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Der sächsische Erzähler : 23.09.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-194009234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19400923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19400923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-09
- Tag 1940-09-23
-
Monat
1940-09
-
Jahr
1940
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 23.09.1940
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7 Aus Bischofswerda und Umgtz-end Bisch»f»ch*rba, LS. September Der Herbst ist-a! Pie Astronomie beerdigt den Sommer. Eigentlich haben wir schon seit einer ganzen Weile da» Gefühl, Laß^er Herbst da K Denn In diesem Jqhre hät be. sonders zeitig daS große Verfärben in der Natur eingesetzt. Bon Tag zu Tag kann man den großen Wandel vom Som mer zum Herbst verfolgen. Nur die Nadelwälder stehen in ihrem beständigen grünen Kleid, im Laubwald aber/in den Gärten, Parks und Anlagen vollzieht sich allmählich daS gewaltige Far- bengemälde, das alljährlich den Ausklang des Sommer» be gleitet. Astronomisch betrachtet, beginnt der Herbst in der Nacht vom 23. zum 24. September mit der Tag- und Nachtaleiche. Am 24. September um 2 Uhr morgens überschreitet die Sonne in ihrer scheinbaren JahreSbahn mit ihrem Mittelpunkt den Himmelsäquator, um nun für sechs Monate über der südlichen Halbkugel zu verweilen. Schon bald nach dem aströnomischen Herbstanfang beginnt der große Wandel in der gesamten Na tur, die ersten Herbststürme brausen über daS Land und daS Gewand der Laubbäume und Wälder wird immer tiefer und leuchtender. Spürbar werden mit dem Herbstbeginn die Tage kürzer. Nur zwei Wochen noch, und wir werden Abschied nehmen von der „Sommerzeit" und den Tag wieder eine Stunde später beginnen. Damit beginnt noch mehr als bisher die Zeit ver langen Abende. Ein paar Wochen noch, Und es ist völlig dun kel, wenn nach der Arbeit der Feierabend beginnt. In dieser Zeit des beginnenden Herbstes macht sich auch ganz besonders stark der Temperaturwechsel nach Sonnettüntergäüg bemerk bar. Allmählich richten sich die Blicke schon voraus, dem näber rückenden Winter entgegen. Der erste Herbstschnupfen mahnt, wärmere Hüllen ^anzuziehen. Um so mehr aber wissen wir alle die Gemütlichkeit der eigenen vier Wände nach der an strengenden Arbeit des Tages zu schätzen. Damit hat auch der trübste Herbsttag seine lichten Seiten. ' : Kundgebung-er Ortsgruppe Bischofswerda-er NSDAP. Die Kundgebung der Ortsgruppe der NSDAP, gestern abend in den Sonnensälen war überfüllt." Ortsgrüppenleiter Dr. Boden gab in seiner Eröffnüngsattsprache seiner Freude darüber Ausdruck. Gerade in der jetzigen Zeit sei es nötig, neue Kraft und Ausrichtung aus berufenem Munde zu schöp fen. um sich für den schweren EntscheibungskaMpf vorzuve- reiten. Pg. Dr. Boden begrüßte besonders den Stötztrupp- redner Pg. Ziegler, Berlin, der schon während der Kampf zeit 1931 einmal in Bischofswerda gesprochen hatte. Pg. Ziegler mahnte einleitend, strengste Luftschutzpflicht zu üben. Bei Len feindlichen Bombenwürfen auf Wohnviertel seien nach den Erfahrungen nur solche Volksgenossen tödlich ge troffen worden, die den Luftschubraum nicht ausgesucht Haven. In seinen weiteren Ausführungen, die Pg. Ziegler unter das Thema „Was ihr wissen wollt" gestellt hatte, streifte er alles das, was die Gemüter bewegt In frischer Art, teils mit Hu mor, Ironie, aber auch mit großer innerer Wärme zergliederte er die verschiedensten Probleme. Wir leben im Augenblick — so sagte er — zwischen den Zeiten, das heißt in der Zeit, die nach den siegreichen, Feldzügen gegen Polen und Frank reich und vor dem großen EntscheibungskaMpf gegen England liegt. Dieser Entscheidungskampf fordert von irns über Jahr hunderte hinaus eine große Verantwortung. Die Meinung/ daß ein solcher EntscheibungskaMpf zxitlich mit den Maßstäben gemessen werden kann, wie die bisher erreichten phantastischen Erfolge, ist abwegig. Pg. Ziegler ging dann auf all die Ver mutungen über Liese und jene außenpolitische Frage ein- über die sich manche Volksgenossen unnütz den Kopf zerbrechen^ Neber den Zeitpunkt und über die Art dec Durchführung des Entscheidungskampfes gegen England brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wir können da ganz dem Führer ver trauen, er wird auch hier richtig handeln. Er hat ja Len Eng ländern, die von den „Generalen" Winter, Revolution und Hun ger schmählich im Stiche gelassen wurden, angekündigt, daß er komme. Auch über die Neuordnung Europas und Afrikas nach dem Siege wird die Achse Berlin—Rom entscheiden. In diesem Zusammenhang wies der Redner aus die großen Sünden hin, die Frankreich und England im Laufe der Jahrhunderte an unserem Volke begangen haben. Während sich Deutschland in Religionskriegen zerfleischte, raubte sich England sein Welt reich zusammen. Das wird in der Abrechnung alles berück sichtigt werden. Darauf kann sich der Gegner verlassen, denn wir haben aus der Geschichte tüchtig gelernt. all, «w flu kameraden Punkt stand am Nachmittag das Fußballspie üner NSRL.-Städtemännschaft aus Bautzl Nach lanaanhalten leiterDr. Boden dem aus dem Heyen, alS Volk in unersthüiterliii voll erklang da» Steg nalen Liedern wurde k 1 Borhek-hatte. Pg.^ ten die^Hunde diaen Worten. .Die Schützenkapelle de- Ni rahmte die Großkundgebung mit Marschmusik. erdenden Müttern, alten oder Wohnung, ferner die Größe Bohnung (Keller, Dachgeschoß, krufSauSübung in der Woh- wstber hinaus war bisher bet kd auch bet Haushaltungen mit ins einer BergletchSperiode zu- - Nachweise über seinen Brenn- erbringen, so kann der Ber- r die Gewährung von Zusatz zumutbaren Be- 40 :träMi »Um Führer steht. Kr uf^n Führer. Mit den natio- d^ebung beendet. Ziegler bereits in Neukirch (Lausitz) im vollen-Saal des HosgerichtS gesprochen. Auch bler. lausch ten Lie_Hunderte von Zuhörern aufmerksam sttnin tiefgrün, viaen Worten. .Die Schützenkapelle deS NiebtrborfeS um rahmte dte Großkundgebung mit Marschmusik. Der Krieg-WHW -Opsertag -er Turner un- Sportler ein großartiger Erfolg Wie im ganzen Großdeutschen Reich stand auch in Bischofs werda am Sonnabend und Sonntag der Spprt im Zeichen deS KriegS-WHW. Mit freudigem Einsatz gingen die Turn, und Sportkameraden und -kameradinnen daran, für haS große soziale Hilfswerk deS Führers ein RekordergebniS zu erzielen. In edlem Wettstreit losten die Sammler und Sammlerinnen die ihnen gestellten Ausgaben mit dem Erfolg, daß sämtliche 6500 Büchlein, die den Titel trugen „DeS Führers Kampf im „Osten", restlos abgesetzt wurden. Viele Zuschauer hatten sich am Sonnabendnachmittag auf dem Marktplatz eingefunden, wo der NSRL. mit verschiedenen turnerischen und wörtlichen Darbietungen aufwartete. Zu nächst zeigten die Pimpfe Freiübungen, bei denen alle Mus keln des Körpers bewegt wurden. Das anschließende Spiel mit dem Medizinball bewies, daß auch diese Uebungen eine körperstählende Letbesübung sind. Stürmische Heiterwit löste die Scherzstafette mit dem An- und AuSkleiben - aus, mit der die Betriebssportgemeinschaft von Bujchbeck u. Hebenstreit er götzte. Die Turner der Turn- und Sportgemeinschaft Bi, chofswerda zeigte dann eine Reihe von Lischsprüngen. Den ildschluß bildeten Reigenvorführungen der Turnerinnen., 8ine Anzahl Pimpfe vergnügte sich zwischendurch mit' Stelzen laufen. Des weiteren veranstaltete? das Deutsche Jungvolk eine Korsofahrt auf Rädern durch die-Stadt. Während der Vorführungen waren die Sammler eifrig am Werk, und gern gaben die Zuschauer ihr Scherflein.« Unter den Sammlern be merkte man u. a. auch Bezirkssportführer Hellriegel, der später noch-in Löbau und Zittau-sammelte. Dte.Kealer führten zu gunsten deS KriegS-WHW. ein Punktkegeln in der „Germa nia" durch. ' - Am Sonntag wurde die Sammelaktion fortgesetzt, und über- , wo sich die Gelegenheit bot, sah man die Turn- und Sport- neraden mit ihren Büchsen rührig am Werk. Im Mittel-' Nachmittag das Fußballspiel zwischen 06 l und einer NSRL.-Städtemännschaft aus Bautzen. Etwa 40S Zu- chauer umsäumten die Kampfbahn und halfen so mit, daß e,tte stattliche Summe an daS KriegS-WHW. abgeliefert werden onnte. In der Zwischenpause appellierte der rührige örtliche Sämmellefter, Pg. Fritz Grafe, nochmals an die Opferfreu-' dmkeit, und der gesammelte Betrag bewies, daß sein Appell auf fruchtbaren Boden gefallen war. Den ganzen Nachmittag- iber knallten ab 3 Uhr auf den Schießständen der Schützen die Süchsen. Jeder Schuß, der abgegeben wurde, erhöhte daS Ge- aMtergebniS des Opfer-SportsonntagS. Der NSW- kenn, auf seinen Erfolg mit Recht stolz semi Gleichstellüng von Ofen» )/ un- Zentralheizung Bis M OrPzetzpiMdt» des «M-schSjähreS Lf auch bei Ofenheizung. Der Reichskohlenkommissar hatte bereits die Möglichkeit geschaffen, auch - Lei Laushaljunaey mst MNzelösenheizung- bl ondere Verhältnisse durch die Gewähruttg , vorr -Zuscchpunkten SörüGchtigen zu lassen > Die Gxnndlgge MpsMMden^Rk^ " ftik» ck»r 7»ok«! kli»g»n, bat MLnlNch la l»irt»n z»onoi«n oft g«»og»on«i gokoost-voräa 2*-o-,oI»gI«ick»mo«»Ii»o«r,»ia»oI»»zzo->i»gokod» KLN». vo» iUckueck «ft» t4ockftöiipokiu»>g«n keckoi joir» d«»»»« govoeckoi,. ks mvü nick'» »in» k-ckol- Ki««ftcko»» »»in» in ck«« Mochkülloociiuna ir» «ft» gl»io>» z»»ng« onü «ft« gl»ick>» Qooftiö». »»oi» »,vr» »I« »inkocft in «ft» !»»e»ke6ol visckniyr» »In L'LSLWckM ä usw. erwähnt sind. tralheizungSanlaaen und > a bleHeranzb der Antraane offverbrauch im Jahre 1938 rauch in 1938/39 alS Anhalt .... punkten genoMmmen werden, nachdem die zumutbaren Be- schränkungen.abgesetzt sind, also die Einsparungen, dte unter den KriegSyerhiiltnissen billigerwetse von jedem Volksgenossen verlangt merden können. In seinem Rundschreiben Nr. V3/4V jveist'der RetchSkohlenkommissar darauf hin, daß die Verhält nisse zuweilen so gelagert sind, daß auch die Anwendung der Richtlinien keinen tragbaren Zustand bringt. In .solchen Fällen könne daS WirtschaftSamr durch eine geeignete Person- uchkeit an Ort und Stelle Untersuchungen vornehmen lassen. Das Ergebnis hieser Ermittlungen Jolle für die Gewährung von Zusatzpunkten alS maßgebend anerkennt Werden. Bet Sied-- längen, die einen einheitlichen Wohphausthp haben, genügt. e» dabei, wenn bi« persönliche Untersuchung sich auf einen geetg- neten Einzelfall, erstreckt. Grundsätzlich soll die Punktgrund- zahl zuzüglich der Zusatzpünkte auch bet Einzelofenheizuüg 80 Prozent deS Kohleverbrauches im Jahr« 1938/39 nicht über-, schreiten. Abgesehen von Berlin, wo die Anträge aüf Zusätz- Punkte schon seit langem rechtzeitig durch Plaratanschlag äN den Säulen angemahnt worhen sinll so daß die Frist jetzt be reits abgelaufen ist, wird in den übrigen ReiWteilen die Be antragung, soweit keine örtliche Sonderregelung vorlietzt/VIS zuM ZV. September möglich sein. ' 7-^ Jahrmarkt im Kriege. Der Herbstjahrmarkt hatte äM gestrigen Sonntag einen überraschend guten Besuch vom Lands aufzuweisen, ein neuer Beweis für die unverwüstliche An ziehungskraft der Jahrmärkte. Dre Zahl der Marktbuden ist zwar geringer wie sonst., eS ist nur die Hälfte unseres großen Marktplatzes besetzt, so 5aß dte KBG. in ihrem Betriebe nicht behindert ist, aber eS herrschte bis in die. Abendstunden in den Budenreihen andauernd ein starkes Gedränge und «S wurde auch gut gekauft. In den Landgemeinden ist die neue Reichs- kleiderkarte bereits zur Ausgabe gekommen, so daß es an Punk ten zum Einkauf nicht mangelte. Manche besitzen auch noch alte Punkte, ttzie am Jahrmarkt verwertet wurden. Beson ders stark drängelte man sich vor den Pfefferkuchenbuden trotz,' der Markenpflicht auch zum Erwerb dieser Erzeugnisse. Die Meisten Geschäfte der Stadt batten gestern ebenfalls geöffnet, um der Landbevölkerung auch am Sonntag Gelegenheit -um Einkauf zu geben. . —* Die neue Reichskleiberkart« gelangt in unsere» Stadt Anfang Oktober zpr Ausgabe. Näheres wird noch bekannt gegeben. Gegenwärtig gelangt eine Laushaltkarte zur Klei« oerkarte zur Verteilung. Auf dieser Karte bleibt die Spalte:- „Nt/M Kleiderkarte'^unauSgefüllt. - - —* Pom Bahnhof BischofSwerba. Der Eilzug von Dres den nach Reichenberg, der in Bischofswerda um 8.44 Uhr ab-. fuhr, fällt ab heute weg, ebenso. oer Eilzug von Reichenberg mich'Dresden, dessm Abfahrtszeit auf der hiesigen Station ury 20.17 Uhr war. Bezirksmietertagung. Am SonnabendNächmittag fa>»d ist Bautzen::eine Tagmng ber Mie-terv^ereine des Be zirkes Bäützen statt, in der der Bezirksvorsitzende Pg. Kra- lovskv, Bautzen, eingehend die Auswirkungen der neuen vom Renhsminister der Justiz und deS Reichsarbeitsministers erlassenen Ausführungsbestimmungen zux Verordnung über Kündigungsschutz für Miet« und. Pachträume erläuterte. Die neuen VomchrtftMj». dir am 1L August 1AV in Kraft getreteu ^- sind, gewährleisten, dem .Mieter- baS Recht zum. Wohnungs rauschs erweiterst den Kündigungsschutz für -gewerblich getrutzw un^ba^^ndstucke imb schWe den °SüifhebungsgrMld wegen Eigenbedarfs für kriegswichtige Zwecke ein. Aus den neuen Ausführungsverordnungen ergibt sich folgendes: Der Mangel an Wohnungen hätte zur Folge, daß eine Anzahl Me ter gern ihre Wohnung mit einem andern Mieter tauschen wollten. Die Durchführung des Vorhabens scheiterte daran, ,, daß irgend einer der beteiligten Vermieter seine Zustimmung nicht erteilte. Der betreffende Mieter kann sich bei einer sol chen Weigerung an das MeteinigunaSämt wenden, das die Genehmigung des Vermieters-ersetzen, kann. Es dürfte in vie len Fällen der Wille verließen, eine größere Wohnung mit einer kleineren zu tauschen, und auch im andern Fall dürfte eine kinderreiche Familie gern ihre Wohnung mit einer grö- form täuschen wollen. — Im weiteren Verlauf der Bezirks- ägung wurden die neuen Satzungen des Reichsmieterbund.es bekanntgegeben. Es folgte eine ergiebige Ausspräche über Be zirksangelegenheiten. Der Vorsitzende des Demitz - Thumitzer Mietervereins, Pg. Beyer, berichtete über ein erfreuliches dand-in-Handarbetten mit den behördlichen Stellen deS Or- teS. Der Vorsitzende des Kirschauer Vereins konnte ebenfalls über gedeihliches Arbeiten berichten. — Die Zuwendungen an das Winterhilfswerk seitens des Bezirks Bautzen wurden in Biographisches zum Schiller-Film: Genialität un- Elternliebe Ter Hauptmann Schiller sorgt sich um den Sohn. Von Dr. PaulHerrmanm Urplötzlich.-wie eine glühende, leuchtende Lohe, steigt aus dem bürgerlichen Blut der «Millers mit dem Sohn Friedrich. l?59 zwischen zwei Kriegszügen dem weit entfernten Vater geboren, der Genius empor. Es läßt sich leicht einsehen, in welche Verwirrung dieser plötzliche Anstieg die Eltern stürzen mußte. Ta hatte 1749 der junge Feldscher Johann Caspar Schiller, eines Bäckers und Schultheißen Sohn, bei einem Aufenthalt in Marbach des Bäckers und Löwenwirten Kod- weis Tochter, die Elisabeth Dorothea, kennengelernt und ge ehelicht. Niemand in den Familien war je absonderliche Wege gegangen oder zu Großem gediehen. Und nun begab es sich, daß der dreiundzwanziajährige Sohn über Nacht zu einer der berühmtesten Persönlichkeiten Europas wurde! Mißtrauen packte den Hauptmann Schiller gegen das Ge schick, das seinen Fritz so emporhob. Gewiß, er hatte eS schon recht gern gesehen, wenn sein Sohn es weitergebracht haben würde als er selbst. Jahrelang hatte er sich und den Seinen alles versagt, nur um dem Jungen weiterzuhelfen. Und nun war der also berühmt geworden, nicht als RegimentSmedicuS, sondern als Dichter! Was sollte daraus werden? — Unheil! mntmaßte der Vater ... Schon kommen auch die Schicksalsschläge Fritz mutz flie hen, Fritz lebt auf großem Fuß wie der Adel, Fritz spielt, Fritz hat Schulden, Fritz unterschreibt Wechsel, und er, der spar same Vater, muß wieder und wieder einspringen. Er tut daS nicht gern; er hat kein Vermögen, daS Gehalt ist klein, er ist ein einfacher Mann, und der Fritz soll nur ja nicht denken, er wäre dürch sein Dichten nun ein großer Herr geworden. So schreibt der Hauptmann Schiller seinem Sohn denn sehr ernsthafte Briefe: „Nach dem natürlichen Lauf der Dinge in der Welt habe ich alles. vorauSgeschen, wie cs jetzt ist, und ebenso kann ich auf das zuverlässigste weiter hinaussehen." Und weiter: „Mein Rat ist dieser: Mache Er von Seinen Revenuen und Passivis einen Etat, in dem die Tilgung der letzter» auf eine bestimmte Zeit festgesetzt ist. Dieser Etat muß aber nicht abgeändert werben, und damit er eS nicht wird, so mache Er einen Seiner Mannheimer Freunde zum Garant." Und schließlich eine sehr besorgte Mahnung: „Liebster Sohn! Ist etwas, das Ihn auf immer ruinieren und nie wieder aust kommen lassen kann, so ist es daS Spielen!" Aber das nützt alles nichts. Fritz.bringt.es nicht fertig, sich zu „arrangieren", und im Spätsommer 1784 steht er vor dem Zusammenbruch. „Ich und Seine Mutter", klingt eS un mutig von der Solitude, „können nicht begreifen, wre es chat zugehen können, daß Er sich schon wiederein einer solchen Ver legenheit finden solle, die nach Seinem Schreiben bis zur De- speration'geht, ein Ausdruck, der unS Eltern die Haut schau dern »acht." Und: „WaS glaubt Er wohl, wie uns Eltern zu Mute sei, wenn wir zurückdenken, daß Er in alle seine Ver legenheit nicht gekommen, daß wir tausend Sorgen Seinet wegen nicht gehabt haben würden, daß Er ganz gewiß anjetzo daS, was Er gesucht, erlangt hätte, wenn Er hier geblieben wäre und daß Er überhaupt glücklicher, mit sich selbst zu friedener und in der Welt brauchbarer wäre, wenn Er mehr in der Mittelstraße hätte bleiben und nicht Epoche hätte ma chen woyen." Fritz, so rät der Vater abschließend, solle vän der Dichterei lassen und wieder zur Medizin zurückketzren. -- DaS ist nun natürlich ein unmögliches Verlangen. Schiller ist tief verletzt, aveS in ihm drängt und hebt sich neuen Planen entgegen; gerade, weiß er, hat er erst begonnen, seinen Weg zu gehen. Er muß ihn ja gehen. WaS helfen La gute Rat schläge? Versteht ihn der Vater denn überhaupt? Kann er imr denn verstehen? Nein, daS kann der Hauptmann Schiller nicht! Daß die „Räuber", so berichtet er Anfang April 1784, „nochmalen mit großem Beifall ausgesührt worden und 22V Gulden Einnahme gemacht haben", freut ihn zwar, und daß Jffland deS Dichters Eltern bei seiner Anwesenheit in Stuttgart nicht besucht habe, ist ihm verdrießlich Aber wer sein Sohn eigentlich ist, ahnt Vater Schiller nicht. „Auf Seine Aussichten. Hoffnungen Pläne, kann ich nicht gehen ...!" Auch jetzt jedoch im Augrnbuck der tiefsten Entfremdung, bleibt Fritz sein lieber Sohn, und eS ist rührend zu lesen, wie er ihm immer wieder Trost zuspricht. Schillers Ueberstedlung nach Leipzig und Dresden im Herbst 1784 ändert dann. Vie Lage.. Er hat Einkehr gehalten und mit „einer Beschämung, die ihn nicht Niederdrücke, sondern Männlich emvorraffe", äußert er sich Körner gegenüber, blicke er aüf die Vergangenheit zurück, „die er durch dtp unglück lichste Verschwendung mißbraucht" habe. Achnltch mag eS in dm Briefen geksünaen haben, die er in dieser Zeit nach Hause schrieb. Und al- bann im Mät» 178ö daS erste Heft der „Thalia" mit dem Anfang deS „Don Carlos" auf der Solitude angekommen ist, schreibt der Vater: „Ich finde vorzüglich die Bruchstücke deS Don Carlos ganz außerordentlich stark durch dacht und auSgefeilt, als daS beste von all Seinen bisherigen Arbeiten ... Aber erlaube Er mir doch eine Frage zu machen; ist es S. 3V von Don Carlos nicht zu unsürstlich gesagt, daß i er eine viehische Erziehung bekommen, und sollte Er nicht einen anständigeren AuSdrua wählen können?" Eine tiefer« geistige Verbindung mit seinem Sohn hat Vater Schiller nie gefunden und wohl auch nicht gesucht. Das ist nun freilich auch bet der Mutter nicht der Fall gewesen, obwohl sie ihrem Fritz wohl näher stand als dex Vater. Selbst in jenen schwarzen Wochen deS Sommers 1784 hat sie an ihres SohneS Dichterberuf, an seiner Berufung dazu, wohl, kaum gezweifelt. Und sicher fühlte sie, daß der Sohn aus einem ganz anderen Holz geschnitzt war als sie und die Ihren. Aber auch sie steht doch vor einem beängstigenden Rätsel, weny sie bedenkt, daß der große Mann im fernen Weimar ihr Sohn ist, daß sie ihn einst unter dem Herzen trug, daß er ihr gehörte, so wie er nun der ganzen Welt angehört. Leider ist der Briefwechsel Schillers mit seinen engsten Angehörigen nur zum Teil erhalten. Sicher hät der Dichter seine Eltern ebenso herzlich geliebt, wie eS gute Kinder zu tun Pflegen. Und sicher hat auch er daS Problem in seiner uatizen Tiefe empfunden, daS jedes geniale Kind durchschnittlich be gabter Eltern zu überwinden hat und daS man so deutlich er lebt, wenn man jetzt in dem großen Schiller-Film der TobiS die anspruchslosen Figuren der Ellern überstrahlt sieht vpm Kämpferglanz ihres DichtersohneS. Erhalten hat sich in Fried rich Schillers Briefen nichts davon. Dagegen finden sich immer wieder Acußerungen herzlicher Liebe zu den Eltern. Am schön sten stich vielleicht die SUe, die er auf die Nachricht vom Tode seines Vaters an die Mutter schrieb und die beides geben, die liebevolle Zuneigung und den Abstand zu den Eltern: „Ja, wahrlich eS ist nichtS geringeres, auf einem so langen und mühevollen Laufe so treu auszuhalten und so wie er noch.ich 73. Jahre mit einem so kindlich reinen Herzen von der Welt zu scheiden. Möchte ich, wenn eS mich gleich ave seine Schmer zen'kastete, so unschuldig von meinem Leben scheiden als Er von dem seiniaen. DaS Leben ist eine so schwere. Prü'irNa, und die Vorteile, die mir die Vorsehung in manchet Verglei chung mit ihm gegönnt Haven mag, sind mit so vielen Gefah ren für da» Herz und für den wahren Brieden verknüpft!"
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