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lange Tabakspfeifen, entweder in den Händen zu tragen, oder au« den Hinteren Rocktaschen gucken zu lassen, wa« höchst seltsam auSsieht. Doch, ländlich, sittlich! — E« wird nun wohl Zeit, diese etwas lang ausge fallenen Mittheilungen abzubrechen und den Lesern, deren GedutdSfaden höchst wahrscheinlich längst gerissen ist, hiermit Lebewohl zu sagen. Gegen die Cholera merke man sich dreierlei. 1) Durch richtige Des- iufection ist der Entwickelung und Ausbreitung der Cholera entgegenzutreten. — 2) Herrscht, wo man sich aufhält, die Cholera, dann suche man Warmhalten des Bauches, und zwar ganz besonders in der Nacht, katarrhalischen Durchfall (Cholerine) und den Ausbruch der wirklichen Cholera von sich abzuhalten. — 3) Würde man von der wirklichen Cholera befallen, so bestrebe man sich, aber so schnell als möglich, durch reichlichen Genuß wässerigen Getränkes den großen Verlust des Blutes an Wasser, welcher dieser Krankheit eigen ist, zu ersetzen, und dadurch die Bluteindickung mit ihren schlimmen Folgen zu verhüten. — Ein Arznei mittel, welches den übermäßigen Wasseraustritt aus dem Blute in den Darm zeitig genug zum Stillstand bringt, existirt zur Zeit noch nicht. 1. Was die DeSinfection betrifft, so muß dieselbe, aber schon wenn die Cholera zu nahen droht, darin bestehen, daß alle im Bereiche menschlicher Woh nungen vorhandenen Abfalls- und Auswurfstoffe, bei denen die Entstehung von Fäulnißproducten zu besorgen ist, desinficirt werden, weil faulende, von Thieren und Menschen stammende Stoffe einen günstigen Boden zum Keimen des Choleragiftes abgeben. Vorzugsweise sind Senkgruben und Appartements, zumal dann, wenn diese von aus Choleragegenden kommenden Reisenden benutzt werden, zu desinficiren. Ist die Cholera wirklich da, so ist eS nothwendig, den Fäulnißprozeß aller von Cho- kerakranken kommenden Stoffe, zumal der Excremente, durch DeSinfection zu unterdrücken. Auf welche Weise die DeSinfection vorzunehmen, ist als bekannt anzuneh men. Höchstens ließe sich noch erwähnen, daß das Günthersche DesinfectionSpulver, sowie eine Mischung (2 Loth derselben auf 1 Cubikfuß Excremente) von 20 Theilen Eisenvitriol, 75 Theilen Ghps und 5 Theilen Kreosot (Carbolsäure) von Manchem dem bloßen Eisen vitriol vorgezogen wird, daß die Leib- und Bettwäsche von Cholerakranken auch in Kreosotwasser (1 Loth auf 100 Quart Wasser) eingeweicht und dann darin gekocht werden kann, daß die Krankenzimmer mit Kreosotwasser auszuwaschen sind. 2. Das Warmhalten des Bauches, und zwar ganz besonders in der Nacht, kann am besten durch eine Bauchbinde (von Flanell u. s. w.) erreicht werden ; nur darf dieselbe im Schlafe nicht herab- oder hinaufrutschen, daß der Bauch unbedeckt ist. Wer sehr unruhig schläft, trage in der Nacht bis in die Magen grübe reichende Schwimmhosen von Flanell. — Es ist das Warmhalten des Bauches aber deshalb durchaus nöthig, weil Kühl- oder Kaltwerden desselben die Dis positionen zum Durchfalle und zum Ausbruche der wirklichen Cholera veranlaßt. — Jeder, auch der leich teste Durchfall muß, wenn man zwischen Cholerakranken lebt, sofort berücksichtigt und gehörig diätetisch behan delt werden. (Arzneimittel sind dabei ganz unnöthig.) Man vermeide zu diesem Zwecke sehr kalte Getränke und schwerverdauliche, (besonder« Pflanzen-) Nahrung, kaue feste Speisen recht ordentlich; genieße warme- Schleimige« und wärme den Bauch. 3. Wird man von der wirklichen Cholera heim gesucht, dann setze man sein Vertrauen ja nicht bloS auf eine Medicin, welche den Durchfall und das Er brechen mit Gewalt stillen soll, denn zur Zeit existirt noch kein Arzneimittel, welches die rapide Wasseraus- suhr aus dem Blute in die Höhle des Darmcanals hin hemmen könnte. Man strebe lieber darnach, so schnell als möglich die gefährlichen Folgen dieses Was- seraustritteS, — und das sind die aus der dem großen Wasserverluste nothwendig folgenden Eindickung des Blutes hervorgehenden Störungen des Blutlebens, — diese also möglichst ungefährlich zu machen. Dies dürfte aber wohl nicht anders zu ermöglichen sein, als daß dem eingedickten Blute die nöthige Menge Wassers wieder zugeführt wird. Es ist nicht unmöglich, daß Einspritzungen von Wasser oder lebenden Blutes in die Adern von Bortheil sind; zur Zeit existiren darüber noch keine hinreichenden Erfahrungen. Also wird man wohl versuchen müssen, dem Blute das Wasser auf dem gewöhnlichen Wege, durch Trinken, vom Magen aus zuzuführen. Heißes Wasser, weil es schneller die Magen- und Gefäßwand durchdringt, ist dem kalten Wasser weit vorzuziehen. Ersteres muß nun aber nicht etwa blos täßchenweise und in größeren Zwischenräumen, son dern oft (alle 5 bis 10 Minuten) becherweise getrunken werden, und zwar immerfort, auch wenn es zum gro ßen Theile wieder mit ausgebrochen wird. Man kann dem heißen Wasser Wohl auch eine kleine Quantität Spirituöses (Wein, Rum, Eisenliqueur u. dgl.) zusetzen. Niemals darf man aber dem Kranken, der oft sehr apathisch ist, das Trinken nach seinem Gutdünken und Willen gestatten ; er muß trinken und braucht deshalb eine strenge Abwartung. Da sich der Wassermangel des Blutes beim Kranken, der meist auch trotz seiner äußern Kälte eine große innere Gluth empfindet, durch heftigen Durst ausspricht, so dient es sehr zur Erquickung desselben, wenn er von Zeit zu Zeit zwischen dem hei ßen Wasser ein Glas kaltes Getränk (gutes Bier, Mein, Champagner und dgl.) bekommt. Das Bewässern des eingedickten Blutes muß so lange energisch fortgesetzt werden, bis der Blutlauf wieder ordentlich vor sich geht, die Kälte, bläulichgraue Färbung und Trockenheit der Haut weicht, und fich die ersten Spuren von Urin absonderung zeigen. Denn neben den reichlichen Aus leerungen von wässriger, trüber, grauweißlicher (reis wasserähnlicher) Flüssigkeit charakterisiren die Verän derungen der Haut (Trockenheit, Kälte, bläulichgraue Färbung), sowie das Stocken der Urinabsonderung die wirkliche asiatische Cholera am meisten. Schließlich dem Leser noch die Versicherung, daß die unter 2 und 3 gegebenen Rathschläge von Unter zeichnetem nicht etwa am Schreibtische ausgeklügelt worden sind, sondern aus der Erfahrung stammen. vr. Bock. Vermischtes. (Eine ruhige Sterbestunde.) Vor einigen Tagen erlag im Militärspitale im Prater zu Wien ein sächsischer Soldat seinen in der Schlacht bei Königgrätz erhaltenen Wunden. Drei Tage vorher hatte der Aermste, der seinen Tod ahnte, keine Ruhe. Das Schicksal seines einzigen Kin des, welches er, da er Wittwer, nun als Waise in der