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mehr nach Sachsen verlegt werden, wenn nämlich das Bestreben Preußens, den Friedcnsvertrag so wenig als möglich zu Ungunsten Sachsens auszulegen, kein an deres Resultat hat, als die Prätensionen und Agita tionen der andern Teste zu steigern." — Leider hat in der Nacht vom Montag znm Dienstag wieder ein Exceß, diesmal zwischen königl. preußischem und königl. sächsischen Militär aus „Chur- fürstelö Hof" in Dresden stattgefunden. Als Arre- staten sah man einen sächsischen Soldaten und zwei preußische Soldaten, welche letztere mit blankgezogenem Seitengewehr auf das Publikum losgeschlagen haben sollen, durch königl. preußisches Militär abführen. - Bei dem Exceß am Sonntag in der Centralhalle sind ein preußischer Soldat und drei Civilpersonen nicht unerheblich verletzt worden, und zwar auch durch den Gebrauch der blanken Waffe der preußischen Soldaten. — Die unablässig fortgesetzten Arbeiten an der Zweigbahn von Kieritsch nach Borna sind in letzter Zeit derartig vorgeschritten, daß diese Eisenbahn ver- muthlich schon am 12. d. M. dem öffentlichen Ver kehre wird übergeben werden können. — Nach den von vr. Zeller zusammengestellten Ermittelungen zur kirchlichen Statistik des evangelischen Deutschlands im Jahre 1862 wurden im Königreiche Sachsen gezählt: 925 Parochien, 1186 Kirchen, 144 Kapellen und Betsäle, 1123 Geistliche mit einem Ein kommen vvn 910,974 Thlr. Chemnitz. Ein fürchterliches Unglück ist am vergangenen Sonntag, 2. Decbr., auf dem Schloß teiche Hierselbst geschehen. Schon am Vormittage waren viele Leute dort erschienen, um Schlittschuh zu fahren. Das das Eis nur 2'/s Zoll stark und also noch nicht tragfähig gewesen, so hat der Schloßteichpachter Fromm hold den Zutritt verweigert und nach Kräften abgewehrt, auch schon b/i12 Uhr an den Eingängern zum Schloß teiche die Zutrittverbotstafeln ausgehängt. Nachmittags hat sich der Zudrang vermehrt und sind die vielfachen Verwarnungen des Frommhold'schen Beauftragten Hein rich, sowie des Gerichtsschöppen Linke, großentheils unbeachtet geblieben, ja auch mit allerhand ungehörigen Aeußerungen zurückgewiesen worden. In der 2. Stunde sollen schon gegen 1000 Menschen auf dem Eise sich bewegt haben. Unter ihnen ist bald nach 2 Ubr ein junger Mensch, Namens Michaelis, in der Gegend, wo die Schwäne sich befinden, also bei der eisfreien Stelle, bald rückwärts, bald vorwärts fahrend, unver- sehends in das Wasser gefahren. Vier junge Leute, welche in der Nähe auf dem Teichdamme gehen, bilden, einander die Hand reichend, sofort eine Kette, und so gelingt es, den Michaelis herauszuziehen. Etwa 15 Schritte von der eisfreien Stelle entfernt, bleibt Micha elis auf dem Eise stehen, zieht seinen Rock aus und windet ihn aus, während einer seiner Retter, Weber aus Schloßchemnitz — welcher dann selbst mit ertrunken ist — ihm die Schlittschuhe abzumachen sich bemüht. Sofort nun treten theils vom Teiche her, theils vom Teichdamme eine Menge Zuschauer — man sagt 30 und darüber, meistens Kinder — heran. Dadurch wird die Last so groß, daß das Eis bricht. Leute, die in der Nähe gewesen, haben sich bemüht, zu retten, und so ist es möglich geworden, daß bald Mehrere herausgekommen und fortgegangen sind.. Wie viel dies gewesen, hat bis jetzt nicht ermittelt werden können. Gerettet und resp. durch die herbeigerufenen Aerzte wieder ins Leben gebracht sind Michaelis und 5 Kinder. Ertrunken 2 Erwachsene, darunter obaedachter Weber, und 9 Kinder. — Dem „Chemnetzer Tageblatte" ent lehnen wir noch folgende Details: Der Anblich war herzzereißend, den die hervorragenden Hände und Köpfe der Wenigen, welche sofort wieder an die Oberfläche kamen, gewährten. Ein großer Theil sank, ohne nur wieder auszutauchen. So schnell Rettung zu schaffen war, wurde sie zu bewerkstelligen gesucht. Durch an gestrengte Bemühuugen gelang eS auch, mit Stangen und Leitern 19 Personen zu retten. Dabei haben sich Mannschaften der Schloßchemnitzer Feuerwehr, sowie viele Anwesende aus der herbeigeeilten Menge mit großer Aufopferung die Rettung der Verunglückten an gelegen sein lassen. Die Ertrunkenen sind: Der Ma schinenbauer Gustav Lindner, 19r/s Jahr alt; der Maschinenbauer Emil Weber, 19 Jahre alt; Max Michaelis, 13 Jahre alt; 2 Söhne deS Uhrmachers Baumgärtel im Alter von 14 und 11 Jahren ; 2 Söhne des Lackirermeisters Pfeiffer; der 12jährige Sohn des Schießbudeninhabers Sturm; eiu Sohn der Fleischer- meifteröwitwe Zeiß; der Fabrikarbeiter Meißner; Wil helm Hartmann, 12 Jahre alt. Berlin. Die hier ernannte Dotations- (d. h. Schenkungs-) Commission hat unter Beistimmung der Minister beschlossen, in der Vorlage die Namen des Ministerpräsidenten Grafen von Bismarck, des Kriegs ministers v. Roon, sowie der Generäle v. Moltke, Her warth v. Bittenfeld, v. Steinmetz und Vogel v. Falken stein beizufügen. Die genannte Commission stellt fol genden Antrag: „Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden König v. Preußen rc., verordnen mit Zustimmung beider Häuser des Landtags der Monarchie, waö folgt: Zur Verleihung von Dotationen an den Ministerpräsidenten Grafen v. Bismarck, in Anerkennung der von ihm so erfolgreich geleiteten äußeren preußischen Politik und an diejenigen preußischen Heerführer, welche in dem letzten Kriege zu dem glücklichen Ausgange desselben in hervorragender Weise beigetragen haben, die Generäle der Infanterie v. Moltke, Herwarth v. Bitten feld, v. Steinmetz, Vogel v. Falkenstein, wird eine Summe von Einer und einer halben Million Tha- lern aus den eingehenden Kriegsentschädigungen bereit gestellt. Die Vertheilung dieser Summe bleibt könig licher Bestimmung Vorbehalten. Gegeben rc." — Der Finanzminister und der Minister des Innern, welche den Sitzungen der Commission beiwohnten, haben dieser Fassung des Gesetzentwurfs zugestimmt. — Ein Berliner Blatt schreibt: „Die Haltung des Dresdner Hofes kann nur Befriedigung erregen. Er bestrebt sich in loyalster Weise, den aus dem Frie densvertrage entspringenden Verpflichtungen nachzukom men und diejenigen herzlichen Beziehungen zu Preußen herzustellen, welche der Position Sachsens im Nord deutschen Bunde entsprechen. Ein weniger günstiges Zeugniß ist den in Darmstadt herrschenden Stimmun gen zu ertheilen. Doch mag man dort versichert sein, daß Preußen mit einer Gewissenhaftigkeit, die es den Bundesgenossen schuldig ist, die Einhaltung der Ver bindlichkeiten, die das Großherzogthum in Betreff Ober hessens übernommen hat, controliren wird." — Dem militärischen Fechtunterricht soll eine größere Pflege wie bisher zugewendet werden. Es wird daher beabsichtigt, bei sämmtlichen Cavallerie-Re- gimentern während der Wintermonate unter der Auf sicht von Offizieren regelmäßige Lehrkurse abzuhatten.