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Der sächsische Erzähler : 05.07.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-194007057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19400705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19400705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-07
- Tag 1940-07-05
-
Monat
1940-07
-
Jahr
1940
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 05.07.1940
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>as wurden daS Haar und die Kleider geordnet. Dann ging eS schrei durch die Stadt. Gebete, Flüche und Wehgeschrei stiegen hinaus auf die Straße. , - rum Himmel empor. 1 gui« a der ,schü< t «m richt« mbe- Nar- >r«rn weit hatte Der Mich rchen- ver- Erb- lreis- wird. t der Eson- emp- Ret- und schäft nnem nigt- «rtffr» astunde lendar- Jahre gen in Geldes rößten >e von inkbar, ästiger ifSrbe. fran- mmen r tap- eichnet stolzer jre. Der Sommer erden. »PK fin- n bereits iportplatz Wie daS setzunaen > gegeben lAriaen ' am Pfingstsonnabend des vierten KrtegSjahres im in den Keller zu begeben. Ein strahlender FrühlingSmorgen war heraufgestie- Bitten, sie herbeizuholen, den Toren Kölns blühte eS in allen Farben. Der in Sicherheit gebracht, wa nzen Stadt. Allenthalben war blick brummte es über s der Beendigung deS Alarms. Frau Bregel stürzte ackf die Straße. Unendlich weit und lichtblau spannte sich der Himmel über der Stadt. Frau Bregel lief, was ihre Beine hergaben, zum Spielplatz hin. MS sie aber an die Straßenecke kam, von wo aus sie einen Blick -um Spielplatz tun konnte, wurde sie ange- haltrn. Da erst sah sie die Absperrung. Die Bomben waren in die den Platz umsäumenden Häuser eingeschlagen. Frau Bregel verlor die Besinnung, jedoch nur für einen Augenblick. Der Ge danke an die Kinder war so stark, daß sie aus ihrer Ohnmacht schnell erwachte und laut die Namen der Kinder rief — immer lauter und inbrünstiger, bis sie plötzlich die Stimme ihrer Ael- testen vernahitt. Heiß faßte eS sie nach dem Herzen. Frau Bregel sah sie mit dem Kinderwagen herankommen. Das kleinste Kind darin, die beiden anderen an der Hand. Sie waren allem Anschein nach verletzt worden. Die Jüngste blutete am zierlichen Aermchen, während die beiden an der Hand geführten Kinder sich immer baK Mut von der Stirn strichen. Die Aelteste iedoch schien un verletzt. Männer vom Roten Kreuz nahmen sich ihrer an und legten fürs erste Pflaster auf. Auf einmal jedoch brachen die drei Kinder ohnmächtig zu sammen. Hilfreiche Hände griffen schnell zu und trugen sie in hie Wohnung. Jetzt wurde nach einem Arzt gesucht. Sie waren alle unterwegs. Die englischen Flieger hatten an verschiedenen Stellen der Stadt die Bomben abgeworfen, Frauen, Kinder und alte Leute getroffen, verletzt oder getötet. Es ging wie ein Auf. der Straße schlafen legte. Aus diesem „süßen Schlummer" gab es freilich ein schlimmes Aufwachen. Nixborf, 5. Juli. Sudetendeutscher Holzbildhauer nckch Tirol berufen. Der durch seine künstlerischen Leistungen be kanntgewordene Holzbildhauer Franz Schütz in Nixdorf, Fach lehrer an der Bürgerschule in Großschönau, wurde an die Staatliche Berufsfachschule für Holzschnitzer und Holzbildhauer in Fulpmes (Tirol) berufen. hinaus auf die Straße. . „ , Im gleichen Augenblick aber wurde sie von einSr Polizei streife und Soldaten wieder zurückgedrängt, um sich zum Schutz in den Keller zu begeben. Alles Rufen nach den Kindern und die ----- waren vergebens. Sie würden schon ,» uru»»«,., war die Antwort. Doch im gleichen Augen ¬ blick brummte es über sie hinweg, setzte das Abwehrfeuer der Batterien ein, und erfüllten heftige Detonationen die mittäg liche Stille. Fliegerbomben! Englische Bomben am Pfingstvortag aus eine offene Stadt! Mitten hinein in die ahnungslose Bevölkerung. DaS war wie ein Schrei der Empörung und des Entsetzens. Und man hörte Bombe auf Bomb« fallen. Niemand wußte, wo etwas und was geschehen war. Nur hinaus aus den Kellern, um endlich Gewißheit zu haben über das Befinden der Kinder. Die Glocken aller Kirchen läuteten und gaben Kunde von der Beendigung deS Alarms. Frau Bregel stürzte ackf die Straße. Unendlich weit und lichtblau spannte sich der Himmel über der Stadt. Frau Bregel lief, was ihre Beine hergaben, zum Spielplatz hin. MS sie aber an die Straßenecke kam, von wo aus sie einen Blick -um Spielplatz tun konnte, wurde sie ange- haltrn. Da erst sah sie die Absperrung. Die Bomben waren in — Zwei Jugendliche von -er Reiteralp tödlich abgestürzt. Ter Schüler Heinz Meinsteuer von der Oberschule Berchtes gaden und der landwirtschaftliche Arbeiter Sebastian Jrlinaer aus Ramsau hatten am Sonntag auf der Reiteralp Alpenrosen gesucht. Um 18 Uhr hörte man im Tal von oben her schweres Gepolter wie von abgehenden Steinen und einen Schrei., Man achtete jedoch nicht besonders darauf. Ms es dunkel wurde und die beiden Jugendlichen noch nicht zurückgekehrt waren, wurde der Vater des Jrlinaer unruhig. Darauf stieg eine Such-Ex- ledition auf, und diese fand die beiden jungen Leute am Mon- :ag zerschmettert unter der Wand der Reiteralp auf. — Teure Kirschen. Ein tragikomischer Fall, der für den Betroffenen recht unangenehm war, ereignete sich in dem Westerwaldort Steimel. Bei einem dortigen Landwirt weilte ein junger Mann von auswärts zu Besuch, den es nach frischen Kirschen gelüstete. Da ihn beim Bestigen deS Kirschbaumes sein! Nock behinderte, legte er diesen unter dem Bäum ab. Während er sich dann an den Kirschen gütlich tat, geriet eine Kuh über' den unten liegenden Rock und fand Gefallen an der Brieftasche. Als der junge Mann dies bemerkte, war es schon zu spat. Das Tier hatte die Brieftasche samt Inhalt — Geld, wichtige Aus weise und Briefe — bereits verschlungen. Er gab sich als Deutsch-Schweizer aus und erklärte, daß sein Bankkonto infolge des Krieges gesperrt sei. Durch seine Lügen und sein Auftreten gelang es ihm, seine Opfer zu täuschen und um erhebliche Geldbeträge zu schädigen. Heller wurde festge nommen. Chemnitz, S. Juli. Rohling treibt sich umher. Der bei einem Bauern in Röhrsdors in Arbeit befindlich gewesene Her bert Rudi Wolf, geboren am 5. Oktober 1914 ,n Olbernhau, ein bereits erheblich vorbestrafter Mensch, hat am 28. Juni seine Arbeitsstelle eigenmächtig verlassen. Bevor er den Hof verließ, verletzte er aus Rache sieben Kühe mit einer Mistgabel derart, daß eine davon notgeschlachtet werden mußte. Wolf treibt sich umher und wurde zuletzt in Chemnitz gesehen. Roßwein, 5. Juli. Bon rückwärtSstoßendem Auto getötet, Lin Lastkraftwagen stieß, von der Post kommend, rückwärts in die Grafestratze ein und erfaßte dabei den 56 Jahre alten kauf männischen Angestellten Otto Schumann aus Roßwein, der schwere Verletzungen erlitt und nach wenigen Stunden im Leis niger Krankenhaus starb. Weida, 5. Jüli. Die Erkennungsmarke aus dem Weltkrieg. Eine Kriegerwitwe hat jetzt die Erkennungsmarke ihres im Weltkrieg gefallenen Mannes zugestellt erhalten. Ein Teilneh mer des gegenwärtigen Krieges hat die Marke beim Einmarsch m Paris gefunden und sie an die Heimatbehörde weitergeleitet. er letzten a Papier einen er- üllt und merkbar, gfältiger », Auch urch die ister bat verfüg- während e Ferien : die ae- >enn die :er wer- , in be- e regel- ! zu er- mg und wie die , ange- eufSvtti- Sezugs- nd ver- lmdsich Selbst- mfSklei- ausge- ufSklei- enn sie rte ab- »lb an» SezugS- Rumburg, 5. Juli. Teufel Alkohol. In der Nacht zum Dienstag bemerkte ein auswärtiger Kraftwägenführer auf der Schönborner Straße von seinem Wagen eine Person liegen. Da ein Bremsen nicht mehr möglich war, versuchte er in geschickter Weise die Person zwischen die Räder zu bekommen, was ihm auch gelang. Trotzdem erlitt die Person eine Kopfverletzung und Mußte dem Krankenhaus zugeführt werden. Durch die Erhebun gen der Polizei wurde festgestellt, daß es sich bei der Ueberfahre- nen um die Johanna Winkler aus Schönborn handelte. Sie I satte dem Alkohol so stärk zugesprochen, daß sie sich mitten auf Bezugscheine für Fahrräder Die Reichsstelle für Kautschuk und Asbest hat angeordnet, daß der Einzelhandel und das Mechanikerhandwcrk neue Fahrräder, Fahrrad anhanger und Motorfahrräder ab 1. Juli 1940 nur noch gegen Be- zugfchein verkaufen dürfen. Die Bezugscheine, die auf Erst- ausrüstungsreisen lauten und zum Kauf eines neuen, bereiften Fahr rades berechtigen, werden von den zuständigen Wirtschaftsämtern ausgestellt, wenn nachweislich ein lebenswichtiger Bedarf vorliegt. Voraussetzung ist jedoch, daß andere Verkehrsmittel nicht zur Ver fügung stehen. Die Wirtschaftsgruppe Fahrzeugindustrie hat einen Crzeugungsplan aufgestellt, nach dem eine Anzahl von Fahr radfabriken monatlich ein bestimmtes Kontingent an bereisten Fahr rädern Herstellen dürfen. Das Wirtschaftsamt verfügt durch Bezug schein über die ihm zugeteilten Fahrräder. Es können also höchstens soviel Bezugscheine ausgegeben werden, wie Fahrräder neu hergestellt werden. Auch für die Belieferung des Fachhandels sowie des Mechani- kerhandwerks mit Fahrrädern sind neue Bestimmungen erlassen wor den. Beide erhalten neue Fahrräder aus der Fabrik nur gegen einen sog. Fahrradscheck. Der Antrag auf Ausstellung eines solchen Schecks ist mit dem Bezugschein des Kunden an die Fachabteilung Fahrräder bzw. den Reichsinnungsverband des Mechanikerhandwerks zu richten. Die bisherige Regelung für Ersatz schlauche und Cr- fatzdecken ist dahin geändert worden, dah der alte Reifen nun beim Wirtschaftsamt abzugeben ist. Kameradinnett der Arbeit Nl. Frauen sind im allgemeinen Fanatikerinnen der Ordnung und Sauberkeit. Zum Leidwesen mancher Männer, die — wie ich — lieber etwa. Staub auf dem Schretbtisch. al» di« stundenlange vergebliche Such« nach verttgttn Manuskripten in Kauf nehmen. Wir wollen je-och keineswegs etwa. Grundsätzliche» gegen besagt« Eigenschaften «linsenden. Und au» Erfahrung können wir allen Frauen, die sich unter der Fabrikarbett etwa» naturgegeben Schmutziges vorstellen, mit gutem Genüssen versichern, daß in einem modern eingerichteten lind nationalsozialistischem Sinne geleiteten Betrieb auf Ordnung und Sauberkeit der größte Wert gelegt wird. Zumal bei der Herstellung von Ncchrungs- und Cenußmitteln, aber auch in allen anderen Wirtschaftszweigen wird keiner Frau etwa, zugemutet, da» da» Maß de» vom hygienischen oder ästhetischen Standpunkt aus Hinnehmbaren überschritt«. Für Schönheitspflege Im überfeinertem Sinne, für kosmetische Mätzchen und dergleichen dürft« freilich der Ar- bettpschU einer Fabrik kaum der geeignete Raum sein. Und dennoch, ryk adrett sehen bi« Frauen au», mit denen ich heute nun zum dritten und letzten Mal« als Schokoladen-Hilfsarbeiter tätig bin. Wenn sie auch keine Stöckelschuhe tragen und von Maniküre und Lockenpracht nur wenig zu sehen ist, der äußerliche Gesamteindruck macht jeder ein zelnen von ihnen Ehre. A propos, Stöckelschuhe! Sie sind hier schon ass. Gründen der Sicherheit vor Unfällen ebenso unangebracht wie duftig flatternd» Kleiderfähnchen Bequem« Schuhe, eine schlichte, an liegend« Arbeitsschürze und ein kleidsames Häubchen entsprechen im Fabrikwerktaa viel besser den Anforderungen, die In gesundheitlicher und hygienischer Hinsicht gestellt werden müssen. Das alles wird den Frauen — mjt Ausnahme des Schuhwerke» — vom Betrieb zur Ver ¬ den Hahn c zünden, lies vorher den GaSbahn wieder zu schließen, lief die Frau zum Ausguß und betätigte sich dort. Inzwischen strömte daS GaS aus, daS zur Bewußtlosigkeit und. schließlich zum Tode der Frau führte. Gornau i. Erzgeb- S. Juli. Beim Baden ertrunken. Beim Baden ertränk in Gornau der 18 Jahre alte Bäckergehilfe Harry Müller aus Oelsnitz i. E. Chemnitz, S. Juli. Gefährflcher Betrüger festgenomme«. Bor einiger Zeit wurde die Kriminalpolizei auf bas Treiben eines Mannes aufmerksam, der sich als Schriftsteller auSaab und fast täglich in besseren Lokalen verkehrte. Die Nachfor schungen ergaben, daß eS sich um den wiederholt vorbestraften Heiratsbetrüaer KanS Heller handelt. Er suchte Chemnitzer Lokale auf, knüpfte dort vorwiegend Damenbekanntschaften an und renommierte mit seinen schriftstellerischen Arbeiten, wobei er seinen Opfern vorschwindelte, baß er für einen größeren Verlag schreibe und sein Vater Verleger in der Schweiz sei. Dresden, ö. Juli. Die Gasmaske als Retterin in der Not Ein Smdienrat in Äeubnttz-Neuostra bemerkte auf seinem Grundstück einen Imker, der einen zugeflogenen Bienen- lichwarm einfangen wollte, aber von den,wildgewordenen Tieren angegriffen und derart zugerichtet wurde, daß er be wußtlos umsank und in einet Wolle von Bienen lag, die ihn sicher zu Tode gestochen hätten. Schnell entschlossen holte sich Der GrundstückSÄgentümer seine Gasmaske, um wenigstens den »köpf zu schützen, Md eilte hinaus. ES gelang ihm, obwohl die fwütenden Tiere auch über ihn herfielen, den Verunglückten bi- ins Hau- zu ziehen, von wo diesen ein Unfallwagen ins Kran kenhaus brachte- Ohne die GaSmaSke wäre eine Rettung un möglich gewesen» li. Ablenkung, die -en Tob brachte. Als in am Mühlgraben eine Frau am Gaskocher hatte und im Begriff war, daS GaS zy ent- eitig am KüchenauSguß Wasser über. Ohne Und als die fünfte Abenddämmerung sich über die Stadt legte, erlagen die drei Jüngsten der Familie Bregel ihren Ver letzungen, die vergiftete Bombensplitter ihnen zugefügt hatten. Alle Fürsorge der Aerzte war vergebens gewesen. Peter Bregel rieb sich die Augen, um dieses Bild zu ver wischen. Am Pfingstmorgen war er frohen Herzens, von -er Front kommend, auf dem Hauptbahnhof eingetroffen. Er konnte die Stunde deS Wiedersehens nicht erwarten. Und erst sein Jüng stes! Wie der kleine Kerl Wohl aussehen mochte. Immer hatte seine Frau ihm in vielen Briefen von der neuen jungen Mut terschaft geschrieben — dann brach auf ihn daS schier Unfaßbar herab. Damals hätte er lieber Hand an sich gelegt, um das alles auszulöschen. Aber konnte nicht doch einmal ein Tag der Ver geltung kommen? Obwohl dieses Erinnern eigentlich immer in ihm wachge blieben war, wurden ihm jetzt wieder blutwarme Gegenwart, nachdem sie nach viertägigem Marsch über die Grenzen Luxem burgs und Belgiens endlich eine kurze Ruhepause fanden. Sie marschierten schon seit dem 10. Mai. Die zweiunözwanzig Jahre hatten die tiefsten Wunden heilen lassen, wenn auch die Narben ost heftig brannten. Jcht aber waren mit aller Macht die, schwersten Stunden seines Lebens wieder lebendig in ihm, daß er sich geschworen hatte, gerechte Rache zu nehmen für däS, was der Feind ihm und seiner Frau angetan hatte. Mit dieser bei ßen Glut im Herzen stellte er sich trotz seines Alters zu Beginn des Krieges freiwillig. Immer hatte eS in ihm geschwelt und gebrannt. Und nun war der Tag gekommen. Wer die Härte des Krieges über wehrlose Frauen und Kin der ausschüttet, kann vor dem Angesicht eines gerechten GotteS keine Gnade mehr finden. Ihn trifft daS Schwert — heute oder morgen. Aber cs spricht daS Urteil. Der Feind entgeht nicht dem unerbittlichen Mühlgang der Zeit. Diese Gedanken gaben Bregel die Kraft, alles hinzugeben; wenn eS sein mußte, auch das Letzte. Und ihm wurde es jetzt erst so recht bewußt, daß alles auf Erden ein zwiefach Ding ist und nah beieinandersteht. Liebe und Haß, Tapferkeit und Feigheit, Untat und Rache, Werden und Tod. Auch seine Kinder waren nun eingereiht in daS graue Heer, wie alle die hilflosen Frauen, Kinder und Greise, die in der Hei mst den feigen Bombenüberfällen zum Opfer fielen, für Lessen unsterblichen Ruhm sie alle bereit waren, ihr Bestes hin-ugeben. Die gesühnte Untat Erzählung von Hildebert Reinhardt (Nachdruck verboten) Es war 88eltkrieg. ( .. , —--———— , - >„> gen. Bor den Toren Kölns blühte es in allen Farben. Der Duft der Blüten lag über der ganzen Stadt. Allenthalben war man dabei, letzte Hand anzulegen an die Vorbereitungen für daS Fest, trotz deS Krieges. DaS Bild der Stadt war so friedlich, wenn nicht hin und wieder daS Brummen der Flieger in dem weiten Bum deS Himmels, das Rasseln von Militärwagen und die vielen Menschen in Schwarz eindringlich die Sprache deS Kriege- redeten. Die Mütter hatten die Sorgen allein auf sich geladen und erfüllten selbstverständlich und tapfer ihre Pflich ten, derweil di« Väter auf allen Fronten, im Westen, Osten und Süden mit ihrem Leben den Feind von einem Einfall in deutsches Land abhielten. So lebte auch die Frau des DreherS Anton Bregel mit ihren vier Kindern ein schwere- Leben. Obwohl ihr Mann erst acht- undzwanzig Jahre alt war, und sie nur um ein Jahr jünger, hatte sie die freudige Pflicht einer kinderreichen Ehe auf sich ae» nommen. Was war daS auch schon gegenüber der Glückseligkeit ihres MutterseinS? Ihr Mann stand nun schon seit Weihnach ten Neunzehnbundertvierzehn an der Front. Sein jüngstes Kind sah er noch nicht. Aber zu Pfingsten wuxde eS ein Jahr alt, und zu dem Tag hätte er seinen Urlaub angekündigt. Das war eine unbeschreibliche Freude im Hause der Bregels. Die Mutter hatte die Kinder hinausgeschickt auf den Spiel platz. ganz in der Nähe der Wohnung, und daS unter der Oohut deS ältesten Mädels, derweil sie mit Kriegsseife und weißem Sand scheuert, und scheuerte, daß bald alles in neuem Glanz erstrahlte. Nun war sie eben dabei, sich zum Einkauf fertigzumachen, als sie Schüsse hörte. Nanu, denkt Mutter Bregel, wo kommt das denn her? WaS hat daS zu bedeuten? Am Ende Flieger? Aber WaS für dumme Gedanken daS waren. Am Pfingstsonnabend Flieger! Dann aber werden die Schüsse heftiger und eindringlicher. DaS waren ja Warnungssignale, die beim Heran nahen feindlicher Flitger gegeben wurden. Sie sprang klopfenden Hebens anS Fei und preßte die Hände gegen die wogende Brust, um nach . .. Kindern Ausschau zu halten. Die Menschen liefen aufgeregt bin und her. Hinein in die Häuser und dann wieder hinaus auf die Helferinnen der Front (von unserem Dresdner L. k.-Schrifttttter) sügung gestellt und sogar in einer betriebeeigenen Waschküche in regel mäßigen Abständen gereinigt, geplättet und ausgebessert. * E» versteht sich von selbst, daß von den zahlreichen sozialen Ein richtungen de» Betriebe» nicht nur ausgiebig Gebrauch gemacht wird, sondern daß alle Arbeitskameradinnen darauf bedacht sind, da» für sie Geschaffene im besten Zustand zu erhalten. Nicht jede Frau besitzt zunächst genügend Selbstdisziplin. Aber unter dem vorbildlichen Ein fluß des Arbeitsschutzwalttrs, der sozialen Betrieb,arbeiterin und der älteren Kameradinnen haben sich auch di« neueingestellten Frauen schnell und ohne Schwierigkeit den geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen de» Betriebes untergeordnet. * Gerade weil sie werktätig sind, stehen die Frauen mitten drin in dem gewaltigen Geschehen unserer Zeit. Sie sind sich bewußt, «ine Front zu bilden und an ihrem Arbeitsplatz unentbehrlich zu fein. Vom Erlebnis des Kriegseinsatzes her erhält diese Gemeinschaft ihren tieseren Sinn, der bestimmt auch nach Arbeitsschluss noch weit in die häusliche Sphäre hlnuberstrahlt. Mögen auch bei dieser oder jener Frau materielle Gründe mitsprechen, von der Mehrzahl habe ich den Eindruck gewonnen, dass sie das Gebot der Stunde erkannt haben, die Arbeitskraft der vor dem Feinde stehenden Männer zu ersetzen und die im Betrieb verbliebenen übermässig beanspruchten Frauen — sek es auch nur in fünfstündiger Arbeitszeit — zu entlasten. Mit dieser Ueberzeugung nehme ich Abschied von den Arbeitskameradinnen. Dicht gedrängt umstehen die Heimeilenden den Aushang am Pförtner häuschen. Cs ist der Wehrmachtsbericht, der hier von der Front zur Heimat und von der Heimat zur Front die festeste Brücke schlägt. I Angeklagte «ar nach dem Unfall «eltergesahren. Untenoeg» «ar er I edoch von einer Polizeistreife gefaßt «orden. La» Urteil lautste ««- I gen zu schnellen und unachtsamen Fahren», au, dem sich di, Alttin- I schuld de» Angeklagten ergab, auf acht Monat« Gefängnis. Auswirkungen -er Sommerzeit wurden untersucht Doppelte» Sonaenouantum für die Freizeit der schaffenden Unter Zugrundelegung der üblichen Tag«»«tntellung eine» Werk- s tätigen hat da» Arbeitrwissenschaftlich« Jnmtut der DLg. di« Aus wirkungen der Sommerzeit untersucht. Der Letrl«b»beginn liegt in der Regel bet sieben Uhr. Mit Au»nahme besonder» günstiger Wohnlagen mun^twa um 5,30 Uhr aufgestanden «erden. Während de» Kriege» ist statt der im Frieden wentg überschrittenen durchschnittlich achtstün digen Arbeitszeit der Aufenthalt ini Betriebe mit neun Stunden an genommen worden Rach Abzug der Pausen und der Zeiten für Um kleiden, Waschen usw. ergibt die» durchschnittlich eine rein« Arbeitszeit von etwa» wertiger al» 8K Stunden. Der Arbeiter verläßt also den Betrieb gegen 16 Uhr. Bet einer Schlafdauer von acht Stunden, die auf keinen Fall verkürzt werden sollte, muß um 21L6 Uhr zu Bett ge gangen werben. Da für den Heimweg, Essen, Einkäufen und ähnliche persönlich« Bedürfnisse von der Freizeit noch 18 Stunden abgetttzt werden müssen, bleiben vier Stunden al» echte tägliche Freizeit. Wäh rend die mitteleuropäische Zeit im Frühling und Herbst «inen Ausent- halt von einer Stunde, also einem Viertel der Freizeit, in der Sonne zuließ, ist diese Möglichkeit durch die Einführung der Sommerzeit oer- dopvelt «orden. Jetzt kann auch im Frühling und Herbst noch die halbe Freizeit in der Sonne zuarvracht werden. Im Sommer hat det Schaffend« sogar di« Möglichkeit, während seiner ganzen Freizeit im Sonnenschein in frischer Lust Sport zu treiben, er kann sich aber auch besser der Bearbeitung seine» Garten» widmen. Die ungleich bessere Lusnuhung der Tageszeit beschränkt sich je doch nicht nur auf di« Freizeit, sondern bleibt al» wesentlicher Vorseil während de» gesamten Tagesablaufe» bestehen. Insbesondere bietet die neue Lag« der Arbeitszeit physiologisch« Vortritt. Die Arbeit»- zett beginnt, gemessen am wirklichen Sonnentag, «ine Stund« früher. Im Hochsommer wird also di« angenehme kühl« Morgentemprratur eine Stunde länger wirksam bleiben. Für dtt Arbeitszeit noch wert, voller ist die Verkürzung der unangenehmsten Spanne in der größten Tageshitz« zwischen IS und 16 Uhr. Ferner kann bet der längeren Arbeitszeit kn Krieg« «in« Stunde länger ohne künstlich« Beleuchtung Im Frühjahr und Herbst gearbeitet werden. Während de» Weltkrieges lag der Hauptgrund für die Einführung der Sommerszeit 1V16 auf wirtschaftlichem Gebiet. DI« gesamte Koh- lenersparni» in Deutschland wurde während des Weltkrieges au» der Sommerzeit auf mindesten» 2S0VVV Tdnnen jährlich geschätzt. Daraus ergibt sich nicht zuletzt da» Freiwerden von Produktionskräften. Einen nicht zu übersehenden Vorteil bringt endlich der relativ früher liegende Harwtverkehr insbesondere in der Stadt, wo ein« Senkung der ourch die Verdunklung verursachten Verkehrsunfältt mit Sicherheit zu er warten ist. Gegenüber all diesen Vorteilen wiegen die kleinen Schwie rigkeiten der Umstellung nicht schwer. die beim Heran nahen feindlicher Flieger e sprang klopfenden Hebens anS Fenster ; gegen die wogende Brust, um nach den »nd her. Hinein in die Häuser und dann wieder hinaus auf die Straße. Bon ihren Kindern aber war nicht- zu sehen. Schnell
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