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„Dis Neugestaltung Deutschlands" betitelt sich ein Artikel in der „D. Allg. Zt.," dem wir folgende Stellen entnehmen: Norddeuschland wird zum allergrößten Theile preußisch; Preußen wird ein Gebiet von 6333 Qua- dratmeilen mit 23,266642 Einwohnern umfassen. Neben Preußen werden in Norddeutschland noch sortbestehen: das Königreich Sachsen mit 272 Quad ratmeilen und 2,400000 Einwohnern ; die beiden Meck lenburg mit zusammen 294 Quadratmeilen und 660000 Einwohnern; das Herzogthum Bruun schweig (bis zu seinem Anfall an Preußen nach dem Tode des Herzogs) mit 67 Quadratmeilen und etwa 300000 Einwohnern; Oldenburg mit 114 Quadratmeilen und etwa 320000 Einwohnern; Anhalt mit 48 Quadrat meilen und etwa 200000 Einwohnern; Sachsen- Weimar mit 68 Quadratmeilen und etwa 290000 Einwohnern ; Meiningen (wenn dies nicht auch an- nectirt wird) mit 45 Quadratmeilen und etwa 195000 Einwohnern; Altenburg mit 24 Quadratmeilen und 144,000 Einwohnern; Koburg-Gotha mit 36 Qua dratmeilen und etwa 170000 Einwohnern ; die beiden Schwarzburg zusammen mit 33 Quadratmeilen und etwa 144000 Einwohnern ; Reuß j. L. mit 15 Quadrat meilen und 70000 Einwohnern (was aus Reuß ä. L. mit seinen 6 Quadratmeilen und 45000 Einwohnern wird, weiß man noch nicht); Schaumburg-Lippe mit 8 Quadratmeilen und 32,000 Einwohnern; Lippe- Detmold mit 20 Quadratmeilen und 112000 Ein wohnern; Waldeck mit 20 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern; die drei Hansestädte mit zusammen 15 Quadratmeilen und 442000 Einwohnern ; Alles in Allem also etwa 1080 Quadratmeilen und wenig über 5,500000 Einwohnern, eine Ländermasse, die dem Flä chenraum nach etwas über den sechsten Theil, der Ein wohnerzahl noch noch nicht einmal den vierten Theil Preußens repräsentiren wird. Diesem Norddeutschland soll sodann ein Süd deutschland gegenüberstehen, welches zur Zeit aus Baiern, Würtemberg, Baden und Hessen- Darmstadt besteht, wovon aber wahrscheinlich Baden ganz abgeht, indem dieses nach seiner neuesten politi schen Wendung muthmaßlich dem norddeutschen Bunde möglichst bald beizutreten Anstalt machen wird, ferner ein ziemliches Stück von Hessen-Darmstadt (Oberhessen), welches angeblich zu den Gebietserweiterungen Preußens geschlagen werden soll, während endlich noch zweifelhaft ist, ob nicht Preußen auch von den thatsächlich von ihm besetzten und theilweise auch bereits formell „in Besitz genommenen" Gebietsstücken Baierns und Würtembergs eins und das andere (Baireuth! Ansbach!) für sich als bleibendes Eigenthum beanspruchen wird. Nehmen wir an, daß Baden mit seinen 278 Qua dratmeilen und 1,500000 Einwohnern noch dem nord deutschen Bunde beitritt (wonach dessen Gesammtgebiet sich auf 7768 Quadratmeilen und 30,600000 Einwoh ner stellen würde), so bleiben für Süddeutschland: Baiern mit 1385 Quadratmeilen und etwa 5 Mill. Einwohnern (wenn es nicht durch den Frieden Einbuße erleidet), Würtemberg mit 354 Quadratmeilen und nahezu 1,800000 Einwohnern (unter der gleichen Vor aussetzung), endlich Hessen-Darmstadt mit 80 Quadrat meilen und gegen 600000 Einwohner, zusammen 1819 Quadratmeiten mit 7,400000 Einwohner. Welche Art von Verfassung dieser süddeutsche Bund sich geben, ob er überhaupt zu Stande kommen wird, ist schwer vorauszusagen. Ist iw Norden das Miß- verhältniß des einen größten zu den vielen kleinen und kleinsten Staaten für ein bundesstaatliches Zusammen wirken jedenfalls unbequem, so ist der zu geringe Ab stand der Größe, der wenigstens zwischen zweien der süddeutschen Staaten, Baiern und Würtemberg herrscht, geradezu ein Hinderniß der Unterordnung des einen unter den andern. Natürlich fehlen einem solchen lockern Bunde die Voraussetzungen wirklicher Machtentfaltung (wie man schon jetzt beim deutschen Bunde gesehen), und der „süddeutsche Bund" wird daher entweder gar nicht zu Stande kommen, oder sich an eine stärkere Macht an lehnen müssen. Der Zug der öffentlichen Meinung, wie er sich schon jetzt, bei der bloßen Befürchtung einer solchen Trennung vom Norden, in zahlreichen lebhaften Kundgebungen unverkennbar äußert, wird hoffentlich dahin führen, daß sie nur von kürzester Dauer ist, ein förmlicher süddeutscher Bund für sich gar nicht zu Stande kommt, vielmehr eine Vereinbarung über einen Anschluß auch dieser Staaten an den bereits geeinigten Norden in kürzester Frist stattfindet. Tagesgefchichte. Dresden. Aus guter Quelle hören wir, daß die königlich sächsische Landescommission, nachdem das Ver- hältniß Sachsens zu Norddeutschland im wesentlichen festgestellt sei, nun auch der Vorbereitung der Parla mentswahlen sich unterziehen wird. — Die Vorstellungen des kgl. HoftheaterS ha ben wieder begonnen und werden nunmehr ihren regel mäßigen Fortgang haben. — Freitag, 10. August, wird vor dem kgl. Ober appellationsgericht zu Dresden die öffentliche Verhand lung über die von dem in erster Instanz wegen Ermor dung des Kaufmanns Markert in Leipzig zum Tode verurtheilten Schneidergesellen Künschner eingelegte Be rufung stattfinden. — Die Zahl der Cholerakranken vermindert sich in erfreulicher Weise alltäglich. Am 2. August war nur noch ein Bestand von 7 Kranken im Stadt krankenhause. — Sämmtliche Fahrzeuge, welche sächsischen Unterthanen gehören, sind zum Verkehre auf der Elbe im kgl. preuß. Stromgebiete wieder freigelassen worden. — Die Eisenbahnstrecke Bodenbach-Prag ist jetzt ebenfalls wieder fahrbar; doch dürfte dieselbe in den nächsten Tagen ausschließlich für Militärtransporte in Anspruch genommen werden. — Die sächsisch-böhmische Dampfschifffahrt hat jetzt auch eine Erweiterung in ihren Fahrten ein treten lassen. (Sein Fahrplan in heutiger Nr. d. Bl.) Dresden. Es verlautet mit Bestimmtheit, daß von den sämmtlichen sächsischen Städten (?) er hebliche Co ntribution en ausgeschrieben werden wür den.^?) Die Maßregel würde dadurch motivirt, daß Preußen von dem eroberten Sachsen nur die militärische Einverleibung und die andern Bedingungen der Bun desreform verlangt, daß Preußen jetzt für seine Armee monatlich 7 Mill. Thlr. aufbringt, daß ein hoher Etat