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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePost- anstalten. Weißeritz-Zeitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten - Zeil« 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter an- Ita-trat-e zv Dippoldiswalde vnd /rauenflciv. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TageSgeschichte. -j- Altenberg. Von den Städten, welche inner halb des von hier aus über Frauenstein, Dippoldis walde, Dohna und Lauenstein zu ziehenden Gebietes liegen, haben verhältnißmäßig unser Altenberg und Glashütte am meisten gelitten unter den Ereignissen und Leiden, welche die kriegerische Zeit mit sich ge bracht hat, und zwar Altenberg durch die vielen Durch märsche und Lieferungen und Glashütte namentlich in Folge der, wenn auch jetzt erloschenen, doch aber in ihren Folgen heute noch wie ein Alp auf dem gewerb lichen Leben drückenden Cholera, welche von dem herr lichen Kriegsheere dem unglücklichen Städtchen als ein schreckliches Andenken an ihre ungebetene Gegenwart zurückgelassen wurde. Die Aufrechnung der Lieferungen, die Bezifferung des gesammten Aufwandes ist in jenen Städten erfolgt, und steht in Bezug auf die höchste Summe Dippoldiswalde, alle andern weit überragend, oben an. Obschon daselbst nur eine äußerst geringe Mehrzahl Truppen zu verpflegen war, als in Alten berg, so hat doch die mehrere Wochen hindurch be standene Garnison und weil man dort nicht nur in der Lage, sondern auch sonst bereit war, den gestellten For derungen allenthaben zu entsprechen, jedenfalls den Mehraufwand herbeigezogen. Sprechen wir nun in vorliegender Mittheilung von Altenberg, so sind daselbst 10,859 Mann ausgenommen und beziehendlich verpflegt worden, darunter 3848 Mann Sachsen auf 2 Tage, 7011 Preußen nnd 1810 Pferde. Die sächsischen Truppen verpflegten sich selbst, d. h. sie führten Brod, Fleisch und Gmüse mit sich, sollten auch zum größten Theil im Bivouak bleiben, allein die große Mehrzahl wurde, ohne daß sie darauf Anspruch machte, von den Quarlierwirthen wegen des eingetretenen kalten reg nerischen Wetters willig in die Häuser ausgenommen und verpflegt. Bon den 7011 Preußen blieben 529 zwei Tage hindurch, weil es nicht möglich war, den 5 Meilen betragenden Marsch von Teplitz aus nach Dresden, ohne einen Tag auszuruhen, in 2 Tagen zu vollenden, und während 1944 Mann Lebensmittel mit sich führten, mußten 5067 Mann völlig verpflegt wer den. Unter jenen befanden sich 386 Offiziere, mehrere Generälstäbe; auch hatten wir die Freude, den Gene rallieutenant von der Mülbe und General Graf zu Dohna bei uns zu sehen, von welchen der Erstere dem Offiziercorps ein Diner gab. Die sächsischen Truppen führte General von Schimpfs an. An diese Truppen sind nun 19,914 Mundportionen gewährt, und letztere von der Stadtgemeinde vorläufig nach be stimmten Sätzen entschädigt werden. Außerdem requi- rirten die Preußen an Lebensmitteln, als Fleisch, Brod, Kaffee, Zucker, trockene Gemüse, Speck, Branntwein, Heu, Hafer, Stroh, Tabak, Cigarren (über 10,000 Stück), Bier, Holz, Fuhren u. s. w., über 1100 Thlr., welche Gegenstände sich dieselben auöbaten und der Hauptsache nach mit sich gehen hießen, richteten auch durch Auffahrt von Wagen, Kanonen, mehreren Feld besitzern einen gerichtlich erörterten Feldschaden von 336 Thlrn. an, welche ebenfalls die Stadtgemeinde zur Zeit vergütet hat. Obschon den Requisitionen der preußi schen Truppen im Bezug auf Hafer, Stroh und Spann fuhren nur selten in der verlangten Weise genügt wer den konnte, weil eben die Beschaffung unmöglich war und selbst in Aussicht gestellte, ja zum Theil angewendete Zwangsmittel einen anderen Stand der Dinge nicht herbeizuführen vermochten, weil im hiesigen Gerichts amtsbezirke eine Etappencommission sich nicht befand, und die in der Stadt befindlichen Vorräthe zwar bald vergriffen waren, der Stadtrath aber dem zuweilen gestellten Verlangen, das, was in der Stadt selbst nicht aufzutreiben war, von den umliegenden Ortschaften herbeizuholen, durchaus nicht entsprach, und in dieser Lage nur die Mithilfe der Etappencommissionen in Frauenstein und Lauenstein suchte, so hat doch der von der Stadlgemeinde zur Zeit bestimmte Geldauf wand die Summe von 3500 Thlr. überstiegen, eine Summe, welche, wenn sie auch mit Rücksicht auf die Kopfzahl des Militärs als eine geringe sich darstellt, dennoch unsere Stadt sehr empfindlich trifft, und weil solche zum größten Theile in baaren Mitteln nicht vorhanden war, nur durch die Bereitwilligkeit des Stadtrathes in Freiberg beschafft worden ist. Man hofft jedoch, daß diese Summe, welche auf diesen Be trag nur bei sehr niedrigen Entschädigungssätzen be schränkt bleiben konnte, der Stadt wieder erstattet werde, da solche Kriegsschäden jedenfalls zur allgemeinen Landesschuld geschlagen werden dürften. Wollte man jedoch annehmen, daß mit der gedachten Summe alle Militärlasten getroffen worden, so würde man sehr irren. Man frage nur die Schank- und Gastwirthe, wieviel von ihnen verlangt und gegeben wurde, ohne daß der Empfänger sich verpflichtet fühlte, das Em pfangene zu bezahlen; man höre nur die Klagen Der jenigen, welche den gesammelten Holzvorrath am Morgen vergeblich suchten, wo in der Nacht auf unseren Höhen die Wachtfeuer herrlich brannten, und bringe damit in Verbindung die Forderungen für mancherlei Leistun gen, welche deshalb zur Entschädigung nicht gelangten, weil der Betroffene nicht im Stande war, zur Be scheinigung des Geleisteten etwas beizubringen, und man wird uns beistimmen, daß der hiesigen Einwohner schaft mit der obgedachten Geldsumme lange noch nicht