat dem Geheimen Regierungsrat Professor Dr. e. h. Bruno Tacke in Bremen aus Anlaß der Bollendung seine» 80. Lebensjahre» in Anerkennung seiner Verdkenste um die neuzeitliche deutsche Moorkultur die Goethe- Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen. Schuh der Ernte! Wer glimmende Streichhölzer, Zigaretten- oder Zigarrenreste achtlos wegwirft, handelt grob fahrlässig. Dresden. Beim Zusammenstoß schwer verletzt. Auf der Marienstraße prallten ern Lastkraftwagen und ein Motorrad heftig zusammen. Der Kraftradfahrer erlitt schwere Verletzun gen und mutzte ins Krankenhaus gebracht werben. Dresden. EinbruchSdiebstähle. Nachts stiegen Einbrecher durch ein Oberlichtfenster in den Verkaufsraum eines Tabak warengeschäfts in der Wilsdruffer Vorstadt ein. Sie erlangten 100 RM. Bargeld, sowie Tabak, Zigarren und Zigaretten im Gesamtwerte von etwa 960 RM. Ferner verschafften sich Diebe zur Nachtzeit Zutritt zu Kleingärten am Volkspark Leutewitz, an der Lübecker Straße und an der Pieschener Allee. Die Tä ter entwendeten aus Kleintierställen Kanmchen. Bad Schandau. TobeSsturz mit dem Motorrad. Der 45 Jahre alte Viehkastrierer Albert Hromadka aus Kurort Gohrisch kam auf der Fahrt von Schandau nach Gohrisch mit seinem Kraftrad zu Fall. Hromadka wurde schwer verletzt auf gefunden. Kurz nach Einlieferung in das Schandauer Krankenhaus verstarb der Verunglückte, ohne daß bisher der Unfall aufgeklärt wurde. Burgstädt. Beim Feusterputzen abgestürzt. Eine auf der Chemnitzer Straße wohnhafte Ehefrau stürzte beim Fenster putzen aus dem ersten Stockwerk auf die Straße und mußte schwer verletzt in ein Chemnitzer Krankenhaus gebracht werden. Leipzig. Folgenschwerer Genuß giftiger Pilze. Von einem harten Schicksalsschlag wurde die Familie des hiesigen ArzteS Dr. Rudolf Franck betroffen. Mehrere Mitgliedes der Fami lie weilten zur Erholung bei einem Akademieprofessor in Ram- sachleite bei Murnau. Dessen Aufwartefrau hatte Pilze im Walde gesammelt und dann zubereitet. Nach dem Genuß der Mahlzeit erkrankten sieben Personen, von denen fünf alsbald verstärken, und zwar die Gattin des Leipziger Arztes, seine ver heiratete Tochter, ein vierjähriges Söhnchen, die Schwiegermut ter der Tochter und die Aufwartefrau des Gastgebers. — Wie dieser besonders tragische Fall zeigt, ist die Warnung vor Pil zen, die man nicht mit Sicherheit kennt, durchaus ernst zu neh men. Pilzberatungsstellen sind allerorts eingerichtet. Die roten Lilien Erzählung von Inge Stramm Anne ging durch ihren Garten. Es war nur ein karger Streifen Smldland zwischen den krummen Kiefern, die Las kleine HauS schirmten, und den letzten Heidebirken. Der Sand war tief und trocken, und das Blühen mühte sich, hier über den we nigen dunklen Streifen Moorerde, die darauf getragen worden waren, und aus dem Naß, daS täglich in vielen schweren Kan- nen herbeiaeschleppt werden mußte. Aber Änne stand mit der Sonne auf und prüfte den Tau und half ihm nach. Sie war abends nie zu müde, die Kannen für ihre Blumen im Gärtchen zu tragen. So wuchsen sie ihr freu dige, entgegen als anderswo, und mancher blieb am niedrigen Staketzaun stehen, und sein Blick wurde hell. Im ganzen Dorf rühmten sie AimÄ Garten. . Wenn im Frühjahr die schwülen Blätter der roten Lilien wie grüne Fontänen aus der Erde brachen, dann hielt sie manch- mal inne, wenn sie kniend ringsum die Erbe auflockerte, und ihr Blick wurde versonnen- Ihre Tage hatten noch niemals Raum gehabt für eine verträumte StuiLe, aber über den Lilien im zeitigen Jähr versann sie sich jetzt manchmal. Wenn die Lilien ihren schmalen Knospenschaft au» den Lanzen ihrer Blätter heben wurden, wenn sie rot aufainaen und ihre Blüten wie pur- purne Schmetterlinge lange bebend in der Luft stehen würden, dann meinte sie, müsse auch endlich ihr Herz blühen dürfen. Da» war Wohl nur, weil im Vorjahre einer neben ihr ge kniet und beim Jäten geholfen und weil dabei manchmal ihre Hände sich begegnet waren, so sandig und feucht sie auch waren; er hatte sie festaehalten und ihr in die Augen gesehen, und da- bei hatten ihre Wangen sich wie die Lilien im Sommer purpurn zu färben begonnen. „Wenn Ke Lilien blühen werden ... Anne ... Hab acht auf die Lilien ..Und da» war wie eine Verheißung gewesen, wie ein Versprechen. Als die Lilien aber Knospen trugen, hatte er fort müssen in den Krieg, der Hannes. ES war ein kühler rauher Sommer geworden mit einem frühen Herbst. Schon im August gilbten die Blätter, die Dahlien erfroren zu früh. Am Zaun stand nur noch Anne und sah oft lange n«h dem Postboten au», die Hände in die Schürze ge- wickelt, al» gäbe eS sonst nicht» mehr zu schaffen. Der Postbote kam selten zu ihnen tnS Hau». Sie find nicht gewohnt, viele Worte zn machen im Dorf, weder gesprochene noch geschriebene. XÄnne trug viel Angst und Sorge in diesem Winter. In» DvH M -ik LMk Wd HSMG SerWWd^ Mr und Mt Heimkommen könne im Urlaub. Die Tochter des reichsten Bauern erzählte eS ihr, und daß sie ost Pakete für Hannes packe mit Selbstgebackenem und Geschlachtetem, mit mancherlei in Kisten und Kasten Gespartem. Anne konnte nur sich selber sparen und die Lilien hegen, auf die sie achtgeben sollte. Als es an der Zeit war, daß sie wie der zu blühen begannen, standen sie königlicher denn je. Biele gingen an Annes Garten vorbei und hätten gern ein paar nur heimgetragen in die blumenleeren Stuben irgend einem zur Freude, einem Mann, der heimkam, einer Liebsten, die sich schmücken wollte, einer Mutter, die gefeiert wurde. Wer Anne war unerbittlich. Nein, keiner sollte diese Lilien zur Freude haben al» der eine, auf den sie wartete und der sie vielleicht längst vergessen. Hatte sie nicht einmal geträumt, daß e» ihre Hochzeitsblumen werden sollten? Ihr Mund war herb und schmal geworden in einem Jahr. In einer Nacht kam ein Wetter. Es war, als zerrisse der Himmel. Anne bangte um ihre Lilien. Auch am nächsten Tage hielten Regen und Wind an. Wer die Lilien wiegten sich darin, die Tropfen lagen wie Perlen darauf. Am Wend ging Anne in» Dorf, einen Weg, den sie oft schon gegangen war zu einer gelähmten Alten in der letzten, arm seligsten Hütte oeS Dorfes. Im Korbe trug sie Salat und Früchte. Da begegnete ihr die Tochter des reichen Bauern. Ihr beste» Kleid trug sie mitten in der Woche. DaS sei, weil der Hannes Urlaub habe und am Morgen gekommen sei, und zur Nacht würde er bei ihnen essen, und sie hatte Eile, das Essen zu richten. — Anne fetzte nur mühsam Schritt auf Schritt weiter. Die Hütte war dunkel und mit Sorgen angefüllt. Die Alte saß aufrecht im Bett und klagte. DaS Wetter habe ihr Gärtlein draußen verwüstet. Die Stockrosen vorm Fenster waren nieder gebrochen, da» einzige Blühen, daS die Gelahmte vom Sommer sah. Traum liefen ihr über die eingefallenen Wangen. Auf die Blumen sei kein Verlaß mehr. Früher hätten sie noch ganz andere Wetter überstanden ... „Auf die MeUschen auch nicht!" sagte Anne, stellte ,hrcn Korb hin und ging still wieder den bittersten Weg ihre» Lebens. Zn ihr war er nicht gekommen, der Hanne», zu ihr nicht. Der Regen wollte nicht aufhören. Dem Mädchen war, als liefe ihr Herz über. Niemandem zur Freude hatten die Lilien nun geblüht. Niemandem? Da ging sie hin und schnitt die Lilien Es wurde ein oanzer Arm voll. Und ave trug sie der armen Alten in die Stube und stellte sie in einen Krug an» Fenster, daß da wenigstens noch für eine Welle ein Blühen wäre. Die Alte lag wie andächtig mit gefalteten Händen und schüttelte nur den Kopf. Noch niemals in ihrem Leben hatte ihr jemand Blumen ins Zimmer gestellt. Daß die Erde, an deren Mühsal ihr Rücken krumm und steif ge worden war, ihr selbst welche ins Fenster gereckt hatte, war die größte Gnade ihres Lebens gewesen. Daß ein Wetter ihr dies genommen, war ihr wie Sterben vorgekommen. Wer nun war alles um soviel besser geworden. Es war doch noch mehr Verlaß auf die Menschen als auf die Blumen, wenn es ums Letzte ging. Aber jetzt schüttelte Anne den Kopf und barg ihr Gesicht in den Händen. Sehr viel Aufhebens machte die Alte von der Gabe. Es sprach sich schnell im Dorfe herum. Auch der Hannes erfuhr es, und jäh schlug es ihm aufs Herz. Er hatte cs wahrhaftig nicht eilig gehabt, zur Anne zu gehen, denn einem Soldat werden überall leicht schöne Augen gemacht, und wo der Tisch am reich sten gedeckt war, schien es zunächst am besten. Daß er einer aufgegeben hatte, Blumen für ihn zu hüten wie ihr eigenes Herz, das war ihm im Lärm der Zeit etwas unter gegangen. Viel Watte sind die Dorfleute ja nie gewohnt zu machen. Was sich wahrt, wahrt sich wie in den alten Eichentruhen ihrer Kammern. Einmal hebt man eS wieder ans Licht, und wenn e» dann noch leuchtet, dann erkennt man, ob es echt war, dann erst. Und so ging er endlich den Weg zur Anne, langsam und sehr in Sinnen. Daß ein opferbereites Her- mehr gilt als ein geputztes Lächeln über gedecktem Tisch, da» weiß auch ein Soldat. Und er blickt in-AnneS leeren Garten und weiß plötzlich, wa» dies alles bedeutet, und sein Herz bebt wie damals, und er fühlt sich voll Schuld und Sehnen. So klopft er an ihre Tür. Als sie ihn sah, sprang die Röte in ihre Wangen, und sie schämte sich Plötzlich ihrer beraubten Beete da draußen, denn in seinem Gesicht stand derselbe stille Ernst wie damal», als er mit ihr in den Lilien kniete. Nun waren sie alle geschnitten und eingebracht wie Ernte, aber nicht für ihn, sondern für da» ärm ste Herz des Dorfes. Wer daS war Wohl gut so gewesen, — denn sonst hätte der Mann ihr Wesen nicht so erkannt. Sonst wäre vielleicht ihr eigenes Herz doch nie so reich gewesen, wie es jetzt zn werden versprach, da Hanne» sie ansah und ihr die Hand cntgcgrnstreckte wie einer, der sich erst jetzt wirklich auS Kämpfen heimgefunden hatte. Vos heutige Via« umfaß! » Sellra. "" Hauptschrlsttetter l. v: Georg Schwarz; stellv. Hauptschriftktttrr: Alfred Möckel; Druck und Verlag von Friedrich May, sämtlich tn Bischofswerda. — Zur Zen »ist Preisliste Nr; /<
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