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814 sprechender Wohlfeilheit den lästigen Geruch, das Rußen und die damit verbundene Unreinlichkeit zu beseitigen. Im Zusammenhänge damit zeigte derselbe einen Re flektor (. Zurückwerfuiigsspiegel) vor, der die Wirkung des Lichtes bedeutend erhöht. Wir können diese Ver besserung unserer Beleuchtungsmittel nur willkommen heißen. Wir constatiren mit Befriedigung, daß diese anregende Tagesordnung einen zahlreichen Besuch zur Folge hatte; möchten die Mitglieder ihrer Anhänglich keit an den Verein öfteren Ausdruck geben, damit den Vortragenden wenigstens für ihre Opfer an Zeit und Geld einiger Entgelt in der anerkennenden Beachtung werde, welche man ihren Bemühungen schenkt. Dresden. Man hofft, daß bei dem, durch den Friedensvertrag an Preußen übergegangenen Telegra phenwesen nunmehr eine Ermäßigung der Gebühren für den telegraphischen Verkehr zwischen Preußen und Sachsen eintreten werde. Leipzig. Das Befinden des von Mörderhänd ge troffenen alten Arndt in Lindenthal hat sich nun Der Hauslehrer und die Gräfin. Ein Charakter-Gemälde von A. Schlönbach. (Fortsetzung.) Woran indessen Beide nicht dachte», das batten bereits drei Andere bemerkt: die Wittwe Mauritius, Monsieur Baptiste und Josef, nicht mehr der Dieb, sondern der gerettete, der Gesellschaft und seinem bessern Selbst zurückgegebene, im Hause des Pfarrers wobnende und außer dem Haus rechtschaffen und fast übermensch lich arbeitende Josef. Jeden von diesen Dreien be rührte die gemachte Entdeckung auf ganz besondere Weise; Jeder batte seine eigenen Gedanken und Pläne darüber. Mutter Mau ritius war in eigenthümlichem Zwiespalt; die Gräfin hatte sie oft zu sich gebeten, — sie auch selbst besucht, als sie krank war, und dadurch, sowie durch ihr ganzes Wesen und durch die Sicher heit, die sie ihren häuslichen Verhältnissen gegeben batte, die ganze Zuneigung und Verehrung der Frau gewon nen: aber die Aehnlichkeit in den frühere» Gefühle» beider Mütter zu ihren Kindern, hatten der reizbare» Frau zugleich eine» geheimen Groll, eine Arl abschre ckender Erinnerung gegen die Gräfin eingeflößt. Ihre eigen«n Muttersünben sah sie in der Sünde der gräf lichen Mutter wieder und die Sünde dieser erschien ihr nur um so grausiger. Dann war cs auch noch der ewig unlösbare Zwiespalt im Herzen einer Mutter, worin eine solche so oft der Geliebten oder Frau des Sohnes ebenso die zärtlichste Liebe als grimmigen Haß zuwendet. — In diesem Auf- und Niederwvgen ihrer verschiedenartigen Empfindungen fühlte nun die Wittwe Mauritius oft eine unbegrenzte Liebe und dann eine unbegrenzte Abneigung gegen die Gräfin, doch die Abneigung immer mehr, je deutlicher fie die Liebe ihres Sohnes zur Gräfin erkannte. Ost zwar kam ihr dieses Gefühl verdammnngswürdig vor, dann aber rechtfertigte fie sich dagegen mit dem Glauben: „Ich bin ihr ja nur deshalb so gram, weil sie meinen Konrad unglücklich machen wird, denn an eine Hei- rath ist ja doch nimmermehr zu denken." Monsieur Baptiste aber faßte das ganz anders aus: ihm war „eine solche Verwirrung der Frau Grä fin" durchaus nicht unwahrscheinlich, denn er kannte den Charakter seiner Herrin schon ziemlich genau, und soweit gebessert, daß er nicht mehr bettlägerig ist und sogar in seiner Behausung etwa« herumgehen kann; doch scheint das Gehör, sowie mich das Sehvermögen des einen Auges, gelitten zu haben. Ueber den Thäter ist etwas Zuverlässiges noch immer nicht ermittelt. Berlin. Man vernimmt, daß der Erbprinz Fried rich von Augustenburg jetzt ernstlich nach einer Aussöhnung mit Preußen strebe, indem er gegen eine bestimmte Apanage alle seine vermeintlichen Ansprüche der Krone Preußen abtrelen will. Der Herzog von Coburg habe bereits als Vermittler vorläufige Unter handlungen angeknüpft und der König von Preußen sott es sehr begünstigen, daß dem Erbprinzen Friedrich gegen Abtretung aller seiner Ansprüche ein steter Jahr gehalt von 100,000 Thlr. gewährt werde. — Ministerpräsident Graf v. Bismarck ist wieder gesund und in Berlin eingetroffen. — Preußischer Seils ist der Marstall des Königs Georg von Hannover mit Beschlag belegt worden. der Hauslehrer war ihm schon bald als der Mann erschienen, der jenen Charakter wohl beherrschen und hinreißen konnte; hatte ja dock er selbst vor ihm zu Kreuze kriechen müssen. Er hatte gegen den armen Hauslehrer zuerst den Unverschämten, bann den Gön ner, dann den Vertrauten, zuletzt den Devoten her auskehren wollen: aber bas Alles war an der eisernen Unnahbarkeit „des Menschen" gescheitert. Baptiste würde ibn zuletzt gehaßt haben, wenn er sich nicht zu sehr imponirt gefühlt hätte, und er reflektirte darüber: „Ein Mensch, der mir imponiren kann, muß jeden falls ein so außerordentlicher Mensch sein, daß ich ihn nicht hassen darf, ohne mich herunterzusetzen. Will ich mich ferner hochachten, muß ich ihn bewundern." Indessen gerieth doch auch er nun in einen eigenthüm- lichcn Konflikt: Sollte er die Liebe Beider fördern oder stören. — „Käme eS zu einer Heirath" — so refleetirte er wieder, — „bann wäre meines Bleibens hier nicht mehr; denn er und ich sind zwei Charaktere, die nicht zu einander passen; — also: ich thue am Besten, da gegen zn wirke». Tbue ich dies aber, so kann eS mir bald meine Stellung kosten, und wenn es auch zu keiner Heirath kommen sollte, so wird man doch später den Mann nicht gern mehr sehen wollen, der, — um mit einer hohen Dame zu reden, — „diese Allüren des Herzens" genau kannte Hm! hm! Seit meiner Rückkehr aus meinem Orient bin ich zum ersten Male in Verlegenheit; — ich fürchte, ich werbe alt." — Indessen dauerte diese Verlegenheit nicht lange; er glaubte nun den richtigen Ausweg getroffen zu haben: „Ich gehöre" — meinte er — „der haute vvle an; ihr gehören meine Dienste, meine Kräfte, meine Talente, und ich darf nicht dulden, daß ein Mitglied der kaute vole derselben Aergerniß giebt, sie blamirt. Ich opfere meine kleinen persönlichen Rücksichten diesem Allgemeinen und sie wird dies erkennen, sie wird mich nicht fallen lassen, wenn ich hier gestürzt werbe! Ich werde de» hohen Verwandten der Frau Gräfin die gefährliche Lage der Sache anzeigen." — Und so that er nun auch: er schrieb an die Verwandten der Gräfin und des Grasen: vorläufig demüthig, pflichtschuldig, nur um anzudeuten; allenfallfige gnädige Befehle und Verhaltungsmaßregeln erbittend, zugleich aber dringend flehend, der Frau Gräfin ja nicht etwa schon selbst dar-