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mit der bisherige Konflikt für immer um so sicherer abgeschlos sen werden wird, als zu erwarten steht, daß die politische Lage des Vaterlandes eine Grenzerweiterung des Staates und Einrichtung eines einheitlichen Bundesheeres unter Preu ßens Führung gestatten werde, dessen Lasten von allen Bun desgenossen gleichmäßig zu tragen sind. „Vorlagen,, welche behufs der Einberufung einer Volks vertretung der Bundesstaaten erforderlich sind, werden dem Landtage unverzüglich zugehen. , „Meine Herren! Mit Mir fühlen Sie, fühlt das ganze Vaterland die Wichtigkeit des Augenblickes, der Mich in die Heimath zurückgesührt. Möge die Vorsehung ebenso gnaden reich Preußens Zukunft segnen, wie sie sichtlich dessen jüngste Vergangenheit segnete. Das walte Gott!" Würtemberg. Der Waffenstillstand mit Preußen ist abgeschlossen worden, unter Feststellung einer Grenzlinie, die über Heidelberg, Jaxtfeld und Feslchtwängen geht. DaS Staats- und Privateigen- thüm wird bei Verpflegung der Truppen geschont. Baiern. Zwischen dem General v. Manteuffel und dem Prinzen Karl von Baiern ist ein Waffen stillstand Sv ertrag, der auch für Mainz Gültigkeit hat, abgeschlossen worden. Die Preußen besetzen Würz burg; die Stadt wird als eine friedliche betrachtet. Eine Cöntribution wird nicht erhoben, für die geleistete Verpflegung billige Entschädigung geleistet; Festung und Vorstadt bleiben von den Baiern besetzt. Augöburg. Wie der englische Gesandte, so haben nunmehr auch die Gesandten Frankreichs, Spaniens und Belgiens Augsburg verlassen. Nur der russische Gesandte ist noch hier geblieben, der einzige von sämmt- lichen fremden Repräsentanten am früher« Bundestage. WlÜl. Wenn nicht alle Zeichen trügen, so ist der Abschluß des Friedens nahe. Oesterreich tvird lieber jedes Opfer bringen, als seine Provinzen noch länger durch feindliche Requisitionen zur Verzweiflung zu bringen. Der österreichische Grundbesitz ist in den letzten Jahren ohnedies sehr Hart mitgenoütmen worden. Abgesehen nämlich von den hohen Steuern, ist er durch Vie billigen Getreidepreise nahezu verarmt. Wenn nUn noch CalarNitäten wie die gegenwärtigen dazu kommen, so wird die Regierung nach hergestelltem Frieden wohl keine Steuern von dem ruinirten Grundbesitzer erwarten dürfen, sondern wird demselben vielmehr Vorschüsse und änderweitige Unterstützungen gewähren müssen. Das selbe gilt auch von der Industrie, die gleichfalls durch die Zollpolitik der Regierung, sowie durch den forcirten Rückgang des Silberagio's, sehr stark gelitten und nun durch Verkehrsstörungen, durch feindliche Ocupation und durch mit dem Kriege im innigsten Zusammenhänge stehende Calamitäten fast an den Bettelstab gebracht worden sein soll. Inwiefern sich diese Behauptung als richtig herausstellt, läßt sich vorläufig nicht erörtern, weil vorerst die vom Feinde besetzten Provinzen geräumt sein müssen; allein selbst im allergünstigsten Falle wird die Regierung auch von den Industriellen nur geringe Quoten von den feit Monaten rückständigen Steuern hereinbekommen können, abgesehen davon, daß sie auch Viesen Kreisen reichliche Unstützungen wird zuwenden müssen, wenn auch nur zu dem Zwecke, um dieselben in den Stand zu setzen, das zahlreiche Arbeiterprole tariat zu erhälten und zu ernähren. — Ferner schreibt man von anderer Seite: „Die eigentlichen Friedensverhandlungen, welche im preußi schen Hauptquartier gepflogen werden, nehmen einen schneller», und günstiger»» Verlauf, als dies gehofft werden konnte, und ist die EßwartunK nicht unberechtigt, daß auf Grund der, wie bekannt, bereits ratifieirttn Friedenspräliminarien das eigentliche Friedensinstrument noch im Laufe der Woche vom 5. bis 11. August dtr Ratification der betreffenden Souveräne wird Unterbreitet werden können." — DaS plötzliche Auslaufen der französischen Flotte von Toulon bringt man mit den militärischen Bewegungen in den Donaufürstenthümern in Verbin dung, und allgemein herrscht die Besorgniß, daß jetzt die orientalische Frage zum offenen Ausbruch gelangen, dem deutschen Krieg der orientalische folgen werde. Florenz. Ein königl. Deere! verordnet die Auf bringung von 350 Millionen Francs durch eine Nati onalanleihe. Dieselbe soll zu 95 Procent emittirt wer den. Die Anleihe wird mit 6 Procent für den No minalwerth verzinst, wovon 5 Procent als Interesse»» gezahlt und 1 Procent zu Prämien verwandt werden. Die halbjährlich stattfindenden Ziehungen werden Ge winne von 100 bis 100,000 Francs enthalten. Aus den Lazarethen in Böhmen. Der „Schlesischen Zeitung" entnehmen wir folgenden Bericht aus Böhmischkrut vom 26. Juli: „Wer je Gelegenheit hatte, kurz nach einer Schlacht Feld- oder improvisirte Lazarethe zu besuchen oder darin thätig zu sein, behält Zeit seines Lebens einen bleibmden Eindruck. Fast noch schauerlicher ist ein aller Bequemlichkeit entbehrendes Choleralazareth. Es war direkt nach den Kämpfen von Skalitz, Traute- nau, Sohr, Burkersdorf und Königgrätz, als ich Gelegenheit nahm, die Verbandplätze und neu angelegten Lazarethe zu besuchen. Unser Medicinalwesen ist in dieser Beziehung noch unvollständig. Bekanntlich gehören zu jedem Armeecorps ein leichtes und ein schweres Feldlazareth mit einer unzureichen den Zahl von Aerzten. Das leichte Lazareth mit der Kran kenträgercompagnie hat die Pflicht, direct in der Schlacht thätig zu sein, während das sogenannte schwere Lazareth seine Thätigkeit weiter rückwärts entfaltet und besonders für den Transport der Verwundeten nach entferntem Lokalitäten Sorge zu tragen hat. Nach dem Urtheil von Sachverständigen wäre die Anzahl der ambulanten Lazarethe jedes Armeecorps bei größern Schlachten aber nur für eine Brigade ausrei chend, und müßten wir mithin viermal so viel dergleichen Anstalten haben, wenn sie dem Zweck im Allgemeinen ent sprechen sollen. Zahlen sprechen am besten dafür. In den Gefechten von Nachod und Skalitz rc., den 27., 28. und 29. Juni, wo bekanntlich das 5. Armeecorps enga- girt war, wurden 1500, meistens Schwerverwundete, auf die Verbandplätze und in die Lazarethe gebracht. Bei dieser enor men Masse von Hülsesuchenden war das einzige schwere Feld lazareth Nr. 5 unter Oberleitung des Oberstabsarztes Schmundt mit acht Aerzten beschäftigt. Mit welch enormer Anstrengung und Ausdauer die Herren drei Tage ununterbrochen gearbeitet haben, kann nur der beurtheilen, der Zeuge dieser Thätigkeit war. Fast dasselbe Verhältniß stellte sich bei Trautmau, Burkersdorf, Wichesta, Roznitz und Pardubitz -c. heraus. Nur selten wurde bis jetzt der Aufopferung der preußischen Aerzte gedacht, und halte ich es für meine Pflicht, auch ihrer zu erwähnen, da sie allein im Stande waren, das all gemeine Elend durch Ausdauer und übermenschliche An strengungen zu mildern. Es war der dritte Tag nach der Schlacht; wir hatten bereits mehrere Lazarethe, die in den Ortschaften auf dem