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894 was sie in den bei sich gehabten Pfeisenköpfen gesam melt und getrunken haben. Der Raum, in welchem ie durch die Bretterverschalung zusammengedrückt, sei o klein gewesen, daß Einer habe kniee», der Andere auern müssen. Fast unglaublich klingt es, daß Meu chen über 11 Tage lang in solcher Situation verleben onnten. Wien. Frech, v. Beust und der ungarische Hof kanzler Majlath sind nach Pesth gereist. Bei der An kunft drückte Minister von Beust dem ihn begrüßenden Bürgermeister und Stadthauptmann von Pesth seine Sympathien für Ungarn aus und erklärte, er komme, um die ungarische» Verhältnisse kennen zu lernen. Frhr. v. Beust erwähnte ferner die Ernennung eines ungarischen Ministeriums und besuchte die Partheihäup- ter des ungarischen Landtages, Deal und Eötvös. Vermischtes. Durch den unvorsichtigen Gebrauch eines Streichhölz chen» als Zahnstocher, während er an einem Zahngeschwür litt, ist ein Beamter in Berlin lebensgefährlich erkrankt. Als kürzlich in Frankfurt a. M. der „Kaufmann von Venedig" aufgeführt wurde, wurden die Erinnerungen eines Zuschauers aus der Gallerie an die preußische Einquartierung von den Worten des Shylock: „Ich muß ein Pfund Fleisch haben," so lebhaft erregt, daß er laut hinzufügte: „Und 6 Stück Cigarren!" O Zeiten, o Sitten! In einer der bevölkertesten Straßen von Paris steht auf einem Schilde: „Flinten für Damen," gerade gegenüber bei einer Nähterin: „Schnürleiber für Herren." Aus dem Mormonenlandc. Dem „Desert Jour nal" zufolge hat die Mormonen - Eolonie durch den Tod ihres Bischofs, Peter Schmitt, einen schweren Verlust erlitten. Der ehrwürdige geistliche Herr ist 37 Jahre alt geworden und hinterläßt 11 Frauen und 44 kleine Kinder, welche an seinem Grabe weinen. Diese Nachkommenschaft ist indessen noch gering gegen die des Haupts der Mormonen Brigham Uoung, welcher vor Kurzem die.253ste Ehe geschloßen hat und bisher glücklicher Vater von 623 Kindern ist. Vcrhandlungtli der Stadtverordneten zu Dippoldiswalde. 17. Sitzung am 7. December 1866. Anwesend die Stadtverordneten: Reichel, Vorsteher, Böhme, Schmidt 1., Bucher, Zimmermann, Wilke und Schmidt II. Das Collegium beschloß 1) in Uebereinstimmung mit dem Stadtrathe die durch die Desinfection der Aborte in hiesiger Stadt entstandenen Kosten aus die Stadtkasse zu übernehmen und nicht, wie früher bekannt gemacht worden, von den Hausbesitzern ein zuziehen. 2) Aus den Antrag des Wirthschaftschef des Garde reiter-Regiments, die Stadt möge die Hälfte einer 50 Thlr. betragenden Entschädigung übernehmen, welche die hier liegende Schwadron für Ueberlassung eines Exercierplatzes dem jetzigen Pachter zu gewähre» hat, trat man der ablehnenden Ent schließung des Stadtraths bei, beschloß indeß gleichzeitig, den fraglichen, der Stadt gehörigen Platz in runder Summe für nur 30 Thlr. jährl. Pacht anstatt 30 Thlr. 15 Ngr. der Garnison zu überlassen, im Uebrigen aber sich bereit zu er klären, die Hälfte der fraglichen Entschädigung gedachter WirthfchaftS - Verwaltung aus der Stadtkasse zu restituiren, wenn hiesige Stadt wirklich Cavallerie-Garnison erhält. 3) Genehmigte man den Entwurf des Haushaltplans der Stadtkafse für das Jahr 1867, welcher bei 4280 Thlr. 15 Ngr. - Psg. Einnahme und 4180 Thlr. 23 Ngr. — Psg. Ausgabe mit einem Ucberschuß von 99 Thlr. 22 Ngr. — Psg. abschließt. 4) Beim Vortrag der Voranschläge für 1867 hatte man rücksichtlich der Schulanlagencasse die Bemerkung zu machen, daß für diese Casse die Sätze wieder in Anwendung gebracht worden sind, wie inan sie in früheren Jahren po- stulirt hatte, die Verhältnisse dieser Casse aber namentlich rücksichtlich des bei der Schulcasse entstehenden Deficits sich geändert haben. Das Collegium beschloß indeß mit Rücksicht darauf, daß sich der Ertrag der der Schulkasse überwiesenen Aecidenzien der Kirchner- uud Cantorstellen noch nicht be stimmen läßt, die Erhebung der Anlagen nicht nur bei der Armen- und geistlichen Anlagencasse, sondern auch bei der Schulanlagencasse sür das Jahr 1867 in der vorgeschlagenen Weise zu genehmigen. Hiernach werden im Jahre 1867 u) bei der Armenkasse — 3 Pfg. pro Steuereinheit vom Grundbesitze, ausschließlich der Vorwerksgrundstücke, von denen receßmäßig — 6 Pfg. pro Scheffel zu entrichten und b/r o jedes im Tarife des Anlagen - Regulativs enthaltenen Satzes vom Einkommen, b) bei der geistlichen Anlagencasse — 3 Pfg. per Steuereinheit vom Grundbesitze 5/ro jedes im vorgedachlen Tarife enthaltenen Satzes vom Einkommen, sowie * v) bei der Schulanlagencasse — 2 Pfg. pro Steuereinheit vom Grundbesitze und 2/ro jedes ini Tarife enthaltenen Satzes vom Einkommen als Anlagen ausgeschrieben und eingehvben worden. End.ich kam 5) die Eingabe des Herrn Stadtgutsbesitzers Müller vom 27. November d. Js. in Vortrag. Inhalts derselben beabsichtigt derselbe ein schon früher projectirt gewesenes Tausch geschäft mit der Stadt zu realisiren. Ter Stadtrath verkennt nun zwar nicht, daß das an gebotene Grundstück seiner Lage nach eine vortheilhaste Acqui« sition sür die Stadtgemeiude sei, auck nicht, daß das der Stadtgemeinde jetzt gehörige einzutauschende Stück weniger Werth sür letztere hat, vermag aber auf die proponirien Tauschbedingungen, insoweit sie Rechte der Stadt auf ewige Zeiten abzutreten beanspruchen, nicht einzugehen. Er hat be schlossen, das Anerbieten, welches Herr Müller gemacht, in der Hauptsache anzunehmen, jedoch durch einen von ihm und durch einen von der Stadtgemeinde zu bestellenden Sachver ständigen die in Frage kommenden Grundstücke würdern zu lasten. Die hiernach gefundenen Werthe sollen beiderseits als richtig anerkannt und die Differenz von dem betreffenden Theile baar herausgezahlt werden. Die Kosten des Tausch geschäfts sollen hiernach, wie üblich, gemeinschaftlich zu tra gen sein. Tas Collegium beschloß, der Entschließung des Stadt raths unter dem Anträge beizutreten, daß für den Fall, daß die beiden zu erwählenden Sachverständigen sich nicht einigen könnten, von denselben ein dritter Sachverständiger zu wählen ist, dessen Ausspruch für beide Interessenten bindend sein soll. Dippoldiswalde, am 8. December 1866. Das Stadtverordneten - Collegium. H. H. Reichel, d. Z. Vorsteher.