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Der sächsische Erzähler : 27.03.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-194103274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19410327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19410327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-03
- Tag 1941-03-27
-
Monat
1941-03
-
Jahr
1941
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 27.03.1941
- Autor
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Beiblatt zu Nummer 7S Der Sächsische Erzähler Douueratag, de« 27. März 1V< matik unseres Wol- seit Jahren in lebruckt sind. Das , zu Programm ¬ mr positiven Einzel- n Erkenntnis Eng- Reiches hingewiesen. In . lbänden „Forschungm zur fünfzig streng Wissen- Unter fuchungen z. B. Rudolf Craemer zwischen Judentum und Engländertum an der S. Heinrich Heerwegen zeichnet baS Bild des aenieur. Und für diese glückhas Oberkommandos der 7" schaffen, als er die Ari Achtung Wirb erkämpft! Es ist hier ein Mt von größter geisteswissenschaftlicher Be deutung auch für daS Schicksal der deutschen Geisteswissen schaften nach Abschluß d«S Waffenkriegsss. Wir wissen alle, daß die Bedeutung der Geisteswissenschaften heute bei uns noch nicht überall erkannt wird. Man erkennt die Bedeutung z. B. der technischen Wissenschaften, weil diese unS die Kanonen, die Panzer und die Schiffe erfinden.und bauen. Aber man erkennt mitunter noch nicht die ungeheure Bedeutung der Gei steswissenschaften zur Herausbildung Liner neuen geistigen und politischen Haltung. An diesem bedauerlichen Zustand sind die Geisteswissenschaften selbst mit schuld. Sie waren zu lebens fern geworben. Sie glichen jenen Schatten, denen der seefah rende Odysseus im HadeS begegnete. Erst als sie wieder Blut getrunken hatten, hörten sie auf, Schatten zu sein. Wenn die deutschen Geisteswissenschaften wiedervom Blut deS kämpfenden Lebens trinken, tverden sie auch wieder zu der Geltung gelangen, die ihnen in einer gro ssen Kulturnation zukommt. Achtung wird nicht.eriammert. Achtung wird erkämpft! Wer selber brennt, der zündet an. wer selber glaubt, dem wird wieder geglaubt. Die Römer und ave großen Völker glaubten, daß Gott Kem Tapferen h;lfe. Auch die Soldaten achten nur die Tapferkeit und deshalb wird eine Geisteswissenschaft, die wieder ehrlich kämpft und bekennt, ge rade auch bei unserer kämpfenden Wehrmacht Achtung finden. Der geisteswissenschaftliche Fahnen träger des Reichs Ich habe im Jahre 1935 dem Reichsinstitut für Geschichte deS neuen Deutschlands daS Programm gestellt, der eherne na tionalsozialistisch» Kern der deutschen Geisteswissenschaften zu werden. Damals waren wir, nichts als ein kleiner Stoßtrupp. Pflicht, sich ein Gesamtbild des jüdischen Wirkens in Zusammen hang mit den anderen Völkern zu bilden und allen irgendwie faßbaren Urkunden über die jüdische Wirksamkeit, namentlich in den letzten zweihundert Jahren, nachzugehen. Es ist durch den Sieg der deutschen Wehrmacht im Jahre 1939/40 möglich ge worden, auch früher nicht bekannte Urkunden slcher- zustellen und einer kommenden Forschung zuzuführen. Die Bibliothek des neuen Frankfurter Jnstitutszur Erforschung der Judenfrage ist heute schon die größte der Welt, die sich mir dem Judentum befaßt. Sie wird in den kommenden Jahren in ganz entscheidender Weise vergrößert werden. Zahlrmche For scher werden hier die Möglichkeit erhalten, in planvoller Weise alle Unterlagen durchzuarbeiten, die ein unbestechliches Bild von der Wirksamkeit des Judentums in Europa und namentlich kn Deutschland ergeben. Erst damit wird auch den Generationen, die nach uns kommen, das nötige Rüstzeug gegeben, damit sie niemals mehr schwärmerischen Ideen verfallen und die Wirk samkeit des jüdischen Volkes inmitten der Europäer nicht mehr so einschätzen, wie wir es heute tun müssen. Wir haben im Unterschied zu den Demokratien die Ergeb nisse der Auswirkung des jüdischen Wesens und seiner letzten Periode besonders wirklich beobachtet, die Giftigkeit des jüdischenBlutesim Verlauf einer langen Geschichte streng erfahrungsgemäß festgestellt, wie man auch Gift in gewissen Pflanzen feststellt, und nun nach diesen schmerzhaften Experi menten an ganzen Volkstümern die Konsequenzen zum Schutz des arteigenen Blutes gezogen. Was wir heute untersuchen und mit strenger Wissenschaftlichkeit untersuchen wol len, ist die Zusammensetzung Ker Kräfte dieses schädlichen Ein flusses, die geistigen Vorbedingungen, durch die das fremde Blut und der fremde Geist Einfluß erhalten konnten, die Art und Weise ihrer Bekämpfung und andere Umstände dieses großen Schicksals, die nunmehr vor aller Augen liegen. Zum wissenschaftlichen Leiter des Instituts berief Reichslei ter Rosenberg den Parteigenossen Dr. Wilhelm Grau. Heute ist da» erste Ziel erreicht. Da» Reichsinstitut für Ge schichte de» neuen Deutschland» steht vor ganz Deutschland und der ganzen Welt al» der geisteSwissrnschaftuche Fahnenträger deS neuen, nationalsozialistischen Reiche». Ich sage: Es „steht". DaS ist ungenau. ES wird nicht „stehen" Reiben, sondern rast los weiter „marschieren". Deks„Z^hnjahresPlarr -er Geistes- Im übrigen brauche ich die Programmats" ' lens nicht mehr zu, entwickeln. Ich Habe sie einigen grundsätzlichen Reden formuliert, die a Reichsinstitut ist aber über die Notwendigkeit reden längst hinaus. ES steht mitten in d- arbeit. Von dem „ZehnjahreSplan der Geisteswissenschaften", von dem ich im Hermt 1935 bei der Gründung deS ReichSinsti- tüteS sprach, sind erst die Hälfte der Jahre um, aber wer die Liste unserer wissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Hand nimmt, der wird sehen, daß hier jedenfalls eifern gearbeitet worden ist. Dabet hat sich die wissenschaftliche Forschung an den vordringlichen Fragen der geistig-politischen Auseinander setzung durch eine zeitverbundene Themenstellung ihrer Arbei ten aktiv beteiligt. ES sei hier nur auf die Beiträge deS ReichsinstitutS für Geschichte deS neuen Deutschlands zum Judenprovlem und zur tieferen Erkenntnis Eng lands als deS HauptseindeS des Reiches hingewiesen. In den bisher erschienenen sechs Sammelbänden „Forschungen zur Judenfrage" behandelt unter rund fünfzig streng wissen- schafrlichen da» Bündni» j Gestalt Disraeli Reichsleiter,R osenberg betonte. Laß die nationals stische'Brwrgung mit der Errichtung der Hohen Schule bzt mit der Errichtung ihrer ersten Außenstelle zum ersten Mi wußt und dienstlich für große deutsche Forschung und Wisse ... nicht die freie Forschung durch politische Machtmittel geknebelt, sondern im Gegenteil einer neuen Forschung freie Bahn geschaffen. Der Reichsleiter wies aus d'., Haltung der Demokratie hin, die bestimmte weltanschauliche Behauptungen, wie zum Beispiel die Gleichheit aller Rassen ver trete und anderen Anschauungen keinen Raum mehr gewähre. Der militärische Kampf einiger großer Demokratien gegen das erwachende Europa sei nur der letzte Versuch, eine neue Welt anschauung und eine freie Forschung zu unterdrücken, die der Herrschaft des Goldes gefährlich werden könnte. Inmitten jener Probleme, die das Leben unS unmittelbar gestellt hat, so fuhr Reichsleiter Rosenberg fort, steht die Juden frage. Seit dem Auftreten der Juden in der abendländischen oder sonstigen Geschichte hat dies Problem die Völker beschäftigt. Das Wort Richard Wagner»: „Der Jude ist der pla ft i s ch e Dämon deS Verfalls der Menschheit" zeigt Über alles Zufällige hinausgehend die Symbolik der geschichtlichen Lage. Wenn unsere Generation diesen Dämon des Verfalls in Deutschland auSgeschaltet hat, so erwächst ihr nunmehr die „Der Plastische Dämon des Verfalls der Menschheit" Eröffnung -es Instituts zur wissenschaftlichen Erforschung -er Judenfrage Frankfurt a. M , 26. März. In einer bedeutungrvollen Feierstunde eröffnete Reichsletter Rosenberg heute mittag in Frankfurt als erste Außenstelle der Hohen Schule der Partei Las ,Institut zur Erforschung der Judenfrage". Entsprechend dem Auftrag des Führers wirb die Hohe Schule einmal ,chk zentrale Stätte der nationalsozialistischen Forschung, Lehre und Erziehung", barstkllen. Ehe diese einmalige Aufgabe in vollem Ausmaße ihre volle Verwirklichung erfährt, werden im Zuge der vorbereitende» Arbeiten u. a. in verschiedenen Städten Außenstellen der Hohen Schule errichtet. Nationalsoziali st«, jetzt „ .. ... )ale be- )e Gebiete eine Verantwortung für enschaft übernimmt. Damit werde rch politische Machtmittel geknebelt, die doktrinäre Behauptungen, wie zum Beispiel die Gleichheit aller Rassen ver trete und anderen Anschauungen keinen Raum mehr gewähre. Juden in der englischen Ltteratur, Günter SHlichttna behan delt die ^Britifh-Jsrael-Beweguna" und WUfZed Mer geht dem Eindringen silbischen Blute» in die englische Oberschicht mit genealogischer Genauigkeit nach. Nur -ie Leistung gilt Friedrich Nietzsche bat einmal die seelische Verwandtschaft des echten Soldaten und de» echten Gelehrten hervorgehoben. Sie besteht auch darin, daß man weder auf dem Schlacht, selb noch in der Wissenschaft mit Phrasen be- zahlen kann, sondern nur mitder Leistung. Ich glaube in der Wissenschaft nur an die Ueberlegenheit deS Geistes und deS schaffenden Einzelmenschen. Der Begriff der ,FöPfe'' ist dadurch abgebraucht, daß er mitunter von solchen benutzt wirb, die entweder gar keine „Köpfe" sind, oder von denen daS abge- wandelte Dichterwort gilt: „Ein Kopf geht einsam durch die Welt, eS ist ein Kopf, sonst nichts." Mit diesem Vorbehalt möchte ich als Maxime deS ReichsinstitutS den Satz betrachten: ,^k S p f e, nicht Kröpfe!" Nichts ist auf dem wissenschaftlichen Felde gefährlicher als eine Ueberschätzuna deS äußeren großen „Be triebes" und der .Betriebsamkeit". Ich bin stolz darauf, daß da» Neichsinstitut ein Mindestmaß äußeren Apparates mit einem Höchstmaß geistiger Schlagkraft vereint. „Die Konjunktur", so habe ich im Herbst 1935 bei der Gründung deS ReichStnstimts für Geschichte deS neuen Deutschlands gesagt, „ist ein Kind der Lüge und darum hat sie auch kurze Beine. Wir aber wollen in der Wissenschaft die längsten Beine und den längsten Atem be halten." In diesem Geiste habe ich, nachdem mit der Ueberreichung der bekannten großen Werke an den Chef des OKW. daS Ar beitsergebnis deS ersten Kriegsjahres vom Herbst 1939 bis zum Herbst 1940 abgeschlossen ist, dem Neichsinstitut sofort wieder eine große Anzahl neuer Ärbeitsaufgaben gestellt. AuS dem Ringen um die Einheit von Geist und Macht muß es möglich sein, neben den gewaltigen Leistungen unserer Staatskunst und unserer Wehrmacht auch die Leistung deS deutschen wissenschaftlichen > Geistes wieder in Ehren bestehen zu lassen. Äüsl ! / »« »Ä8« 4eist«wlffeaschafi Li« GejprLch mll Professor Waller -rank, Präsident d« Retchainstilul» für Geschichte d« neuen Deutschlands Wie gemeldet, empfing der Chef br» Oberkomman- La» »er Wehrmacht, Generalftlbmarschall Keitel, be» Präsident«, Le» Reichsinstitut» für Geschichte be» neue» Deutschland», Professor Waller Frank, zu einer Auäfprache über bk Mitwirkung der beutschen Geiste». Wissenschaft an der geistigen Krieg»führung. Wir fin- heute alle Soldaten! Die Entgegennahme der großen Kriegswerke „Reich und ReichSfeinde" und „Forschungen zur Juvenfraae" durch den Chef d«S OKW. — und die» in einem Augenblick höchster mi litärischer Bereitschaft und im Angesicht neuer großer militä rischer Entscheidungen — stellt zweifellos einen Akt dar, der weder in die alte Vorstellung vom „zünftigen" Gelehrten noch in die alte Vorstellung vom „reinen" Soldaten paßt. Die Vorstellung, daß der Gelehrt« ein brillentragender schmal- brüsnger „Intellektueller" sein müsse, der sich im Staub seiner Akten verliert und ntemalt die Sonne deS kämpfenden Leben sieht — und die andere Vorstellung, daß der „Soldat" nur der „Militär" im technischen Sinne sei und über Bücher und derlei Unsinn lachen müsse — diese Vorstellungen waren weit ver breitet. Aber sie sind heute überwunden oder müssen teilweise noch endgültig überwunden werden. Selbstverständlich wird jede echte Wissenschaft, auch heute die ^elenstarke haben müssen, mhrelana im „Staub der Akten" nach der Wahrheit zu for schen. Und selbstverständlich ist der „Soldat" auch heute in erster Linie der Mann, der mit der Waffe für seine Idee streitet und der diese» Waffenhandwerk genau so aut beherrscht wie der Gelehrte sein Handwerkszeug beherrscht. Aber über all diesen Spezialitäten wölbt sich heute wieder eine Totalität, nämlich die große politische Idee de» Nationalsozialismus und seine» ReichSgedanken». Für diese» Reich und seinen großen sind wir tz-ute alle „Soldaten?', der itär, der Rüstungsarbeiter wie der In- !se glückhafte Tatsache hat der Chef de» Wehrmacht ein sichtbare» Symbol ge- :bett deutscher Geisteswissenschaftler ehrte. Liebe im Alter Von Professor vr. Erich Franz Liebe im Alter, Blume im Schnee? Liebe gehört zusammen mit Jugend, wie Wärme mit Feuer. Begeisterung mit Geniali tät. Aber ist Liebe ein ausschließliches Recht der Jugend? Ist Jugend immer nur die geringe Zahl der Jahre? Ist Alter nur ein Abnehmen, Avsinken uno Verdämmern? Der jugendfrohe Baccalaureus im Kaust schilt das Alter „ein kaltes Fieder": „Hat einer dreißig Jahr vorüber, / so ist er schon so gut wie tot; / Am besten wars, euch zeitta totzuschlagenl" Aber die Ironie des Dichters ist hier Unverkennbar, und er selber hat es fertigaebracht, bis ins höchste Alter sich Herzenswärme und Liebeftihigkeit zu bewahren. Er hat im „Westöstlichen Diwan" und in der „Marienbilder Elegie" wunderbare Zeugnisse einer Liebeskraft gegeben, die durch die Akzente des Alters und der tragischen Entsagung zu unvergleichlicher Höhe gesteigert wird. Auf dunkler Wolkenwand leuchtet der Helle Regenbogen: „So sollst du, muntrer Greis, / Dich nicht betrüben! / Sind gleich die Haare weiß, / Doch wirst Lu lieben." Der frischen Jugend Suleikas, ihrm üppigen braunen Locken kann er freilich nichts Aehnliches entgegensetzen, nur eins, daS auch dem Alternden nicht mangelt: „Nur dies Herz, es ist von Dauer, Schwillt in jugendlichstem Flor; Unter Schnee und Nebelschauer Rast ein Aetna dir hervor. Du beschämst wie Morgenröte Jener Gipfel ernste Wand, Und noch einmal fühlet (Goethe) Hatcm FrühlingShauch und SommerVrand." Indes Goethe ist ein AuSnahmemensch, ein kraftbeaabteS Genie, kein Muster für andere. Wirklich? Sollte in diesem Falle die Ausnahme nicht darin liegen, baß echt Menschliches bei ihm nur stärker und deutlicher hervortritt? Mit Behagen gibt er eine Anekdote weiter: Ein älterer Mann wird getadelt, daß er einem jungen Mädchen Len Hof mache. Er erwidert: „Ich habe kein andere» Mittel, mich jung zu halten." Die Liebe ist immer und unter allen Umständen die "Krone deS Leben», ihr Kern und Mittelpunkt. Wo sie dem jungen Men schen fehlt, ist daS Leben nicht vollwertig. Aber warum sollte sie unter allen Umständen dem Netteren versagt bleiben? Weil sie für den unbeteiligten Zuschauer lächerlich wirkt? Den Zu schauer? Jean Daul macht mit Recht geltend: „Da dem gemei nen Menschen eigentlich alle Zeichen einer Liebe, wovon er nur Zuschauer und nicht Gegenstand ist, schon in der rechten Blüttelt de» Leben» lächerlich und tadelhaft erscheinen, so schreibt er sich desto mehr Recht zu seiner lachenden Kälte zu, wenn er außer der gewöhnlichen Jahreszeit die Vergißmeinnicht der Liebe antrifft." Wilhelm Raabe, der den wunderlichen und oft so versteckten Verzweigungen des Liebesstromes liebevoll nachgeht, bietet hier im Kampf mit dem Philistertum seinen Humor auf: „Wie viele treue, besorgte Blicke aus lieben Augen gehen einem verloren, während man auf das Zwinkern, das Schielen und Blinzeln der Welt rundum nur zu genau achtet und sich sein Teil Aerger, Kummer, Sorgen, Verdruß und Verzweiflung daraus holt." Jakob Grimm hat in seiner vielgerühmten „Rede auf das Alter" — neben all dem Wehmütigen, welches das Älterzweifel- los mit sich bringt — auch auf das innere Reifen des Menschen an Charakter und an Liebefähiakeit hingewiesen. Mehr als die Jugend empfindet das Alter mit vollem Bewußtsein die Schön heit des Lebens, die Intensität der Farben, daS Glück der Ge sundheit. Man findet an älteren Leuten, daß sie «schöner wer den", ,chatz der lange Verkehr des durchlaufenden Lebens sie auf geheitert, feiner gemacht, eine freundliche und liebreiche, keine verdrossene Stimmung der Seele hervorgebracht" habe. Und sollte ein solches innerlich lebendiges Alter die Liebe, das Leben deS LebenS, entbehren müssen? Wieviel heimliche Kämpfe, wie viel verborgene Tragik gibt es auf diesem Gebiete! In BörrieS v. Münchhausens Ballade „Die Mehren des Albertus Magnus" wird die späte Liebe des alten Meisters ver herrlicht, dem die junge Nonne begegnet ist. ,Zn achtzia- jähr'gen Augen glänzt auf der runde Edelstein ..." Beide Liebenden sehen klar, aber beide schweigen und tragen das Bild deS andern still im Herzen. „Was will ich sonst auf Erden? / Bleib bei mir, du mein spätes Licht!" In daS vom Leben durch furchte Antlitz deS großen Gelehrten graben sich nur neue Li nien ein: „Wer kann die Rune» kennen In eines Helden Angesicht? Nur einer kann sie nennen. Doch der da oben fragt ihn nicht." Die verständnisvollsten Bemerkungen über unser Thema finden sich bei Jean Paul: „Die Liebe tröstet und wärmt viel leicht öfter ein altes Herz, als sie sich ausspricht, was auch nicht immer zur Liebe nötig ist. Wer im Alter ganz die Liebe missen kann, der hatte in der Jugend die rechte nicht.... Aber die Liebe wird sich oft verhehlen und einen Teil ihrer Wärme ver schämt hinter Kindern und Enkeln verbergen, und die letzte Liebe ,st vielleicht so verschämt wie die erste." Sollte die Liebe deS alternden Menschen, der die Macht blühender Sinnlichkeit fehlt, unnatürlich und lächerlich sein? „Warum soll da» Liebeleben, das bei den besseren Menschen stets nur geistig, nur mit dem Innern anfängt, nicht auch mit dem Innern schließen dürfen? Ist es denn so lächerlich, wenn dich mn altes Auge seelenvoll anblickt und die Erinnerungen alter Frühlinge erraten läßt? Und darf denn keine alte Hand eine junge drücken, wenn sie damit kein andere- Zeichen geben will al» die»; Auch jch wir jn Arkadien, und auch NrkcwtenMetz in mir! Denn die Jugend des Geistes ist ewig, und die Ewig keit ist Jugend." Vieles muß das Alter entbehren, viel Kraft. Frische, Biegsamkeit und Gesundheit; es bleibt aber doch etwas bestehen. Im West-östlichen Diwan heißt es: „Die Jahre nahmen dir, du sagst, so vieles: Die eigentliche Lust des Sinnesspieles, Erinnerung des allerliebsten Tandes . . . Nun Müßt ich nicht, was dir Besondrer bliebe? Mir bleibt genug! Es bleibt Idee und Liebe!" Der Liebe Wunderland Aphorismen von Rudolf Naujo k Frauenliebe blüht dem um so reicher, der nicht nur Mann, son dern auch Mensch ist. * Das Herz kennt viel seltsamere Wege, als der Verstand ahnen kann. * Wenn sich ein großer Mensch von eknem anderen unterscheidet, dann nur in seiner Liebesfähigkeit^ Die Liebe ist der einzige Vorgang im Leben, der seinen Sinn in sich selber hat. Er Hal sich getäuscht Es war auf einem Hofball, als Napoleon mit seiner Stieftochter tanzen wollte. Et machte also seknen Degen tos und reichte ihn einem Oberst, damit Liefer die hinderliche Waffe halte. Aber der Offizier Kat zurück Und rief nach einem Lakaien. „Jch habe mich in Ihnen ge täuscht", rief Napoleon. „Wie Sie sehen werden, ist es sogar Ge nerälen eine Ehre, den Degen ihres Kaiser» zu halten." Napoleon hatte laut genug gesprochen. Schnell stand «kn General an seiner Sekte und nahm di« Waffe an sich. Der Kaiser zeigte später sein gute« Ge dächtnis. Der stolze Oberst wurde General und kam in den engeren Stab des Frldherrn. Der dienstbeflissene General aber verschwand in einer bescheidenen Kanzlei. Humor Auch eine wellerprogaose. „Was sagt Dein Rheuma, Kasimir?" — „Stark bewölkt, ein Tief von Norden, abend» Gewitter". Ein «ule» GejchLft. Heini liegt zu Bett. Er hat die Grippe. Hekni schreibt im Bett ein Brieschen an seinen Schulfreund Willi und bittet Mutter, den Brief in den Kasten zu werfen. Mutter schöpft irgendwie Verdacht, öffnet den Brief vorsichtkg und liest mit Staunen: ,Lieber Willi! Jch hab« die Grippe. Wenn Du mir 20 Zigaretten- bilder gibst, darfst Du Herkommen und Dich anstecken. Deka Freund Heini."
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