Suche löschen...
Der sächsische Erzähler : 26.02.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-194002262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19400226
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19400226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-02
- Tag 1940-02-26
-
Monat
1940-02
-
Jahr
1940
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 26.02.1940
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ms Aus Bischofswerda und Umgegend Bischof-Verb«, 26. Februar Fünf Jahre Gheftan-Sdarlehen In den^fünf Jahren leit Einfiihrung des Ehestandsdarlehen sur- den Nationalsozialismus find im alten Reichsgebiet von August 1933 bis Ende des, Jahre- 1938 insgesamt 11217V Ehe« tanoSoarlehen ausgezahlt worden. Die bevölkerungspolitische Maßnahme, die mit der Darlehensgewährung eingesetzt hat, hat sich in erfreulichster Weise bereits ausgewirkt. Die Neufassung de- Gesetzes zur Förderung der Eheschließungen, wonach die Ge- Währung von Ehestandsdarlehen nicht mehr an die Aufgabe der Erwerbstätigkett seitens der Ehefrauen gebunden ist, hat dem Ersuchen um solche Gewährung einen starken Auftrieb gegeben. DieS geht aus den Zahlen für 1938 deutlich hervor. Es würben in diesem Jahr im alten Reichsgebiet (ohne Oesterreich u. Sudeten« land) im ganzen 243 691 Ehestandsdarlehen ausgezahlt, also 60135 mehr als im Jahre 1937. Allein im letzten Vierteljahr 1938 kaylen hier 69 222 Ehestandsdarlehen zur Auszählung, das sind 13470 mehr als im gleichen Zeitraum 1937, in dem 55 752 Darlehen gezahlt wurden. Da die Zahl der mit Darlehen geschloffenen Ehen ständig zunimmt, und in vielen dieser Ehen nunmehr bereits zweite und dritte Kinder geboren worden sind, nimmt auch die Zahl der Ge burten in diesen Ehen von Jahr»zu Jahr stärker zu. So wur den im Jahre 1938 im alten Reichsgebiet 272 498 Kinder in „Dar- lshensehcn" lebend geboren — 49 965 mehr als im Jahre 1937. Im letzten Vierteljahr 1938 allein war die Zahl der Lebendgebo- reuen in mit Darlehen geschloffenen Ehen wieder um. 13 353 grö ßer als im vierten Vierteljahr 1937, wo 57 369 gezählt wurden. Bon August 1933 ViS Ende 1938 wurden im.Deutschen Reich (ohne Oesterreich und Sudetenland) insgesamt 980 365 Erlasse von Darlehensvierteln für leLendgeVörene Kinder gewährt. Bon diesen Erlassen entfielen allein auf das letzte Vierteljahr des Jahres 1938 insgesamt 79 713. Mit dem Ehestandsdarlehen ist Deutschland übrigens kür andere Länder ein Vorbild geworden, die entweder die gleichen Maßnahmen durchführen oder doch von Deutschland wertvoll? Anregungen für den Ausbau ihrer bevölkerungspolitischen Auf gaben empfingen. So hat z. B. Italien, das ebenfalls Ehestandsdarlehen auS- aibt, große Erfolge mit dieser Maßnahme zu verzeichnen. Die dauernde Zunabms der Bewerbungen um diese Hilfe ist der beste Beweis dafür. Während im November 1938 die Höhe der in Ita lien aewährten Ehestandsdarlehen sich auf 4 Millionen Lire be lief. stieg diese Summe im Dezember auf das Doppelte, nämlich 8 Millionen Lire. E. S-H. —* Fundsachen. In der Polizeiwache wurden abgegeben: l*ine goldene Armbanduhr, eine Brille in Ledertasche und ein Damenmantelgürtel. —* Bilanzbuchhalterprüfung im Frühjahr — Meldungen lnerzu umgebend vornehmen. Die Industrie- und Handels kammer Dresden teilt mit, daß sie im kommenden Frühjahr wieder eine Bilanzhuchbalterprüsung durchführt. Die Prüfung bat den Zweck, selbständige Kaufleute und kaufmännische An- a-stellte aus ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in'der Buchhal tung und Bilanzlehre einschließlich der Nebengebiete zu prü- " w. Der Bewerber soll hierbei beweisen, daß er selbständig die kaufmännischen Arbeiten erledigen kann, die in der Buchhal tung eines Betriebes Vorkommen, und daß er in diesem Zu sammenhang auftretende wirtschaftliche Fragen auf der Grundlage nationalsozialistischer Wirtscbaftsauffgssung zu be handeln versieht. Zu der Prüfung werden zugelassen deutsch? Staatsangehörige arischer Abstammung, die das 24. Lebensjahr vollendet haben und nach Abschluß einer ordnungsmäßigen ' nimännilchen Lehre eine wenigstens sechsjährige kaufmän- nsche Tätigkeit, davon mindestens drei Jähre in der Buchbal- '-ng. Nachweisen können Meldungen zu dieser Prüfung sind )ei der Industrie- und Handelskammer Dresden, Albrecht- traße 4. umgebend zu bewirken. Die Prüfungsordnung und -in mit der Anmeldung einzureicbeuder Fraqebogenvordrück verden von der Kammer kostenlos abgegeben. —* Auch Knochen find wertvoll! Zu den Rohstoffen, die er höhte Bedeutung gewonnen haben, gehören auch die Knochen. Sie sind Ausgangsstoff für eine Reibe wertvoller Erzeugnisse, von denen nur der Knochenleim, das Knochenfett und das Kno chenmehl als die wichtigsten genannt seien. Der Knochenleim ist für die Bersorgunq mit Klebstoffen immer wichtiger geworden, .weil die Ersatzklebstoffe meist aus Auslandsrohstoffen hergestellt 'M» — « Ist bestimmt echMIIch Ii» der griu-vrig«-!« Sch»ch«u, SIraße der ««. 7: In Oemltz-Thumiü vregerl« »edeecki In AeuIIrch ILauflU Nr»n»n>r>r»-«ri«N.Nr-Hl; In SichmSUn OQ Oregeri, «stre» PlUfchuxmv. werben müssen. DaS Knochenfett wirb in der Hauptsache zu industriellen Fetten verarbeitet. Aus dem Knochenfett können durch Veredelung wettere Erzeugnisse gewonnen werden, die in der KoSmetik- und Seifen-Jndustrie sowie in anderen Zweigen der Wirtschaft benötigt werben. Das Knochenmehl ist als Dün gemittel sehr gesucht. Auch der im Kochtopf der Hausfrau aus gekochte Knochen bleibt noch zur Leimgewinnung und Knochen mehlerzeugung brauchbar. Er darf aber nicht in den Müll ge worfen werden, da hierdurch seine Verwertbarkeit erheblich lei det. Noch weniger darf man Knochen verbrennen. ES muß vielmehr erreicht werden, alle Knochen der Wiederverarbeitung zuzuführen. Nach Berechnung von Fachleuten sind, bisher rund drei Viertel des Knochenanfalls in Deutschland der Verarbei tung verloren gegangen. Dieser Verlust ist in der Hauptsache in den HauShälten und bei den auf dem Land anfallenden Knochen zu verzeichnen. In einer Zeit, in der wir uns von ausländischen Rohstoffen unabhängig machen müssen, ist daher jeder «Nochen seiner Bestimmung, nämlich der Leim- ober Knochenmehlfabrik, zuzuführen. Hausfrauen, verbrennt keine Knochen und werft sie nicht in den Müll! w-» Die übertragbaren Krankheiten in Sachsen. In der Woche vom 11- bis l7. Februar wurden in den vier sächsischen Regierungsbezirken 154 Erkrankungen und 13 Todesfälle an Diphtherie, 83 Erkrankungen an Keuchhusten sowie 232 Erkran kungen und 2 Todesfälle an Scharlach gemeldet. An Tuber kulose der Atmun'gSorgane erkrankten 198 und starben 55 Per fonem. ' . ' - -Le» Neusalza-SpremVerg, 26. Febr. Baumfrevler brachen auf der Landstraße Neusaha-Spremberg—Löbau in Flur Schönbach von 6 jungen Nußbäumen die Kronen gewaltsam ab. Der Land rat zu Löbau hat für Ermittlung der Täter eine Belohnung von 29 Mark auSgesetzr. Ostritz, 26. Febr. Mit der Hand in die Presse gekommen. Mit der rechten Hand geriet in einer Lederfabrik der Arbeiter Max Werchau in eine hydraulische Presse. Die Hand wurde wm völlig zerquetscht, so daß sie im Krankenhause abgenommen werden mutzte. Sevnhtz, 26. Febr. Tödlicher Sturz auf der Treppe. In ihrem Wohngrundstück stürzte die 87 Jahre alte Frau Bertha Just so unglücklich von der Treppe, daß sie schwere Verletzun gen erlitt, denen sie erlag. Berggießhübel, 26. Febr. Mit dem Rodelschlitten gegen Kraftwagen gefahren — Ein Todesopfer. Am Freitagnachmit tag prallte ein mit zwei Kindern besetzter Rodelschlitten gegen einen Lastkraftwagen. Beide Kinder wurden schwer verletzt ins Pirnaer Krankenhaus gebracht. Dort ist der dreijährige Fritz Tappert gleich nach der Einlieferung seinen schweren Ver letzungen erlegen. Hartha bei Waldheim, 26. Febr. Ein Jubiläum, LaS noch kein anderer feiern konnte. Der jetzt 74 Jahre alte im Ruhe stand leb?nde Stuhlbauer Louis Kießling konnte jetzt das Wohl eigenartigste Jubiläum begehen, nämlich die 50. Wiederkehr des Tages seiner Erweckung vom Scheintode. Kießling stand vor fünf Jahrzehnten als Soldat Lei einem Regiment in Leisnig, erkrankt? schwer und wurde als tot angesehen, da Starrkrampf eingetreten war. Drei Tage später, an einem 23. Februar, sollte die Beerdigung stattfinden, für die schon alle Vorbereitungen getroffen waren. Seine Eltern und seine damalige Braut nah men letzten Abschied von ihm, der Vater drückte dem Sohn noch einmal die Hand, und in diesem Augenblick geschah das Unfaß bare: Der „Tote" schlug die Augen auf. Bald erholte sich Kieß ling und erfreut sich nun heute, fünfzig Jahre nach seiner Wie dererweckung, noch Lester Rüstigkeit. Zwickau, 26. Febr. Vom Autobus erfaßt und getötet. An der Einmündung der Breithaupt- in die Plancher Straße wurde der Bergmann Otto Haustein aus Planitz mit seinem Rade von einem Omnibus erfaßt und schwer verletzt. Der Ver unglückte starb bald nach der Einlieferung in das Krankenhaus. Dresdner Künstler in Bautzen os. Bautzen, 26. Februar. In Gegenwart von Gauwart Korb wurde am Sonntag in den Ausstellungsräumen des Stadt- museumS in feierlicher Weise eine Ausstellung Dresdner Künst ler eröffnet, die von der Gauwaltung Sachsen der DAF., NS.- Gemeinschaft Kraft durch Freude, und vom Kunstverein zu Bautzen durchgeführt wird. Bürgermeister Dr. Förster richtete an die zahlreichen Vertreter der Partei und Behörden und die Desdner Künstler herzliche Grußworte. Nach manchem anderen wird nun auch ein Austausch im Kunstschaffen zwischen Dres- den und Bautzen in die Wege geleitet. Im Auftrage der Gau waltung Sachsen der DAF. eröffnete der Kreisbeauflragte Hei- nicke die Ausstellung. Sie ist die erste öffentliche Ausstellung — nach vielen Betriebsausstellungen — der DAF. in Bautzen. Bei einem ersten Rundgang durch die Ausstellung, die rund 165 Arbeiten von fast 79 Dresdner Künstlern zeigt, fanden besonders die Gemälde von P. A. Böckstiegel („Sonnenblumen"), Albert Geißler („Alte Mittenwaldstraße"), Paul Oberhofs („Kinder gartens, Arthur Krauß, Kurt Preißler, Fritz Winkler („Rast"), Hermann Kohlmann, Bernhard Kretzschmar („Am Willisch") und Erich Fraas, die Aauarelle von Lindenau, Tröger, Gerlach, Böhme, Naroslow, Preißler, Schaefer und Westphal-Rudolstadt, die Graphiken von Gaudeck, Buchwald, Striegler, Hänsel, Jll- mer, Bursche und Böckstiegel und die Plastiken von B. Lotten- moser, Luci Prussog, Paul Moll, Ernst Türke, Paul Berger Beachtung. Die Ausstellung ist bis zum 31. März geöffnet. Uur 5. ReiÄSkmemfammlunss 2.Ü.Z. lllärv (Scherl-Bilderdienst-M.) Geschöstüche» — (Ohm Verantwortung der Schriftleitung) Ichon vlkl« Menichen q-deu chre RolwendialrU rrtannr. » »zähmen Sie iSgttch eine M«ff«rspitze SeUiekraft r, ISrderr dt» Schlack-n-ü-lcheUmn», regt DarmtStt^e« n. Verdauung UotNatzngll an. »erbeiler» di« BIutdelLaaenae» In Aootd- Drog- Reform». llvIUOI« UH Demitz-Thumitz, 26. Febr. Hohe- Akter. Dem Hausbesitzer Matthäus Reh le, Birkenroder Straße, war es vergönnt, Lei leidlicher Gesundheit im Kreise seiner Familie seinen 80. Geburtstag zu begehen. Sein langjähriger Arbeitgeber, die Firma E. G- Kunath, und die Kriegerkameradschäft überbrach ten dem treuen und allseitig geachteten Jubilar herzliche Glück wünsche u. a. Auch der Gau-Kriegerverband Elbe übermittelte dem treuen Mitglied ein Glückwunschschreiben mit einem Geld geschenk. Schirgiswalde, 26. Februar. kojähriges Meister- und Ge. schäft-jubiläm» Schneidermeister Franz Hauptmann konnte sein 50jähriges Meisierjubiläum und damit' zugleich das 59jährige Bestehen der von ihm gegründeten Schneiderwerk statt feiern. Trotz seiner 74 Jahre ist der Jubilar noch sehr rüstig und übt heute noch seinen Beruf aus. Aus dem Meißner Hochland Stolpen, 26. Februar. Wieder ein stolzes WHW.-Kreis- ergebuiS. Der „Tag der deutschen Polizei" war im Kreise Pirna wieder ein besonderer Erfolg. Es wurden 25 928,86 RM. dem Kriegswinterhilfswerk zugeführt, das sind 40 v. H. mehr als zur gleichen Sammlung des Vorjahres. Mixdorf, 26. Febr. Wenn man mit Spiritus Feuer macht. In Nixdorf verwendete eine junge Frau zum Feucrmachen im Ofen Spiritus. Unglücklicherweise fiel die offene Spiritusflasche dabei um, sö daß oie Flammen die Füße der Frau ergriffen und ihr erhebliche Brandwunden zufügten. Da ihre Hilferufe sofort gehört wurden, konnte sie diesmal noch vor schwersten Folgen bewahrt werden. Bodenbach, 26. Februar. Schwäne auf der Elbe. Ein sel tenes Schauspiel bietet jetzt der Elbestrand in Bodenbach. In folge des Frostes hat wildlebendes Wassergeflügel jede Scheu vor Menschen verloren und tummelt sich in ganzen Ketten im Wasser in der Nähe der Häuser. Wilde Schwäne lassen sich auf der Elbe nieder und sind emsig bei der Futtersuche. Ein solch buntes Treiben inmitten der Städte Tetschen-Bodcnbach ist seit Menschengedenken nicht beobachtet worden. Die Steppe brennt Bon Kurt Buchholz (Nachdruck verboten) Hinter uns lag in weichem Nebeldunst das silberne Bett deS olusies, an dessen flachen Lehmufern wir eine Zeitlang hochge ritten waren. Nun schwenkte Bill, der uns zum Schutz und als Führer durch die weglose Steppe beigegeben war, an einem trockenen Strauchwerk links ab und bog scharf hinein in die gelbgrüne, unfaßbar weite Grasebene. Kein Baum, kein Hügel, loweit der Blick wanderte. Unerträglich lastete die Glut, ver strömte sich wie ein überheizter Ofen aus makelloser Bläue. Mae, die Tochter meines deutschen Gastgebers, schüttelte seufzend die blonden Locken und wischte lachend mit dem Hand rücken ein paar winzige Schweißperlen von der hohen, gebräun ten Stirn. Nein» es war keine reine Freude, in dieser brüten den Hitze in die Steppe zu reiten,.mro nur meinem Wunsche, einmal die riesigen Rinderherden zu besichtigen, war es »uzu- schrekben, daß wir heute unterwegs waren. Da hinten, wo der Horizont sich flimmernd m die Ebene, bog, mochte das Vieh, fünf-, sechstausend Stück, eine unübersehbare Herde, auf dem zweihundertfünfzigtausend Morgen großen Besitz grasen. Mae hielt plötzlich dicht neben mir und legte ihre kleine, energische Hand auf meinen Arm. Sie wies auf den alten Bill, der dreißig Meter voraufritt; ihm schien die Glut nichts auSzu- machen. Er führte aus alter Gewohnheit die kurzstieliae, schwere Peitsche und ließ die fast vier Meter lange Flipp übermütig durch di« Luft sausen, daß der braune Hengst unter ihm die Ohren steifte. In diesem Augenblick senkte sich eine der durch die Bläue schnellenden Schwalben tief auf die Erde unk warf sich mit kühner Schwenkung wieder steil in die Höhe. Vill ließ die Flipp kreisen, ein toller Wirbel, Schlag und Ruck, die Schwal be. taumelte haltos durch die Luft. Der Cowboy gab seinem Tier einen Schenkeldruck, daß es wie ein Blitz voranschoß, und noch im Herabfallen angelte er den toten Vogel mit schnellem Zugriff aus der Luft. Ein wahrhaft tolle- Zauberstückl Aber in mir stieg doch der Grimm hoch. WaS hatte die arglos spielende Schwalbe dem Mann getan? Mae hatte meine Erregung bemerkt und befürchtete einen AuSbruch. Sie bov die Finger an die Lippen „Sei still, stell ihn nicht zur Rede. Bill wird alt, da will er uns zeigen, daß er in nichts den Jungen nachsteht und es an Geschicklichkeit heute noch mit jedem aufnimmt. Sieh nur, wie stolz er ist." Bill hatte den Hengst hochgerissen, wie ein Zirkuspferd tän zelte das Tier kerzengerade auf den Hinterbeinen; der Alte warf seinen Hut in die Lust, fing ihn geschickt auf und hieb ihn dem Pferd zwischen die Oh rem baß es erschreckt mit einem gewalti gen'Satz davonstürmte, Steine und eine lehmige Sandwolke aüfstöbernd. Mae lachte hell und schmiegte sich näher an mich Ich zog sie schnell herüber und küßte sie auf den korallenroten, warmen Mund. Der Cowboy schwenkte übermütig und strahlend seinen zerknüllten Hüt. - Schweigend ritten wir weiter. Die Hitze war unerträglich. Eine halbe Stünde mochte vergangen sein, der Himmel hatte sich >nit silbernem Dunst überzogen, ein warmer, staubiger Wind trieb unS entgegen. Die Schwüle wuchs immer noch. Da verhielt Bill plötzlich sein Tier und schnupperte mit ernstem Gesicht in die Luft. Unsere Pferde wurden unruhig, tänzelten vor Erregung, spitzten die Ohren, blähten schnaufend die Nüstern. Der Alte saß ab und bog sein Ohr lauschend an die Erde. Entsetzt sprang er nach einiger Zeit hoch, die bärtigen Lippen bebten bei den Worten: „Die Herbe steht auf unS zu! Steppen brand! Jetzt heißt eS Ruhe bewahren und reiten, reiten, wollen wir unsere Knochen heil nach Hause bringen!" Wir hielten den Atem an. Eisiges Grauen sprang uns an. Wenn die Rinderherde durchging und wie eine jagende Mauer Richtung auf uns nahm, dann gab es nur einen einzigen Licht blick auf Rettung: Schleunigste Flucht ohne Schonung der Tiere — und nur einen schwachen Trost: den Fluß! Schon hörten wir aus der Ferne hämmerndes Getrappel von zehntausenden jagenden Hufen, ein grauer Staubschwaden wölbte sich hoch in den Himmel, wuchs stürmend näher, der Wind stand heftiger auf uns zu, er schmeckte brandig und heiß. Wir warfen die Pferde herum und schossen über die Steppe. Die Tiere unter uns fühlten, daß es auch ihre Rettung galt. Mit weitauSgreisenden Sprüngen schnellten sie vorwärts, angstge peitscht. gaben her, WaS ihre stahlharten Beine an Ueberleistung vermochten. Aber schneller üoH al- Vferdebeine trugen die vom Wahn sinn der Angst getriebenen Hufe der riesigen Herde die sonst so schwerfälligen Kolosse heran. Wie unterirdische? Gedonner schob sich der breite, unübersehbare Troß unaufhaltsam näher, eine pflügende, stampfende, schnaufende Todeswalzc. Kopflos, eine brüllende Lava des Unheils, schoß die Woge heran, näher, beängstigend nahe — fünfhundert Meter knapp noch von uns entfernt. Und immer noch an Wucht gewinnend. Ich ritt au Mac heran. Der Helle Fuchs unter ihr rollte schon den Schweif. Ich schrie ihr zu, fest zu sitzen. Sie lächelte schwach. Dann schlug ich dem Fuchs meine Stiefel in die jap- penden Flanken. Das junge Tier griff von neuem aus, die letz ten Reserven cinsetzend; schon hatte Mae einen geringen Vor sprung. Und ganz fern winkte auch die Rettung, eine silber graue Rinne: der Fluß! Es galt das Leben, dieses herrliche, unbändige schöne, freie Leben! Es galt Mae, meine blutjunge, geliebte Mae! „Hohohooo . . .!" schrie der alte Bill, uns anfcuernd. Der Schweiß troff uns in brennenden Rinnsalen von der Stirn. Die Pferde unter uns mußten jetzt ahnen, worum cs ging, vielleicht auch witterten sie bereits das rettende Wasser. Hastiger presch ten sie vorwärts, angetrieben von der aufholenden, jachternden Herde knapp dreihundert Meter hinter uns. Da erreichten Wir den Fluß, die lehmige, kühle Flut schlug über uns zusammen. Noch saß ich auf, mein Gaul ruderte mit schlagenden Hufen durch die Strömung Drüben stand bereits Bill, der ein weitaus besserer Reiter als wir war, klopfte seinem Pferd den klatschnassen Hals und winkte- Ich sah mich nach Mae um. Das Mädel hatte sich ins Was ser gleflen lassen und hielt sich am Sattel fest. Der Fuchs zog sie ruhig ans Ufer herüber. Lange konnten sich da vor Glück unsere Hände nicht voneinander lösen Stumm fielen wir uns um den Hals. In diesem Augenblick erreichte auch die Herde den Fluß. Wie eine gigantische Walze stampfte sie mit unmeß- karem Tempo heran, schubsend, drängend, stolpernd, brüllend warfen sich die Rinder in die Strömung, eine brodelnde, kochende Woge der Verzweiflung. Das Wasser spritzte von den breit auf schlagenden Leibern hoch auf, die Erde bebte von den nachschie- benden Kolossen. Donnern und Schnaufen erfüllten die Lust, der Dunst der jappendcn Mäuler trieb dumpf herüber. Da saßen wir wieder auf und ritten langsam weiter, um von der landenden Herde frei zu kommen. Als wir uns umsahen, jagte der Steppenbrand wie ein gelber, leckender Sturm vorm Winde die trockenen Flußufer hoch.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)