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MW Säbelkuppel, mit Ausnahme der Schwungriemen bei den Säbelkuppeln, in Wegfall , und sind dieselben unter dem Rock zu tragen. Fenier führen alle Offi ziere rc. auf den Epauletten einen Stern weniger als bisher, so daß die Generalmajore, Majors und Leut nants keinen dergleichen in den Epauletten, die nächst Höhen: Chargen nur einen, und so fort, tragen. — In der Zeit vom 18. Juni bis 5. Octbr. sind in Dresden in Privathänsern an preußischen Trup pen einquartiert gewesen 129,686 Köpfe a» 768,493 Kopftagen ; sodann noch 3721 Pferde an 23,945 Tagen. Hierbei sind jedoch die auf städtische Kosten in den Gasthäusern untergebrachten Offiziere, sowie die in den Massenquartieren ebenfalls auf Rechnung der Comrnun untergebrachten Mannschaften und endlich die in den Casernen, Wachtlocalen rc. einquartierten Truppen nicht eingerechnet. Rechnet man diese Offiziere und Mann schaften hinzu, so dürfte sich in dem angegebenen Zeit räume die Zahl der Kopf-Tage immerhin aus 900,000 erhöhen. — Aus Leipzig und Zwickau wird das Er löschen der Cholera gemeldet; in Leipzig forderte die Seuche 1835 Opfer, in den übrigen Orten dieses Regierungsbezirks 1672, macht zusammen 3507. Löbau. Die bis jetzt bei der hiesigen Amtshaupt- mannschast angemeldeten Kriegsschäden belaufen sich auf 490,291 Thlr., wovon 244,671 Thlr. Einquar- tierungsanfwand sind, und zwar 216,767 Thlr. für 515,405 Köpfe und 27,904 Thlr. fiir 82,960 Pferde. Am meisten davon haben die Städte Löbau und Zittau gehabt, nämlich Löbau 55,094 Köpfe und 10,673 Pferde, Zittau 62,184 Köpfe und 22,227 Pferde. Außer der Einquartierung sind im gedachten Bezirk für Spannfuhren, Lieferungen u. s. w. 245,620 Thlr. berechnet. Berlin, Um denjenigen Heerführern, welche sich im letzten Feldzuge besondere Verdienste um die Füh rung der preußischen Armee erworben haben, eine ent sprechende Anerkennung gewähren zu können, hat die Regierung dem Abgeordnetenhause einen Gesetzentwurf überreicht, durch welchen sie zur Verleihung von Do tationen die Bewilligung von N/r Millionen Thalern au« den eingehenden Kriegsentschädigungen beansprucht. Die Motive zu diesem Gesetzentwurf weisen auf dis Jahre 1813 und 1814 zurück, wo König Friedrich Wilhelm III. ebenfalls den hervorragendsten Heerfüh rern seine Anerkennung durch Dotationen aussprach. — Die preußische Regierung wird noch in dieser Session des Landtags ein Gesetz, betreffend die Verant wortlichkeit der Minister, einbringen. — In der Borsig'schen Maschinenfabrik ist jetzt die 2000ste Locomotive in Angriff genommen worden. Italien. König Victor Emanuel wird nunmehr nach Florenz zurückgekehrt sein, und soll in nächster Zeit Beschluß über mehrere wichtige Angelegenheiten gefaßt werden. Hierher gehört die Reorganisation der Armee und der Civilverwaltung, sowie hauptsäch lich die römische Frage. Die französischen Truppen werden bis Ende December Rom verlassen haben. Mexiko. Kaiser Maximilian ist von der Regie rung abgetreten! Seine oft gegebene Versicherung, daß er sich unter den Trümmern seines Thrones begraben lassen wolle, ist also nicht erfüllt ; vielmehr hat sich der Kaiser, um einer Botschaft, welche der General Ca- stelnau ihm von Napoleon III. überbringen sollte, zu entgehen, aus seiner Hauptstadt weg und nach Vera- Cruz begeben, zuvor aber die Regierungsgewalt dem französischen Marschall Bozaine übergeben. Das Ge- sammtministerium ist ebenfalls abgetreten. Diesen Nachrichten wird nun zwar widersprochen, aber es sind viele Gründe für die Wahrscheinlichkeit vorhanden. General Castelnau ist bereits, in der Hauptstadt Mexiko eingetroffen und hat die Verwaltung des Landes über- uommen. Die Franzosen dürften nun baldigst das Land verlassen. — Der Zustand der Gemahlin des Kaisers, die in Miramare weilt, hat eine große Ver schlimmerung erlitten. Nach den neuesten Briefen ans Triest ist der Zustand der unglücklichen Kaiserin Char lotte hoffnungslos ; zu der Trübung der geistigen Kräfte hat sich eine kräftige Brustaffectiou (Tnberculose) ge sellt. Ein trauriger Ausgang ist in Kürze zu befürchten. Der Hauslehrer und die Gräfin. Ein Charakter-GemLlde von A. Schlönbach. (Fortsetzung.) Al« der Pfarrer nach Hause kam, saß die Mutter eben so matt und hungrig als piquirt und erregt da. Sie hatte mit dem Essen auf ihn gewartet; theilS aus Liebe und Fürsorge, theil« um ein Recht zu haben, dem Sohne zürnen zu dürfen. Sie sagte freilich nichts anders alS: „Ich bin recht hungrig! —" aber in dem Tone, womit sie cs sagte, in dem Mienenspiel, welches diese Worte begleitete, lag so viel Herbes und Zürnendes, daß eS der Scheltwvrte gar nicht bedurfte. Konrad fühlte heraus, daß hier noch etwas Anderes zum Grunde liege und er ahnte eine tiefe, doch heißkochende Eifersucht im Herzen der Mutter nicht falsch, denn jener Ton, jenes Mienenspiel erhöhten sich in ihrem Aus druck noch, als die Mutter jetzt die unscheinbare Frage lhat. „Du warst wohl bei der Gräfin?" „Ja, liebe Mutter." „Und wie ist es denn wegen deS Hauslehrers?" „Das wird sich wohl machen." „So so, so! — Ei, ei, ei, nun ja! nun ja! ist gut!" fieberte die unglückselig-krankhafte Frau, und wußte eigentlich nicht, warum sie sich so ärgerte »nd hätte sich strafen mögen, daß sie fich ärgerte und daß sie nicht froh war, froh für sich und ihren Sohn. — Da trat derselbe zu ihr heran, nahm mit der Rechten ihre Hand, strich ihr mit der Linken über Stirne und Wangen, sah ihr gut, liebevoll ins Gesicht und sagte mit unendlich weicher, rührend schöner Stimme: „Und die Frau Gräfin läßt Dich grüßen, freund lich grüßen." Da im Augenblick ging eine große Wandlung im Gemüthe der Frau vor: diese Zärtlichkeit, diese Güte des Sohnes, — der Druck seiner Hand, — die zarte Wärm« seiner weichen Fingerspitzen über ihr Gesicht, — sein rührender Ton — und der Gruß der Gräfin, der vornehmen,' reiche», schönen Gräfin, und dieser Grnß, so einfach, so natürlich, so liebevoll dargebracht: dies Alles rührte, erfaßte, erschütterte die Frau in seltsamer Weise; sie zitterte, bebte in Glück und Seligkeit, zu Reue uud Schmerz; dann fiel sie dem Sohne laut weinend an die Brust und rief: