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Der sächsische Erzähler : 23.09.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-194009234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19400923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19400923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-09
- Tag 1940-09-23
-
Monat
1940-09
-
Jahr
1940
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 23.09.1940
- Autor
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Krieg iw «ln- unv «eryi Zuchtvieh licht ist, können für «inen Reich und dem Mo«tag, de« 23 September 1V40 bezirke nach Reichsgebiet zur Beiblatt -» R»»»er 223 biet d«S Deutschen Reiches und untersteht seiner Zollhoheit". So heißt eS im Abschnitt IL LeS damaligen GeschgebungswerkeS. Dann begann sofort die Arbeit, um Len Willen des Führer in die Tat umzusetzen. Die damals bestehenden Preisdifferenzen zwischen dem Protektorat und dem Reich wurden zunächst durch eine gewisse Aufwertung des Kronenkurses und durch die Fest, setzung eines UmrechnungSverhiiltntsseS von einer Reichsmark gleich zehn Kronen etwas verringert. Die Einfüh. rung eines Preisstopps lenkte die Preisangleichung in geregelte Bahnen. SS sind zwar noch einige Unterschiede vorhanden, aber es besteht kein zwingender Grund zu einer völligen Gleichheit der Bedingungen in einem geschlossenen Zollgebiet. Auch auf dem Boden de» allen Resches bestehen infolge der verschie denen Verbrauchsgewohnheiten, Landschaften und Verkehr-Ver hältnisse regionale Unterschiede im Preis, und Lohnniveau, die keinerlei Störungen im Gefolge haben. Die deutschen Berbrauchssteuorgesetze Werden auf das Protektorat übergeleitet. Tabak, Zucker, Salz, Bier, Branntwein, Leuchtmittel. Spielkarten, Süßstoff, Mineralöl, Fett und so weiter werden nach den deutschen Gesetzen bewirt« schäftet und besteuert, und die im Protektorat von früher her geltenden BAimmungen fallen dafür weg. Nur bei den Steuern für Zündmittel bleibt es vorerst bei den Vorschriften, die bisher im Protektorat in Kraft waren. Das Spiritus-Mo nopol wird als Bestandteil der Reichshoheit im Protektorat ein geführt werden. An die Stelle des böhmisch-mährischen Tabak monopols tritt das deutsche Tabaksteueraesetz, und die von alterS her überkommene . Tabakregie wird ähnlich wie die frühere öster reichische Tabakregie in die Form einer Aktiengesellschaft geklei det. Die Umsatzsteuer wird an bas deutsche Vorbild angepicht, um auch von der steuerlichen Seite her die gleichen Wettbewerb« bedingungen zwischen der böhmisch-mährischen und der deutschen Wirtschaft zu schaffen. Ueberall also, wo ungleiche Konkurrenz verhältnisse porliegen, die sich aus unterschiedlichen Erzeugungs bedingungen oder Steuerbelastungen ergeben, werden sie in eine möglichst weitgehende Uevereinstimmung gebracht. Die Beseitigung der Zölle bedeutet übrigens keineswegs die Einführung eine- unkontrollierten Zustandes. Durch Markt- und Kartellabmachunge-n stehen genügend Möglich keiten zur Verfügung, um daS Tempo der Ueberleitung je nach Bedarf zu regulieren, also zu verlangsamen oder zu verfchnel- lern. Ohne diese Lenkung geht es nicht, bis sich der komplizierte Wirtschafts-AuStausch-ApParat völlig eingesvielt hat. Am Ende all dieser vorsorglichen Maßnahmen steht selbstverständlich der völlig freie Verkehr, der zu einem einheitlichen Zollgebiet gehört. Für eine befristete Üebergangszeit werden demnächst einige Gebietsschutzabkommen getroffen werden. Damit wie derholt sich ein ähnlicher Vorgang wie nach der Aufhebung der alten österreichischen Zölle, die-zum Teil ebenfalls durch Geviets- schutzabkommen abgelöst wurden. Zwischen den zuständigen Wirtschafts- und Handelsfachgruppen werden verbindliche Ab machungen getroffen, um bestimmte Waren überhaupt nicht ober nur in beschränktem Umfange über die ehemaligen Zoll grenzen nach hüben oder drüben liefern zu lassen. Das ist ein Marktschutz, der für eine Üebergangszeit gilt, der aber auf kei ner Seite etwa dem Zweck dienen darf, schwache ober lebensun fähige Betriebsgebilde auf die Dauer am Leben zu erhalten. Man steht also, wie behutsam die Ueberleitung und Verflech tung des Protektorats mit dem Großdeutschen Zollgebiet vor sich geht. Der Vorteil der Eingliederung liegt auf beiden Seiten. Das großdeutsche Wirtschaftsgebiet wird er weitert und die wirtschaftliche Kraft des Reiches wird erhöht. Der Nützen des Protektorats Böhmen und Mähren besteht darin, daß es in den vollen Genuß der großen Vorteile kommt, die mit der Zugehörigkeit zu einer ausgedehnten, hochentwickel ten und auf das beste organisierten Wirtschaft verbunden sind. Es erweist sich hier erneut und mit aller Deutlichkeit die alte Wahrheit, daß Deutschland bei seiner Wirtschaftspolitik, keines falls den englischen Tendenzen der Ausbeutung neu erworbener Gebiete huldigt, sondern daß es sich nur von dem Gedanken lei ten läßt, für alle Beteiligten das gemeinsame Höchstmaß an Vorteilen zu erreichen. Großbttriebe mit je über 400 Hur Hebung ^«rlaÄwtrtHaftlichenCrreuguna wurden au» dem Altreich in großem Umfang« Maschinen und Geräte einae- führt, insbesondere Schlepper, Anhängegerät, Dampfpslugsiitz, DretschsLß«, Danwfkolonnen, Staatreiniaungen und Ackergeräte. Be- sonder» heroorzudeben ist die Anzahl der beschafften Schlepper, die dem Mangel an Bespannung In den neuen Ostgebieten entgegenkom- men soll und in Lag- und Nachtbetrieb gearbeitet Haden. Di» Düngeranwendung ist, bereit» im ersten Jahr sehr erhöht worden Di« Saatautverbefferuna und Beiz« al» schnellwir kende» Mittel zur Trtragesleigerung ist m ganz großem Rahmen in Angriff genommen worden. Durch Saatguts« mehrung und An bauverträge mit deutschen Züchtern wurde h o chw ertige» Saat gut in die Ostgebiete geholt. Besondere Bedeutung hat di« Saat- gutverbesserung für den Kartoffelbau, dessen Erträge in Polen Haupt- sächlich deshalb so gering waren, wesl abgebaut«» Saatgut verwen det wurde. Der Anbau von Kartoffeln und Zuckerrüben wurde we sentlich gesteigert. Di« Grundlage der bodenständigen Eiweißerzeu- gung ist durch Anbau von 22500 Hektar Süßlupinen zur Saatgut erzeugung sowie durch Zwischenfruchtanbau erheblich verstärkt wor den. Die Organisation der Ostdeutschen Landbewirtschaftungsgesell- schast m. b. H. (Ostland) hat hier ein großes Arbeitsgebiet gefunden. Sie regest auch die Beschaffung von Betriebsmitteln. Bis 20. August d- I. wären den gesamten von ihr bewirtschafteten Betrieben Kredite in Höhe von 27 Mill RM zugeteilt. Der Wert der Mitarbest der Ostland zeigte sich besonders in ihrer Unterstützung der Rückwan- dereraktion für Balten». Galizien- und Wolhyniendeutsche, fer ner in der schnellen Durchsetzung der Trzeugungsrichtlinien des Reichsnährstandes in den neuen Ostgebieten. So ist in Posen der Hackfruchtanteil auf 25 v. H. der Oelfruchtbau auf 2,3 v. 5). und dir Zwlschenfruchtbau auf 10 v. H. dcr Ackerfläche ausgedehnt worden. Hand in Hand arbeiten die verantwortlichen Stellen, um da» Wartheland aus allen landwirtschaftlichen Gebieten zu einem Ueber- schutzgebiet werden zu lassen Schon jetzt sind Erfolg« deutlich ab- zulesen und sobald es erst möglich sein wird, den deutschen Osten wie vorgesehen zu besiedeln, wird mit der polnischen Mißwirtschaft «brachen sein. Dann erst wird sich voll zeiaen, welch eine große Produktionsteserve in diesem Boden steckt. Wie bedeutend sie sein Mag, läßt sich an den Leistungen ablesen, di« das Wartheland im ersten Krieg,jahr schon aufzuweisen hat. Obwohl zwei Heere durch da» Land zögen und sich fast restlos au» den reichen Beständen dieses Gebiet«, vrrpflegten, war es trotzdrm möglich. vl«le hunderttausend Zentner Roggen und Kartoffeln in da» Altreich zu li»f»rn. Diese Zahlen lassen erkennen, zu welchem Ueberschußgebiet sich das Warthe land erst entwickeln wird, wenn die im Altreich erprobten Maßnah- men zur Erzeugungssteigerung im Warthegau voll eingesetzt werden können. Die Intensivierung der Landwirtschaft ist im Anlaufen, um da, Wartheland wirklich zur Kornkammer des Reiches zu machen. Die Neuregelung des ProleNorais Es kommt nirgendwo so sehr auf eine organische Entwick lung an, als in der Wirtschaftspolitik. Die Verschmelzung zweier Wirtschaftsgebiete, die früher völlig voneinander getrennt wa ren, muß sehr sorgfältig vorbereitet werden, wenn der Verlust volkswirtschaftlicher und privater Werte vermieden werden soll. DaS Protektorat Böhmen vnd Mähren gehört nun fast seit anderthalb Jahren zum Reich, und in dieser Zeit ist unablässig nach großzügigen Gesichtspunkten gearbeitet worden, um die böhmisch-mährischen WLtschaftsgrundlagen, 'vor allem die Löhne und PrÄse, an daS deutsche Wirtschafts-, Lohn- und Preisniveau anzugleichen. Nachdem jetzt ein fast reibungsloses Hin- und Hergleiten der wirtschaftlichen Lauptfaktoren ermög- "" "' men zum l. Oktober die Zollgrenzen zwischen dem dem Protektorat weggerKumt werden. Das ist im Grund« genommen nur der formelle Schlußakt einer praktischen Bestimmung, die der Führer bereits in einem Erlaß vcm 16. März 1S39 getroffen hat. „DaS Protektorat gehört zum Zollge Oer Sächsische Erzähler Fast SO Millionen Reichsbevölkerung Da» Statistische ReichSamt veröffentlicht jetzt in „Wirtschaft llch, »«triebe, im Osten 185000 2500 Großbetrieb und Statistik" die endgültigen Zahlen über die Wohnbevölke- Morgen sind im «samten Gau vorhanden. rung des Deutschen Reiches und seiner einzelnen Verwaltung«- Zur Hebung der landwirtschaftlichen Srzeuguna bezirke nach der VoltHiihlung vom 17. Mat 1939. In dem Altreich in großem Umfang« Maschinen und 0 Reichsgebiet zur Zett der Zähurng (ohne Memellanb, da- erst ku» vor der Zählung eingegliedert wurde und noch nicht mtter- faßt werden konnte) täte eme Bevölkerung von 70375281 Ein wohnern. Für da» alte Reichsgebiet ohne Saarland, den Gebietsstand deS Reiches zur Zeit der Machtübernahme durch den National sozialismus im Jahre 1S33, errechnet sich nach den Ergebnissen der Zählung von 1089 eine BevölkerungSzabl von 68474000. Die GebtetSvergrößeruna durch die WiHerverelnigung der Ostmark und deS SudetenlanoeS mit dem Reich und die Zunahme der Be- völkerungSzahl während der vergangenen sieben Jahre spiegelt den machtvollen Aufstieg des Reichs wider, der sich nach der Zählung durch die Wiedereingliederung Danzig-, der neuen Ostgebiete und Eupen-MalmedyS fortgesetzt hat. Rechnet man die Bevölkerung auch dieser Gebiete und deS MemellandeS hin zu, so ergibt sich für daS Deutsche Reich ein« Einwohnerzahl von rd. 89634 000. Mit dem Protektorat, daS rd. 7 Mill. Einwohner hat und »um Gebiet deS Großdeutschen Reiche« gehört, beträgt die Bevölkerung fast 97 Millionen. DaS Deutsche Reich ist nach der Sowjetunion (rd. 150 Mill. Einwohner im europäischen Teil) der volkreichste Staat Euro pas. Erk in weitem Abstand folgen Großbritannien mit Nord irland (rd. 47H Mill.), Italien (44,4 Mill.), Frankreich ^42,0 Mill.) und Spanien (25,0 Mill.> Ein Fünftel der etwa 530 Mil- lionen Menschen umfassenden Bevölkerung Gesamteuropas und fast ein Drittel der Bevölkerung Europas ohne die Sowjetunion und Großbritannien lebt im unmittelbaren Machtbereich deS Großdeutschen Reiches, zu dem auch da» Generalgouvernement mit seinen 10,6 Millionen Menschen zu rechnen ist. Ae Kornkammer Deutschlands DaS Warthelan-, -er größte Gau unseres Reiches Al» nach der siegreichen Beendigung des Polenftldzuges die Neuordnung im deutschen Osten einseme, wurde der Warthegau mit seinen 43000 Quadratkilometer der größte Sau Deutschland». Reichs^ mqrichall -ermann Göring bezeichnete ihn al» die Kornkammer des Reiche,, .und wenn man Gelegenheit hatte, diesen Gau zu bereisen, konnte man sich von der großen Aufbauarbeit dez Reichsnährstandes und der verantwortlichen Stellen überzeugen, die hier in einem Jahre «leistet worden ist. 3,2 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche stehen zur Verfügung, di« zum großen Teil mit Roggen und Hackfrüchten bepflanzt ist, «ährend der Weizen nur eine untergeord net« Rolle spielt. Die Bevölkerungsdichte ist geringer al» im Groß deutschen Reich. Allerdings »nutz man zwischen dem ehemals preußi schen, dem westlichen Teil und dem östlichen Teil unterscheiden. Im westlichen Teil kommen 88 Menschen auf den Quadratkilometer, im Osten dagegen 140 Menschen auf den Quadratkilometer. Die Boden verhältnisse sind verschieden. Zwei Zehntel des Lodens ist sehr gut vier Zehntel ist mittlerer Boden und die gleiche Menge Sandboden Cs besteht die Absicht, den Sandboden aufzvforsten. zumal der Waldanteil nur bescheiden ist. Beträgt er im Aktreich 30 v. H. der. Gesamtfläche, so im Wartheaau nur 15 v. H. Unter dem gerin- g«N Waldbestand leiden auch die klimatischen Verhältnisse Der Warthegau hat im Verhältnis zum Altreich etwa nur die halbe Nie derschlagsmenge. Dadurch ist der Bestand an Wirsen und Weiden nur spärlich, ein Umstand, der erschwerend bei Auszucht und Fütterung de». Nutzviehs in Erscheinung tritt. Die Lücken, die der Krieg iw Viehbestand gerissen hat, werden durch Lieferungen von ! au» dem Altreich ausgeglichen. So wird der Grundstein si_. Neuaufbau der Viehzucht im Osten gelegt. Die Betrlebsgrößenver- teiluna ist im Westen und Osten de» Gaue» entsprechend der Bevölke- rimgsdicht« unterschiedlich. Im Westen zählt man etwa 90000 dauer- fängt nicht» vergeblich an. Die LÜr zum Saale^ ösfttete sich, Markgraf Waldemar mit seinem Gefolge trat über die Schwelle und fand sich der Frau gegenüber, die ihm, von Kopf bi- Fuß in schwarze Tücher ge hüllt, gemessen und ernst entgegentrat. , Sie war trotz der Trauer, die sie in all diesen Tagen ihrer Umgebung gegenüber fast empfindungslos gemacht hatte, un willkürlich geblendet von der bezwingenden äußeren Erschei nung des Markgrafen, '"ie feder, der dem stolzen Fürsten nahe kam. Von nur mittlerem Wüchse, aber schlank und elastisch, war sein sehniger Körper wohlgebaut und geschmeidig. Das Ge sicht, von schmalem Schnitt, zeigte edle und reine Züge, der Münd war hochgeschürzt und verriet Selbstvewutztsein. ja Hochmut, das stark vorgebaute Kinn sprach von Eigenwillen und Festigkeit. Unter einer glatten Stirn blickten zwei mäch tige dunkle Augen forschend und kühl in die Welt, das volle braune Haar lockte sich leicht — im'ganzen bot dieser Vetter das vollkommene Bild eines schönen Manne- Und als er sich jetzt tief unft feierlich vor der Markgräfin Anna neigte, begriff diese plötzlich nicht die Abkehr ihre- verstorbenen Gemahls von diesem edlen Verwandten und reichte ihm mit ernstem, aber wohlwollendem Neigen des Hauptes die schmale Rechte. . „Nehmt Dank, Markgraf Waldemar, daß Ihr meiner Ein ladung gefolgt seid, meinem verstorbenen Gemahl die letzte Ehre zu erwersen und seinen verwaisten Kindern Euern rit terlichen Schütz angtdeiheü zu lassen." Sie wie» ans den Knaben an ihrer Seite, der dem nie ge sehenen Vetter mit offenen Augen freimütig inS Gesicht schaute, Und daS schlanke Mädchen, das unter seinem Blicke die Lider senkte. „So tief mich der Anlaß meines Besuches bei Euch be trübt, erlauchte Frau," sagte Waldemar ritterlich, denn er war ein vollendet«* Hofmann, „so glücklich seht Ihr mich, daß Ihr mich für würdig befunden habt, in diesen Tagen der Trauer an Eurer Seite zu stehen. Ich bitte, zählt auf mich als treuen Verwandten." Darauf trat er zur Seite und stellte der Markgräfin die Herten seines Gefolge» vor. Wieder hörte man, den gedämpften Ton der Trompete, der bewies, daß Schmerz und Trauer über dem Hause lagen, und der jetzt neu«; Gäste meldete. - Waldemar und seine Ritter zogen sich zurück, dje Haus- Herrin den Pflichten, die ihr der Empfang so vieler Fremder auferlegte, nicht zu entziehen. Von weit und breit strömten sie jetzt herbei, denn Mark- graf Hermann war ein mächtiger, hochangesehener Fürst ge wesen, und sein früher Tod unter Zurücklassung zweier un mündiger Kinder konnte in jenen Zeiten eine einschneidende Veränderung im Staat-lebcn des Deutschen Reiche- Hervor rufe». . So war eS ratsam für ffnen jeden dieser benachbarten Fürsten, zur Stelle zu sein, wenn über die Vormundschaft für die Kinder und die Regentschaft diese» Teile» des bran denburgischen Landes Verfügungen getroffen wurden. IWMM UlWNMrvlÜMee LMMLS vKnkSM^rkenrLrcxurrouac« vcouts osrxir /ue>Lrk«,«kao4u (L Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Herzog Otto zuckte die Achseln. „Es sind eigenartige Bur schen, diese Hofnarren. Sie vermögen es gar sehr, zur Kurz weil und zur Unterhaltung ihrer Herren und deren Gäste bei- sutragen, und obgleich sie die Narrheit auf ihren Schild ge schrieben haben, sind sie meist klüger als der Durchschnitt der Hofherren und nehmen es sich daher ost heraus, durch Witz und beißende Ausfälle die Gesellschaft, die sie erheitern sollen, ungestraft zu geißeln, weil ihr Narsentuyi sie vor jeder Ver folgung schützt. Meist sind sie ihrem Herrn oder ihrer Hexrin treu ergeben und lassen sich sogar zu allerlei geheimen Diensten verwenden." . - Agnes hatte den Erklärungen indessen kaum zugehört, all zu gespannt hatte sie hinuntergevlrckt auf den Zug der er lauchte» Gäste, die ja bei ihnen einzogen. „Sieh, nun sind sie in der Burg angelangt", sagte sie. „Laß uns hinabgehen, die Markgräsin wird den Vetter und sein Gefolge empfangen wollen, sn wird mich rufen lassen und ungehalten sein, wäre ich nicht zu finden." „Noch einen Kuß -um Abschied", bat er, „wer weiß, ob wir uns später, ehe wir avreiten, noch einmal ungestört wer den sprechen können." Sie bog den Kopf zurück und reichte ihm wie selbstver ständlich den Mund. — Wenig später traten die beiden in Kenngrößen Saal der Burg, wo die Witwe Markgraf Hermann», Markgräsin Anna, mit ihrem jungen Sohne Johann stand und die Tochter sü- gleich mit leisem Winke an ihre Seite rief. Agnes' Mutter war eine Frau in der Mitte der. Dreißig stehend, groß und schlank, von edlen Gesicht-zitaen, über denen jetzt ein tiefer und schwerer Ernst und eine säst starre Trauer lagen. Nicht immer war ihre Ehe mit dem herrisch«» und starr köpfigen Hermann leicht gewesen, trotzdem war sie ihm eine liebende und ergebene Gefährtin, und sein, plötzlicher Tod gab in ihrem eigenen Heben einen fchmer-llchPt. Riß. Mit kaum merklichem Neigen deS Haupte» grüßte sie Otto, der sich sogleich zurückzog, al» er sah, vast die Markgräfin mit ihrer Tochter zu sprechen wünschte, und diese sagte mit müder Stimme: „Vetter Waldemar ist eingeritten, wie man mir soeben meldete. Wir wollen ihn empfangen, Wz ks di« Sitte heischt," aber man wußte, daß Markgraf Hermann kaum der Mann war, sich an derlei zu kehren. Sicherlich hatte er selbst Ver fügungen über die Regentschaft des Landes für den Fall sei nes Todes getroffen, eS blieb nur abzuwarten, inwieweit die Markgräfin, die Untertanen, die Stände und Städte bereit sein würden, jene Bestimmungen anzuerkennen. Warum zuM Beispiel hatte Frau Anna es so eilig ge habt, den brandenburgischen Vetter, den ihr erlauchter Gemahl stets gemieden hatte, zu dem Begängnis zu laden? So hatte sich allmählich eine stattliche und hochgeborene Versammlung m der Burg zusammengefunden, und bei dem Mahl, daS am Abend stattfand, sah man die Mächtigsten und Größten der benachbarten Lande, um den langen Lisch des Saales sitzend, ernst und feierlich die Humpen leeren. Und als man am nächsten Tage die sterblichen Ueberrests des Markgrafen Hermann von der Burgkapelle, wo er in voller Ritterrüstung, sein gutes Schwert an der Seite, aufge bahrt gewesen, zur Gruft geleitet hatte, da hätte man glauben können, ein Zug von Helden aus frühester Germanenzeit führe hier einen ihrer Größten und Besten zur letzten Ruhestätte. Diejenigen aber, die gemeint hatten. Genaues und Er schöpfendes über die nächste Zukunft des Landes zu erfahren, hatten sich arg verrechnet. Die Markgräsin Anna ließ sich nach dem Begängnis kaum noch blicken, es war, als habe der Schmerz sie übermannt. , "In ihre schwarzen Tücher gehüllt, saß sie in diesen Tagen ernsam und unzugänglich in ihrem Gemach; ihre Kinder wi chen nicht von Ihrer Seite, kaum war es Agnes möglich ge wesen, noch ein heimliches Wort mit Herzog Otto zu wechseln, bevor er mit-seinem Vater davongeritten war. Auch: die Hofveamten und der HofnotariuS schwiegen hart näckig, gaben auf keine offene ober versteckte Frage, ob Mark graf Hermann Bestimmungen für den Fall seines Tode» ge troffen, eine unumwundene oder unzweideutige Antwort. So ritt man teils gekränkt, teil» beunruhigt wieder davon und konnte, sich -nur vornehmen, beständig und aufmerksam die Augen offen zu halten, was nun in Brandenburg Wetter ge schehen würde. Nur Markgraf Waldemar und sein Gefolge waren noch geblieben, und zwar auf den Wunsch der Markgräsin selbst, die ihn nun allein in ihrem Gemach empfing. Sie saß am Fenster, die junge Agnes lehnte ihr zur Seite. Ein Gefühl von Freude durchfuhr den Markgrafen, al» er des Mädchen- ansichtig wurde. Vom ersten Augenblick, da er Agnes gesehen, stand es fest bei ihm, daß er alles tun würde, diese kleine Base, die er bisher nicht gekannt, zu erringen. Noch nie hatte ein Mädchen einett derartig tiefen Ein druck auf den stolzen Waldemar gemacht, dem eS bei seinen vielen äußeren Vorzügen und seiner glänzenden Stellung un ter den deutschen Fürsten wahrlich an Frauenliebe nicht ge fehlt hatte. Aber niemals bisher hatte er sich, obgleich er die Mitte der Zwanzig bereit» überschritten, dazu entschließen können, eine der Herzog»- oder Markgrafentöchter, die man ihm allein halben zur Ehe vorgeschlagen, zu seiner Gemahlin zu machen. (Fortsetzung folgt)
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