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-.7 637 kurzer Frist zu lösen hat. Thatsächlich ist man heute noch ganz im Unklaren über die Form, unter welcher der Vertretungskörper nächstens einberufen werden soll; daß er aber einberusen wird, darüber ist kaum mehr ein Zweifel, da von der Dringlichkeit der Einführung des Constitutionalismus der Kaiser selbst überzeugt ist und ernstlich den Willen zu erkennen gab, daß die Ge schäfte der Regierung mit der Volksvertretung getheilt werden mögen. (D. A. Z) St. Petersburg. Unter einem furchtbaren An drange von Menschen fand am 15. Septbr. die Hin richtung Karakasow'S, der das Attentat auf den Kaiser unternahm, statt. Allgemein war das Gerücht vorher verbreitet, dem Meuchelmörder werde vom Ezaaren die Todesstrafe erlassen werden. Türkei. Die Wolken, die sich im Orient auf- thürmen, gewinnen täglich eine drohendere Gestalt. Die Bewegung im Epirus, wo bereits ein für die türkischen Truppen ungünstiger Zusammenstoß mit den Insurgenten stattgefunden; die Proclamirung der An nexion Candia's an Griechenland Seitens der Kretenser Generalversammlung trotz der Disposition der Pforte, den Ansprüchen der Candioten möglichst zu willfahren; endlich der Aufruhr in Syrien, der wieder sein Haupt erhebt und bei welchem die Truppen der Regierung eine Schlappe erlitten haben: all diese Thatsachen zei gen, daß die Pforte schwerlich im Stande sein wird, ohne andere Hülfe die Ordnung in ihren Provinzen wieder herzustellen. Von welcher Seite aber die fremde Hülfe kommen soll, darin liegt der Knotenpunkt der Frage. Ein bedenkliches Moment für die Situation ist, daß das nordamerikanische Geschwader, welches in Petersburg zum Besuche verweilte, Ordre erhalten hat, nach dem Mittelmeere zu gehen. Dieser Schritt dürfte Seiten der europäischen Seemächte eine gleiche Maß regel Hervorrufen. Kirchliche Nachrichten. Frauenstein. Sonntag, den '23. September, predigt Norm. Herr Diac. Lehmann. Nachm. Katechismusandacht für die männl.Jugend. Früh Uhr allgemeine Beichte durch Herrn Diac. Leh mann. Dippoldiswalde, vom 1. bis 15. Septbr. 1866. Geboren wurde: Hrn. Gartennahrungsbesitzer Juliur Herrmann Böhme in Oberhäselich ein Sobn. — Hrn. Schuh- machermstr. Aua. Emil Herrman Gareis allhier ein Sohn. -- Hrn. Mühlenhefitzer Ang. Fried. Schmidt allhier ein Sohn. — Hrn. Gutsbesitzer Johann Robert Böhme in Ulberndorf ein Sohn. — Hrn. Job. Gottlieb Rößler allhier ein Sohn. — Hrn. Mühlcnbesitzer Carl Wilhelm Schauer allhier ein Sohn. — Hrn. Gasthofsbesitzer Earl Fried. Aug. Einhorn allhier eine Tochter. — Hierüber eine uneheliche Tochter. Gestorbene: Herr Gustav Robert Petzold, Lieutenant a. D. allhier, alt 6b Jahr, starb an Lungenlähmung. — Frau Sophie verw. Richter geb. Beyer, aus Hennersdorf, z. Zeit hier, alt 75 Jahr, starb an Altersschwäche. — Carl Herrmanu Donner's, Handarbeiters allhier, ehel. Sohn, alt ein Jahr 11M. 5T., starb an Brustkatarrh. — Amalie Bertha Plischcl, weil. Gottfried Püschel's, Schneidermeister allhier, hinterlassene ehel. Tochter, alt 2 Jahr, starb an Lungenlähmung. — Carl Paul Teichert, Handarbeiters allhier, ehel. Sohn, alt 1 Jahr 6 M., starb an Darmkatarrh. — Anna Pauline Schubert, Wirthschaftsbesitzers in Ulberndorf, ehel. Tochter, alt 5 Monat, starb an Darmkatarrh. — Hierüber 1 unehel. Kino. Am 17. Sonnt, n. Trin. (Erntedankfest.) Comm. Herr Diac.Mühlberg. Vörm.-Pred.Derselbe. Rachm.Betstunde. Neueste Nachrichten. Ueber den Stand der Friedensverhandlungen wird der D. A. Z. angeblich nach persönlichen Mit theilungen aus den höchsten Kreisen des sächsischen Hofes Folgendes berichtet: Die sächsischen Truppen rüsten sich zum Rückmarsch nach Sachsen und sind theilweise schon auf dem Rüchmarsch be griffen. In spätestens acht Tagen werden dieselben auf säch sischem Boden sein. Der Friede ist vollständig geschlossen und paraphirt, die Bedingungen sind für Sachsen äußerst günstig. Preußen behält in Sachsen nur auf dem Königstein und den Dresdener Schanzen Position, und auch dies nur aus Zeit. Die sächsische Armee wird nicht aufgelöst, sie ent läßt nur ihre Reservemannschaften, nimmt die neuen sächsischen Rekruten auf und wird nach und nach auf preußischen Fuß gebracht, das preußische Militärgesetz tritt in Kraft; Dresden, Leipzig, Chemnitz, Bautzen rc. behalten sächsische Garnisonen, der Kronprinz schwört als Generalissimus dem König von Preußen den Eid der Treue. Ueber die Kriegskostenentschä digung verlautet nur so viel, daß selbige nicht über 6 Mill. Thlr. betragen wird, wovon noch die von Sachsen während des Kriegs geleisteten Lieferungen an Geld und Naturalien in Abzug kommen würden. Sachsen tritt in den Norddeut schen Bund und zwar gleichberechtigt neben den übrigen Mit gliedern des Bundes. Wil geben die obigen Mittheilen wieder, wie sie aus der gedachten Quelle zugemittelt worden. Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung, die ToUwuth der Hunde betreffend. Nachdem am 13. dieses Monats in dem Dorfe ReinhardSgrimma ein, bei der erfolgten bezirksthier- ärztlichen Sektion als zweifellos wuthkrank befundener Hund getöbtet worden ist, so wird die in der Bekanntmachung des unterzeichneten Königl. Gerichtsamtes vom 14. Juli und beziehendlich 10. August d. IS. (Weißeritz-Zeitung Nr. 55 und 63 v. I. 1866) gedachte Frist wegen Anlegung von Maulkörben an die Hunde bis zum 8. Deeember d. Js- hiermit verlängert. Dippoldiswalde, den 19 September 1866 Königliches Gerichtsamt. Drewitz. Erledigt wird hiermit die Bekanntmachung, einen in Cunnersdorf zugelaufenen taubstummen Knaben betreffend, vom 7. d. Mts., nachdem derselbe als der der Taubstummenanstalt in Dresden entlaufene Friedrich August Beuche! aus Wendischbohra ermittelt worden ist. Königliches GerichtSaMt. Dippoldiswalde, den 15. September 1866. Drewitz. Bieler.